Volkswagen EA 266
Volkswagen | |
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EA 266 | |
EA 266 | |
Präsentationsjahr: | 1969 |
Fahrzeugmesse: | |
Klasse: | Kompaktklasse |
Karosseriebauform: | Kombilimousine |
Motor: | Ottomotoren: 1,6 Liter (74 kW)[1] |
Länge: | 3870[1] mm |
Breite: | 1675[1] mm |
Höhe: | 1430[1] mm |
Radstand: | 2438[1] mm |
Leergewicht: | 970[1] kg |
Serienmodell: | keines |
Der VW EA 266, Kurzform für Volkswagen Entwicklungsauftrag 266, ist ein Kompaktklassefahrzeug-Prototyp aus den 1960er-Jahren, der von Porsche für Volkswagen als möglicher Käfer-Nachfolger entwickelt wurde. Die Entwicklung begann im Sommer 1966 und wurde im Herbst 1971 abgebrochen. Das Projekt soll Volkswagen rund DM 250 Millionen gekostet haben. Heute existieren noch zwei Fahrzeuge.
Geschichte
1966 galt das damals 30 Jahre alte Konzept des Käfers mit Zentralrohrrahmen und luftgekühltem Heckmotor als obsolet, doch VW hatte noch keinen Nachfolger zur Serienreife entwickelt. Die VW-Ingenieure hatten zu lange am Heckmotor festgehalten und technische Fortschritte blockiert, sodass Heinrich Nordhoff, von 1948 bis 1968 Generaldirektor bei Volkswagen, das Vertrauen in die VW-Ingenieure verlor. Nordhoff hatte jedoch auch in letzter Minute den Marktstart von bereits bis zur Serienreife entwickelten Fahrzeugen verhindert. Da der Käfer mit mehr als 80% aller verkauften Fahrzeuge das Hauptabsatzprodukt Volkswagens war und der Marktanteil Volkswagens bereits im Begriff war, zu schrumpfen, bestand für Nordhoff Handlungsbedarf, schnell einen Nachfolger für den Käfer auf den Markt zu bringen. Im Sommer 1966 beauftragte Nordhoff schließlich Porsche mit der Entwicklung eines Käfer-Nachfolgers. Ein Grund für die Beauftragung Porsches könnte womöglich der damals bei Porsche beschäftigte Ferdinand Piëch gewesen sein, da dessen Bruder Ernst Schwiegersohn Nordhoffs ist.
Piëch begann mit der Konzeption eines Antriebskonzeptes für den möglichen Käfer-Nachfolger, der mittlerweile zum Entwicklungsauftrag 266 geworden war. Es wurde ein Opel Kadett zum Versuchsträger umgebaut und mit verschiedenen Ottomotoren, unter anderem Reihenvierzylindermotoren mit Wasser- und Luftkühlung sowie einem Reihendreizylinder ausgestattet und auf dem Hockenheimring getestet. Ein Reihenvierzylinder mit Wasserkühlung und OHC-Ventilsteuerung konnte sich durchsetzen, er wurde im EA 266 längs als Mittelmotor vor der Hinterachse eingebaut. Nordhoff begrüßte das Mittelmotorkonzept. Piëch konzipierte auf Basis es EA 266 eine ganze Modellfamilie, die Limousine, Roadster, Kleinbus und Cabrio umfasste. Es waren Motoren mit Hubräumen von 1,3 bis 1,6 Liter und einer Leistungsspanne von 65 bis 105 PS (48 bis 77 kW) vorgesehen.
Der Mittelmotor war auf Grund seiner Position im Fahrzeug ein Problem, seine Hitze- und Geräuschentwicklung waren zu hoch, die Gewichtsverteilung sorgte für schlechtes Fahrverhalten auf nasser Fahrbahn und die Zugänglichkeit für die Wartung war eingeschränkt. Der VW-Vorstand hielt jedoch am EA 266 fest, da man mit dem damals technisch revolutionären Mittelmotor ein Alleinstellungsmerkmal im Automobilbau sah, das den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmen sichern würde, ähnlich wie es schon mit dem luftgekühlten Boxermotor im Heck des Käfers gewesen war. Ebensowenig wie die technischen Probleme den Vorstand von einem Absehen vom EA-266-Projekt bewegten, taten dies Terminschwierigkeiten und steigende Entwicklungskosten. Bis April 1968 hatte das Projekt bereits mehr als DM 100 Millionen gekostet, ohne dass ein Marktstart absehbar war.
Nach dem Tod Nordhoffs im April 1968 wurde Kurt Lotz zum neuen Vorstandsvorsitzen bei VW gewählt. Er wusste, dass VW nur mit den veralteten Heckmotorfahrzeugen keinen dauerhaften Erfolg haben würde. Lotz ließ die Entwicklung des EA 266 weiterlaufen, beuaftrage jedoch auch Giorgio Giugiaro mit der Konzeption eines frontangetriebenen Schrägheckmodells, das letztendlich 1974 als VW Golf I auf den Markt kam. Bereits 1971 war der VW-Gewinn um 94% auf DM 12 Millionen eingebrochen, woraufhin Rudolf Leiding am 24. September 1971[2] Lotz an der Konzernspitze ablöste. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bei Porsche nur 50 Prototypen gebaut worden. Nach nur zwei Wochen als neuer Konzernchef brach Leiding das Projekt EA 266 ab. Er hatte erkannt, dass die Kosten für den EA 266 so stark gestiegen waren, dass ein Serien-Pkw auf Basis des EA 266 zu teuer hätte verkauft werden müssen. Johann Baptist Schöllhorn, damaliger VW-Aufsichtsrat, kritisierte, dass der EA 266 preislich auf dem Niveau des VW K 70 oder Audi 100 hätte liegen müssen, um wirtschaftlich zu sein.[2] Das hätte einen Verkaufspreis von rund DM 10.000[3][4] bedeutet. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Entwicklung DM 250 Millionen gekostet haben, andere Quellen sprechen von DM 400 Millionen oder DM 200 Millionen.[2] Auf Anweisung Leidings sollten 50 Getriebe, 100 Testmotoren und 48 EA-266-Prototypen zerstört werden. Dazu wurden Panzer eingesetzt, die auf dem Testgelände Porsches in Weissach fast alle Prototypen überrollten. Zwei EA 266 sind erhalten geblieben, einer davon steht im AutoMuseum Volkswagen.
Fahrzeugbeschreibung und Technik
Der EA 266 ist ein ca. 3,9 m langes Kompaktklassefahrzeug mit Einzelradaufhängung der Vorderräder, zwei Türen, Schrägheck und großer Heckklappe. Auffällig ist eine rechteckige Aussparung in den hinteren Kotflügeln über den Radhäusern. Vor den Hinterrädern sind beim noch erhaltenen olivgrünen Prototypen (Siehe Bild) Lüftungsschlitze für den Motor eingelassen, andere Bilder zeigen jedoch auch einen weißen Prototypen ohne diese Schlitze.[5] Der Motor ist unterflur vor der Hinterachse eingebaut und treibt über ein manuelles Vierganggetriebe die Hinterräder an.[5] Der Wagen soll in 8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und eine Höchstgeschwindigkeit von 189 km/h erreichen.[1] Andere Quellen sprechen auch von 187 km/h.[5] Der wassergekühlte Motor ist ein Reihenvierzylinderottomotor mit obenliegender Nockenwelle und einem Hubraum von 1588 cm3.[5] Seine Leistung beträgt 100 PS (74 kW) bei 5500 min−1.[1]
Quelle
- Christof Vieweg: Vergeblicher Hoffnungsträger in Zeit Online. Erschienen am 29. Juni 2016
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Traumautoarchiv – VW EA 266
- ↑ a b c Große Wäsche. In: Der Spiegel. Nr. 46 1971. S. 103–104
- ↑ Kaufberatung Audi 100 C1 (F104) Der Ur-Hunderter von Audi. In: auto motor und sport. 13. April 2011
- ↑ VW K 70 (TYP 48, 1970 bis 1975) Kaufberatung – Rostanfällig und ungeliebt. In: auto motor und sport. Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an.
- ↑ a b c d De eerste Volkswagen Golf GTI werd gemaakt door Porsche. In: Autoblog.nl. 26. November 2014 (niederländisch)