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Restauration (Frankreich)

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Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an Ludwig XVI. durch Karl X. auf dem Place de la Concorde am 3. Mai 1826. Ölgemälde von Joseph Beaume aus dem Jahr 1827.

In der französischen Geschichte bezeichnet der Begriff Restauration die Epoche der Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie zwischen dem Ende des Ersten Französischen Kaiserreichs und der Julirevolution.

Unterbrochen wurde die Restaurationsepoche durch die Rückkehr Napoleon Bonapartes aus der Verbannung und die folgende Episode der Hundert Tage. Deshalb spricht man auch von der „Ersten Restauration“ (frz. Première Restauration) von April 1814 bis März 1815 und der „Zweiten Restauration“ (frz. Seconde Restauration) von der endgültigen Abdankung Napoleons im Juni 1815 bis zum Ausbruch der Revolution im Juli 1830.

Innenpolitik: Les deux Frances

Die von 1814/15 bis 1824 dauernde Regentschaft Ludwigs XVIII. war von dem Versuch eines Ausgleichs zwischen der royalistischen, aristokratischen und theokratischen Welt des Ancien régime und dem bürgerlichen, aufgeklärt-liberalen Frankreich der Revolution und der napoleonischen Ära geprägt. Dieses Programm der inneren Konsolidierung Frankreichs wurde jedoch insbesondere zwischen 1815 und 1820 durch den terreur blanche (dt. „weißer Schrecken“), blutige Vergeltungsaktionen der rückkehrenden Emigranten gegen Anhänger der Revolution und Napoleons, in Frage gestellt.

Basis der Restaurationsphase war eine konstitutionelle Monarchie, bei der die Exekutive in den Händen des Königs lag, während die Legislative auf eine Pairkammer und eine auf dem Zensuswahlrecht basierenden Deputiertenkammer verteilt war. In den Wahlen vom Oktober 1815 erzielten die royalistischen „Ultras“ solche Erfolge, daß der König das Parlament als Chambre introuvable (übertragen: eine Kammer, wie sie sich so leicht nicht wiederfindet) bezeichnete. Dem Versuch der Ultras, auf Kosten der Stellung des Königtums zu einer Stärkung des ständisch-aristokratischen Einflusses zu gelangen, entgegnete Ludwig XVIII. mit einer Auflösung der Deputiertenkammer im September 1816. In den darauffolgenden Wahlen kam eine aus gemäßigten Royalisten bestehende Kammermehrheit zustande, die bis 1820 an der Macht blieb.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Alten und Neuen Frankreich (frz. deux Frances) kulminierten in der Ermordung des Herzogs von Berry, des einzigen dynastischen Nachfolgers, am 13. Februar 1820. Die von einem fanatisierten Einzeltäter begangene Bluttat wurde den Liberalen in die Schuhe geschoben und führte zu einer erheblichen Stärkung der Ultras.

Nach dem Tode Ludwigs XVIII. im Jahr 1824 übernahm dessen Bruder Karl X. die Regierung. Als Parteigänger der Ultras traf er eine Reihe von reaktionären Entscheidungen – wie etwa die 1825 verfügte Entschädigung der Emigranten für ihre während der Revolution erlittenen Verluste – führten zu einem Erstarken der Opposition des liberalen Bürgertums.

Literatur

Hilfsmittel

  • Guillaume de Bertier de Sauvigny / Alfred Fierro: Bibliographie critique des mémoires sur la restauration écrits ou traduits en français, Genève 1988 (Kommentierte Bibliographie der die Zeit der Restauration betreffenden französischsprachigen Mémoiren)

Quelleneditionen

  • Archives parlementaires: de 1787 à 1860. Recueil complet des débats législatifs et politiques des Chambres Françaises, imprimé … sous la direction de Jules Madival et Émile Laurent, deuxième série (1800 à 1860), Paris 1799– (Die Protokolle der Parlamentssitzungen stellen eine zentrale Quelle dar; die Jahre ab 1815 werden in den Bänden 15ff. erfaßt; auch als Reprint verfügbar)
  • Procès-verbal des séances de la Chambre des Pairs, Paris 1814– (Protokolle der Sitzungen des französischen Oberhauses)

Gesamtdarstellungen

  • Emmanuel de Waresquiel / Benoît Yvert: Histoire de la Restauration, 1814–1830: naissance de la France moderne, Paris 1996, ISBN 2-262-00912-0 (Das französische Standardwerk zur Geschichte der Restauration in Frankreich; unter der ISBN 2-262-01901-0 auch in einer Neuauflage mit aktualisiertem Literaturverzeichnis aus dem Jahr 2002 verfügbar)

Zeitschriften

  • Revue de la Société d'Histoire de la Restauration, Paris 1988–1991, ISSN 0765-2615
  • Revue de la Société de la Restauration et de la Monarchie Constitutionnelle, Paris 1992-, ISSN 0765-2615 (Nachfolger der Revue de la Société d'Histoire de la Restauration)