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Diskussion:Bruno Bettelheim

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Kritik

"Do as I say, not as I do"

Die Schlußsätze des Bettelheim-Artikels sind zu einseitig. Tatsächlich herrscht stark polarisierter Meinungsstreit. Eine ausführliche Diskussion findet sich bei Franz-Josef Krumenacker: Bettelheim (1998). Krumenacker kommt zu dem Schluß, daß beide Seiten - Verteidiger und Kritiker - ein zu einseitiges Bild malen, das der Komplexität nicht gerecht wird. Auch der link unten auf der Seite, sollte so nicht alleine stehen bleiben!

Das Stichwort "Milieu-Therapie" sollte auftauchen. Bettelheim war ihr Mitbegründer -

Mag er nun Kinder geschlagen haben oder nicht (was wohl tatsächlich so war), ist seine Theorie zur damaligen Zeit doch eine der Gewaltverneinendsten überhaupt gewesen. Solche Widersprüche sind in der Psychologie/Pädagogik nichts Neues! Maria Montessori verleugnete und versteckte ihr uneheliches Kind auf dem Land, um nicht ihre Karriere zu gefährden. Rousseeu - der theoretische Begründer der modernen Erziehungswissenschaft - gab seine eigenen Kinder aus Desinterssse ins Waisenhaus. Giovanni Don Bosco, überhaupt einer der ersten Fürsprecher vollkommen gewaltloser Erziehung aus dem 19. Jahrhundert, schlug in Wahrheit die ihm anvertrauten Kinder! "Schlechte" Praxis ist also nicht per se Beweis für schlechte Theorie!

Bettelheim pflegte im Übrigen seinen Mitarbeitern zuoberst zitierte Anweisung zu geben, wenn er selber wieder ausfällig geworden war. Ansonsten drohte jedem, der oder die sich zu vergleichbaren physischen Übergriffen hinreißen ließ, die Entlassung. Verständlich wird die Widersprüchlichkeit von Anspruch und Wirklichkeit vermutlich gerade durch psychische Wunden aus der Zeit im KZ. Krumenacker arguentiert, daß Bettelheim Erfolg brauchte, um seinen - bei KZ-Überlebenden nicht ungewöhnlichen - "Überlebens-Komplex" (meine Formulierung) zu kompensieren. Daher Unduldsamkeit und unkontrollierte aggressive Ausbrüche. Daher aber auch die Kraft zum unablässigen intensiven und phantasievollen Neu-Denken von Kinder-Therapie. Dies entschuldigt nichts! Mag aber davor bewahren, das Kind mit dem Bade auszuschütten. (Hinzu kommt, daß anscheinend nicht klar ist, wie weit das Ausmaß der Gewalt und der bewußten Manipulationen von Erfolgszahlen reicht. Es haben sich nur eine Handvoll Ehemaliger laut zu Wot gemeldet. Es gab auch Gegenstimmen. Tatsächlich scheinen gewaltsame Übergriffe in der Anfangszeit der "Orthogenetic School" nicht vorgekommen zu sein. Die Vorwürfe stammen vor allem von Patienten aus der spätesten Phase seiner Klinikleitung.)

Die Vorwürfe der "Fälschungen" sind übrigens auch kritisch zu hinterfragen. Tatsächlich sind in Bettelheims Büchern Akzente radikal zum positiven verschoben, Mißerfolge bewußt verschwiegen, Zahlen manipuliert. Dennoch stimmt nach Aussagen anderer Patienten, Patientinnen und Mitarbeiter durchaus der große Teil von Bettelheims Darstellungen. Selbst von mißhandelten Patienten, die sich später zu Wort meldeten wurde mitunter von Zeiten des Glücks und der Wärme in der Klinik gesprochen. Die meisten räumten ein, daß die Darstellungen des Klinikalltags in seinen Büchern nicht einfach aus der Luft gegriffen seien.

Daß jemand Ergebnisse zum Guten verändert muß nicht a priori bedeuten, daß alles falsch wäre. Es bedeutet eher, daß eine seriöse Einschätzung schwieriger oder gar unmöglich wird. Es liefert keine wissenschaftliche Datenbasis. Schlüssigen Gedanken und Argumentationen muß das ebensowenig den Todesstoß geben, wie zuvor behandelte körperliche Attacken (Schläge und Boxhiebe in die Seite).

Ich habe keine Ahnung von Wikipedia und keine Zeit mich jetzt genauer damit zu beschäftigen. Mir ist klar, daß das nicht alles so im Artikel auftauchen kann. Wenn ich hier v.a. Krumenackers Position so ausführlich darlege, dann, weil ich denke, daß ein Artikel einer guten Enzyklopädie - unabhängig der von ihm vertretenen Position - vereinfachenden Sichtweisen unbedingt vorbeugen sollte. Und Krumenackers Position stellt zugleich die Grundlage für einen differenzierteren Blick. Vielleicht findet sich ja wer, die oder der weiter nachrecherchieren und einige der von mir angesprochenen Aspekte einarbeiten will.

Mohandas, Sept. 2004


Den link Buch über Bettelheim habe ich heute gelöscht, nachdem in 4 Monaten keine Diskussion und auch keine Ergänzung um ausgewogenere, bzw. Gegenposionen erfolgte. Mohandas 11:45, 19. Jan 2005 (CET)


  • Bald nach seinem Tod implodierte Bettelheims Lebenswerk. Fälschungen und Plagiate wurden enttarnt, die wahren Zustände in der von ihm geleiteten "Orthogenic School" wurden öffentlich. (Achtung: Neutralität? - Siehe auch Diskussion)
und diesen umstrittenen Schlusssatz verschiebe ich unkommentiert hierher. Naja, eines schon: das ist für sich noch nicht mal ein Stub.. -- Robodoc ± 13:25, 30. Jul 2005 (CEST)


Ja, eigentlich enthält der Artikel noch viel zu wenig über Bettelheim, aber soweit ich erkennen kann, auch nichts Falsches. Diese Kritik hat es gegeben. Am Sinnreichsten wären Informationen von Mitarbeitern, die dort gearbeitet haben, ohne irgendwann ihre Papiere bekommen zu haben. Bettelheim berichtete ja selbst, dass er sich manchmal von Personal trennen musste.
Interessant finde ich die Debatte um die Ursachen von Autismus, denn es ging Bettelheim vor allem um die Frage, wie man Autismus noch heilen kann. Dabei ging es ihm wohl auch sehr um Vertrauen.
Dem gegenüber gibt es in Deutschland wohl auch heute noch regelrechte Anstalten für autistische Jugendliche, in denen binnen einer Zivildienstzeit sämliches Personal einschließlich des Leiters fluktuieren, vor Jahren war das jedenfalls noch so in Rheinfelden. -- Simplicius 21:24, 17. Apr 2006 (CEST)