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Riga

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Datei:LageRiga.png
Lage von Riga in Lettland
Ortsschild "RIGA"

Riga (lettisch Rīga) ist die Hauptstadt Lettlands mit 731.672 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und mit 882.272 in der Agglomeration (Stand jeweils 1. Januar 2005) größter Ballungsraum im Baltikum. Die Stadt liegt an der Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava, nicht weit von der Rigaischen Bucht. Die Bevölkerungszahl ist seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991 zurück gegangen, weil viele der in den Jahrzehnten zuvor dort angesiedelten Russen, etwa 180.000 Menschen, abgewandert sind. Riga ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes. Die alte Hansestadt ist berühmt für ihre Jugendstilbauten und ihre großzügige Anlage sowie für die gut erhaltene Innenstadt.

Panoramablick über die Daugava auf Rigas Altstadt

Geschichte

Im Jahre 1158 gründeten deutsche Kaufleute ein Handelszentrum und Siedlungsgebiet am Unterlauf der Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava am Fluss Ridzene (daher auch der Name Riga), der jetzt ein unterirdischer Zufluss der Daugava ist. Die im Jahre 1201 von Bischof Albrecht von Buxthoeven gegründete Stadt Riga war die Hauptstadt von Livland (Lateinisch: Livonia). Riga war vor allem Sitz der Erzbischöfe von Riga, aber auch eine immer bedeutender werdende Handelsstadt, die der Hanse angehörte.

Im Rahmen der Ostkolonisation versuchten die Bischöfe vor allem Deutsche im heidnischen Gebiet anzusiedeln. Militärisch wurden sie dabei vor allem von Ritterorden unterstützt, zunächst von dem Schwertbrüderorden und nach dessen Niedergang von dem Deutschen Orden, in den der Schwertbrüderorden eingegliedert wurde. Insbesondere nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus Palästina begann sich der Deutsche Orden verstärkt um die Osteuropäischen Gebiete zu kümmern, vor allem Preußen, aber auch Livland. Der Deutsche Orden war eine organisatorisch eigenständige, machtvolle kirchliche Organisation, die sich bald als neuer Machtfaktor neben die Erzherzöge von Riga stellte und mit diesen in Konkurrenz trat. Geleitet wurde der livländische Zweig des Deutschen Ordens von einem Landmeister, der direkt dem Hochmeister (= Oberster Ordensherr) unterstand.

Im Mittelalter gab es dauerhafte Machtauseinandersetzungen zwischen den Erzbischöfen von Riga und dem Deutschen Orden. Diese wurden sowohl mit Waffengewalt als auch mit Diplomatie und rechtlichen Schritten (vor allem Prozesse vor dem Papst, der Oberhaupt sowohl des Erzbischofs als auch des Deutschen Ordens war) ausgefochten. Dabei kam es auch dazu, dass der Deutsche Orden sich das Erzbistum Riga inkorporierte und dann später die Erzbischöfe die selbständige Territorialherrschaft zurückerlangten u.s.w. Die Bischöfe versuchten auch, Schutz bei nahen Staaten zu finden (wie z.B. Dänemark) aber auch beim Deutschen Kaiser. Seit der Schlacht bei Neuermühlen 1492 anerkannte der Erzbischof von Riga den Deutschen Orden als die Schutzmacht Livlands (1492-1561)und beteiligte sich auch mit einem eigenen Heereskontingent an der Schlacht am Smolinasee 1502, in der der Orden noch sich noch einmal gegen die äußeren Feinde Livlands behaupten konnte. Es war auch der Orden, der durch seine geschickte Politik Livland bis 1561 Frieden und Freiheit erhalten konnten. Nach dem Auseinderfallen Altlivlands konnte Riga als Freie Stadt seine Selbständigkeit innerhalb des Heiligen Römischen Reiches noch bis 1581 behaupten. Davor war Wilhelm von Brandenburg bis 1561 als letzter Erzbischof Territorialherr im Erzstift gewesen.

Im Übrigen konnten die Bischöfe im Inneren des Erzstifts ihre Herrschaft behaupten. Im Jahr 1525 wurde der Deutsche Orden wesentlich geschwächt, als der Hochmeister des Ordens die Reformation einführte und das Kernland des Deutschen Ordens, Preußen, als Herzogtum dem polnischen König unterstellte. Der livländer Zweig des Deutschen Ordens protestierte und blieb bei der althergekommenen Organisation. Er konnte aber eben nicht mehr auf den preußischen Zweig des Deutschen Ordens zurückgreifen.

Durch Bedrängungen von Seiten der Russen wurde das nördliche Ostseegebiet dem Schutz von Polen-Litauen unterstellt. Dann kam Riga 1621 bis 1709 unter die Herrschaft schwedischer Könige, welche zur gleichen Zeit deutsche Reichsfürsten waren.

Das 18. Jahrhundert begann mit dem Großen Nordischen Krieg (1700-1721) in dem Schweden und Russland um die Vorherrschaft auf der Ostsee kämpften. Nach der Niederlage der Schweden fiel die Stadt Riga zerstört durch die schweren Kämpfe 1710 an das Zarenreich. Ab 1796 wurde Riga Hauptstadt eines russischen Gouvernements (siehe Ostseegouvernements). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Riga schrittweise zu einem der wichtigsten Häfen Russlands ausgebaut, die Bevölkerungszahl der Stadt verzehnfachte sich zwischen 1850 und 1900. Trotz russischer Herrschaft blieb sowohl die Stadtkultur als auch der Großgrundbesitz bis ins 19. Jahrhundert vom Einfluss der deutschen Oberschicht im Lande geprägt. Bis 1891 war die offizielle Amtssprache deutsch, dann wurde Russisch Amtssprache.

Blick auf den Dom
Dom mit Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava und Rigaer Schloss

1900 waren die Einwohner zur Hälfte Deutsch-Balten und zu je einem Viertel Russen und Letten.

Der Aufstieg Rigas nahm mit dem ersten Weltkrieg ein Ende. Die Stadt lag direkt an der Frontlinie und zur Sicherstellung der Kriegswirtschaft wurden 200.000 Einwohner (Arbeiter mit ihren Familien) für Rüstungszwecke nach Zentralrussland evakuiert.

Nach der deutschen Besetzung 1917/18 gelang es den Letten, am 18. November 1918 eine unabhängige Republik auszurufen. Die Rote Armee konnte den Anspruch der Sowjetunion gegen das von Deutsch-Balten unterstützte unabhängige Lettland nicht durchsetzen und musste sich aus dem Baltikum zurückziehen.

Riga wurde zur Hauptstadt Lettlands, am 18. März 1921 wurde hier der polnisch-sowjetische Friedensvertrag unterschrieben. Es folgt eine erneute Blütezeit in der Geschichte der Stadt. Einer ungenügenden Minderheitsgesetzgebung war es zu verdanken, dass im neuen lettischen Staat Deutsche, Russen, Letten und Juden nicht zu einer Gesellschaft unter lettischer Fahne vereinigten.

Gegen Anfang der 1930er Jahre ging diese Blütezeit langsam zu Ende. 1938 hatte Riga noch 385.063 Einwohner. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurde Lettland nicht nur von den neu aufkeimenden nationalistischen Strömungen der Sowjetunion bedroht, die eine Angliederung des ehemals russischen Territoriums forderten. Im Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 vereinbarten die beiden Diktaturen, das Baltikum und damit auch Lettland der sowjetischen Einflusssphäre zuzuweisen. Im Herbst 1939 wurden die Deutsch-Balten vorsichtshalber ins "Reich" ausgesiedelt. Am 17. Juni 1940 rollten sowjetische Panzer durch Rigas Straßen und besetzten die Stadt, die nun Hauptstadt der Lettischen Sowjetrepublik wurde.

Nach dem Angriff auf die Sowjetunion 1941 eroberten deutsche Truppen das Gebiet um Riga. In der Zeit der deutschen Besetzung von 1941 bis 1944 war Riga der Verwaltungssitz des Reichskommissariats Ostland. Auch der Generalkommissar für den Generalbezirk Lettland hatte seinen Sitz in Riga.

Die jüdische Bevölkerung, die 1933 noch 44.019 Mitglieder hatte, wurde im Ghetto Riga interniert, ermordet oder in andere Konzentrationslager deportiert. Im Stadtbezirk "Kaiserwald" (lettisch: Mežaparks) befand sich das KZ Riga-Kaiserwald.

Domplatz

Während der kriegerischen Auseinandersetzungen um die Rückeroberung der Stadt durch die Rote Armee wurde die Altstadt Rigas (lettisch: Vecrīga) schwer beschädigt.

Ermutigt durch Perestroika und Glasnost erklärte das Lettische Parlament 1990 die Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Daraufhin ließ der damalige Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, die Saeima, das lettische Parlament, vom Militär besetzen. Erst Gorbatschows Nachfolger Boris Jelzin entließ die baltischen Staaten 1991 in die Unabhängigkeit.

Sehenswürdigkeiten

Die Hauptsehenswürdigkeiten konzentrieren sich auf die Altstadt, die auch UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die Altstadt ist das historische und geographische Zentrum Rigas am rechten Ufer der Vorlage:Fluss Lettlands/Daugava gelegen und hat sich ihren Festungscharakter trotz der Schleifung der Befestigungsanlagen und Wälle 1857-1863 bewahren können. Die nach dem Abriss der Stadtmauer entstandenen Freiflächen wurden zu einem Stadtpark mit Stadtkanal umgestaltet, der heute die Altstadt von der Neustadt trennt.

Sehenswürdigkeiten in der Altstadt sind:


Sehenswert sind weiterhin auch die zahlreichen Jugenstilfassaden in der Neustadt (insbesondere in der Alberta iela und der Elizabetes iela), der Kultur- und Wissenschaftspalast sowie der 368,5 Meter hohe Fernsehturm (Televīzijas tornis) auf der Insel Zaķusala (dt. "Haseninsel").

Daugavgriva (deutsch: Dünamünde, polnisch: Dynemunt, russisch: Ust-Dwinsk) ist eine Festung. Sie liegt im gleichnamigen Stadtteil an der Mündung des Flusses Düna im Rigaischer Meerbusen.

Museen

Berühmte Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Verkehr

Riga besitzt eine wichtige Funktion als internationaler Verkehrsknotenpunkt im Ostseeraum (Verkehrsströme zwischen Skandinavien und Osteuropa, von Mitteleuropa nach Finnland (Via Baltica) sowie innerhalb des Baltikums). So befindet sich hier der mit Abstand wichtigste Bahnhof des Landes mit Verbindungen nach Russland, Weißrussland und Litauen. Daneben befindet sich ein Busbahnhof mit Fernbusverbindungen in alle Nachbarländer und viele Länder der EU. Die Straßen Lettlands sind sternförmig auf Riga ausgerichtet. Bei Riga befindet sich der größte baltische Flughafen Riga sowie ein Fährterminal mit Verbindungen v.a. nach Skandinavien, aber auch nach Norddeutschland. Die Vororte werden durch ein S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen erschlossen.

Commons: Riga – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Riga – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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