Benutzer Diskussion:Pidou Bleu
Hallo Peter, im Artikel Sobibor taucht der Satz auf "Am 5. Juli 1943 ordnete Heinrich Himmler die Umwandlung des Lagers in ein Konzentrationslager (KZ) an." Was sagst Du als Himmler Tagebuch Herausgeber dazu? Liebe Grüsse, --Jannek 11:24, 18. Mär 2004 (CET)~
- Der Satz selbst ist völlig korrekt. Aber, wie immer, bestimmt der gesamte
- Kontext den Sinn einer Aussage. Wenn man diesen Kontext nicht kennt oder
- sogar verkürzt (was nicht unterstellt wird), kommt eben häufig Falsches
- dabei heraus. So auch hier: 10 Tage später, am 15.7.1943, antwortete Oswald
- Pohl, Chef des SS-Wirtschaftsverwaltungs-Hauptamtes, dem alle KZs unterstanden:
- "Ich habe mich mit SS-Gruppenführer Globocnik darüber unterhalten. Wir beide
- schlagen Ihnen vor, die Umwandlung in ein Konzentrationslager aufzugeben,
- weil der von Ihnen erstrebte Zweck, nämlich: in Sobibor eine
- Entlaborierungsanstalt für Beutemunition einzurichten, auch ohne diese
- Umwandlung erreicht wird." (Bundesarchiv Berlin, NS 19/1571).
- Am 24.7. übermittelte Himmler seine Zustimmung zu Pohls und Globocniks
- Vorschlag, alles so zu belassen, wie es war. Mit anderen Worten: Sobibor war
- niemals ein KZ, sondern verblieb in Globocniks Zuständigkeit bis zum
- 19.10.1943, dem Datum der endgültigen Auflösung der "Reinhardt"-Lager Sobibor
- und Treblinka.
- Im übrigen meine Anerkennung für die von Dir durchgeführte wissenschaftlich
- begründete Umbenennung Sobibors in "Vernichtungslager" anstelle der
- unmöglichen Subsumierung unter "Konzentrationslager". -- Peter Witte 19:48, 24. Mär 2004 (CET)
Lob
Hallo Peter, ich habe gerade einige deiner Änderungen, Korrekturen und Ergänzungen bewundert. Es freut mich, dass du mit deinem Wissen zu uns gestossen bist. Auf weiterhin gute Zusammenarbeit. -- sk 15:45, 13. Apr 2004 (CEST)
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Hiho, ich moechte Dir die Vorschaufunktion ans Herz legen. Viele Gruesse--DaTroll 15:30, 28. Apr 2004 (CEST)
- Besten Dank für den Hinweis... --Peter Witte 18:59, 28. Apr 2004 (CEST)
Benzin- oder Dieselmotorabgase?
Andere Frage: Wurde mit Benzinmotor- oder Dieselmotorabgasen vergast? Dieser Artikel und Aktion Reinhardt widersprechen sich. -- mawa 02:56, 30. Mai 2004 (CEST)
mawa hat zu Recht auf den Widerspruch zum Artikel Aktion Reinhardt hingewiesen - er lässt sich indes leicht klären. Da wir über keine zeitgenössischen Quellen zu dieser Frage verfügen, sind wir, juristisch gesprochen, auf zeit- und tatnahe Zeugenaussagen angewiesen. Die sind allerdings, wenn sie historisch evaluiert werden, im Ergebnis eindeutig. Rudolf Reder, der einzige damals bekannte Überlebende des Vernichtungslagers Belzec, trug nach eigener oft wiederholter Aussage (ab 1944, erstmals publiziert Kraków 1946) täglich 4 bis 5 kanistry benzyny (Benzinkanister) in den Motorenraum der Gaskammern. Dort befand sich die "maszyna", motor pedzony benzyna (ein mit Benzin betriebener Motor). Seine Aussage wurde gestützt von dem polnischen Elektriker Kasimierz Czerniak, der 1942 den Motorenraum mit einrichtete: er beschreibt einen Benzinmotor von geschätzt 200 oder mehr PS, dessen Auspuffgase über unterirdisch verlegte Rohre abgeführt wurden (18.10.1945). Eine Verwechslung mit einem Dieselmotor ist ausgeschlossen, da Dieselkraftstoff auf polnisch olej napedowy heißt. Die Theorie eines Dieselmotors für die Gaskammern in Belzec geht auf die Aussage von Kurt Gerstein (1945) zurück, der aber nach eigenem Bekunden den Motor nicht gesehen, sondern nur gehört hat. So hat sie, ohne weitere Belege, Eingang in die Historiographie gefunden.
Der Fall im Vernichtungslager Sobibor ist noch unzweifelhafter. Hier bestätigten vor Gericht gleich drei ehemalige Gasmeister (Erich Bauer, Erich Fuchs und Franz Hödl), die es nun wirklich wissen mussten, da sie gerichtsbekannt alle mit demselben Motor gemordet hatten, dass es sich 100%ig um einen Benzinmotor gehandelt habe. Bauer und Fuchs stritten als professionelle Kfz.-Mechaniker im Prozess lediglich darüber, ob es sich um einen Renault-Motor oder einen schweren russischen Benzinmotor (vermutlich Panzermotor oder Motor einer Zugmaschine) mit mindestens 200 PS gehandelt habe und um Anlasser- oder Schlagmagneten, die Dieselmotoren als Selbstzünder bekanntlich nicht haben. (Nebenbei: der berühmte russische T4-Panzer hatte ursprünglich ausschließlich einen Benzinmotor, die Dieselvariante kam erst später und war viel seltener.) In allen Reinhardt-Lagern gab es zwar auch Dieselmotoren in dem Motorenraum, aber die waren ganz erheblich kleiner (bezeugt: 15 PS–Motor, 220 Volt, 20 Ampere) und wurden als Stromgeneratoren für Beleuchtungszwecke eingesetzt. Vielleicht rührt von daher die Verwechslung mit den tatsächlich verwandten Benzinmotoren.
Für das Vernichtungslager Chelmno und die Gaswagen gilt Entsprechendes: zweifellos Benzinmotoren. Walter Burmeister, Gaswagenfahrer in Chelmno, spricht von mittelschweren Renault-Lastwagen mit Ottomotor. Lagerleiter Walter Piller beschreibt das Mordverfahren mit Gasen, die durch den Benzinmotor erzeugt wurden. Polnische Mechaniker, die einen Gaswagen eigenhändig reparieren mussten, schildern genau den mächtigen Benzinmotor und den Verbrauch: The motor of this car uses 75 liters of petrol per 100 km, so twice more than normal motors do. Viele weitere Belege zum ausschließlichen Gebrauch von Benzinmotoren könnten angeführt angeführt werden.
Die Frage Benzin oder Diesel ist in der Auseinandersetzung mit Holocaustleugnern von hoher Bedeutung. Sie behaupten nämlich durch die Bank, dass mit dem angeblichen Einsatz von Dieselmotoren eine Vergasung von Menschen nicht oder nur sehr schwer möglich sei (was nicht falsch ist) und deshalb natürlich auch kein Holocaust in Belzec, Sobibor und Treblinka und mit Hilfe von Gaswagen stattgefunden haben könne. Um diese Leute auch öffentlich zu bloßzustellen, scheint mir die Zurückweisung der Dieseltheorie heute ein wissenschaftliches und auch politisches Muss. --Peter Witte 13:34, 16. Jun 2004 (CEST)
Hexenverfolgung
Hi Peter! Unverhofft kommt oft :-)) Danke für die Unterstützung bei der Heinsohn/Steiger-These. Es ist ja wirklich eine Pest, wie sich das in den Köpfen der Leute festgekrallt hat ;-) Vielleicht kennst du diesen Aufsatz ja noch nicht: 'Weise' Frauen und 'weise' Männer im Kampf gegen Hexerei. Die Widerlegung einer modernen Fabel. Gruß --Henriette 16:58, 16. Jun 2004 (CEST)
- Hallo Henriette, den Artikel kannte ich schon, bin aber trotzdem sehr dankbar für Deinen Hinweis: bei neuerlichem Lesen habe ich nämlich festgestellt, dass ich damals doch recht flott gelesen habe und der Artikel noch mehr Gutes enthält als nur Heinsohn/Steiger "in die Tonne zu kloppen". Dank und Gruß -- Peter Witte 18:07, 16. Jun 2004 (CEST)