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Hameln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Stadtwappen von Hameln Deutschlandkarte, Position von Hameln hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Hameln-Pyrmont
Fläche: 102,30 km²
Einwohner: 58.872 (30. September 2005)
Bevölkerungsdichte: 575 Einwohner je km²
Höhe: 68 m ü. NN
Postleitzahl: 31785-89, früher: 3250
Vorwahl: 05151
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Kfz-Kennzeichen: HM
Amtlicher Gemeindeschlüssel: 03 2 52 006
Gliederung des
Stadtgebiets:
13 Ortsteile und die sog. Kernstadt
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 1
31785 Hameln
Website: www.hameln.de
E-Mail-Adresse: rathaus@hameln.de
Politik
Oberbürgermeister: Klaus Arnecke (Parteilos)

Hameln ist eine große selbständige Stadt an der Weser im Bundesland Niedersachsen. Hameln ist vor allem bekannt durch die Sage vom Rattenfänger von Hameln, die die lokale Tradition auf das Jahr 1284 datiert.

Geografie

Hameln, Anblick vom Klüt

Stadtgliederung

  • Afferde
  • Hastenbeck
  • Halvestorf (besteht aus den Ortsteilen Halvestorf, Bannensiek, Weidehohl und Hope)
  • Haverbeck
  • Hilligsfeld (besteht aus den Ortsteilen Groß und Klein Hilligsfeld)
  • Sünteltal (besteht aus den Ortsteilen Holtensen, Unsen, Welliehausen)
  • Klein Berkel/Wangelist
  • Tündern
  • Wehrbergen
  • Rohrsen

Geschichte

Früheste Spuren

Erste Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet von Hameln gehen bis in die Steinzeit zurück. Ungeklärt ist, ab wann sich auf dem Boden der heutigen Altstadt erste dörfliche Strukturen herausbildeten.

Im Jahre 802 oder 812 errichteten der sächsische Graf Bernhard und seine Frau Christina auf ihrem Gut in Hameln eine Eigenkirche. Im Jahre 826 starben beide kinderlos, die Besitzung geht an die Reichsabtei Fulda über. Diese gründete im Jahr 851 an dem günstig gelegenen Weserübergang ein Benediktinerkloster. Die ersten Nennungen nennen den Ort als "Hamela" oder "Hameloa".

Klostergründung

Im Laufe der Zeit bildete sich vor dem in ein Kollegiatstift umgewandelten Kloster (urkundliche Nennungen 1054 und 1074) eine Marktsiedlung, die um 1200 erstmals als Stadt genannt wird. Damit gehört Hameln zu den allerersten Städten im ehemaligen Königreich Hannover.

Im Jahr 1209 wird erstmals eine (Stifts-)Mühle in Hameln erwähnt.

Die Stadthoheit über Hameln liegt im 12. und 13.Jahrhundert bei der Abtei Fulda bzw. ihren Stiftsvögten in Hameln, den Grafen von Everstein. Die geistliche Oberhoheit liegt beim Bischof von Minden. Im Jahr 1259 verkauft der Abt von Fulda seine Rechte an Hameln an den Bischof von Minden. Das Hamelner Bürgerheer, welches dieses nicht hinnehmen will, unterliegt 1260 in der Schlacht von Sedemünder dem Bischof von Minden. Im Verlauf weiterer Auseinandersetzungen erwirbt Herzog Albrecht von Braunschweig 1268 die Vogtei über Hameln. Im Jahr 1277 bestätigt er der Stadt mit einem Privileg ihre bis dahin innegehabten Rechte.

Rattenfänger

Historische Hausinschrift zur Rattenfängersage

Weltweite Bekanntheit erlangt Hameln durch den bald darauf im Jahre 1284 erfolgten Auszug der "Hämelschen Kinder", aus welchem sich später die Rattenfängersage entwickelt. Die Datierung auf dieses Jahr geht auf das Spätmittelalter zurück, der älteste Bericht hierzu datiert aus der Zeit zwischen 1430 und 1450. Noch heute nennt sich die Stadt offiziell als Rattenfängerstadt Hameln.

Hanse

1426 wird Hameln Mitglied der Hanse, welcher es bis 1572 angehört. 1540 wird die Reformation eingeführt.

Hamelner Thaler von 1544

Im 16. Jahrhundert erfolgte ein wirtschaftlicher Aufstieg, der bis zum Dreißigjährigen Krieg anhält. Im Wettstreit der reichen Kaufmannschaft mit dem Landadel entstehen in dieser Zeit die prächtigen Bauten der Weserrenaissance, die das Stadtbild noch heute schmücken.

Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges besetzt 1625 König Christian IV. von Dänemark als Kriegsoberster des Niedersächsischen Reichskreises die Stadt. Ihm folgt der kaiserliche Feldherr Tilly. Die kaiserliche Besatzung währt bis 1633, als Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg und die schwedischen Truppen die kaiserlichen Besatzungstruppen belagern. Nach ihrer Niederlage bei Hessisch-Oldendorf kapituliert Hameln am 3. Juli 1633 vor dem Herzog Georg von Calenberg.

Festung

Im Jahr 1664 beginnt der Ausbau der Stadt zur welfischen "Haupt- und Prinzipalfestung". Der erste Bauabschnitt der Festung gilt 1684 als abgeschlossen. 1664-1668 wird die Stadt mit sternförmigen Bastionen umgeben.

Im Jahr 1690 werden durch herzogliches Privileg in Hameln Refugiés aus Frankreich (Hugenotten) angesiedelt.

1734 wird auf dem Werder bei Hameln die erste in staatlicher Regie errichtete Weserschleuse in Betrieb genommen, die den Schiffern bei der Überwindung des berüchtigten "Hamelner Loches" hilft.

1774-1784 werden auf dem Klüt unter König Georg III. von England-Hannover drei Forts angelegt. Damit wird Hameln zum uneinnehmbaren Gibraltar des Nordens, der stärksten Festung des damaligen Fürstentums Hannover.

Nach der Schlacht bei Jena kapitulierte Hameln 1806 kampflos vor Napoleon, auf seinen Befehl wurden bis auf zwei Stadttürme alle Befestigungen 1808 geschleift. So wurden die Voraussetzungen für eine weitere Ausweitung der Stadt geschaffen.

Kreisfreie Stadt

1866 wurde Hameln nach 700-jähriger Oberhoheit der Welfen preußisch 1923 kreisfreie Stadt.

Ende 1935 wird das Gefängnis Hameln von den Nationalsozialisten in ein Zuchthaus umgewandelt. Nach dem Krieg werden dort von der britischen Besatzung über 200 Kriegsverbrecher hingerichtet.

In Hameln befand sich ein großer Stützpunkt der britischen Rheinarmee (Militärbasen im Ausland). Infolge der Konvertierung von Militäranlagen in Wohnanlagen entsteht derzeit dort ein hervorragendes Wohngebiet in denkmalgeschützten, ehemaligen Militärbauten.

Bis zur Auflösung der Regierungsbezirke in Niedersachsen gehörte Hameln dem Regierungsbezirk Hannover an.

Einwohnerentwicklung

(ab 1998 jeweils zum 31. Dezember)


Politik

Oberbürgermeister

ehrenamtliche Oberbürgermeister (Zweigleisigkeit, Wahl durch Stadtrat)

hauptamtliche Oberbürgermeister (Eingleisigkeit, Direktwahl, seit 1999)

  • 01.03.1999-heute: Klaus Arnecke, parteilos (vorgeschlagen durch CDU)

Oberstadtdirektor (1945-1998)

  • 01.12.1945-31.12.1964: Georg Wilke
  • 01.01.1965-09.09.1968: Dr. Louis Storck
  • 16.11.1968-31.10.1980: Dr. Adolf Guder
  • 16.11.1980-15.11.1992: Dr. Eduard von Reden-Lütcken
  • 16.11.1992-01.11.1998: Werner Lichtenberg


Hameln um 1900, Osterstraße

Wappen

Das Stadtwappen zeigt im roten Felde einen bogenförmig geschärften silbernen Mühlstein, belegt mit einem aufrecht gestellten blauen Mühleisen. Der Schild ist gekrönt von der stilisiert dargestellten doppeltürmigen, mit vier Querdachgiebeln besetzten silbernen Münsterkirche St. Bonifatius, deren Fenster, Turmdächer und Kreuzblumen blau und deren Mitteldach rot tingiert sind. In der Form des Prachtstücks zeigt das Stadtwappen die mit der Wappenfigur belegte und mit unterschiedlichen Turmhelmen ausgestattete Münsterkirche als Helmzier sowie zwei Löwen als Schildhalter.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Rathausplatz in Hameln mit dem Theater

Das Theater Hameln (ehemals Weserbergland-Festhalle) bietet rd. 700 Besuchern als Bespiel-Theater einen umfangreichen Spielplan an. Über Konzerte, Musicals, Opern, Komödien bis hin zur Kleinkunst und dem Kinder- und Jugendtheater sorgen rd. 150 Veranstaltungen für eine große Auswahl an unterhaltsamen Theaterbesuchen.

Bauwerke

Hameln bietet ein nahezu geschlossenes mittelalterliches Stadtbild mit einer großen Zahl prachtvoller Fachwerk- und Steinhäuser, viele davon aus der Renaissance. Repräsentativer Mittelpunkt der Altstadt sind Osterstraße und Markt.

Besonders zu erwähnen sind:

  • Stiftsherrenhaus von 1558, an den Fachwerkkonsolen reicher Figurenschmuck. Eines der wenigen Häuser die nicht den Giebel zur Strasse zeigen, sondern sozusagen quer stehen.
  • Leist-Haus von 158589, in feinsten Renaissanceformen, Relieffries der sieben Tugenden und Lukretia im Erkergiebel, heute Heimatmuseum
  • Rattenfängerhaus mit reich verziertem Renaissancegiebel von 1603, gut gegliederte Fassade mit Erker
  • Dempter-Haus, 160708 von dem im Dreißigjährigen Krieg so bedeutenden Bürgermeister von Dempter erbaut, Fachwerk mit einer Überfülle von Renaissanceschmuck.
  • Hochzeitshaus, monumentales Fest- und Feierhaus der Stadt (jetzt Zentrum der „Erlebniswelt Renaissance“), im Stil der Weserrenaissance 161017 erbaut; Rattenfänger-Kunst und Glockenspiel mit Figurenumlauf um 13.00 und 17.30 Uhr zum Rattenfänger- und Weserlied
  • Zwei erhaltene Mauertürme der Stadtbefestigung
  • Garnisonskirche, ein schlichter Barockbau von 1713 mit Stift zum Heiligen Geist (heute: Sparkasse)
  • Münsterkirche St.Bonifatius (evangelisch), dreischiffige gotische Hallenkirche mit achteckigem Vierungsturm und romanischer Krypta, 187075 nach zweckfremder Benutzung restauriert
  • Marktkirche St.Nikolai (evangelisch), vor 1200 erbaut, 1945 zerstört, 19571959 wiederaufgebaut, romanische und gotische Teile wieder verwendet, modern ausgestattet

Parks

Stadtwald und der Bürgergarten nahe der Hamelner Altstadt.

Der Bürgergarten im Osten der Altstadt ist eine schöne, zentral gelegene Parkanlage. Er ist sowohl bei Touristen wie auch den Einwohnern Hamelns sehr beliebt. In der Sommerzeit ist er Spielort für große Openair-Konzerte. Seine zentrale Lage und die hervorragende Eingrenzung, sowie der Baumbestand machen ihn zu einer Konzert-Location der Spitzenklasse.

Sport

Bekannt ist Hameln als Standort des Ruderverein WESER Hameln (RVW), der bereits mehrere Olympiateilnehmer und Weltmeister im Rudersport hervorgebracht hat. Vorsitzender des RVW ist der Unternehmer Helmut Griep, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Deutschen Ruderverbands ist. Derzeit (2005) kommen z. B. zwei Ruderer im Deutschlandachter aus Hameln.

Des weiteren gibt es als Fußball- und Allgemeinstadion das Weserberglandstadion, welches vom Verein Preussen Hameln 07 betrieben wird (derzeit Landesliga Niedersachsen). Dieses Stadion war u. a. Veranstaltungsort mehrerer Open Air Konzerte (z. B. Michael Jackson, PUR) sowie von Spielen von Jugend-Welt- und Europameisterschaften im Fußball.

Außerdem gibt es noch den VfL Hameln, bekannt für die Abteilungen Basketball (2.Regionalliga), Handball (1.Regionalliga) und Leichtathletik (überregional).

Ein besonderes Erlebnis wird Hameln zur FIFA-Weltmeisterschaft 2006 sein: Die Equipe Tricolore, die französische Fußball-Nationalmannschaft wird im Schlosshotel Münchhausen in Aerzen-Schwöbber residieren und im Hamelner Weserberglandstadion trainieren.

Regelmäßige Veranstaltungen

In der Innenstadt (Hochzeitshausterasse):

  • Rattenfänger von Hameln ist ein Freilichttheaterstück (Mai - Sept., Sonntags ab 12 Uhr)
  • das Musical "RATS", ebenfalls ein Freilichtspiel (Mai - Sept., Mittwochs ca. 16 Uhr)


Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Hameln liegt als Mittelzentrum an der S5 der S-Bahn Hannover sowie an den Eisenbahnstrecken Löhne-Rinteln-Hameln-Elze-Hildesheim und Hannover-Hameln-Bad Pyrmont-Altenbeken-Paderborn-Soest. Außerdem laufen hier die Bundesstraßen 1, 83 und 217 sternförmig zusammen.

Ansässige Unternehmen

Medien

Nur von regionaler Bedeutung sind die Lokalzeitung Dewezet und der Radiosender Radio Aktiv. Außerdem unterhält der NDR ein Redaktionsstudio in Hameln.

Öffentliche Einrichtungen

Als einzige Hochschule befindet sich in Hameln die private Berufsakademie Weserbergland e.V.. Zwar gab es immer Bestrebungen, einzelne Fachbereiche der Universität Hannover nach Hameln zu holen bzw. zu begründen (so z. B. die Solarforschung), dieses ist bislang jedoch immer vom Land Niedersachsen abgelehnt worden.

Schulen in Hameln sind u. a.:

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Julius Wolff (1834-1910), Autor eines Romans über Der Rattenfänger von Hameln

Söhne und Töchter der Stadt oder im Ort Wirkende


Literatur


Commons: Hameln – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien