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Auszug aus Ägypten

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Als Auszug aus Ägypten (lat. Exodus) wird die durch die Bibel überlieferte Auswanderung der Israeliten aus dem Frondienst für die ägyptischen Pharaonen, im 15. Jahrhundert v. Chr. oder im 13. Jahrhundert v. Chr. bezeichnet. Dort waren die Israeliten rechtlose Arbeiter der untersten sozialen Schicht. Der bauwütige Ramses II. wird gemeinhin für die Zeit des Exodus angesetzt. Denkbar ist ein Zusammenhang des Exodus' aber auch mit Hatschepsut und Thutmosis III (1469 oder 1458 v. Chr.).

Das Problem dieser Überlieferung ist, dass es außer der Bibel selbst keinerlei andere Überlieferung gibt, die die Existenz eines jüdischen Bevölkerungsteils (nach einer Lesart wären das mit 600.000 Menschen ca. 25% der Bevölkerung gewesen, nach einer anderen waren das 600 Familienverbände) in Ägypten oder aber deren Auszug bestätigt - auch keine ägyptischen Quellen oder Überlieferungen der Nachbarn, was aber aufgrund des Themas von ägyptischer Seite auch durchaus nicht zu erwarten ist.

Beschränkt man sich auf den biblischen Bericht, besonders 2. Buch Mose, so ist historischer Kern: Ehemalige Nomaden (Israeliten und „viel fremdes Volk“) konnten leichtfüßig durch das Schilfmeer flüchten, dessen Wasser vom Ostwind verdrängt war – während die Kampfwagen der schnellen ägyptischen Eingreiftruppe im Morast stecken blieben. – Im Lauf der weiteren Erzählung kommen noch weitere Wundererzählungen dazu.

Für die Datierung des Exodusses ins 15. Jahrhundert (statt ins 13.), in die Zeit der Hatschepsut und des Thutmosis III., spricht auch, dass nach dem jüdischen Archäologen Israel Finkelstein die Mauern um das eroberte Jericho im 13. Jahrhundert gar nicht mehr standen.

Pharao

Die Bezeichnung Pharao wurde vom 6. Herrscher der 18. Dynastie [Thutmosis III. (Men-Cheper-Re)] eingeführt. Der Name bedeutet soviel wie Vater/Verantwortlicher des Landes. Darauf weisen die Königstitulaturen der 18.Dynastie hin.

Thutmosis III.

Thutmosis III. war der Sohn des 4. Pharaos der 18. Dynastie, Thutmosis II. und seiner Nebenfrau Isis. Da der junge Pharao noch noch zu jung ist, übernimmt seine Stiefmutter und Tante Hatschepsut die Regierungsgeschäfte. Es gibt Zeugnisse dafür, dass Thutmosis III. in den ersten Jahren politische Entscheidungen mit getroffen hat. Zu welchem Zeitpunkt sich Hatschepsut als Pharao ausrufen ließ, ist nicht klar.

Die "Vertreibung von Ungläubigen in die Wüste" könnte kurz vor dem Meggidofeldzug des Thutmosis III. 1.468 v. Chr. erfolgt sein.

Ramses II.

Ramses II. wird von vielen als der Pharao des Exodus angesehen. Diese These wird aber sehr kontrovers diskutiert. Während einige Altertumsforscher schlagende Beweise in der Bibel für diese These anführen, finden andere Forscher Textstellen, die dagegen sprechen. So datiert beispielsweise der englische Ägyptologe und Archäologe David Rohl in seinem 1995 erschienenen Buch Pharaonen und Propheten Ramses II. in die Zeit der biblischen Könige David und Salomo. Damit hätte der Exodus schon in der 13. Dynastie stattgefunden. Bei anderen Historikern ist das Werk allerdings umstritten.

Bedeutung

Bedeutung gewann diese Geschichte als Gründungsmythos für den israelitischen Stämmebund vor allem in dem spätexilisch/frühnachexilischem deuteronomistischen Schrifttum, eben zu der Zeit als die Exulanten aus der erneuten "Knechtschaft" wieder nach Israel heimkehrten. Für die gewonnene Freiheit dankten sie nicht dem Wegführer Mose, sondern dem Gott „JHWH“. Dies hatten damals auch bereits die Prophetin Mirjam (2. Mose 15, 20) und ein midianitischer Priester (2. Mose 18, 10) getan. Dieses Urbekenntnis zu JHWH, „der dich aus Ägypten herausgeführt hat“, steht als Leitformel über 200-mal im Alten Testament und zeigt die große Verbundenheit der Israeliten und des jüdischen Glaubens zum Exodus.

Folge

Monotheismus. Bei Pharao Echnaton oder den Persern diente der eine Gott der Stabilisierung der Macht. Dagegen wurde im Auszug ein Gott erkannt, der sich „der Elenden erbarmt“! Daraus resultierte für Israel Herrschaftskritik und Sozialgesetze zum Schutz von Fremden und Schwachen. Einen solchen Gott für Unterdrückte gab es im ganzen Orient nicht, was die damalige Einzigartigkeit der jüdischen Religion zeigt. Obwohl die verschiedenen biblischen Traditionen wahrscheinlich erst seit dem babylonischen Exil (6. Jahrhundert v. Chr.) mit Gesetzen zusammen zur schriftlichen „Thora“ geformt wurden, ist der Auszug aus Ägypten keine reine Legende. Israel bezog die ältere Sozialkritik als Sozialgesetze immer wieder auf den Exodus (z. B. 3. Mose 19, 33-36 und 25, 35-38) und erfüllte das deuteronomistische Geschichtswerk mit Kritik an den Herrschern. Im Orient war der Herrscher als Gottessohn durch die Religion gestützt (z. B. Ramses = Kind des Ra, aber auch David = Geliebter (der Gottheit)). Das Volk Israel hielt sich aber selbst als Volk Gottes, weshalb auch der König die Gebote über sich anerkennen musste und von daher kritisiert werden konnte. Sogar ein Aufstand gegen Salomos Sohn (926 v. Chr.) wurde mithilfe des Exodus begründet, weil dieser König den Frondienst verschärften wollte (1. Könige 11 und 12).

Diese Eigenart der jüdischen Religion erklärt sich, wenn man die Rolle Moses hinsichtlich des Exodus betrachtet. Er hatte das Erlebnis mit dem brennenden Dornbusch und folgerte daraus, dass Gott hinter der Natur steht und nicht ihr Teil (Sonne, Planeten) ist. Die Schöpfung (einschließlich der Menschen) steht unter dem göttlichen Gesetz. Das Überleben der Auswanderergruppe im Sinai hing von der Führung des wüstenerfahrenen und am ägyptischen Königshof erzogenen Moses und seinem Gott ab.

Wirkungsgeschichte

Die Befreiung aus Ägypten ist nicht so sehr wegen der abgeschüttelten körperlichen Sklaverei, als vielmehr vom Geistigen her denkwürdig. Das Volk Israel sollte von allen fremden Einflüssen befreit und dem Dienst an Gott geweiht werden. Die Verordnungen über das Pessachfest eröffnen den religiös-gesetzlichen Teil der Torah. Die Gelegenheit, anlässlich derer sie gegeben werden, und die Art ihrer Einschärfung zeigen die grundlegende Bedeutung, die das Fest und somit auch der Exodus im Leben und in der Geschichte Israels einnimmt. "Der Auszug aus Ägypten ist nicht allein eine der größten Begebenheiten in der jüdischen, sondern auch in der Menschheitsgeschichte." (Claude J. G. Montefiore, 1858 – 1938, jüdischer Gelehrter und Gründer der "World Union for Progressive Judaism").

Im Christentum wurde der eigentliche Kern des Auszugs, die Selbstfindung durch den Glauben an einen einzigen Gott, vielfach durch Deutungen überdeckt: allegorisch (als Weg der Seele) und typologisch (Durchzug durchs Wasser als Vorbild, Typos, für die Taufe). Mose wurde oft für den Machterhalt missbraucht, z. B. wurde Kaiser Konstantin als „Neuer Mose“ gefeiert; Papst Sixtus IV. ließ in der Sixtinischen Kapelle in Rom mehrere Wandgemälde vom Auszug malen - keine Befreiung, sondern wie Mose Abtrünnige bestraft.

Allgemein

Dennoch wurde die Auszugs-Geschichte zum Treibsatz für die meisten Freiheitsbewegungen innerhalb und außerhalb der Kirche: für Katharer in der Provence, Waldenser in Italien, Hussiten in Prag, Calvinisten in Holland, Puritaner in England, Pilgrim Fathers in den USA, Befreiungsbewegungen der Schwarzen in den USA (mit dem Spiritual: „When Israel was in Egypts land, let my people go...“, und Befreiungs-Theologen in Südamerika. Ihre Inspiration, ihr Heilsvokabular und ihre Legitimation bezogen sie aus dem Exodus (leider auch für blutige „Säuberungen“). Auch die 12 Artikel, die Forderungen der Bauern im Deutschen Bauernkrieg 1525 waren mit dem Exodus begründet.

Darstellungen

Kunst, Literatur und Musik haben den Exodus-Freiheitsgedanken durch Unterdrückungszeiten hindurch getragen.

Gemälde

Von den Katakomben Roms bis zu Marc Chagalls Exodus-Zyklus gibt es nicht nur Gemälde von Mose als Gesetzgeber, sondern auch, wie Mose mutig vor Pharao tritt und Freiheit für die Fronarbeiter fordert.

Gedichte

Schon im 11. Jahrhundert gab es deutsche Gedichte, die diese Befreiung weitertrugen. Im 16. Jahrhundert z. B.: „...wenn man die Ziegel dupliziert / und gar zu sehr tyrannisiert / und das Volk zu Gott seufzt und schreit, / so ist Moses gewiss nicht weit...“ Besonders beim Aufkommen des Nationalsozialismus gab es Exodus-Gedichte der Freiheitshoffnung. Auch Friedrich Schiller, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Franz Werfel, Thomas Mann u. a. schrieben darüber. Johann Wolfgang von Goethe hielt den normalen Auswanderungszug von Ägypten nach Palästina für längstens in zwei Jahren durchführbar, wenn er in völliger Freiheit erfolgt wäre. Aber auch er ging von einem Jahrzehnte langen Aufenthalt im Sinai aus.

Musik

Musik trug vielfach den Freiheitsgedanken weiter: Seit dem 17. Jahrhundert sind Oratorien und Opern bekannt, z. B.: „Israel in Egypt“ von Georg Friedrich Händel – oder auch von Arnold Schönberg und Kurt Weill. Oft waren es aber einfache Lieder, nicht nur Spirituals. Besonders ab etwa 1960 gibt es viele deutsche Lieder dazu, die besonders durch Kirchentage bekannt wurden, z. B.: „Wenn das rote Meer grüne Welle hat, dann ziehen wir frei, heim aus dem Land der Sklaverei. ... Wenn unsre Tränen Früchte tragen, dann bleiben wir hier, dann bleiben wir hier, weil sich das Land gewandelt hat...“.

Gegenhypothese

Der nationalreligiösen Darstellung der Juden stehen nicht nur den Exodus anzweifelnde Theorien entgegen.

Für möglich gehalten wird vielfach auch, dass es zwar einen Auszug gegeben hat, nicht jedoch den eines ausschließlich jüdischen oder hebräischen Volkes und nicht unbedingt zeitlich deckungsgleich mit den Angaben im AT. Ebenso könnte es sich um in Opposition zum Regime stehende ägyptische Monotheisten (wie auch später nach dem Sturz oder Tod Echnatons) oder einfach um eine größere Gruppe aufständischer bzw. geflohener Sklaven vieler unterworfener Länder (also Kanaaniter neben anderen) gehandelt haben (auch Spartacus versuchte später, sein "Volk" aus Italien herauszuführen).

Die am weitesten gehende und diese beiden Ansätze verbindende Theorie ist die von Laurence Gardner ("Das Vermächtnis des Heiligen Gral") oder jene von Kamal Sabri Kolta ("Von Echnaton zu Jesus"), die den biblischen Exodus um 100 Jahre verschieben und als den Auszug der Anhänger des gestürzten (nicht verstorbenen!) Königs Echnaton (oder zumindest eines seiner zwischenzeitlich zu Ministern aufgestiegenen ausländischen Berater) deuten. Da eine gewisse Anzahl dieser oppositionellen Monotheisten auch aus Kanaan stammte, entschloß man sich eben (eher zufällig) zur Flucht in ausgerechnet dieses Nachbarland. Auf dieser "Hidschra" dann sei aus Echnatons Thronnamen Tutmosis schließlich Moses geworden.

Allerdings gibt es in Jordanien eine denkwürdige Bezeichnung für eine Höhle oberhalb des Wadi Moussa (Moses-Tal), der zu dem zum Roten Meer gehörenden Golf von Akaba führt. Sie trägt den Namen "Höhle des Pharao" bzw. Schatzkammer des Pharao, da sich der ägpytische König vor plötzlich hereinbrechenden Wassermassen mit seinen Schätzen dorthin geflüchtet haben soll. Allgemein gelten Wadis als tückisch, da Regen aus den Bergen unerwartet das scheinbar ausgetrocknete Flussbett überfluten kann. Möglicherweise also hatte sich die Katastrophe tatsächlich, aber nicht im Roten Meer und in deutlich kleinerem Rahmen abgespielt.

Das wiederum würde Kamal Salibis These ("Die Bibel kam aus dem Lande Asir") bestärken, die Ausziehenden und somit auch ihre Verfolger wären über Kanaan hinaus bis weiter nach Südwestarabien (zwischen Mekka und Saba) gezogen - eine These, der sowohl israelische als auch saudiarabische Politikdogmen entgegenstehen. Zwar wäre auch das 40jährige Umherirren auf der viel längeren Strecke verständlicher, allerdings bezweifelt Salibi Ägypten als Ursprungsland der Ausziehenden.

Aber auch für diese gnostischen Gegenthesen gibt es nicht den geringsten Beweis.

Andere Theorie

Wir können heute in den gefundenen Schriften aus dem Staatsarchiv von Thutmosis III. lesen: "dass "glühende, fliegende Scheiben vom Himmel" Wasjet (die alte Haupststadt) besuchten". "Dies sage ich ohne Prahlerei und mit Wahrheit", steht dort geschrieben. (Quelle: Magazin 2000 plus, Ausgabe 114, Seite 114 ff. Autor: Michael Hesemann) (Urquelle: Vatikanische Uffizien Turin - Die Monsignore Trulli Sanskription.)

Hier kann man deutlich eine "Macht erkennen", die kaum irdischen Ursprunges sein kann. Zudem findet man auf dem berühmten Deckenbalken des Tempels von Dendera ebenfalls genaue Beschreibungen von Flug-Gleit-und Himmelsgefährten.

Daher gibt es auch die Theorie von einer Zusammenarbeit des Hauses Thutmosis mit den Besuchern. Diese verliehen dem König die absolute Macht. Als nun bei einer Gelegenheit Moses einen Termin für seinen Bruder Thutmosis III. war nehmen sollte, geschah das unabänderliche. Durch die Macht des "Gottes JHW", welche er erkannte, dem brennenden Busch, der zu Ihm sprach, erhielt er ein Artefakt und setzte dieses später gegen das Haus Thutmosis - in welchem er selbst aufwuchs ein. Die berühmten Plagen suchten Ägypten heim.

Seinem "Halbruder" setzte er schwer zu, er lies auf "Gott Jahwes" geheiss alle Erstgeborenen töten, so auch den Sohn des Thutmosis. Obwohl dieser ihm nach dem Verrat mehrfach die Freiheit schenkte, kehrte Moses nach Ägypten zurück, um seinem Bruder dazu zu bewegen, sein Volk endlich ziehen zu lassen. Moses ließ sein Volk, nachdem dies wieder andere Götter anbetete (goldenes Lamm), aus Gründen der Läuterung 40 Jahre im Kreise wandern, in der Hoffnung, alles Schlechte im Menschen zu tilgen. Er zeugte den späteren König David, den er vielleicht nur wenige Male oder nie sah.

Anschliessend schickte er den verbleibenen Teil seines Volkes über den Jordan in das gelobte Land. Er selbst blieb zurück. Mann sah Moses nie wieder. Auch ein Grab konnte bis heute nicht einwandfrei verifiziert werden. Die Bibel schreibt, dass Moses zum Himmel hinauffuhr - wie Hennoch es bereits vor Ihm getan haben soll. Was würde laut der Reinkarnationstheorie, welche in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt komplett aus der Bibel entfernt wurde, geschehen sein können: Eine Theorie ließt sich so: der getötete Sohn Thutmosis III. reinkarniert als Sohn des Moses und wird später zum vereinten König der nördlichen und südlichen Stämme. Aus seinem Blute entstammte der nächste "Auserwählte" und "Erlöser" Jesus Christus.

Siehe auch

Literatur

  • Pentateuch und Haftaroth mit Kommentar von Dr. J.H. Hertz, Oberrabbiner des Britischen Reiches. Zweiter Band: Exodus. Verlag Morascha Zürich, 1984.
  • Kamal Salibi: Die Bibel kam aus dem Lande Asir. Reinbek (Hamburg) 1985. ISBN 3498061798
  • Siegfried Herrmann, Ferdinand Dexinger, Heinz-Wolfgang Kuhn, Henning Schröer: Exodusmotiv I. Altes Testament II. Judentum III. Neues Testament IV. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 10 (1982), S. 732-747 (wiss. Überblick)