Vizedomamt Aschaffenburg
Das Vitztumamt Aschaffenburg oder Vizedomamt Aschaffenburg war eine Verwaltungseinheit in Kurmainz mit Sitz in Aschaffenburg. An der Spitze dieses Verwaltungsgebietes stand der Vizedom von Aschaffenburg.
Geschichte
Das Amt des Vizedom war historisch ein Hofamt gewesen. Seit der Amtszeit von Adalbert I. von Saarbrücken, also etwa ab 1120 war daraus ein territoriales Amt geworden. Im Jahr 1122 ist ein Vizedom von Aschaffenburg erstmals belegt. Das Vizdeomamt Aschaffenburg war die Organisationsform der Kurmainzer Herrschaft über das im 13. und 14. Jahrhundert herausgebildete Gebiet um Main, Tauber, Spessart und Odenwald. In diesem Gebiet hatte Kurmainz seit karolingischer Zeit örtliche Herrschaftsrechte erworben. In dem Bemühen um Konsolidierung des Herrschaftsgebietes kam es insbesondere zu Konflikten mit den Grafen von Rieneck, die in diesem Bereich umfangreichen Besitz angesammelt hatten. Der lang anhaltenden Konflikt, der sich bis 1271 hinzog wurde letztlich zu Gunste von Kurmainz entschieden. In der Folge war Hanau der Hauptkonkurrent des Erzstiftes in diesem Gebiet.
Neben diesen großen Wettbewerbern bestanden eine Vielzahl von lokalen Ansprüchen und Rechten, die Mainz Schritt für Schritt an sich ziehen konnte. Das Jurisdiktionalbuch des Erzstiftes von 1576 unter Erzbischof Brendel von Homburg beschrieb die volle landesherrliche Gewalt. Entstanden war ein herrschaftsmäßig weitgehend einheitliches Gebiet, durchsetzt jedoch weiter mit einer Anzahl vorwiegend adligen Herrschaftsinseln.
Die Größte davon war der Besitz der Echter von Mespelbrunn bzw. nach deren Aussterben der Grafen von Ingelheim. Ebenfalls hoheitliche Rechte hatten die Frauenklöster Himmelthal und Schmerlenbach.
Bis 1669 bestand im Vizedomamt ein Kammeralbezirk. Der Keller des Vizedomamtes Aschaffenburg wurde erstmals 1322 erwähnt. 1669 wurde eine Kellerei Bachgau für Kleinostheim, Mainaschaff und Dettingen gebildet. 1686 wurde eine Kellerei für Heimbuchenthal und Rothenbuch von der Oberkellerei Aschaffenburg vorgenommen.
Mit der Ämterreform von 1772 erfolgte eine Trennung von Justiz und Kammeralwesen. Hierzu wurde eine neue Kellerei in Kaltenberg geschaffen. Ab 1773 wurde das Amt des Vizedom nicht mehr besetzt.[1]
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 endete der Kurstaat. Aus dem Viztumamt Aschaffenburg sowie den Oberämtern Klingenberg, Orb und Lohr wurde das Fürstentum Aschaffenburg gebildet.
Vizedome in Aschaffenburg
- von Warmund (1122)
- von Wigand (1131)
- Conrad von Waldenburg (1189)
- Conrad von Besenbach (1222)
- Heinrich von Budenheim (1227)
- von Stocar (1260)
- von Sibold (1267)
- von Gozo (1271)
- von Duren (1275)
- Eberhard von Uffenheim (1285)
- Henricius (1290)
- Schelm (1291)
- von Wede (1300)
- Hermann von Schelm (1308)
- Wolfgang von Praunheim (1324)
- Joh. Von Rockenburg (1326)
- von Bilmar (1333)
- Eberhard von Fechenbach (1344)
- von Lundorf (1350)
- von Altheim (1360)
- Eberhard von Fechenbach (1361)
- von Hirschhorn (1398)
- von Hofheim (1400)
- Hamanus Echter von Mespelbrunn (1419)
- Dieter II. Landschad von Steinach (1420)
- Diter Kämmerer von Worms (1425)
- Philipp von Hirschhorn (1432)
- Peter von Rosenbach (1435)
- Martin von Forstmeister (1438)
- Conrad von Bickenbach (1439)
- Joh. von Erlenbach
- Eberhard von Ridern (1458)
- Philipp Schenk zu Erbach
- Eberhard von Epstein (1458)
- Johann VII. von Kronberg
- Oswald von Groschlag zu Dieburg (1518)
- von Gerstenroth (1584)
- Hartmuth von Cronberg (1578–1598)
- Philipp von Hoheneck (1618-)
- Gerhard von Waldenburg (1638-)
- Joh. Reinhard von Hoheneck (1672)
- Melchior Friedrich Graf von Schönborn-Buchheim (1672–1700)
- Friedrich Melchior von Schönborn (1717)
- Rudolf Franz Erwein von Schönborn (-1733)
- Joseph Franz Bonaventura Kilian Graf von Schönborn-Wiesentheid (1756–1773)
Siehe auch
- Die Kurfürstliche Schneiderei wird in der Literatur auch als Amtssitz des Vizedomamt Aschaffenburg beschrieben.
Einzelnachweise
- ↑ Günter Christ und Georg May: Erzstift und Erzbistum Mainz territoriale und kirchliche Strukturen, Band 6,2 des Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte, 1997, ISBN 3429018773, S. 113 ff.
- ↑ Stephan Behlen, Joseph Merkel: Geschichte und Beschreibung von Aschaffenburg und dem Spessart, 1843, S. 168-169, online
- ↑ Chur-Mayntzischer Stands- und Staats-Schematismus: oder vielmehr ausführliches Titul-Buch, sambtlicher des hohen Ertz-Stiffts geist- und weltlicher, Civil- und Militar-Angehörigen, Dicasterien, mit deren Sessionen, und Ferien, Ober- und Aembter auch Kellereyen ec. jeder mit seinem Praedicat in ..., 1743, S. 61-64, online