Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht
Das FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gGmbH mit Sitz in Grünwald ist das gemeinsame Medieninstitut der Länder der Bundesrepublik Deutschland. Gegründet wurde es 1950, Vorläuferorganisationen hatte es bereits in der Weimarer Republik (Reichsstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU)) und im Nationalsozialismus (Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU)) gegeben. Das FWU unterstützt durch Medienproduktion, -distribution und -standardisierung sowie Dienstleistungs-, Beratungsprojekte und Fortbildungsangebote den Medieneinsatz im Unterricht.
Arbeit

Die Gesellschaft hat laut ihrem Gesellschaftervertrag die Aufgabe “audiovisuelle Medien herzustellen und deren Verwendung als Lehr- und Lernmittel in Bildung, Erziehung und Wissenschaft zu fördern und damit der Allgemeinheit zu dienen. Dazu gehört auch die Beratung bei der Entwicklung und Beschaffung geeigneter Geräte.” Unter Berücksichtigung der Lehrpläne der einzelnen Bundesländer produziert das FWU Medien für alle Bereiche schulischer und außerschulischer Bildung und ist der führende Produzent von Medien für den Einsatz in deutschen Schulen. Zur Unterstützung bei der Gestaltung des Unterrichts liefert das FWU ausführliches Begleitmaterial zu seinen Produktionen. Pro Jahr werden etwa 65 neue Titel konzipiert und herausgegeben, die zunehmend als Online-Medien genutzt werden und damit die DVD-Videos ersetzen. Die einzelnen Schulen und Bildungseinrichtungen können die Medien beim FWU kaufen oder bei den Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen / Medienzentren ausleihen. Mit der FWU-Mediathek können Schulen, Lehrkräfte und die Schülerinnen bzw. Schüler das gesamte Medienangebot des FWU online nutzen.
In der DDR gab es eine ähnliche Einrichtung mit dem Namen Institut für Film, Bild und Ton (IFBT).[1]
Geschichte
1934
- Am 26. Juni 1934 wird die Reichsstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU) geschaffen.
1938
- Mit einer Bildreihe zu Paul von Hindenburg wird 1938 die Erste von insgesamt 55 sogenannten “Schul-Kernreihen für allgemein bildende Schulen” herausgegeben, die der Verbreitung nationalsozialistischer Themen dienen.
- Als Informationsorgan erscheint die Zeitschrift “Film und Bild in Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung” von der RfdU.
1939
- 1939 besteht das Bildstellensystem aus 23 Landesbildstellen und ca. 800 Kreis- und Stadtbildstellen.
1940
- Umbenennung in Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU)
1944
- Bis 1944 werden von der RfdU/RWU insgesamt 876 Filme produziert und ca. 830.000 Kopien ausgeliefert.
1945
- Im Dezember werden in der amerikanischen Zone das Institut für den Unterrichtsfilm in München (IfdU) und in der britischen Zone das Hamburger Institut für den Unterrichtsfilm gegründet.
- Hauptaufgabe der Zonen-Institute ist zunächst, entsprechend den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens, die Bereinigung der Medien und des schriftlichen Begleitmaterials von “nazistischen und militärischen Lehren”.
1950
- Am 6. März 1950 wird in München die Gründungsurkunde für das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) als gemeinnützige GmbH mit Sitz in München unterzeichnet. Die Aufgaben des Instituts werden im Gesellschaftsvertrag folgendermaßen definiert:
“Die Verwendung von Film, Lichtbild und Tonträger in der Wissenschaft und als Lehr- und Lernmittel für alle Schulen, die freie Volksbildung und die Jugendpflege zu fördern und damit der Allgemeinbildung zu dienen. Zu diesem Zweck kann die Gesellschaft alle für Wissenschaft und Schulen, Bildung und Erziehung geeigneten optischen und akustischen Lehr- und Lernmittel, insbesondere Filme, Filmkopien, Lichtbildreihen, Tonträger, Aufnahme-, Vorführ- und Wiedergabegeräte nebst Zubehör herstellen, beschaffen und vermitteln, die Entwicklung solcher Geräte fördern und an der Entwicklung und Beschaffung solcher Geräte mitarbeiten.”
- Am 1. August 1950 nimmt das FWU mit 84 Mitarbeitern seine Tätigkeit auf.
- Neben den bewährten Medien 16mm-Stummfilm (s/w), Bildreihe und Schallplatte erweitert sich die Produktpalette um Tonfilm und Tonband.
1952
- Als erste FWU-Produktion wird der Film “Quick, das Eichhörnchen” von Heinz Sielmann mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.[2]
1956
- Der erste 16-mm-Farbtonfilm “Wiesensommer” wird in Cannes auf den X. Internationalen Filmfestspielen als bester Kulturkurzfilm ausgezeichnet.
1958
- Bernhard Wicki produziert „Warum sind sie gegen uns?“ für das FWU, der Film erhält u.a. die Bundesfilmpreise für die beste Regie und die beste Kamera.

1960
- Innerhalb der ersten zehn Jahre werden vom FWU an die Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen folgende Kopien ausgeliefert: – 226.867 Filmkopien (davon 41.883 Tonfilmkopien und 3.000 in Farbe) – 228.103 Bildreihen (davon 28.090 in Farbe) – 17.039 Tonbänder – 2.000 Schallplatten

1968
- Die 8mm-Filmkassette kommt auf den Markt.
1969
- Erste Empfehlungen für Videorecorder.
1970
- Erste gemeinsame Planung von Unterrichtsprogrammen mit den Rundfunkanstalten.
- Entwicklung einer speziellen Konfektionierung der 8mm-Filme des Instituts, die ein Abspielen auf Kassettenprojektoren wie auch auf herkömmlichen Projektoren ermöglicht.
1971
- Die Aufgabenschwerpunkte in den 70er-Jahren liegen im Bereich Didaktische Theorie.
- Innerhalb des von der Bund-Länder-Kommission unterstützten Projektes „Auftragsproduktion Lehrsystem (APL)“ werden verstärkt auf Lehrerbildung zugeschnittene Unterrichtsdokumentationen (DU) produziert.
- Die Monatszeitschrift „Film Bild Ton“ erscheint ab Juli 1971 unter dem Namen „AV-Praxis“.

1974
- Erstmals werden Videobänder (VCR) und 8mm-Tonfilme produziert.
- Für das Projekt AV-Mobil wird eine bewegliche Mediothek auf Basis eines Lastzugs entwickelt. Das AV-Mobil ist mit allen gängigen Vorführgeräten ausgestattet und kann als variabler Vorführraum für bis zu 30 Personen genutzt werden. Es wird zur Lehrerfortbildung und bei Messen eingesetzt.
1975
- Entwicklung eines AV-Medientisches mit integriertem 8mm-Stummfilmprojektor, Dia-Magazinprojektor, Kassettentonbandgerät und beleuchteter Opalplatte zur Betrachtung von Arbeitstransparenten (Overhead)
1976
- Auslieferung der ersten Arbeitstransparentreihen.
- Eine von der Kultusministerkonferenz in Auftrag gegebene Überprüfung von FWU und IWF führt zur Bestätigung beider Institute, mit der Auflage, enger zu kooperieren und die Produktionen aufeinander abzustimmen.
1977
- Kooperation mit dem ZDF innerhalb der Fernsehreihe „Studienprogramm Chemie“.
- In Zusammenarbeit mit Radio France entsteht die Tonbandreihe „Au micro“ für den Französischunterricht.

1980
- Als zweites Videokassettensystem neben VCR wird das VHS-System als schulgeeignet empfohlen.
- In den ersten 30 Jahren seines Bestehens wurden vom FWU AV-Medien im folgenden Umfang ausgeliefert: – 950.000 16mm-Filme – 680.000 8mm- Filme – 880.000 Diareihen – 300.000 Tonbänder – 100.000 Schallplatten – 25.000 sonstige AV-Medien

1987
- Erstmals wird Standard-Software innerhalb des FWU-Programms angeboten.
- Der Absatz von 16mm-Filmen geht deutlich zurück, der Absatz von Videokassetten dagegen erhöht sich um 50 Prozent.
- Die Produktion von 8mm-Filmen wird eingestellt.
1989
- Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer erscheint die dreiteilige Folge „Die DDR im Umbruch“.
- Durchführung der internationalen Konferenz „Neue Informationstechniken im allgemein bildenden Schulwesen“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Wirtschaft (BMBW) und dem Zentrum für Bildungsforschung und Innovation (CERI) der OECD.
1990
- FWU und Bildstellen unterstützen den Aufbau einer Infrastruktur zur Medienpädagogik in den neuen Bundesländern vielfältig.
- Auslieferung der ersten Didaktischen Software-Programme („Der See“, „Ansteuerung von Schrittmotoren“).
1992
- Durchführung verschiedener regionaler und überregionaler Projekte in den neuen Bundesländern („Europa trifft Sachsen“) im Auftrag der Europäischen Gemeinschaft.
- Der Film „Das Wasser – ein Rohstoff in Gefahr“ erhält den Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 1992.
1994
- Start des „Comenius-Projektes“ in Berlin, das erstmals Schulen auf Breitbandbasis miteinander vernetzt.
1995
- BLK-Modellversuch „Schulischer Einsatz multimedialer interaktiver Systeme“ (SEMIS)
1996
- Auslieferung der ersten CD-ROM „Naturkatastrophen: Phänomene der Erde“.
1997
- Einrichtung der FWU-Homepage: www.fwu.de
- Die CD-ROM „…zur Freiheit. Die Geschichte der Berliner Mauer“ wird mit der GPI-Comenius-Medaille ausgezeichnet.[3]
1998
- Das DFN-Projekt „Nutzung von Breitbandnetzen im Bildstellenverbund“ wird gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik und fünf Landesbildstellen/Medienzentren durchgeführt.
- Die Produktion von Diareihen wird auf Grund nachlassender Nachfrage eingestellt.
1999
- Als Pilotprojekt wird das erste didaktische DVD-Video „Der See“ herausgegeben.
2000
- Die Kultusministerkonferenz (KMK) überträgt dem FWU die Verantwortung für den Bereich „Schule“ innerhalb des Deutschen Bildungsservers (DBS). Hier arbeitet es eng mit der Humboldt-Universität und dem Deutschen Institut für internationale Pädagogik (DIPF) zusammen.
- Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat das FWU als Anlaufstelle zur OECD wie auch zum europäischen Schulnetz ausgewählt.[4]
2001
- DBS (Deutscher Bildungsserver): FWU entwickelt Subportal für Schülerinnen und Schüler
- ETB (European Schools Treasury Browser): Aufbau eines europaweiten Bildungsnetzwerkes. FWU erarbeitet Richtlinien für Qualitätsmanagement.
2002
- Die CD-ROM: „Kinderbrauser – Einführung ins Internet für Klasse 3 bis 6“ erhält den Deutschen Multimedia Award 2002[5]
2004
- AG MEDOK (Arbeitsgemeinschaft Mediendokumentation und -distribution). Das FWU als Koordinator in Zusammenarbeit mit den medienpädagogischen Landesinstituten führt die Entwicklung und Pflege eines in ganz Deutschland benutzten Standards für Metadaten von Bildungsmedien fort.
2005
- Der SODIS Content Pool wird als Weiterentwicklung der Metadaten-Services für “klassische” AV-Medien (“Datenbank Bildungsmedien”) und für Bildungssoftware (“SODIS”) als größte Datenbank für Medieninformationen über – oftmals frei verfügbare – bildungsrelevanten Medien aufgebaut.
2011
- Die FWU-Mediathek geht an den Start. Mit der feierlichen Inbetriebnahme durch den damaligen bayerischen Kultusstaatssekretär Dr. Marcel Huber beginnt eine neue Ära.[6]
- Die FWU-Mediathek wird von der Gesellschaft für Pädagogik und Information e.V. als “beispielhaftes didaktisches Multimediaprodukt” bezeichnet und mit der Comenius EduMedia-Medaille ausgezeichnet.[7]
2012
- Im Auftrag des Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (und in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) in München und der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) in Dillingen) entwickelt und betreibt das FWU „mebis – Landesmedienzentrum Bayern“. Mit „mebis“ wird der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht an bayerischen Schulen gefördert, es umfasst ein Informationsportal, eine Mediathek, ein Prüfungsarchiv und eine Lernplattform.
2016
- Im Auftrag des Landes NRW erstellt das FWU das „BioBook“, ein digitales Biologiebuch für die Jahrgangsstufen 5 und 6 am Gymnasium.
- Auf der Bildungsmesse didacta 2016 wird das "BioBook" mit dem Deutschen Bildungsmedienpreis "digita" ausgezeichnet[8]
Rezeption
Die älteren Lehrfilme des FWU, die auf Super8 und 16-mm-Filmwausgeliefert wurden, wecken bei vielen Menschen nostalgische Gefühle und Erinnerungen an die Schulzeit. Mit der Zeit entwickelte sich eine Sammler-Szene um diese alten FWU-Filme.
Siehe auch
Weblink
Einzelnachweis
- ↑ http://medienarchiv.htw-berlin.de/?page_id=12
- ↑ Auszeichnungen für Filme von Heinz Sielmann. Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Auszeichnung der CD-ROM "...zur Freiheit". Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Kooperationen des Deutschen Bildungsservers. Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Kinderbrauser - Erklärung. Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ FWU-Mediathek gestartet. Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Auszeichnung für die FWU-Mediathek. Abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Das BioBook gewinnt den digita 2016. Abgerufen am 31. Mai 2016.
Koordinaten: 48° 4′ 3,4″ N, 11° 32′ 48,8″ O