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William Shakespeare

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William Shakespeare (* 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon; † 23. April 1616 in Stratford-upon-Avon (Datum des seinerzeit in England noch geltenden julianischen Kalenders, Sterbedatum nach dem in den katholischen Ländern, später auch in England eingeführten gregorianischen Kalender wäre der 3. Mai 1616)) gilt als einer der größten Dichter und Dramatiker der Weltliteratur.

Das bekannte Droeshout-Porträt Shakespeares von der ersten Folio-Ausgabe

Leben

Frühe Jahre

Shakespeares Geburtshaus

Shakespeares genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Das Datum seiner Taufe ist in den Taufregistern von Holy Trinity Church in Stratford mit dem 26. April 1564 eingetragen. Da es in jener Zeit allgemein üblich war, die Kinder drei Tage nach der Geburt zu taufen, ist anzunehmen, dass er am 23. April geboren wurde. Diese Annahme ist zudem aus dem Grund reizvoll, dass Shakespeare auch an einem 23. April starb, nämlich im Jahr 1616.

William Shakespeare ist der Sohn John Shakespeares und Mary Ardens; seine Mutter entstammt einer wohlhabenden Familie des niederen Adels. William besuchte vermutlich die Lateinschule in Stratford-upon-Avon. Genau weiß man das nicht, weil keine Aufzeichnungen oder Schülerlisten aus jener Zeit mehr vorhanden sind, aber für den Sohn eines erfolgreichen Bürgers der Stadt kam wohl kaum etwas anderes in Frage als die beste erreichbare Schulausbildung. Zudem zeugen zahlreiche Zitate aus Schulbüchern der grammar school von einem wahrscheinlichen Besuch. Sollte er tatsächlich diese Schule besucht haben, ist er in Latein, Geschichte, Morallehre und Dichtkunst unterrichtet worden.

1582 heiratete er mit 18 Jahren die um 8 Jahre ältere Bauerntochter Anne Hathaway. Das genaue Datum der Hochzeit ist unbekannt, aber das Aufgebot wurde am 28. November bestellt. Sechs Monate danach, am 26. Mai 1583, wurde seine Tochter Susanna geboren. Es knüpfen sich allerlei Spekulationen an die Tatsache, dass William eine ältere Frau wahrscheinlich nur deswegen heiratete, weil sie ein Kind von ihm erwartete. Auch, dass er schon bald seine Familie verließ, um nach London zu gehen, und dass er Anne in seinem Testament später nur sein second-best bed (sein zweitbestes Bett) hinterließ, mag auf eine wenig glückliche Ehe deuten. Andererseits kann die Ehe so schlecht nicht gewesen sein, denn die Shakespeares hatten insgesamt drei Kinder (die Zwillinge Hamnet und Judith kamen am 2. Februar 1585 zur Welt – Hamnet starb 1596 im Alter von nur 11 Jahren), und in späteren Jahren kehrte er als reicher Mann nach Stratford und zu seiner Frau zurück, kaufte dort ein großes Haus (New Place), und lebte fortan mit seiner Familie.

Die "dunklen Jahre"

Nach der Geburt der Zwillinge verschwindet Shakespeare aus den offiziellen Dokumenten, und wohl auch aus Stratford. Über die folgenden acht Jahre seines Lebens weiß man bis heute nichts. Diese Zeit wird deshalb the lost years (die verlorenen Jahre) genannt. Über die fragliche Zeit gibt es keine Tatsachen-Erkenntnisse, aber umso mehr Vermutungen. So soll William als Wilderer verhaftet worden sein und eine Zeit im Gefängnis verbracht haben. Oder er soll als Schulmeister gearbeitet haben. Dann wieder heißt es, er habe als Söldner in den Niederlanden gekämpft, oder er habe sich als Diener bei einer adligen Familie verdingt. Auch wird vermutet, er habe längere Zeit auf einer Reise zum Kontinent verbracht, - womöglich bedeutende Persönlichkeiten kennen gelernt (Michel de Montaigne, Giordano Bruno). Am glaubwürdigsten ist vielleicht die Geschichte, dass er sich einer reisenden Theatertruppe nach London anschloss und dort am Theater Hilfsdienste verrichtete.

Das erste schriftliche Dokument, das belegt, dass er sich in London aufhielt, stammt von dem Dichter Robert Greene, der ihn 1592 in einem Pamphlet als Emporkömmling diffamierte, der sich Dinge anmaßte, die ihm nicht zustünden, da er ja nicht wie die angesehenen Dichter seiner Zeit seine Kunst an der Universität gelernt hätte: "There is an upstart crow, beautified with our feathers, that with his tygers heart wrapt in a Players hide supposes he is as well able to bombast out a blank verse as the best of you; and, being an absolute Johannes Factotum, is in his own conceit the only Shake-scene in a country". – Das Wortspiel Shake-Scene ist dabei offensichtlich eine Anspielung auf Shakespeare.

Dieses Pamphlet wurde nach dem Tode Greenes veröffentlicht, und der Herausgeber fügte gleich eine Entschuldigung bei, woraus man schließen kann, dass Shakespeare schon bekannt, vielleicht auch populär war und einflussreiche Gönner hatte. Er war zu dieser Zeit bereits Mitglied der Truppe Lord Strange's Men, die sich ab 1594 Lord Chamberlain's Men nannte; Shakespeares Schauspieltruppe war eine der führenden des elisabethanischen London. Kurz nach seiner Thronbesteigung macht Jakob I. sie als King's Men zu seiner eigenen.

Stückeschreiber und Schauspieler

Shakespeare arbeitete als Schauspieler in kleineren Rollen, war Teilhaber an der Theatertruppe und damit an allen Gewinnen beteiligt. Die immer noch herrschende Ansicht ist, dass er für seine Truppe Schauspiele schrieb. Diese Stücke waren überwiegend sehr erfolgreich und brachten hohe Einnahmen. Wenn man bedenkt, dass London damals etwa 100.000 Einwohner hatte, ein Theater bis zu 3000 Zuschauer fasste, und es mehrere Schauspielhäuser in London gab, dann kann man ermessen, welch ein wichtiges Medium das Theater im elisabethanischen London war. Man sieht daran aber auch, wie viele Stücke gebraucht wurden, um das Publikum zufrieden zu stellen. Wenn ein Schauspiel drei- bis viermal hintereinander aufgeführt worden war, musste ein neues her, um das Unterhaltungsbedürfnis des Publikums zu befriedigen.

Eugène Delacroix: Hamlet und Horatio auf dem Friedhof

So waren Shakespeare und viele andere als Stückeschreiber sehr begehrt. Es war durchaus üblich, ältere Stücke umzuschreiben und wieder neu aufzuführen; Shakespeares Hamlet ist eine solche moderne Adaption eines älteren Stückes. Oder man verarbeitete Sagen und Märchen zu Dramen, wie etwa König Lear. Stücke entstanden auch nach gedruckten Quellen, etwa italienischen Novellensammlungen oder Chroniken. Eine ebenfalls gängige Methode war, von erfolgreichen Stücken Fortsetzungen zu schreiben. So war die Figur des Falstaff in Heinrich IV so populär, dass ihn Shakespeare in Die lustigen Weiber von Windsor wieder aufleben ließ.

Im Theater dieser Zeit galt der Publikumserfolg eines Stückes als einziges Kriterium seiner Aufführbarkeit. Einen "Kulturbetrieb" in unserem Sinne oder ein künstlerisches Bewusstsein der zahlreichen Autoren gab es nicht. Am ehesten treffen Merkmale der heutigen Unterhaltungsindustrie die damalige Praxis. Stücke gingen in den Besitz der jeweiligen Schauspieltruppen über und wurden ängstlich gehütet, damit kein anderes Theater an den Text gelangen und das Stück ebenfalls aufführen konnte, denn Copyright-Regelungen gab es natürlich nicht. Dennoch entstanden inoffizielle Nachdrucke von Stücken, denn es herrschte eine rege Nachfrage.

Dichter und Geschäftsmann

Shakespeare war allerdings mehr als nur ein Stückeschreiber. Er versuchte sich, zumal die Theater Londons wegen der Pest-Epidemien zeitweise schließen mussten, auch im eigentlichen Medium der Dichter jener Zeit, im epischen Gedicht und in der Lyrik. Er schrieb 1593 die zwei Verserzählungen Venus and Adonis und Lucrece, die er seinem adeligen Gönner Henry Wriothesley, Earl of Southampton zueignete. Auch ein Zyklus von 154 Sonetten erschien 1609. Diese Arbeit umgeben zahlreiche Geheimnisse schon außerhalb des Textes, weil nicht klar ist, wer in einem kurzen Verleger-Vorspannn, der meist als "Widmung" gelesen wird, mit "the only begetter" und "Mr. W.H." gemeint ist. Vielleicht handelt es sich bei dieser Sonetten-Publikation auch um einen Raubdruck.

London, Shakespeare's Globe (Rekonstruktion)

1597 war Shakespeare bereits Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre, das seine Truppe als Nachfolger für das Theatre baute, dessen Pachtvertrag ausgelaufen war. Die Lord Chamberlain’s Men benannten sich nach ihrem Mäzen und Sponsor, dem Lord Chamberlain, und sie waren auch am Hof der Königin Elisabeth gern gesehen. Später, unter Elisabeths Nachfolger Jakob I. durften sie sich dann sogar nach dem königlichen Gönner King’s Men nennen.

Als Schauspieler, Stückeschreiber, aber vor allem als kaufmännischer Teilhaber des erfolgreichen Globe erwarb sich Shakespeare ein beträchtliches Vermögen und Einfluss, so dass ihm 1596 für seine Verdienste ein Familienwappen gewährt wurde, das sein Vater schon um 1570 erfolglos beantragt hatte. 1597 kaufte Shakespeare sich das zweitgrößte Haus in seiner Geburtsstadt Stratford, New Place. Aus dem Jahr 1598 ist ein Brief erhalten, in dem sich ein gewisser Richard Quiney bei Shakespeare für ein Darlehen von 30 Pfund bedankt. (18 Jahre später heiratete William Shakespeares Tochter Judith dessen Sohn Thomas.)

1596 baute der Theaterunternehmer James Burbage das Blackfriars Theatre, an dem sich später auch Shakespeare beteiligte, ein im Gegensatz zum Globe überdachtes Theater, in dem seine Truppe von nun an während der Wintermonate spielte. Das Publikum dort war exklusiver als in den großen Freilichtbühnen. Überhaupt gab es unter Jakob I. stärker sichtbare Gegensätze als zuvor zwischen einem kultivierten Publikum und dem "Volk".

Die letzten Jahre

Mit 46 Jahren kehrte Shakespeare wohlhabend nach Stratford zurück und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, wobei er die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kollegen jedoch nicht ganz abreißen ließ, und noch bei einigen Theaterproduktionen als Mitautor beteiligt war.

Shakespeares Unterschrift auf seinem Testament

Shakespeare starb in Stratford im Jahr 1616 und wurde in der Holy Trinity Church beigesetzt. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt. So ranken sich auch um seinen Tod allerlei Gerüchte.

Shakespeares Grabstein

Bei einer chemischen Untersuchung von Bruchstücken von Tabakspfeifen, die auf Shakespeares Grundstück in Stratford gefunden wurden, fanden sich Spuren von Marihuana und Kokain, das im 16. Jahrhundert erstmals von Südamerika nach Europa eingeführt wurde. Dies gab Anlass zu Spekulationen, Shakespeare habe womöglich Drogen konsumiert; es wird auch auf die Verwendung der Ausdrücke noted weed und compounds strange in Sonnet 76 verwiesen. Spekulationen dieser Art halten jedoch ernsthafter Nachprüfung nicht stand.

1623 wurde von den Bürgern Stratfords in der Altarwand der Kirche ein Gedenkstein errichtet, mit einer steinernen Büste und einer lateinischen Inschrift. Shakespeares ehemalige Theaterkollegen John Heminges und Henry Condell veröffentlichten seine Werke unter dem Titel Mr William Shakespeare's Comedies, Histories and Tragedies in einem großformatigen Buch, Folio genannt, der erste Versuch einer Gesamtausgabe. Die Folio Edition enthält nicht nur die Stücke, sondern auch ein Vorwort und ein Lobgedicht des zu jener Zeit populären Dichters Ben Jonson, worin Shakespeare so gewürdigt wird:

Triumph my Britain, thou hast one to show
To whom all scenes of Europe homage owe.
He was not of an age, but for all time! ...

(Triumphiere, mein Britannien, du hast einen,
dem alle Bühnen Europas huldigen,
er war nicht für eine Ära, sondern für alle Zeiten.)

Das Porträt, das die Titelseite der Folio Edition schmückt, ist das einzige Bild Shakespeares, von dem man annehmen kann, dass der Künstler Martin Droeshout ihn noch persönlich gesehen haben könnte.

Shakespeares Sprache

Shakespeares Dramen waren keine "Schau"spiele im modernen Sinn, sondern Sprach-Spiele. Man ging im elisabethanischen England nicht ins Theater, um ein Drama zu "sehen", sondern zu "hören" ("hear a play"), und vieles, das man heute, vor allem im Film, mit Bildern darstellen würde, wird in Shakespeares Stücken allein durch Worte dargestellt. "Word scenery" bedeutet soviel wie "Kulissen aus Wörtern".

Eine Aufführung im Globe fand am Nachmittag unter freiem Himmel statt, und so konnten beispielsweise Szenen, die in der Nacht spielen, nicht durch Abschalten der Beleuchtung erschaffen werden, sondern durch Worte. "There's husbandry in heaven, their candles are all out" (Es ist Sparsamkeit am Himmel, ihre Kerzen sind alle aus) sagt Banquo in "Macbeth" und malt damit in der Vorstellung der Zuhörer die für den Mord am König so geeignete dunkle sternlose Nacht.

Shakespeare war vor allem ein Virtuose der Sprache. 34.000 Wörter zählt man in seinen Werken, etwa doppelt so viel, wie ein gebildeter Engländer heutzutage in seinem ganzen Leben braucht. Der Wortschatz eines normalen Deutschen beträgt im Durchschnitt nicht mehr als 10.000, für die meisten Alltagssituationen reichen weniger als 1000 Wörter.

Es gab zu Shakespeares Zeit eine große Freiheit der Sprache, wie man schon an der Tatsache sieht, dass er seinen eigenen Namen nicht immer gleich schrieb. Und es war viel eher als heute möglich, neue Wörter zu erfinden, wenn sich die Notwendigkeit ergab. Shakespeare erschuf mehr neue Wörter, als jeder andere englische Dichter und bereicherte so seine Sprache in überwältigender Weise. Viele Wörter, die heute ganz alltäglich sind, wurden zum ersten Mal in einem seiner Stücke verwendet. (zum Beispiel multitudinous, accomodation, premeditated, assassination, submerged, obscene, und viele andere).

Spekulationen um die Urheberschaft seiner Werke

Ein bekannter Scherz lautet: Shakespeares Werke sind nicht von ihm geschrieben worden, sondern von einem anderen Mann gleichen Namens. Hintergrund dafür ist, dass immer wieder Debatten darüber geführt werden, dass der Shakespeare-Dichter nicht ein einfacher Mann geringer Bildung aus der Provinz sein könne. Dabei war die Grammar School in Stratford keineswegs eine zweitklassige Ausbildungsstätte. Die Schüler lernten neben Latein und Griechisch sogar Hebräisch und schrieben schon während der Schulzeit kleine Dramen nach dem Muster der klassischen Stücke, die übersetzt und analysiert wurden. Es gibt aber keine Original-Handschriften von Shakespeare - von ein paar Unterschriften abgesehen. Zu wenig in der gegenwärtigen Forschung bleibt dabei vielleicht berücksichtigt, dass 1637 New Place, das Privathaus Shakespeares in Stratford, von puritanischen Ratsherren gesäubert wurde, d.h. es kann vermutet werden, dass dabei auch Handschriften des verpönten Theaterautors Shakespeares vernichtet wurden. Außerdem wurde 1645 das Globe-Theater in London zerstört. Es herrschte ein Glaubenskrieg zwischen Anglikanern und Katholiken, der auch auf Shakespeares Familie (die möglicherweise katholisch war) und seine Biographie nicht ohne Auswirkungen blieb (vgl. Hammerschmidt-Hummel, Honigman, Wilson etc). Wegen dieser Umstände wurden ab dem 19. Jahrhundert Zweifel an der Autorschaft angemeldet.

Christopher Marlowe

Zwei bekanntere Anwärter auf die „echte“ Shakespeare-Autorschaft sind Edward De Vere, Earl of Oxford, und der Philosoph Francis Bacon. Sogar Königin Elisabeth selbst wurde als Autorin der Werke in die Spekulationen einbezogen.

Als „eigentlicher“ Autor seiner Werke wird bereits seit Ende des 19.Jahrhunderts sein im gleichen Jahr 1564 geborener Zeitgenosse Christopher Marlowe favorisiert [1], ein brillanter Dramatiker der elisabethanischen Ära. Einflussreich für die Weiterentwicklung der Marlowe-Hypothese war die Monographie von Calvin Hoffman: The murder of the man who was Shakespeare, Julian Messner Inc., New York 1955. In jüngster Zeit wurde die Hypothese von John Baker mit neuen Argumenten unterstützt [2]. Es gibt Argumente dafür, dass Marlowe 1593 mit einer Anklage wegen Häresie und Atheismus bedroht war (vorübergehende Festnahme am 20. Mai 1593), aber mit Hilfe seiner Gönner (z.B. Lord Walsingham) dauerhaft untertauchen konnte, indem sein Tod bei einer "Wirtshausschlägerei", kaum mehr als eine Woche später, am 30. Mai 1593 vorgetäuscht wurde.[3] In die Sache verwickelt war die Familie von Eleanor Bull, die verwandtschaftliche Bindungen zur Königin und Lord Burghley hatte. Marlowes rasch begnadigter Mörder (Frizer) war ein enger Vertrauter des Lord Walsingham. Es bleibt sehr auffällig, dass erst nach dem vermeintlichen Tod von Marlowe der "literarische" Shakespeare in einem für damalige Verhältnisse nicht mehr vollkommen jugendlichen Alter von 29 Jahren zum ersten Mal als Autor in Erscheinung trat. Seine Werke könnten also in Wirklichkeit Arbeiten von Marlowe sein. Wichtige autobiografische Teile der Sonette könnten durch die Annahme eines lebenslangen inneren Exils erklärt werden[4]. Im Text der Sonette werden auch Kryptogramme vermutet [5].

Auch die Gräfin Mary Pembroke ist in jüngster Zeit von der amerikanischen Hobbyforscherin Robin Williams als Verfasserin genannt worden. Eine weitere Theorie besagt, dass mehrere Zeitgenossen zusammen unter dem Pseudonym Shakespeare geschrieben haben.

Für jede dieser Hypothesen gibt es gewisse Indizien, aber keine sicheren Beweise. Die so genannten Stratfordianer - die überwiegende Mehrheit der Gelehrtenschaft - vertreten daher weiterhin die Meinung, dass Shakespeare alleiniger Autor der ihm zugeschriebenen Werke ist [6].

Auf die Streitfrage um die Autorschaft wird auch in dem Film Shakespeare in Love angespielt, als Viola ihren Will fragt: "Answer me only this: Are you the author of the plays of William Shakespeare?" - in der deutschen Fassung: "Seid ihr der Autor der Schauspiele William Shakespeares?")

Rezeption in Deutschland

Shakespeare-Denkmal in Weimar

In Deutschland hat die Shakespeare-Rezeption eine wechselvolle Geschichte, in der der Dichter für die verschiedensten Interessen in Dienst genommen, jedoch stets aufs Höchste bewundert wurde.

Von größter Bedeutung ist Shakespeare für die Literaturtheorie der Aufklärung bei Gotthold Ephraim Lessing (im 17. Literaturbrief 1759), für die Dramatiker des Sturm und Drang etwa bei Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (Briefe über Merckwürdigkeiten der Litteratur, 1766/67), bei Johann Gottfried Herder (Von deutscher Art und Kunst, 1773) und Johann Wolfgang von Goethe (Rede zum Shäkespears Tag, 1771); jedoch ebenso für die deutsche Romantik und die Dramentheorie des 19. Jahrhunderts. Der im frühen 18. Jahrhundert noch tonangebende Theoretiker Johann Christoph Gottsched, der dem französischen Klassizismus des 17. Jahrhunderts verpflichtet war und dem folglich die den drei Aristotelischen Einheiten entsprechenden französischen Stücke viel eher zusagten, äußerte sich noch - wie Voltaire vor ihm - recht abfällig über Shakespeare. Doch nun wurde Shakespeare über die Bewunderung der neuen literarischen Wortführer zum Prototyp des Genies. Die Enthusiasten – jeder ernsthafte Dichter in Deutschland zwischen Lessing und Bertolt Brecht war ein Shakespeare-Enthusiast – feierten mit großer Einstimmigkeit die „Colossalische Grösse“ (Goethe) der Shakespeareschen Figuren und die vorerst unbeschreibliche Meisterschaft des Autors. Goethe ruft als junger Mann begeistert aus: „[...] Natur! Natur! nichts so Natur als Schäkespears Menschen“.

Dass die Deutschen eine besondere Affinität zu Shakespeare haben und ihn, neben Goethe und Schiller, mitunter gern als ihren „dritten deutschen Klassiker“ beanspruchen, lässt sich auch an der bereits 1864 erfolgten Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft ablesen.

Unübersehbar ist darum die Flut der Eindeutschungen Shakespeares seit über 250 Jahren. Bekannte Übertragungen der Dramen Shakespeares ins Deutsche sind die Ausgaben Christoph Martin Wielands, Eduard Wilhelm Sievers', die Schlegel-Tieck-Ausgabe (August Wilhelm Schlegel, Wolf von Baudissin, Ludwig Tieck und Dorothea Tieck), sowie in neuerer Zeit die Übersetzungen von Erich Fried und Frank Günther; die Sonette fanden noch weit mehr Übersetzer. Eine Nacherzählung für Kinder gibt es von Franz Fühmann.

Werke

Historiendramen

York-Tetralogie

  • Heinrich VI.
    • Teil 1 (King Henry VI, Part 1; ca. 1598–99)
    • Teil 2 (King Henry VI, Part 2; ca. 1590–92)
    • Teil 3 (King Henry VI, Part 3; ca. 1590–92)
  • Richard III. (King Richard III; um 1593, gedruckt 1597)

Lancaster-Tetralogie

  • Richard II. (King Richard II; zwischen 1590 und 1599, gedruckt 1597)
  • Heinrich IV.
    • Teil 1 (King Henry IV, Part 1; um 1595/96, gedruckt 1598)
    • Teil 2 (King Henry IV, Part 2; um 1597, gedruckt 1600)
  • Heinrich V. (King Henry V; 1599, gedruckt 1600 (Raubdruck))
  • Heinrich VIII. (King Henry VIII or All Is True, ca 1612/13)

Komödien

Heitere Komödien

Problemstücke

Romanzen

Tragödien

Frühe Tragödien

Römerdramen

Spätere Tragödien

  • Hamlet (Hamlet, Prince of Denmark; um 1601, gedruckt 1603, evtl. Raubdruck)
  • Othello (um 1604, gedruckt 1622)
  • König Lear (King Lear; um 1605, gedruckt 1608)
  • Timon von Athen (Timon of Athens; um 1606, erster Druck 1623)
  • Macbeth (um 1608, gedruckt 1623)

Lyrik

Filmografie (Auswahl)

Mit Beginn der Filmgeschichte taucht William Shakespeare auch als Drehbuchautor im Abspann von Filmen auf. Mittlerweile sind weit über 500 Filme nach seinen Stücken entstanden. Die erste Verfilmung geht auf das Jahr 1899 zurück und zeigt in einem dreiminütigen Film die Todesszene aus King John mit dem großen britischen Theaterschauspieler des 19. Jahrhunderts Sir Herbert Beerbohm Tree. In dieser Liste können natürlich nur einige wenige sehenswerte Filme aufgenommen werden. Dennoch sind wohl aus allen Epochen Filme erwähnt.

Literatur

  • Hildegard Hammerschmidt-Hummel: William Shakespeare - Seine Zeit - Sein Leben - Sein Werk, Philipp von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-2958-X
  • Ina Schabert (Hrsg.): Shakespeare-Handbuch. Die Zeit – der Mensch – das Werk – die Nachwelt, 4. Aufl., Kröner-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-520-38604-6
  • Ulrich Suerbaum: Shakespeares Dramen, UTB, Stuttgart 2001, ISBN 3-825-21907-0
  • John Michell: Wer schrieb Shakespeare?, Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-86150-368-9
  • Peter Dawkins: The Shakespeare Enigma, Polair Publ., London 2004, ISBN 0-9545389-4-3 (engl.)
  • E.A. Honigman: The Lost Years, 1985 (engl.)
  • Ian Wilson: Shakespeare - The Evidence, 1993 (engl.)
  • Theo Reichenberger: "Schurken bei Shakespeare und ihre Opfer". Kassel, Edition Reichenberger 1994. ISBN 3-928064-86-X
  • Theo Reichenberger: "Graphiken zu Shakespeares Venus und Adonis". Kassel, Edition Reichenberger 2000. ISBN 3-935004-11-7
  • Andre Müller: Shakespeare verstehen. Eulenspiegel, ISBN 3359014979
  • Andre Müller: Shakespeare ohne Geheimnis. Reclam, 1980
  • Alan Posener: William Shakespeare. Überarbeitete Neuausgabe, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2001. ISBN 3-499-50641-6
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