Türkische Militäroffensive in Nordsyrien 2016–2017

Die Türkische Militäroffensive in Nordsyrien begann am 24. August 2016 unter dem Namen „Schutzschild Euphrat“. "Ziel der Militäroffensive ist es, die türkische Grenzregion von Terrorgruppen zu säubern, die Sicherheit entlang der Grenze zu verbessern und Syriens territoriale Integrität zu sichern", teilte die türkische Regierung mit. Die Offensive richtet sich offiziell gleichermaßen gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und gegen die kurdische YPG.

Aktueller Anlass waren der Selbstmordanschlag in Gaziantep am 20. August 2016 mit 54 Toten sowie Einschläge von Granaten in Karkamış und von Raketen in Kilis. Zum Bürgerkrieg in Syrien hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seit 2015 mehrfach erklärt, dass er ein zusammenhängendes kurdisches Autonomiegebiet in Nordsyrien nicht dulden werde. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu verlangte, dass die YPG die im Juli 2016 eroberte Stadt Manbidsch räume und sich wieder auf das Ostufer des Euphrat zurückziehe. Die Offensive richtet sich nach Meinung vieler Journalisten und Beobachter vor allem gegen die YPG und soll verhindern, dass die Kurden ihr bisher aus zwei Teilflächen bestehendes Herrschaftsgebiet zu einem geschlossenen Gebiet an der türkischen Grenze vereinigen.

Am 23. August 2016 wurde die türkische Grenzstadt Karkamış evakuiert. Am 24. August 2016 um 1 Uhr Ortszeit beschoss die türkische Armee Stellungen des IS in der syrischen Grenzstadt Dscharabulus sowie der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) mit Artillerie; unterstützt werde die Offensive durch Luftstreitkräfte der Anti-IS-Koalition. Im Verlaufe des Tages überquerten türkische Panzer die Grenze zwischen Syrien und der Türkei. Die Türkei kooperierte dabei mit der sunnitisch geprägten Freien Syrische Armee. Am Abend meldeten türkische Medien die Einnahme von Dscharabulus. Zusammen mit der FSA wurden am gleichen Tage unter anderem die Ortschaften Keklice, Kıvırcık, Elvaniye und Güğüncük eingenommen.

Die deutsche Bundesregierung erklärte am 24. August 2016 ihre 'Unterstützung' für die Offensive; ebenso Frankreich; das syrische Außenministerium bezeichnete die Offensive als „unverhohlene Verletzung der syrischen Souveränität“.

Zum Kontext

Präsident Erdogan suchte eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel. Nach einem schnell zusammengebrochenen Putschversuch von Einheiten der türkischen Streitkräfte Mitte Juli besuchte er den Präsidenten Russlands, Putin. Der FAZ-Redakteur Rainer Hermann stellte in einem Kommentar die Frage, wie ernst es der Türkei noch mit ihrer NATO-Mitgliedschaft sei. Offenbar übe die Türkei Druck auf die USA aus mit dem Ziel, den Prediger Gülen ausgeliefert zu bekommen.

Siehe auch

• Türkische Offensive gegen die PKK seit 2015