Zum Inhalt springen

Pinot noir

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. August 2016 um 08:04 Uhr durch Christophorus77 (Diskussion | Beiträge) (Neuseeland: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Spätburgunder
Synonyme Pinot noir, Pinot nero, Blauburgunder – für weitere siehe Abschnitt Synonyme
Spätburgunder
Art Edle Weinrebe (Vitis vinifera subsp. vinifera)
Beerenfarbe schwarz
Verwendung
Herkunft Frankreich
VIVC-Nr. 9279
Liste von Rebsorten
Ein Weingarten mit Spätburgunderreben
Junge Blätter und Geschein des Spätburgunders.
Kleine, dicht angeordnete Beeren und kleine kompakte Trauben sind typisch für die klassischen Klone des Spätburgunders.
Lockerbeeriger, großbeeriger neuerer Klon des Spätburgunders

Spätburgunder, auch frz. Pinot noir, ital. Pinot nero, auch Blauburgunder oder Schwarzburgunder genannt, ist eine bedeutende und qualitativ sehr hochwertige Rotweinsorte. Die Rebe hat so hohe Bedeutung erlangt und ist so begehrt, dass sie in die Nobilität der Weinwelt aufrückte und als Edelrebe bezeichnet wird. Sie gilt als klassische Rote der kühleren Weinbaugebiete wie zum Beispiel in Burgund, aber auch in fast allen deutschen Gebieten. Der Spätburgunder ist ferner eine wichtige Grundlage für den Champagner. Die Alterung der Spätburgunder-Weine ist nur schwer vorauszusagen und somit riskant. Spitzenweine aus Burgund können jedoch sehr langlebig sein und entwickeln dann außerordentlich komplexe Aromen. Im Allgemeinen verliert der Wein jedoch seinen Charme. Der Name „Pinot“ ist möglicherweise dem französischen Wort für Kiefern- oder Pinienzapfen („pin“) entlehnt und hängt somit mit der Form der Traube zusammen.

Geschichte

Die populärsten Spätburgunder-Weine stammten bis Mitte des 20. Jahrhunderts aus Burgund, wo er vermutlich schon von den Römern angebaut wurde. In De re rustica beschreibt der altrömische Schreiber Columella eine Rebsorte, die dem heutigen Spätburgunder zugeordnet werden könnte.[1][2]

Der Spätburgunder scheint in fast direkter Linie von einer Wildrebe abzustammen. Die bekannte Biologin Carole Meredith schließt dies aus umfangreichen Genanalysen, die sie in den 1990er Jahren durchführte. Tatsächlich wuchsen bis zur Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts auch Wildreben bis in den äußersten Norden Frankreichs. Die Analysen Merediths zeigen eine grundsätzliche Verschiedenheit zu den im Süden Frankreichs vorherrschenden Sorten, die vermutlich von den Griechen ins Land gebracht wurden.[3]

Die frühere Erklärung Ferdinand Regners,[4] Pinot Noir sei eine spontane Kreuzung des Schwarzriesling mit Traminer, konnte nicht bestätigt werden. Vielmehr ist der Schwarzriesling eine spätere Mutation des Spätburgunders.[5]

Nach Deutschland (Bodman-Ludwigshafen am Bodensee) wurde die Sorte im Jahr 884 durch Kaiser Karl III. als „Clävner“ eingeführt. In Baden wurde die Sorte daher lange als „Clevner“ oder „Klevner“ bezeichnet.

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist stark weißlich hellgrün behaart. Die Jungblätter sind anfangs spinnwebig behaart, um später beinahe unbehaart zu sein.
  • Die mittelgroßen dunkelgrünen Blätter sind rundlich, meist ganz oder schwach dreilappig, selten jedoch schwach angedeutet fünflappig. Die Stielbucht ist V-förmig offen. Das Blatt ist stumpf gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten mittelgroß. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist blasig derb.
  • Die walzenförmige Traube ist selten geschultert, mittelgroß und dichtbeerig. Die rundlichen bis ovalen Beeren sind mittelgroß und von dunkelblauer bis violettblauer Farbe. Die Schale der Beere ist dünnhäutig bis mittelstark.

Eigenschaften

Der Spätburgunder treibt mittelfrüh aus und ist somit empfindlich gegen späte Frühjahrsfröste. Ihn zeichnet jedoch bei guter Holzreife eine gute Winterfrosthärte aus.

Es handelt sich um eine weinbaulich eher schwierige Rebsorte. Die dünnhäutigen Früchte verlangen eine sehr feinfühlige Bearbeitung, da durch Verletzungen der Schale ihr Saft zu früh freigesetzt wird. Außerdem reagieren sie stark auf Klimaschwankungen (Hitze/Kälte). In kühlen Weinbaugegenden sollten nur Winzer, die über beste südseitige Hanglagen mit fruchtbaren, warmen und genügend kalkhaltigen Böden verfügen, an die Anpflanzung dieser Sorte denken. Sie ist anfällig gegen den Echten Mehltau und den Falschen Mehltau. Des Weiteren neigt sie zu Chlorose, Rohfäule und Virusbefall. Im Falle einer Infektion mit der durch Fadenwürmer übertragenen Reisigkrankheit ist der Ernteausfall im Mittel vergleichsweise stärker als bei anderen Rebsorten.[6]

Durch Klonselektion konnten einige dieser Probleme reduziert werden. So haben neuere Klone aus Geisenheim, Freiburg und Weinsberg weniger Probleme mit Fäulnis, da die Schale der Beeren etwas stärker ist. Die aus ihnen gewonnenen Weine weisen aber auch etwas andere sensorische Eigenschaften auf.

Verbreitung

Aufgrund seiner geschmacklichen Qualität und seines feinen Duftes findet der Spätburgunder trotz der Probleme beim Anbau wieder zunehmend Beachtung; nicht nur in Frankreich, wo sich die Rebfläche innerhalb der letzten 50 Jahre verdreifachte und in Deutschland, sondern auch in Übersee, so in Australien, Kalifornien, wo man die erforderlichen kühlen Anbaugebiete wie in Oregon erschlossen hat. In Südafrika hat man erfolgreich kühlere Küstenregionen bestockt. In Neuseeland werden hochwertige Spätburgunder z. B. in den Regionen Canterbury, Hawke’s Bay, Marlborough, Wairarapa und Central Otago hergestellt.

Frankreich

Das Mutterland der Rebsorte verfügt über eine bestockte Rebfläche von 29.576 Hektar (Stand 2007,[7][8]) . An der Côte-d’Or im Herzen Burgunds ist er die einzig zugelassene rote Rebsorte zur Erzeugung von Qualitätsweinen. Bereits der erste Herzog von Burgund, Philipp der Kühne (1363–1404) erkannte den kommerziellen Wert des Weines für den Export und bemüht sich um eine Vermarktungsstrategie. Unter anderem ließ er den Anbau von Gamay mit dem Argument der Schädlichkeit für die menschliche Gesundheit per Dekret verbieten. Außerdem verbot er die Düngung der Weinberge, da offensichtlich die Erträge viel zu hoch waren. Einige Historiker sehen in dieser Zeit das Fundament einer erfolgreichen Strategie der Herzöge von Burgund, den Burgunder an den Königshöfen Europas als den besten Wein Europas zu positionieren. Bekannt ist auch das Anbaugebiet der Côte Chalonnaise, wo auch im Verschnitt mit dem Gamay der Bourgogne Passetoutgrains entsteht. Angebaut wird er auch im Elsass.

Obwohl der Wein im Alter seinen speziellen Charme verliert, können an der Côte d’Or Weine mit hervorragendem Alterungspotential entstehen. Die besten Weingüter stellen häufig nur kleine Mengen ihrer hochwertigen Erzeugnisse her. Aufgrund des internationalen Bekanntheitsgrades entstehen Versorgungsengpässe, die zu sehr hohen Verkaufspreisen führen.

In der Champagne ist der Pinot Noir mit einem Anteil von 38 % noch vor den Rebsorten Chardonnay und Schwarzriesling wichtigster Bestandteil des Champagner. Dazu werden die Trauben gepresst und der gewonnene helle Saft ohne Einmaischung und somit ohne die Schale vergoren, so dass ein Weißwein entsteht. Sortenreiner Schaumwein aus Spätburgunder (und/oder Schwarzriesling, = Pinot meunier) wird unter der Bezeichnung „Blanc de Noirs“ vermarktet. Als Spezialität entsteht im äußersten Süden des Weinbaugebiets der Rosé des Riceys.

In Sancerre, Menetou-Salon und der Touraine werden leichte Rotweine oder Roséweine erzeugt, die in den warmen Sommermonaten mit Genuss gekühlt getrunken werden können.

Im Elsass werden ebenfalls meist leichte Rotweine erzeugt. Im besten Fall können die Weine an den Charakter eines Burgunders anschließen.

Deutschland

In Deutschland waren im Jahr 2011 11.756 Hektar (= 11,5 % der deutschen Rebfläche)[9] mit der Rebsorte Spätburgunder bestockt. Damit ist Deutschland der drittgrößte Spätburgunder-Produzent der Welt hinter Frankreich und den USA. Baden allein hat mehr Spätburgunderflächen als z.B. Australien oder Neuseeland. Die bestockte Fläche ist trotz des Rotweinbooms seit einigen Jahren nahezu konstant. Im Jahr 2006 waren 11.807 Hektar[10] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 2001 lediglich 9.806 Hektar[11] erhoben wurden.

In deutschen Anbaugebieten werden mittlerweile Spitzenqualitäten erzielt. Hat man in Deutschland noch in den 1980er Jahren aus Spätburgunder durchweg eher süßliche Weine erzeugt, schwach in Farbe, Körper und Alkohol, so hat sich das Geschmacksbild in den folgenden Jahrzehnten dramatisch verändert. Heute werden auch in Deutschland viele farb-, tannin- und körperreiche, gehaltvolle Rotweine erzeugt, die sich mit den berühmtesten roten Burgundern Frankreichs messen können. Beste Erzeugnisse erreichen aber auch schon jetzt Preise, die sich mit denen aus Burgund messen können. Die Weine, die denen aus Burgund am ähnlichsten sind, wachsen in Baden und der Pfalz. Weitere gute Rotweinlagen finden sich an der Ahr und im Rheingau in Assmannshausen mit dem berühmten Höllenberg. Der erste Urkundliche Nachweis von Spätburgunder im Rheingau stammt aus dem Jahr 1470 und ist gleichzeitig der erste Nachweis von Rotweinanbau im Rheigau überhaupt. Das rheingauer Synonym war über Jahrhunderte ‘Klebrot’ mit seinen wortähnlichen Abwandlungen.[12] Der Spätburgunder ist dort 12,3 % (389 Hektar, Stand 2014) der bestockten Fläche bereits die dominierende Rotweinsorte[13]. In Baden wird der Spätburgunder auf rund 5.699 ha kultiviert und ist mit rund 36 % die meistangebaute Rebsorte. An der Ahr dominiert sie mit 62,3 % (Stand: 2011). In der der Pfalz wird er auf 1.609 Hektar (Stand 2011) angebaut.

Daneben wird er mit Erfolg auch in Rheinhessen (1.387 Hektar, Stand 2011) und Württemberg (1.289 Hektar, Stand 2011) angebaut.

Neben den Produkten Rot- und Roséwein wird der Spätburgunder auch zu fruchtigem und spritzigem Weißherbst und Blanc de Noirs verarbeitet.

Die Rebflächen in Deutschland verteilten sich im Jahr 2011 wie folgt auf die einzelnen Anbaugebiete:

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Ahr 348
Baden 5.699
Franken 251
Hessische Bergstraße 46
Mittelrhein 41
Mosel 366
Nahe 259
Pfalz 1.609
Rheingau 384
Rheinhessen 1.387
Saale-Unstrut 22
Sachsen 39
Württemberg 1.289
Deutschland 2011 11.756

Quelle: Deutscher Weinbauverband, 10. April 2012, 10. Sonderbericht 2012 im Rahmen der Marktbeobachtung des Deutschen Weinbauverbandes, Bonn. Zusammengestellt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Auftrag des Deutschen Weininstituts, Mainz.

Österreich

In Österreich ist der Synonymname „Blauburgunder“ gebräuchlich. Die Hauptanbaugebiete konzentrieren sich auf das Burgenland, wo die besten Qualitäten aus den Regionen in der Nähe des Neusiedlersees sowie aus dem Blaufränkischland stammen. Ein anderer Schwerpunkt ist die Thermenregion. Auch in der Südsteiermark und am Wagram gibt es einige Winzer, die sich dem Anbau des Pinot Noir verschrieben haben. Der Blauburgunder wird in Österreich trocken ausgebaut und häufig im kleinen Holzfass, dem Barrique gelagert. Die Weine erinnern daher meist an die Produkte des Burgunds. Die bestockte Rebfläche liegt bei 409 Hektar.[14]

Schweiz

In der Schweiz weist der Spätburgunder (gebräuchlich ist die Bezeichnung Blauburgunder respektive Pinot noir in der Romandie) eine Anbaufläche von 4.402 Hektar auf (Stand 2009).[15] Im Jahr 2008 lag die Fläche bei 4.430 Hektar.[16] Hauptanbaugebiete sind die Ostschweiz (insbesondere das Bündner Rheintal oder das Schaffhauser Blauburgunderland),[17] das Wallis, Regionen am Neuenburger, im Seetal, am Bielersee, Thunersee sowie am Zürichsee.

Italien

In Italien ist der Anbau der Sorte in insgesamt 44 Provinzen empfohlen. Darüber hinaus ist sie in weiteren 12 Provinzen zugelassen. Der größte Anteil der 3538 Hektar Rebfläche befindet sich im nördlichen Italien im Piemont, in Südtirol und im Aostatal.

In Südtirol wurde die Sorte erstmals 1838 als „Bourgoigne noir“ bei einem Rebenkauf der „k.u.k. Landwirtschafts-Gesellschaft von Tirol und Vorarlberg, Niederlassung Bozen“ erwähnt; später wird die Sorte wie in Österreich „Blauburgunder“ genannt. Die ersten analytischen Beschreibungen sind durch Edmund Mach, Gründer des Agrarinstituts San Michele a.A., aus dem Jahr 1894 erhalten: Friedrich Boscarolli – Rametz/Meran – Rametzer Burgunder 1890, Chorherrenstift Neustift – Blauburgunder 1890, R.v.Bressendorf – Vernaun/Meran – Burgunder 1890, C.Frank – Rebhof Gries Bozen – Burgunder 1889, Fr. Tschurtschenthaler – Bozen – Burgunder 1890 & 1891, Fr. Tschurtschenthaler – Bozen – Kreuzbichler 1889 & 1891 & 1887.[18] Heutzutage erreichen kleine Mengen von gewissen Mikrozonen (Mazon/Neumarkt, Buchholz, Eppan Berg, Vinschgau) regelmäßig Top-Platzierungen bei italienweiten Pinot-Nero-Verkostungen.[19] Bei der Weinlese 2008 gab es folgende Kennziffern für die Qualitätsweinproduktion (DOC) von Blauburgunder: 638 eingetragene Rebflächenbetriebe mit zusammen 337 ha; 562 Meldungen auf 309 ha bei einer Weinmenge von 17.338 hl.[20]

Oregon

Kalifornien

Im Film Sideways wurde dem kalifornischen Pinot Noir ein kleines Denkmal gesetzt. Im Jahr 2008 wurde eine bestockte Rebfläche von 33.310 acre = 13.350 ha erhoben.[21]

Australien

Der Spätburgunder wurde bisher in als eher kühlen Regionen Australiens wie Yarra Valley, Geelong, die Halbinsel Bellarine Peninsula, Beechworth, Whitlands, South Gippsland, Sunbury und Mornington Peninsula in Victoria, Adelaide Hills in South Australia sowie Tasmanien. Der Erfolg kann aber nicht an die der Nachbarn aus Neuseeland reichen. Die bestockte Rebfläche liegt bei 4490 ha (Stand 2008).[22]

Kanada

Qualitätsweine aus Pinot Noir wurden bislang in Ontario auf der Niagara-Halbinsel und speziell in der Weinbauregion Short Hills Bench erzeugt. Die Nordküste des Eriesees ist ebenfalls schon seit längerer Zeit mit dieser Rebsorte bestockt. Später kamen Rebflächen in den Weinbauregionen Okanagan, Lower Mainland und Vancouver Island in British Columbia hinzu.

In den letzten 10 Jahren (Stand 2007) wurden erste Weinberge im Edward County in Ontario angelegt. Pioniere wie Geoff Heinricks basieren ihren Optimismus dabei auf Klima- und Bodenanalysen, die eine weitgehende Übereinstimmung mit dem Bedingungen im französischen Burgund belegen sollen.

England und Wales

Die noch bescheidene Rebfläche von Spätburgunder nimmt beständig zu. Durch den Klimawandel haben gewisse Anbauregionen Südenglands mittlerweile Anbaubedingungen, wie sie vor einigen Jahrzehnten in der Anbauregion Champagne bekannt waren. Erzeuger wie Nyetimber bringen mittlerweile in guten Jahrgängen Schaumweine auf den Markt, die einem gut gemachten Champagner ebenbürtig sein dürften. Sortenrein ausgebaute Stillweine sind hingegen noch sehr leicht und entsprechen eher einem Roséwein, da sich aufgrund der kurzen Vegetationszeit noch nicht genug Farbkomponenten in den Schalen der Beeren bilden.

Moldawien

Im 19. Jahrhundert waren große Rebflächen mit dem Spätburgunder bestockt. Die Reblauskatastrophe wie andere Prioritäten während der kommunistischen Ära haben den Anteil der Sorte stark schrumpfen lassen. Die heutigen Weine können noch nicht an einen international hochwertigen Standard reichen. Die Weine ließen bis vor kurzem Feinheit vermissen und präsentierten sich häufig mit übertriebenem Eichenholz-Geschmack. Mit ausreichend hohen Investitionen verspricht das allgemein vorhandene Potenzial jedoch Qualitätsweine hoher Güte.

Südafrika

Im Jahr 2007 wurde eine bestockte Rebfläche von 648 ha erhoben.[23]

Chile

Im Jahr 2006 waren insgesamt 1382 ha mlit dem Pinot Noir bestockt.[24] Die wichtigsten Anbauregionen waren Valparaiso und Del Maule.

Neuseeland

Der Pinot Noir ist für Neuseelands Weinindustrie wichtiger, als die aktuell bestockte Rebfläche vermuten ließe. Aufgrund des eher kühlen Weinbauklimas war der Spätburgunder eine der wenigen roten Rebsorten, die für einen Anbau in Frage kamen. Dennoch wurden die ersten Bemühungen in den 1970er und 1980er Jahren nicht von Erfolg gekrönt. Die Ursachen lagen dabei eher in der Wahl des Rebmaterials. Zum einen wurde irrtümlich häufig der minderwertigere Gamay gepflanzt, und zum anderen war die Klonselektion in Europa noch in vollem Gange und die damals verfügbaren Klone eigneten sich nicht für einen Anbau in Neuseeland. Einziger früher Lichtblick war der St. Helena 1984 Pinot Noir aus der Region Canterbury. Die dadurch geschürten Hoffnungen führten zu stark zunehmenden Anpflanzungen in dieser Gegend, konnten jedoch nicht hundertprozentig erfüllt werden, obwohl in der Region von Waiparapa einige interessante Weine entstanden.

Ab dem Ende der 1980er Jahre erzeugten die Weingüter Palliser Estate, Martinborough Vineyards, Murdoch James Estate und Ata Rangi sehr interessante Spätburgunder-Weine. Die bei Martinborough am südlichen Ende der Nordinsel gelegenen Rebflächen wurden zuerst auf Schwemmlandböden der Bäche Huangarua und Dry River angelegt. Später wurden auch Hanglagen nördlich der Gemeinde erschlossen.

Anfang der 1990er Jahre wurde der Spätburgunder im Central Otago District im Flusstal des Kawarau River angebaut. In der vornehmlich für ihr Steinobst bekannten Gegend wurde zwar schon seit 1864 Wein angebaut, doch schienen die klimatischen Bedingungen nicht unbedingt optimal. Als einzige Region Neuseelands verfügt Central Otago über nahezu kontinentales Klima, sowohl die heißesten Sommer- als auch die kältesten Wintertemperaturen treten dort auf. Das liegt an der besonderen Lage Central Otagos: Der Distrikt wird im Westen durch die Neuseeländischen Alpen vor den Roaring Forties geschützt, grenzt aber trotz seiner recht östlichen Lage nicht an den Pazifik.

Im Jahr 2008 lag die bestockte Rebfläche bei noch steigender Tendenz bei 4650 ha.[25] Im Jahr 2007 lag die Rebfläche noch bei 4441 ha.[26]

Eine Flasche Qualitätswein Pinot Schwarz – Rosé aus Kroatien

Synonyme

Der Spätburgunder ist unter den Synonymen Aprofekete, Arbst, Arbst blau, Arbst blauer, Assmannshäuser, Auvergnat, Auvernas, Auvernas rouge, Auvernat, Auvernat noir, Auxerra, Beerli (Ostschweiz), Berligout, Black Burgundy, Black Morillon, Blauburgunder, Blauer Arbst (siehe auch Blauer Arbst), Blauer Augustiner, Blauer Burgunder, Blauer Claevner, Blauer Clevner, Blauer Klaevner, Blauer Klevner, Blauer Nürnberger, Blauer Rischling, Blauer Spätburgunder (dies ist die offizielle Bezeichnung in Deutschland), Blauer Sylvaner (siehe auch Blauer Silvaner), Bodenseetraube, Böhmischer, Bon Plant, Borgogna nera, Borgogna nero, Borgogna rosso, Bourguignon, Bourguignon noir (im Beaujolais), Bruenläubler, Burgunda, Burgundac Crni, Burgundac Crni Pozni, Burgunder blauer, Burgundi Crni (in Slowenien, Kroatien und Serbien), Burgundi mic (in Rumänien), Burgundske modre, Cerna Okrugta banka, Cerna Ranka, Chambertin (siehe auch Chambertin), Champagner, Chiavenase, Chiavenna, Chpatchok, Clävner, Clävner blau, Clavensis, Clevner, Cortaillod (in der Schweiz), Derice Auvernas noir, Dickblau, Echter Schwarzblauer Klevner, Elsässer rot, Elsässer roth, Fin noir, Fin noir de Toulon, Fin plant doré, Formentin noir, Franc noiren, Franc noirien, Franc pineau, Franc pinot, François noir, Frischschwarzer, Frühblaue, Frühblauer, Frühschwarzer, Gamais, Genetin de Saint Menin, Gribalet noir, Große Frühschwarze, Gut Blau, Gutblau, Karapino, Kék Kisburgundi, Kisburgundi Kék, Klävner, Klebroth, Klebrott, Kleinroth, Klevinger, Klevner, Klevner Kék, Klevner schwarzblau, Langedet, Maehrchen, Malterdinger, Malterdinger Marillon, Marillon noir, Massoutel, Maurillon, Mensois, Modra Klevanjka, Möhrchen, Mohrenkönigin, Mor Burgunder, Moreote noir, Morillon, Morillon noir, Nagyburgundi, Neyran, Neyron petit, Noble, Noble Joué, Noir de Franconier, Noir de Versitch, Noir menu, Noiried, Noirien, Noirien ternent, Noirin, Noirun, Okrugla ranka, Ordinärer Blauer, Ordinärer Rother, Orléans, Petit Bourguignon, Petit Noir, Petit Noirin, Petit Plant Doré (in der Champagne), Petit vérot, Pignol, Pignola, Pignolet, Pignoliga, Pignolo, Pimbart, Pineau, Pineau de Bourgogne, Pineau de Chambertin, Pineau de Gevrey, Pineau Franc, Pineau Noir, Pino Ceren, Pino Cernii, Pino Corni, Pino Cornij, Pino Go, Pino Nero, Pinot, Pinot Clevner, Pinot d'Ay, Pinot de Chambertin, Pinot de Fleury, Pinot de Gevrey, Pinot de Migraine, Pinot Droit, Pinot Fin, Pinot Franc Noir, Pinot Go, Pinot mare, Pinot Mariafeld, Pinot negre, Pinot negru, Pinot nera, Pinot nero, Pinot noir, Pinot Salvagnin, Pinot Tinto, Plant à Bon vin, Plant de Cumières, Plant de la Dôle noir, Plant de Saint Martin, Plant doré, Plant fin, Plant médaillé, Plant noble, Pynoz (in einer Ballade des 14. Jahrhunderts von Eustache Deschamps), Raisin de Bourgogne, Raucy, Raucy mâle, Roter Assmannshäuser, Roter burgunder, Rother Assmannshäuser, Rother Burgunder, Rouci, Rouci Mâle, Rouci Modre, Rounci, Rouget, Rulandske Modre, Salvagnin, Salvagnin Noir, Samoireau, Samoreau, Samtrot, Saumensois, Saumoireau, Savagnin Noir, Schurzir Riesling, Schwartz Klevner, Schwarz Träuble, Schwarzblauer Klevner, Schwarzer Assmannshäuser, Schwarzer Burgunder, Schwarzer Klävner, Schwarzer Klevner, Schwarzer Riesling, Schwarzer Süßling, Schwarzklävner, Sevagnin Noir, Shpachok, Spacok, Spätburgunder, Später Burgunder, Spätes Möhrchen, Süßedel, Süßling, Süßrot, Süßschwarz, Talvagnère Rouge, Talvagnues Rouges, Ternent, Thalrother, Tinto, Traminer blau, Traminer schwarz, Vert Doré, Vrai Auvernas und Waltertinger bekannt.

Mutationen sowie Klone des Spätburgunders

Der Spätburgunder neigt zu verstärkter Bildung von Mutationen. Allein in Frankreich wurden 50 Klone für den gewerblichen Anbau selektiert und zugelassen. Beim wesentlich häufiger angebauten Cabernet Sauvignon wurden derweil nur 25 Klone zugelassen.

Neben den Klonen sind eine ganze Reihe eigenständiger Rebsorten bekannt, die aus einer Mutation des Spätburgunders hervorgingen. Zu diesen zählen die Sorten Frühburgunder, Pinot Liébault, Schwarzriesling, Weißburgunder, Grauburgunder und Blauer Arbst.

Der Grauburgunder scheint aus einer Mutation der DNA-Abschnitte VvMYBA1 oder VvMYBA2 aus dem Spätburgunder entstanden zu sein. Der Weißburgunder könnte dabei sogar eine Zwischenetappe zwischen dem Spätburgunder und dem Grauburgunder sein. Der genetische Fingerabdruck aller drei Sorten ist identisch.[27]

Zwei andere Burgundersorten, der Pinot Teinturier und der Pinot Tête de Nègre (auch Pinot Moure genannt), sind ebenfalls Mutationen des Spätburgunders.[28]

Eine Rückmutation des Schwarzrieslings zum Spätburgunder stellt Samtrot dar. Diese Zufallsmutante wurde 1928 von Hermann Schneider in seinem Heilbronner Weinberg entdeckt und 1929 von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg zur Vermehrung übernommen. Samtrot, so benannt 1950, wird ausschließlich in Württemberg angebaut. Sortenrechtlich ist Samtrot als ein Klon des Blauen Spätburgunders eingestuft, bezeichnungsrechtlich ist Samtrot ein Synonym des Blauen Spätburgunders im Anbaugebiet Württemberg, ebenso wie die Bezeichnung Clevner.

Im Jahr 1810 wurde in Gevrey die Rebsorte Pinot Liébault selektiert. Auch hierbei handelt es sich um eine Mutation des Spätburgunders. Die Sorte ist etwas ertragsicherer und ertragreicher als der Spätburgunder, behält jedoch seine hohe Qualität bei. Aus heutiger Sicht würde der Pinot Liébault lediglich als Klon der Hauptsorte deklariert. In den Appellationsvorschriften des Burgunds wird der Pinot Liébault jedoch noch als eigenständige Sorte geführt.

Der in englischsprachigen Ländern bekannte Wrotham Pinot wurde in der Ortschaft Wrotham in Kent gefunden. Er ähnelt dem Schwarzriesling, reift jedoch fast 2 Wochen früher und erzielt etwas höhere Mostgewichte.[29] Edward Hyams von der Oxted Viticultural Research Station in Oxted (Surrey) wurde auf diesen speziellen Weinstock aufmerksam gemacht. Erste Versuche mit Schaumwein verliefen erfolgversprechend. Der Amerikaner Richard Peterson pflanzte den Wrotham Pinot im Jahr 1980 in Kalifornien und fertigt seither einen roséfarbenen Schaumwein.[30]

Im August 2007 gaben französische Forscher über die Zeitschrift Nature bekannt, dass die DNA des Genoms des Spätburgunders als erste Rebsorte weltweit vollständig sequenziert sei.[31]

Kreuzungen mit dem Spätburgunder

Aufgrund genetischer Untersuchungen von 322 Rebsorten im Jahr 1998 stellte sich heraus, dass die Sorten Aligoté, Aubin Vert, Auxerrois, Bachet Noir, Beaunoir, Chardonnay, Dameron, Franc Noir de la Haute Saône, Gamay Blanc Gloriod, Gamay, Knipperlé, Melon de Bourgogne, Peurion, Romorantin, Roublot und Sacy alle aus spontanen Kreuzungen zwischen Pinot und Gouais Blanc entstanden.

Der Gouais Blanc ist eigentlich eine minderwertige Rebsorte, die im Mittelalter nur aufgrund hoher Erträge geschätzt wurde und häufig in unmittelbarer Nähe zu Spätburgunder-Anpflanzungen angebaut wurde. Die räumliche Nähe der Pflanzen führte zwangsweise zu gegenseitiger Befruchtung und somit zu neuen Sorten. Insbesondere die Hochwertigkeit einiger Sorten (insbesondere Chardonnay, Aligoté, Auxerrois und Gamay) lässt sich mit dem Heterosis-Effekt erklären. Das genetische Grundmuster beider Kreuzungspartner ist stark verschieden und erklärt die Fülle neuer Sorten.

Neben diesen Spontankreuzungen entstanden im 20. Jahrhundert auch gezielt durchgeführte Neuzüchtungen. Erfolgreiches Beispiel ist die 1925 entstandene Sorte Pinotage. Kreuzungspartner war dabei die südfranzösische Sorte Cinsault.

Commons: Spätburgunder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Herkunft des Chardonnay in englischer Sprache Meredith Carole, Bowers, J.M. Boursiquot und Andere
  2. John Winthrop Haeger: North American Pinot Noir. University of California Press, 2004, ISBN 0-520-24114-2 (englisch, ucpress.edu).
  3. Interview mit Carole Meredith geführt mit David Graves von Saintsbury Vineyards.
  4. Regner, Stadlbauer, Eisenheld, Kaserer: Genetic Relationships Among Pinots and Related Cultivars Am. J. Enol. Vitic. 51/1, 2000, S. 7–14.
  5. Association of dwarfism and floral induction with a grape ‘green revolution’ mutation. Boss & Thomas In: Nature. 416, 25. April 2002, S. 847–850.
  6. Horst Dietrich Mohr: Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer Verlag.
  7. LES CEPAGES NOIRS DANS LE VIGNOBLE (Memento vom 20. Januar 2007 im Internet Archive) (PDF), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 1, Veröffentlichung des Office National Interprofessionnel des fruits, des legumes, des vins et de l’horticulture – kurz ONIVINS, Stand 2008
  8. Les cepages noirs dans le vignoble (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive) (PDF), Statistik zu roten Rebsorten je Großregion, Teil 2, Veröffentlichung des Office National Interprofessionnel des fruits, des legumes, des vins et de l’horticulture – kurz ONIVINS, Stand 2008
  9. Deutsches Weininstitut (Hrsg.): Statistik 2011/2012, Bestockte Rebflächen nach Rebsorten 2011. Mainz 2012 (deutscheweine.de (Memento vom 20. Oktober 2012 im Internet Archive) [PDF; 987 kB] Seite 7 und 8).
  10. Deutsches Weininstitut (Hrsg.): Statistik 2007/2008. Mainz 2007 (deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive) [PDF; 420 kB]).
  11. Deutsches Weininstitut (Hrsg.): Statistik 2004/2005, deutscheweine.de (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive). Mainz 2004.
  12. Josef Staab: 500 Jahre Rheingauer, Klebroth=Spätburgunder. In: Schriften zur Weingeschichter. Nr. 24.
  13. Deutscher Wein Statistik 2015/2016, Tabelle 2, Seite 8, herausgegeben vom Deutschen Weininstitut
  14. Österreichische Weinmarketingserviceges.m.b.H. (ÖWM): Dokumentation Österreichischer Wein 2007. Wien 2008 (oesterreichwein.at [PDF]).
  15. Weinjahr 2009 (PDF), Herausgeber Office fédéral de l'agriculture OFAG
  16. Das Weinjahr 2008 (PDF), Herausgeber Office fédéral de l'agriculture OFAG
  17. blauburgunderland.ch
  18. Peter Dipoli, Michela Carlotto: Mazon und sein Blauburgunder, Verschönerungsverein Neumarkt, Fotolito Varesco, Auer, 2009 – ISBN 978-88-8300-032-4
  19. Blauburgundertage (Giornate del Pinot Nero)
  20. Handelskammer Bozen Abt. Landwirtschaft: Anbau- und Produktionszahlen der DOC- und IGT-Weine Südtirols, 21. April 2009
  21. California grape acreage report, 2008 crop (PDF-Datei; 2 MB), Veröffentlicht im April 2009 vom California Department of Food and Agriculture
  22. Areas of vines and grape production by variety – 2007–2008. In: Annual Report 2008–2009. Australian Wine and Brandy Corporation, , S. 89, abgerufen am 25. November 2014 (englisch).
  23. Southafrican Wine Industry Statistics (Memento vom 19. Dezember 2014 im Internet Archive), Veröffentlicht im Juni 2008.
  24. Catastro Viticola Nacional 2006. (PDF; 135 kB) División Protección Agrícola – SAG, , abgerufen am 26. November 2014 (spanisch).
  25. New Zealand Winegrowers Statistical annual 2008 (Memento vom 15. Mai 2010 im Internet Archive) (PDF; 3,12 MB; englisch)
  26. New Zealand Winegrowers Statistical annual 2007 (Memento vom 18. Oktober 2008 im Internet Archive) (PDF; 375 kB; englisch)
  27. Aufsatz (PDF-Datei; 126 kB) von Carole Meredith über den Ursprung der Rebsorten
  28. S. Hocquigny, F. Pelsy, V. Dumas, S. Kindt, M-C. Heloir, and D. Merdinoglu (2004) Diversification within grapevine cultivars goes through chimeric states. In: Genome 47: 579–589 doi:10.1139/g04-006.
  29. History of English wine
  30. Richard Grant Wrotham Pinot
  31. Grape genome unpicked: Vintage sequence could lead to improved pest resistance and new wine flavours, news@nature.com, 26 August 2007.