Gewöhnlicher Blutweiderich
Gewöhnlicher Blutweiderich | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lythrum salicaria | ||||||||||||
L. |
Der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria) ist eine Staude aus der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae), die als Futterpflanze von den Raupen aus der Familie der Nachtpfauenaugen und als Nektarspender unter anderem von Tagschmetterlingen geschätzt wird. Sie wächst an feuchten Standorten.
Merkmale
Der ausdauernde Blutweiderich kann eine Höhe von bis zu zwei Metern und eine Breite von anderthalb Metern erreichen, wobei bis zu 50 aufrechte, teils ästige, behaarte, vier- bis mehrkantige Stängel aus dem Rhizom heranwachsen können. Die Blätter sind schmal-lanzettlich bis oval. Die Folgeblätter haben einen abgerundeten bis herzförmigen Blattgrund; unterseits treten die Nerven deutlich hervor. Sie wachsen sitzend (stiellos) in dreizähligen Quirlen oder gegenständig, weiter oben wechselständig.
Jeder ähren- oder traubenförmige Blütenstand kann aus hundert und noch mehr Blüten bestehen. Von Juni bis September sind diese purpurroten Scheinähren zu sehen. Die jeweils sechs mehr als einen Zentimeter langen Kronblätter stehen frei und wachsen aus röhrigen, doppelt gezähnten Achsenbechern. Eine einzelne Pflanze kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die durch Wind und Wasser weitergetragen werden. Dabei bestehen die Früchte aus einer zweiklappigen Kapsel, die bei Reife aufspringt. Die Samen sind mit Schleimhaaren ausgestattet und haften leicht an Wasservögeln fest, die sie auf diese Weise ausbreiten. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.
Vorkommen
Blutweiderich wächst häufig und verbreitet in Röhrichten und Sümpfen, an Ufern von Seen und Weihern, Flüssen, Bächen und Kanälen sowie in Gräben. Er bevorzugt die tieferen Lagen und ist etwas wärmeliebend, kommt aber auch noch in mittleren Gebirgslagen vor. Die Standorte sind vor allem nasse oder wechselfeuchte, zeitweise überschwemmte, nährstoffreiche, Sumpfhumusböden.
Die Art ist eurasiatisch-subozeanisch verbreitet, vor allem in Europa, Asien und Australien. In Nordamerika ist es ein eingeführter Neophyt (siehe unten).
Ökologie
Blutweiderich ist ein Hemikryptophyt und eine Sumpfpflanze. Untergetauchte Sprosse entwickeln ein Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), das das Rhizom mit Sauerstoff versorgt. Beim Blütenaufbau liegt Heterostylie vor: Es gibt drei verschiedene Blütentypen (auf verschiedenen Pflanzen):
- Blüten mit langen Griffeln und mittellangen und kurzen Staubblättern
- Blüten mit mittellangen Griffeln und langen und kurzen Staubblättern
- Blüten mit kurzen Griffeln und langen und mittellangen Staubblättern
Der Pollen ist bei den langgestielten Staubblättern grün und groß, bei den übrigen gelb und kleiner. Fremdbestäubung wird dadurch sichergestellt, dass die Narben der langen Griffel die längsten, die der kurzen die kürzesten Narbenpapillen haben. Schon Darwin wies nach, dass von 18 möglichen Kombinationen nur 6 eine volle Samenproduktion herbeiführen (“legitime Bestäubung“). Dabei ist die legitime Bestäubung siebenmal erfolgreicher als die „illegitime“. Eine „legitime“ Bestäubung liegt vor, wenn die Pollen liefernden Staubbeutel der einen Blüte auf gleicher Höhe wie die Narben der anderen Blüte liegen. Besucher sind vor allem Schwebfliegen, aber auch Bienen und Schmetterlinge. Die Pflanze ist ein Nektarspender von besonderem Wert.
Die Früchte sind zweifächrige Kapseln. Sie sind Wind- und Tierstreuer; daneben findet Wasserhaft- und Schwimmverbreitung der Samen statt. Eine einzige Pflanze kann bis zu drei Millionen Samen produzieren. Nach mehr oder weniger langer Wassereinwirkung werden aus den Epidermiszellen der Samenschale reifer Samen außen schleimige, haarartige Gebilde ausgestülpt, deren Funktion unklar ist. Sie spielen vermutlich bei der Ausbreitung eine Rolle (als Haftorgan bei der epizoischen Ausbreitung, als Schwimmorgan bei der Wasserausbreitung), könnten aber auch der Festsetzung der Samen im Keimbett dienen.
Die Art ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen aus der Gattung der Nachtpfauenaugen (Saturnia).
Inhaltsstoffe und Verwendung
Blutweiderich enthält das Glykosid Salicarin, Pectine, Harze, ätherisches Öl, reichlich Gerbstoffe und das Flavon Vitexin.
In Notzeiten aß man die jungen Sprosse, Laubblätter und die innen weiße Grundachse als Gemüse. Aufgrund seines hohen Gerbstoffgehalts zwischen 9 % (Wurzel) und 14 % (Blüten) gerbte man schon im 16. Jahrhundert auch Leder mit Blutweiderichsaft. Außerdem wurden damit Holz und Seile imprägniert, um schnelle Fäulnis im Wasser zu verhindern.

Als Heilmittel in der Pflanzenheilkunde werden Blüten und der Wurzelstock des Blutweiderichs genutzt. Die Volksmedizin setzt ihn bei Durchfällen, Blutfluss und Ruhr ein. Dazu werden 1 bis 3 Gramm Wurzel mit zwei Litern Wasser abgekocht.
Verwendet wurde Blutweiderich beispielsweise während der Choleraepidemie im 19. Jahrhundert. Die Pflanze besitzt aufgrund der Gerbstoffe stark adstringierende, bakterizide, blutstillende und harntreibende Eigenschaften. Dass der Blutweiderich als blutstillendes Mittel genutzt wurde, gab ihm wohl seinen Namen (oder die Farbe seiner Blüten). Mit dem roten Farbstoff färbte man früher Zucker.
Blutweiderich als Neophyt in Nordamerika

In Nordamerika steht der Blutweiderich seit seiner Einführung durch den Menschen im 19. Jahrhundert in dem Ruf, ein lästiges „Unkraut“ zu sein. Einst als Heil- und attraktive Gartenpflanze eingeführt, breitete sich die Art rasch aus. In Gebieten, in denen Blutweiderich-Bestände expandieren, können sie die Fließgeschwindigkeit in Flüssen und Kanälen beeinträchtigen und verursachen eine Reduktion der Artenvielfalt, indem sie einheimische Pflanzen und daran angepasste Tiere verdrängen. Die Situation ist wohl vergleichbar mit dem Drüsigen Springkraut in Europa. Einmal etabliert, lässt sich Blutweiderich offenbar nur noch schwer unter Kontrolle bringen. Als in Nordamerika erfolgreiche Maßnahme hat sich das Aussetzen von Schadinsekten herausgestellt, die sich auf Blutweiderich spezialiert haben (unter anderem der Rüsselkäfer Hylobius transversovittatus und die Insekten Galerucella calmariensis und G. pusilla).
Weblinks
- http://www.invasiveplants.net/plants/purpleloosestrife.htm Bericht über Ausbreitung und Bekämpfung des Blutweiderich in den USA (in Englisch)
- http://www.invasiveplants.net/invasiveplants/biologicalcontrol/11PurpleLoosestrife.html
Samen: [6]