Spanische Sprache
Spanisch (español, castellano) | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Spanien, Mexiko, Peru, Kolumbien, Argentinien, Chile, Venezuela, Nicaragua, USA, Costa Rica, Kuba, und 34 weiteren Ländern | |
Sprecher | 360 Millionen (Muttersprachler) (Platz 2) 417 Millionen (Zweitsprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
| |
Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Spanien, Mexiko, Peru, Kolumbien, Argentinien, Chile, Venezuela, Nicaragua, Costa Rica, Kuba, und 13 weitere Länder sowie der Europäischen Union, der UNO und der OAS | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
es | |
ISO 639-2 | (B) spa | (T) |
Die spanische Sprache (Spanisch; span. español, castellano) gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen und wird manchmal mit dem Portugiesischen und Katalanischen in die engere Einheit des Iberoromanischen eingeordnet. Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gliedert das Spanische zusammen mit dem Französischen, dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen in die Westromania ein.
Da die spanische Schriftsprache vom Sprachgebrauch der zentralspanischen Region Kastilien geprägt wurde, und um die Sprache von den anderen in Spanien gesprochenen romanischen Idiomen (vor allem Galicisch und Katalanisch) sowie der Nationalitätsbezeichnung „Spanisch“ abzugrenzen, findet man auch die Bezeichnung castellano („kastilische Sprache“). Während diese Bezeichnung in Spanien vorwiegend von Sprechern der anderen Sprachen (Katalanisch, Galicisch, Baskisch) benutzt wird, um dem Spanischen den Vorherrschaftsanspruch durch den Gleichklang des Namens der Sprache und des Landes abzusprechen, wird die Bezeichnung castellano in Hispanoamerika ohne politischen Hintergedanken verwendet.
Spanisch wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Im modernen Spanisch werden der Akut-Akzent für Vokale und die beiden Zeichen ñ und ü verwendet. In vielen Wörterbüchern finden sich auch das ch und das ll noch als eigenständiger Buchstabe.
Die Sprachkürzel nach ISO 639 sind es
und spa
.
Verbreitung
![]() |
Mundo hispanohablante |
Spanisch ist Amtssprache in folgenden Ländern (in Klammern Anzahl der Muttersprachler):
|
In der britischen Kolonie Gibraltar ist Spanisch neben Englisch ebenfalls Amtssprache.
In folgenden weiteren Gebieten wird Spanisch – teilweise aufgrund der kolonialen Vergangenheit – von einem größeren Bevölkerungsanteil gesprochen: Andorra, Belize, Marokko, Niederländische Antillen, Philippinen, Trinidad und Tobago, Westsahara, Brasilien (Portunhol), Puerto Rico.
Spanisch wird gegenwärtig von ca. 360 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Damit hat das Spanische 20 Millionen Muttersprachler mehr als das Englische. Die meisten Spanisch-Sprecher leben in Süd- und Mittelamerika. Inklusive Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf ca. 420 Millionen. Damit ist Spanisch – nach Mandarin-Chinesisch, Hindi und Englisch - die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt.
Als offizielle Amtssprache dient Spanisch in der Europäischen Union, in der Organisation Amerikanischer Staaten sowie bei den Vereinten Nationen.
Geschichtliche Entwicklung
Vorromanischer Einfluss
Die ältesten uns bekannten Bewohner der Iberischen Halbinsel sind die Iberer, die ein Volk afrikanischen Ursprungs sind. Um 600 v. Chr. kommen die Kelten über die Pyrenäen, die sich daraufhin mit den Iberern zu den Keltiberern vermischen. Das Baskische ist der einzige sprachliche Überrest aus jener Epoche, das noch von ca. 850.000 Menschen am Golf von Biskaya beiderseits der spanisch-französischen Grenze gesprochen wird.
Gibt ein erobertes Volk die eigene Sprache nach einer Periode der Zweisprachigkeit zu Gunsten der prestigeträchtigeren Sprache der Eroberer auf, so wirken sich dennoch Sprechgewohnheiten (vor allem in Lautung und Wortschatz) auf die neue Sprache aus, und man bezeichnet die aufgegebene Sprache als Substrat. Das Keltiberische wirkte sich wie folgt aus:
- Sonorisierung der intervokalischen Verschlusslaute p;t;k zu b;d;g (amica->amiga).
- Lenition des Nexus [kt] über [çt] zu [it]. Im Kastilischen entwickelte sich der Nexus weiter. Das t wurde durch vorangehenden Palatal ebenfalls palatalisiert. Daher nocte->noche.
Das Baskische ist ein Adstrat, da keine der Sprachen aufgegeben wurde. Auf baskischen Einfluss ist folgendes Phänomen zurückzuführen: Ersatz des anlautenden f durch h, das jedoch im weiteren Verlauf aspiriert wurde. (farina->harina, factu->hecho)
Lateinische Grundlage
Im 3. Jahrhundert v. Chr. beginnen die Römer mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel. Zu jener Zeit werden hier (abgesehen von einzelnen Dialekten) Iberisch, Keltisch, Keltiberisch, Baskisch und Griechisch gesprochen. Unter Kaiser Augustus befindet sich die gesamte Halbinsel in römischer Hand.
Durch eine starke militärische Präsenz und durch zahlreiche römische Beamte verbreitet sich die lateinische Sprache dort sehr schnell. Latein wird so zur Kultursprache, die Ursprachen werden allmählich zurückgedrängt. Nur in den westlichen Pyrenäen stößt das Lateinische auf stärkeren Widerstand, wodurch dort die Ursprache (Baskisch) erhalten bleibt.
Germanischer Einfluss
Als die Goten im Jahr 414 in Spanien einfallen, spricht man schon auf der gesamten Halbinsel Latein mit lokaler Färbung. Obwohl die Goten für die darauffolgenden drei Jahrhunderte die Herrschaft in Spanien haben, beeinflussen sie weder Sprache noch das soziale Leben sehr tief. Ein Grund dafür, dass sich Spanier und Goten nicht vermischen ist hauptsächlich religiösen Ursprungs: die Spanier sind Katholiken, die Goten Arianer. Als im Jahr 589 König Rekkared I. mit seinem Volk zum Katholizismus übertritt, verschwindet das Gotische bald vollkommen.
Dennoch gibt es ein paar wenige Wörter im Spanischen, die germanischen Ursprungs sind. Man nimmt aber an, dass diese nicht durch die Goten, sondern schon vorher durch die Römer, die in Gallien mit germanischen Stämmen in Berührung gekommen waren, nach Spanien gebracht wurden.
Arabischer Einfluss
Einen tiefgehenden und dauerhafteren Einfluss auf das Spanische haben die arabischen Eroberer, die 711 von Afrika aus ihre Expansion nach Osten und Norden der Halbinsel beginnen. Sie besetzen ganz Spanien mit Ausnahme des Kantabrischen Gebirges, wo eine kleine Schar Spanier Zuflucht sucht und die spätere Rückeroberung (Reconquista-Bewegung) Spaniens organisiert.
Als im Jahr 1492 diese Rückeroberung mit dem Fall von Granada abgeschlossen ist, sind schon viele arabische Elemente in das Spanische aufgenommen. Anschließend werden aber wieder einige arabische Wörter aus dem spanischen Wortschatz ausgestoßen. Nach Auswertung des Wörterbuches der Real Academia Española von 1995 enthält das heutige Spanische noch 1285 Entlehnungen aus dem Arabischen (Arabismen) (vgl. hierzu Volker Noll in Romania Arabica, Fs Kontzi, 1996, S. 299–313).
Somit ist das Spanische die romanische Sprache mit den meisten arabischen Lehnwörtern; es handelt sich dabei nicht nur um Kulturbegriffe, sondern auch um Bezeichnungen für Begriffe des alltäglichen Lebens, z. B. aceite: „Öl“, aceituna:(auch: oliva) „Olive“.
Das Wort ojalá ("hoffentlich") ist eine hispanisierte Form der arabischen Redewendung Inschallah (ان شاء الله) und bedeutet eigentlich "So Gott will".
Arabische Lehnwörter und ihre Ableitungen finden sich in den folgenden Wortschatzbereichen: Verwaltung und Staatswesen, Heerwesen, Münzprägung, Naturwissenschaften, Landwirtschaft (Ackerbau, Bewässerungsanlagen), Hausrat, Kleidung, Speisen, Pflanzen- und Tierbezeichnungen und andere.
Das heutige Spanisch
Das Lateinische, das von den Römern nach Spanien gebracht wird, ist nicht die klassische lateinische Sprache, sondern die gewöhnliche Umgangssprache der Legionäre (Vulgärlatein). Aus dieser Sprache entwickeln sich mit der Zeit unter verschiedenen geographischen und ethnographischen Einwirkungen unterschiedliche romanische Dialekte. Einer dieser Dialekte, das Kastilische, entsteht in einer schwach romanisierten Gegend im Norden Spaniens, im Grenzgebiet der heutigen spanischen Provinzen Burgos, La Rioja, Vizcaya und Álava. Dieser Dialekt Altkastiliens zeichnet sich dadurch aus, dass er stärker von den vorromanischen Sprachen (Baskisch) geprägt ist und wird später durch politische Umstände zur Schrift- und Nationalsprache Spaniens.
Es sind nämlich die Grafen Altkastiliens, die in andauernden Kämpfen gegen die Araber ihr Staatsgebiet nach Süden hin erweitern. Im Verlauf dieser Reconquista-Bewegung schiebt sich das Altkastilische wie ein Keil in das übrige romanische Sprachgebiet hinein und drängt die anderen Sprachformen an die westliche (Asturisch-Leonesisch und Galicisch, aus dem sich später Portugiesisch entwickelt) und östliche (Aragonesisch, Katalanisch) Peripherie des Landes ab, wodurch sich der Bereich der kastilischen Sprache enorm vergrößert.
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wird Kastilien zum Königreich ausgerufen und im Jahr 1085 Toledo zur Hauptstadt bestimmt. So wird die kastilische Mundart zur Hof- und Umgangssprache des jungen Königreichs. Von sprachpolitischer Bedeutung sind die Reformen Ferdinands III. (1217–1252) und Alfons X. (1252–1282), durch die das Lateinische als Urkundensprache abgeschafft wird, und das Kastilische diese Funktion übernimmt.
Schon im Verlauf des späten Mittelalters verbreitet sich das Kastilische nicht nur als Schriftmedium, sondern auch als gesprochene Sprache außerhalb Kastiliens. Nach der Vereinigung von Kastilien und Aragón (1479) wird es zur Staatssprache des Königreichs Spanien.
Das Spanische wie wir es heute kennen, ist also eine Weiterentwicklung der lateinisch-kastilischen Mundart mit toledanischer Färbung.
Im Jahr 1713 entsteht nach französischem Vorbild die „Real Academia de la Lengua“, die als anerkannte Autorität in Sprachfragen gilt. Zwischen 1726 und 1739 wird das „Diccionario de Autoridades“ herausgegeben, im Jahr 1771 erscheint die Grammatik der Akademie.
Rechtschreibung
Die Rechtschreibung des Spanischen kommt dem Ideal recht nahe, Laut für Laut das gesprochene Wort nachzubilden. So werden häufig auch übernommene Fremdworte in ihrer Schreibung so angepasst, dass sich die Aussprache wieder automatisch ergibt (Beispiel: englisch bacon wird zu Spanisch béicon). Bei den lateinamerikanischen Varianten gilt dies nur mit Einschränkungen (teilweise werden Buchstaben anders ausgesprochen wenn das Wort indianischen Ursprungs ist, besonders „ll“ und „x“).
Siehe auch: Spanisches Alphabet
Phonologie
Siehe auch: Aussprache der spanischen Sprache
Vokale
Das Spanische besitzt 5 Monophthonge.
vorne | zentral | hinten | |
---|---|---|---|
geschlossen | |||
mittel | |||
offen |
Konsonanten
Das Spanische hat 24 Konsonanten. Die Frikative sind Allophone von .
bilabial | labio- dental |
dental | alveolar | post- alveolar |
palatal | velar | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Plosive | |||||||
Affrikaten | |||||||
Nasale | |||||||
Flaps/Trills | |||||||
Frikative | |||||||
Approximanten | |||||||
Laterale |
Quelle: SAMPA für Spanisch (englisch)
Hörbeispiel
Adiós, hasta mañana. (27 KB) – „Auf Wiedersehen, bis morgen.“
¿Qué hay de nuevo? (24 KB) – „Was gibt's Neues?“
Yo estoy bien, gracias, ¿y tú? (29 KB) – „Danke, mir geht es gut, und Dir?“
Gesprochen von einem Einwohner Madrids.
Grammatik
Perfecto
Das Perfecto ist ein Tempus der spanischen Sprache, der seine deutsche Entsprechung im Perfekt findet. Im Perfecto werden Umstände dargestellt, die in der Vergangenheit ihren Anfang fanden und bis in die Gegenwart anhalten. Das Perfecto wird mithilfe des Hilfsverbs haber und dem Partizip Perfekt des Verbs gebildet. Dazu werden an die Stämme der zu konjugierten Verben -ado (bei Verben auf -ar) bzw. -ido (bei Verben auf -er und -ir) angehängt; haber wird den Personen entsprechend konjugiert.
In vielen Ländern Lateinamerikas wird das Perfecto vor allem in der gesprochenen Sprache kaum verwendet, sondern durch das Indefinido ersetzt.
Signalwörter sind: hoy, esta semana, éste mes / año..., nunca, todavía, aún, en nuestro siglo, hace poco
Regelmäßige Konjugation
Lediglich das Hilfsverb haber wird dem Subjekt in Genus und Numerus angeglichen.
Bsp.: tomar
yo he tomado
tú has tomado
usted, él, ella ha tomado
nosotros hemos tomado
vosotros habéis tomado
ustedes, ellos, ellas han tomado
Bsp.: comer
yo he comido
tú has comido
usted, él, ella ha comido
nosotros hemos comido
vosotros habéis comido
ustedes, ellos, ellas que han comido
Bsp.: vivir
yo he vivido
tú has vivido
usted, él, ella ha vivido
nosotros hemos vivido
vosotros habéis vivido
ustedes, ellos, ellas han vivido
Unregelmäßige Konjugation
Die Partizipien (PPP) einiger Verben werden nicht nach der herkömmlichen Bildungsregel gebildet. Da sie nicht erschlossen werden können, müssen sie auswendig gelernt werden.
Die wichtigsten unregelmäßigen PPPs:
- abrir – abierto: (yo) he abierto – ich habe geöffnet
- decir – dicho: (tú) has dicho – du hast gesagt
- escribir – escrito: (él/ella/usted) ha escrito – er/sie/Sie hat/haben geschrieben
- hacer – hecho: (nosotros/-as) hemos hecho – wir haben gemacht/getan
- poner – puesto: (vosotros/-as) habéis puesto – ihr habt gekonnt (idF.: konntet.)
- traer – traído: (ellos/ellas/ustedes) han traído – sie/sie/Sie haben gezogen
- ver – visto: analog zum obigen
- volver – vuelto: analog zum obigen
Das amerikanische Spanisch
In den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum Kastilischen auf.
Diese sind in der Schrift- und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular. Nicht zuletzt sind diese Abweichungen auf den (in den einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss verschiedener indigener Sprachen zurückzuführen.
Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht, auf grammatikalischem Gebiet sind aber bis auf Besonderheiten in der Verwendung der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den „voseo“ in Argentinien und Uruguay, aber auch in Nicaragua oder Guatemala, keine nennenswerten Veränderungen eingetreten.
Auch wenn Aussprache und Wortschatz in den einzelnen amerikanischen Ländern variieren, kann man doch einige allgemeine Hauptunterschiede zwischen der Sprache Süd- und Mittelamerikas und dem Kastilischen festhalten:
- Typisch für Lateinamerika ist der so genannte seseo. Während im europäischen Spanisch ein z meist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird, wird es in lateinamerikanischer Aussprache zu einem normalen stimmlosen s-Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación). Diese Aussprache kommt aus dem Südspanischen und hat sich auch deshalb in Lateinamerika durchgesetzt, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.
- Auch die Tendenz das s anzuhauchen (z. B. „ehtoy“ statt „estoy“) ist in vielen lateinamerikanischen Ländern vorzufinden und ist ebenfalls mit dem Andalusischen zu vergleichen.
- Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (He comprado) ist unüblich. Stattdessen verwendet man meist das Pretérito Indefinido (Yo compré), soweit man das „Noch-Andauern“ einer Handlung nicht explizit betonen will.
- Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem „Siezen“ im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede „usted(es)“ (< vuestra merced, übersetzt etwa: „Euer Gnaden“) ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, ganz unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens „vosotros“ tritt immer „ustedes“. Auch im Singular ist die Anrede in der 2. Person mit „tú“ in vielen Gebieten unüblich (oder gilt als unhöflich) und man greift generell zur 3. Person mit „usted“.
- Eine grammatikalische Besonderheit der argentinischen, uruguayischen und auch guatemaltekischen Sprachvariante ist der voseo, d. h. anstatt des Personalpronomens tú wird in der 2. Person Singular vos verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos: „du bist“, standardspanisch tú eres).
- Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entliehen wurden. Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie Aguacate (Avocado) oder Papa.
- Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen aber hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten des spanischen Sprachraums gibt es deshalb kaum.
Einige Beispiele:
Deutsch | europ. Span. | amerik. Span. | ein Spanier oder Nicht-Muttersprachler könnte verstehen |
Butter | mantequilla | manteca (in Argentina, Chile) | Schmalz, Fett |
Erdbeere | fresa | frutilla (Argentinien) | Früchtchen |
Eisschrank | nevera | refrigerador | Kühler |
Rock | falda | pollera | Hühnerverkäuferin |
Auto(mobil) | coche | carro, auto, máquina | Karren, Handwagen |
Banane | plátano | banana, guineo |
Zu Missverständnissen kommt es am ehesten durch Worte, die neben der allgemeinen Bedeutung in bestimmten Ländern eine umgangssprachliche Spezialbedeutung besitzen. So ist etwa das in Spanien unproblematische und für alle möglichen Sachverhalte häufig gebrauchte Verb coger („nehmen, ergreifen, fangen“) in einigen Ländern Lateinamerikas ein ordinärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Der Satz „Ich werde den Bus nehmen“ (Voy a coger el autobús) ist daher in Anwesenheit von Argentiniern ein sicherer Lacherfolg (Ich werde den Bus ficken.). Das gleiche gilt für Begriffe wie cola (was u.a. auch Strohhalm bedeuten kann).
Auch das Wort guagua sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für Heiterkeit. Während es auf den Kanarischen Inseln, Kuba und der Dominikanischen Republik gleichbedeutend mit (Stadt)-Bus ist, steht es in Andenländern wie Chile, Peru oder Ecuador für Krabbel- oder Kleinkind (hier: Xenismus aus Quechua), so dass auch hier Missverständnisse programmiert sind.
Weitere Beispiele, hier aus der Dominikanischen Republik, zeigen, wie die Wörter vom europäischen Spanisch abweichen können: la china - die Orange, la italiana - die Mandarine, la lechoza - die Papaya, el guineo - die Banane, la chinola - die Maracuja.
Das spanische Wort guapo/-a für hübsch wird in der Dominikanischen Republik im Sinne von aggressiv oder wild verwendet. Hübsch wird hier mit bonito/-a oder lindo/-a übersetzt. Una chica guapa ist in Spanien ein hübsches Mädchen, in der Dominikanischen Republik ein wütendes Mädchen.
In der Aussprache wird im lateinamerikanischen Spanisch das "s", "z" oder "c" (vor "e" und "i") nicht wie das englische "th" gesprochen, sondern wie ein stimmloses "s".
Ein "d" am Wortende wird oft nicht gesprochen. Die Betonung bleibt aber auf der letzten Silbe. Beispiel: "ciudad" wird gesprochen wie "ciudá". Diese Aussprache findet man auch in Andalusien.
Ein "s" wird oft nur gehaucht oder weggelassen. Dadurch läßt sich - bei tatsächlichem Wegfall der zweiten Person Plural im lateinamerikanischen Spanisch - auch die zweite Person Singular oft nicht von der dritten Person unterscheiden.
Beispiel: "¿Qué quiere?" ("Was möchte er/sie?") könnte bei Wegfall des "s" auch "¿Qué quieres?" ("Was möchtest du") bedeuten.
Die Endung der Verben in der Grundform ist je nach Region unterschiedlich. Oft wird aus "-ar" ein "-á", "-al" oder auch (z.B. im Norden der Dominikanischen Republik Nähe Puerto Plata) ein "ai". Das Wort "caminar" wird also gesprochen "caminá", "caminal" oder "caminai". Analog bei Verben auf -er oder -ir. "Poner" wird oft "ponel", auch "ponei" ausgesprochen.
Vom Spanischen abgeleitete Sprachen
Spanischbasierte Kreolsprachen
Hybriddialekte
Hybriddialekte (Mischsprachen) existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinandertreffen
Judenspanisch/Ladino
Judenspanisch ist das Spanisch der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden Sephardim. Sie leben heute in Griechenland, der Türkei, Israel, Nordmarokko und den USA. Die Sprecherzahl wird auf 150.000 geschätzt.
Sonstiges
- Lunfardo: eine Gaunersprache in Argentinien, die auch im Tango Verwendung findet
Siehe auch
- Das amerikanische Spanisch der USA
- Río-de-la-Plata-Spanisch
- Dominikanisches Spanisch
- Philippinisches Spanisch
- Spanglish
- Rusinol
- Frespañol
- Murciano
- Andalusischer Dialekt
- Antonio de Nebrija
- Redewendung: Das kommt mir spanisch vor
- Belgranodeutsch
Literatur
Spanische Sprachgeschichte
- Antonio Tovar: Einführung in die Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel. 1983
- Annegret Alsdorf-Bollee: Spanische Sprachgeschichte. 2003
- Wolf Dietrich/ Horst Geckeler: Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. 2004
Das Spanische in Amerika
- Volker Noll: Das amerikanische Spanisch. 2001
- Hugo Kubarth: Das lateinamerikanische Spanisch. 1987
- Hans-Dieter Paufler: Lateinamerikanisches Spanisch. 1977
Weblinks
Lernhilfen
- Kostenlos, online spanische Vokabeln und Konjugationen lernen mit Vocabulix
- Spanisch online lernen mit Lern-Online.net
- Kurzer Spanischkurs
Sprachwissenschaft und Grammatik
- Einführung in die spanische Sprachwissenschaft (PDF)
- Phonetische und phonologische Klassifikation der spanischen Konsonanten (PDF)
- Romanische Sprachgeschichte, Veranstaltungsskript von Pr.Dr.Christian Lehmann, Uni Erfurt. Spanisch siehe ab Kapitel 7
- Spanisch Online Lernen Ein Internet-Spanischkurs für Anfänger
- Spanische Grammatik (PDF)
- Online-Tool für spanische Verben
- Spanische Verben online üben
- verschiedene Aspekte der spanischen Sprache (deutsch und spanisch)
- curso de español – Online-Lehrbuch mit Sounddateien
- Spanische Grammatik, Märchen und andere nützliche Dinge rund um die spanische Sprache
- Online Spanischkurse | Onlinetraining
Wörterbücher und Übersetzung
- Gratis Deutsch-Spanisch Wörterbuch betreut durch ein Expertenteam
- Deutsch/Spanisch-Wörterbuch und Forum
- Wörterbuch, Vokabeltrainer und Übersetzungsforum
- Wörterbuch der Real Academia Española (spanisch)
- Deutsch/Kubanisch-Wörterbuch
- Spanisch Sprachkurs
- gratis Wörterbuch Spanisch/Deutsch ohne lästige Werbung