Parlamentswahl in Ungarn 2006
In Ungarn fanden am 9. April 2006 Parlamentswahlen statt. Im Gegensatz zur Praxis der vergangenen Parlamentswahlen durften diesmal auch Ungarn, die zwar einen ungarischen Hauptwohnsitz haben, aber sich zur Zeit des Urnenganges im Ausland aufhalten, an den jeweiligen Konsulaten ihr Wahlrecht ausüben. Eine Briefwahl war nicht möglich, und den ungarischen Staatsbürgern, die keinen Hauptwohnsitz in Ungarn haben, wurde nicht ermöglicht, zu wählen. Der erste Wahlgang im Ausland fand allerdings eine Woche früher, am 2. April statt. Die abgestempelten und von den Wählern unterzeichneten großen Kuverts, die einen anonymen Umschlag mit dem Wahlzettel enthielten, wurden am 9. April geöffnet und die Wahlzettel zusammen mit den Stimmen im jeweiligen Wahlkreis ausgezählt.
Insgesamt gibt es 386 Mandate, 176 von ihnen werden direkt gewählt, die restlichen werden über Parteilisten besetzt. Erreicht kein Kandidat in seinem Wahlkreis die Mehrheit von 50 Prozent, gibt es am 23. April eine Stichwahl.
Wichtigste Konkurrenten sind die regierende Ungarische Sozialistische Partei (MSZP) von Regierungschef Ferenc Gyurcsány und der oppositionelle rechtskonservative Bürgerbund Fidesz von Ex-Ministerpräsident Viktor Orbán.
Der Wahlkampf zeichnete sich durch große Feindseligkeit zwischen den zwei Lagern (Fidesz und MSZP) innerhalb der Bevölkerung aus.
In Ungarn ist es verboten, am Tag unmittelbar vor den Wahlen Wahlkampagne zu betreiben (kampánycsend), aber viele versuchten, gegen diese Verordnung zu verstoßen.
Die Ergebnisse des ersten Wahlganges
Nach dem ersten Wahlgang steht fest, dass vier Parteien ins Parlament kommen: außer der Regierungspartei MSZP und der großen Opposionspartei Fidesz bekommen noch die liberale SZDSZ und die "konservative Mitte", MDF (das Ungarische Demokratische Forum) Mandate. Gyurcsánys MSZP kam auf 43,3 Prozent, ihr Koalitionspartner, der liberale Bund Freier Demokraten SZDSZ, erreichte 6,3 Prozent. Knapp auf Platz zwei liegen die konservativen Jungdemokraten (Fidesz) mit 42,2 Prozent der Stimmen. Die radikale national-konservative Parteil MIÉP schaffte die 5-Prozent-Hürde nicht. Wer dann tatsächlich eine Regierung gründen kann, wird nach dem zweiten Wahlgang entschieden.