Karl Arnold (Politiker)

Karl Arnold (* 21. März 1901 in Herrlishöfen; † 29. Juni 1958 in Düsseldorf) war ein deutscher Politiker (Zentrum, CDU). Er war zweiter Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, von 1947 bis 1956. Vom 7. September 1949 bis zum 6. September 1950 war er der erste Präsident des Bundesrates.
Leben und Beruf


Karl Arnold absolvierte nach der Volksschule eine Ausbildung als Schuhmacher, die er 1919 als Geselle abschloss.[1] Anschließend (1920/1921) studierte er an der Sozialen Hochschule Leohaus in München. Er sah sich selbst zeitlebens als christlichen Sozialisten.
Seit 1920 arbeitete Arnold hauptamtlich als Funktionär der christlichen Gewerkschaften. 1924 wurde er Sekretär des Bezirks Düsseldorf der Christlichen Gewerkschaft. 1928 heiratete Arnold Liesel Joeres. Die beiden bekamen 1933 einen Sohn Gottfried, der von 1961 bis 1983 wie zuvor schon sein Vater dem Deutschen Bundestag angehörte.
Seit 1933 war Arnold Miteigentümer eines Installationsgeschäfts in Düsseldorf. Während des Dritten Reichs beobachtete und verfolgte ihn die Gestapo, die ihn im Zuge der Aktion Gewitter im August 1944 inhaftierte.
Im Dezember 1945 beteiligte sich Arnold mit Hans Böckler an der Gründung der Einheitsgewerkschaften, des heutigen DGB, im Rheinland. Arnold saß dem Bezirk Düsseldorf vor. Von der britischen Besatzungsmacht erhielt er – zusammen mit weiteren Lizenzträgern – die Tageszeitungslizenz für die christlich orientierte Rheinische Post, die noch heute im Teilbesitz seiner Nachfahren ist.[2] 1956 wurde er Mitglied im wissenschaftlichen katholischen Studentenverein Unitas Reichenstein Aachen. 1958, kurz vor seinem Tod, wurde er als Nachfolger von Jakob Kaiser zum Vorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse gewählt. Am 29. Juni 1958 starb er an Herzversagen während des Landtagswahlkampfes, in dem er Spitzenkandidat seiner Partei war.
Karl Arnold wurde auf dem Südfriedhof in Düsseldorf beigesetzt.
Partei
Arnold trat 1920 der Zentrumspartei bei. Im Jahr 1924 wurde Arnold Sekretär des Christlichen Lederarbeiter-Verbandes in Düsseldorf. Zwei Jahre später war er bereits Leiter des Bezirkskartells Düsseldorf der Christlichen Gewerkschaften. 1929 wurde er in den Rat der Stadt Düsseldorf gewählt, wo er den stellvertretenden Fraktionsvorsitz der Zentrumspartei übernahm.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er seine politischen Aktivitäten wieder auf und gründete 1945 die Düsseldorfer Christlich-Demokratische Partei, die später Teil der CDU wurde. Mit Jakob Kaiser gehörte er zu der Gruppe ehemaliger christlicher Gewerkschaftsführer, die sich innerhalb der CDU für die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien einsetzten. Nach der ersten Bundestagswahl gehörte Arnold in der CDU zu den Befürwortern einer Großen Koalition, konnte sich aber mit diesen Vorstellungen nicht gegen Konrad Adenauer durchsetzen. Von 1956 bis zu seinem Tode war Arnold stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender.
Abgeordneter
1925 bis 1933 war er Mitglied der Düsseldorfer Stadtverordnetenversammlung und dort stellvertretender Vorsitzender der Zentrumsfraktion.
Von 1946 bis zu seinem Tode war er Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen[4], von 1947 bis 1949 auch Mitglied des Länderrates der Bizone. 1957 wurde Arnold mit einem Ergebnis von 72,6 % im Wahlkreis Geilenkirchen – Erkelenz – Jülich in den Bundestag gewählt und wurde dort stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion.
Öffentliche Ämter

Am 29. Januar 1946 wurde Arnold zum Oberbürgermeister von Düsseldorf ernannt und später in den ersten freien Kommunalwahlen bestätigt (26. Oktober 1946). Auf Betreiben des britischen Zivilgouverneurs William Asbury, der auf Veranlassung Brian Robertsons die Installation einer linksgerichteten Landesregierung anstrebte,[5] wurde er im Dezember 1946 zum stellvertretenden nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten ernannt. Von 1947 bis 1956 war Arnold dann Ministerpräsident verschiedener Koalitionen aus CDU, Zentrumspartei, SPD (bis 1950), FDP (seit 1954) und KPD (bis 1948). Am 7. September 1949 wurde er (bis zum 6. September 1950) der erste Bundesratspräsident und somit bis zum Amtsantritt von Theodor Heuss am 13. September 1949 erstes sowie kommissarisches Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland.[6] Insgesamt wurde er als Ministerpräsident zweimal wiedergewählt. Wichtige politische Handlungen in diesem Amt waren sein Beitrag zur Gründung des Westdeutschen Rundfunks, zur Montanmitbestimmung und die Etablierung eines Landesjugendplans.
Nachdem er Heinz Renner 1948 aus seiner Regierung entlassen hatte, übernahm er zusätzlich dessen Amt als Verkehrsminister bis zur nächsten Wahl 1950. Entsprechend ging er vor, als Carl Spiecker im Amt verstarb. Dessen vormaliges Ressort leitete er 1954 als Minister für Bundesangelegenheiten für ein halbes Jahr.
Am 20. Februar 1956 wurde Arnold durch ein konstruktives Misstrauensvotum von SPD, FDP und Zentrum gestürzt. Seine Nachfolge als Ministerpräsident trat Fritz Steinhoff an. Für die Landtagswahl 1958 trat er wieder als Spitzenkandidat der CDU an, starb jedoch eine Woche vor der Wahl im Alter von erst 57 Jahren an Herzversagen.[7]
Ehrungen

- 1953: Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- Nach Arnold ist die Karl-Arnold-Stiftung, eine der CDU nah stehende politische Bildungseinrichtung in Nordrhein-Westfalen, benannt.
- Nach Karl Arnold ist der Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste benannt.
- Die Karl-Arnold-Schule Biberach, eine gewerbliche Schule im Kreisberufsschulzentrum Biberach an der Riß, trägt ebenso seinen Namen wie die Karl-Arnold-Schule in Ratingen, der Karl-Arnold-Platz und das Karl-Arnold-Haus in Düsseldorf und die Karl-Arnold-Straßen in Leverkusen, Hamm, Heinsberg, Kamen, Bonn und weiteren Städten und Gemeinden.
- Aus Anlass seines 100. Geburtstages veröffentlichte die Deutsche Post AG 2001 eine von der Künstlerin Ursula Maria Kahrl entworfene Briefmarke mit dem Konterfei von Karl Arnold.
- Am ehemaligen Rathaus seines Geburtsorts Herrlishöfen wurde eine Gedenktafel angebracht.
- Arnold war Ehrenmitglied der AV Rheinstein zu Köln im CV und des KStV Germania-Münster im KV.
- 2. Oktober 2012: Am Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf, gegenüber dem ehemaligen Amtssitz der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten (Villa Horion) und nahe dem benachbarten Behrensbau (Mannesmann-Haus), wurde eine vom Bildhauer Bert Gerresheim entworfene Büste Arnolds enthüllt.[8]
Zitate
„Nordrhein-Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundesrepublik sein.“[8]
„Bei einer Formaldemokratie in der Politik und beim Vorhandensein eines Absolutismus in der Wirtschaft kann niemals eine Grundlage für eine sinnvolle Neuordnung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens gefunden werden.“[9]
„Bei all dem Furchtbaren, das der Kriegsgeist nationalsozialistischer Machthaber über unser Volk, über Europa und die Welt gebracht hat und für das wir aufrichtige und echte Sühne zu leisten haben, möchte ich in dieser geschichtlichen Stunde doch auch feststellen, daß Hitler keine typische und ausschließlich deutsche Erscheinung war; er war vielmehr die Personifizierung des destruktiven Geistes in Europa und in der Welt, und Deutschland war, so gesehen, nur die lokale Stelle, an der das europäische Geschwür aufgebrochen war.“
Siehe auch
Kabinett Amelunxen II – Kabinett Arnold I – Kabinett Arnold II – Kabinett Arnold III
Literatur
- Rainer Barzel: Karl Arnold – Grundlegung christlich-demokratischer Politik in Deutschland. Berto-Verlag, Bonn 1960.
- Walter Först: Karl Arnold (1901–1958). In: Bernhard Poll (Hrsg.): Rheinische Lebensbilder, Band 7, im Auftrag der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Rheinland Verlag, Köln 1977, S. 295–316.
- Ludwig Rosenberg, Bernhard Tacke: Der Weg zur Einheits-Gewerkschaft. Hrsg. DGB-Bundesvorstand. Druck: satz + druck gmbh, Düsseldorf 1977.
- Detlev Hüwel: Karl Arnold. Eine politische Biographie. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1980.
- Detlev Hüwel, Jürgen Rosorius (Hrsg.): Der Politiker Karl Arnold. Ministerpräsident und Sozialreformer. Droste Verlag, Düsseldorf 1982, ISBN 3-7700-0620-8.
- Hartmut Felsberg: Arnold, Karl. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 33, Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-690-2, Sp. 74–83 .
Weblinks
- Literatur von und über Karl Arnold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Karl Arnold in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Dorlis Blume/Irmgard Zündorf: Karl Arnold. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Karl Arnold im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Rede von Bundesratspräsident Karl Arnold ( vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive) zur ersten Sitzung des Bundesrates am 7. September 1949 (PDF). (39 kB)
- Rede zum hundertsten Geburtstag von Karl Arnold
- Stefan Appelius: Das Scheitern des Adenauer-Rivalen. einestages
- Totenzettel Karl Arnold
Einzelnachweise
- ↑ Detlev Hüwel, Jürgen Rosorius (Hrsg.): Der Politiker Karl Arnold. Ministerpräsident und Sozialreformer. Droste Verlag, Düsseldorf 1982, S. 97.
- ↑ Detlev Hüwel, Jürgen Rosorius (Hrsg.): Der Politiker Karl Arnold. Ministerpräsident und Sozialreformer. Droste Verlag, Düsseldorf 1982, S. 98.
- ↑ Karl Arnold. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident 1947 bis 1956. Herausgegeben vom Präsidenten des Landtages Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 2001
- ↑ Karl Arnold beim Landtag Nordrhein-Westfalen
- ↑ James C. Van Hook: Rebuilding Germany: The Creation of the Social Market Economy, 1945–1957. Cambridge University Press, New York 2004, ISBN 978-0-521-83362-2, S. 73 (Google Books)
- ↑ Detlev Hüwel, Jürgen Rosorius (Hrsg.): Der Politiker Karl Arnold. Ministerpräsident und Sozialreformer. Droste Verlag, Düsseldorf 1982, S. 99.
- ↑ Detlev Hüwel, Jürgen Rosorius (Hrsg.): Der Politiker Karl Arnold. Ministerpräsident und Sozialreformer. Droste Verlag, Düsseldorf 1982, S. 191.
- ↑ a b Karl Arnold hat die NRW-Geschichte geprägt. In: Rheinische Post, 3. Oktober 2012:
- ↑ Erfolgreich scheitern. In: Berliner Zeitung, 4. Februar 2009
Personendaten | |
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NAME | Arnold, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Zentrum, CDU), MdL |
GEBURTSDATUM | 21. März 1901 |
GEBURTSORT | Herrlishöfen bei Biberach an der Riß |
STERBEDATUM | 29. Juni 1958 |
STERBEORT | Düsseldorf |
- Ministerpräsident (Nordrhein-Westfalen)
- Bundesratspräsident (Deutschland)
- Sozialminister (Nordrhein-Westfalen)
- Landtagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- Bundestagsabgeordneter (Nordrhein-Westfalen)
- Bürgermeister (Düsseldorf)
- Verkehrsminister (Nordrhein-Westfalen)
- Innenminister (Nordrhein-Westfalen)
- Minister für Bundesangelegenheiten (Nordrhein-Westfalen)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)
- Person der Arbeiterbewegung (Deutschland)
- Zentrum-Mitglied
- Opfer der Aktion Gitter (1944)
- CDU-Mitglied
- Korporierter im UV
- Korporierter im CV
- Korporierter im KV
- Deutscher
- Geboren 1901
- Gestorben 1958
- Mann
- Kommunalpolitiker (Düsseldorf)