Matronae Ratheihiae
Die Matronae Ratheihiae sind Matronen, die einzig bezeugt sind durch eine heute verlorene Inschrift eines Votivsteins aus Euskirchen aus der Zeit des 2. bis 3. Jahrhunderts.
„Matronis Ratheihis / Verecundini[u]s Super / l(ibens) m(erito)[1]“
Das Erstglied des Beinamen wird durch Helmut Birkhan, in Abkehr zu Gutenbrunners Erklärungen, zu germanisch *raða = „Rad“ gestellt. In der funktionalen Deutung dieser Matronen wird ein keltischer Einfluss auf die germanische Namensgebung gesehen. Ausgehend durch die Entlehnung von religiösen Vorstellungen zum Rad als Symbol für das allgemeine Schicksal der Menschen (Schicksalsrad) die originär bei den germanischen Kulturen fehlen. Des Weiteren wird ein römischer Einfluss in Betracht gezogen durch deren Glauben an die Parzen als mögliche Ausgangsform bei einige Erscheinungen der konkreten rheinischen Matronenverehrung. Birkhan deutet die Ratheihiae daher als Schicksalsgöttinnen.
Anders deutet Günter Neumann den Beinamen als mögliche Ableitung von einem Flussnamen. Mit Gutenbrunner stellt er zu germanisch *raþa- = „schnell“ (gotisch *raþs aus raþizo, althochdeutsch rado, mittelniederdeutsch rat, ebenfalls in neuhochdeutsch gerade. Er vergleicht die überlieferte Form des Namens der Rappbode aus dem Jahr 1209 als Ratbode = „die schnelle Bode“.
Siehe auch
Literatur
- Helmut Birkhan: Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit. (= Philologisch Historische Klasse Sitzungsberichte, 272). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1970, ISBN 3-205-03653-0, S. 524 f., 528.
- Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Götternamen der antiken Inschriften. Max Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 172, 224.
- Günter Neumann: Die germanischen Matronenbeinamen. In: Matronen und verwandte Gottheiten (= Beihefte der Bonner Jahrbücher 44). Rheinland-Verlag, Köln / Habelt, Bonn 1987, ISBN 3-7927-0934-1, S. 103–132 = Astrid van Nahl, Heiko Hettrich (Hrsg.): Günter Neumann: Namenstudien zum Altgermanischen (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 59). de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020100-0, S. 253–289; hier 276 (kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter).
- Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie. 3. erweiterte Auflage, Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36802-1, S. 266–271, 343–344.