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Meredith Monk

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Meredith Monk bei einer Performance, 2014

Meredith Monk (* 20. November 1942 in New York) ist eine US-amerikanische Musikerin und Choreografin. Sie gilt als Pionierin der vokalen Performancekunst und schuf multimediale Solo- und Ensemblestücke, ausgehend von ihrer Stimme, mit der sie einen unverwechselbaren Stil prägte.

Leben und Werk

Meredith Monk wurde in eine jüdische Familie in New York geboren. Ihre Eltern sind die Sängerin Audrey Lois (Zellman) Monk und Theodore Glenn Monk, ein Geschäftsmann. Sie hat eine Schwester. Im Programmheft ihres Stücks Education of the Girlchild (1973) erfand sie sich selbst als „Inca-Jew“, die in Lima geboren sei, wo ihre Mutter einmal auf Konzerttournee war. Dieser falsche Geburtsort wurde später gelegentlich übernommen.[1]

Sie studierte Musik sowie bei Bessie Schönberg Modern Dance am Sarah Lawrence College in Yonkers und schloss ihr Studium 1964 ab. Im selben Jahr kam sie nach Downtown New York, wo die ersten, für ihre Entwicklung wichtigen Kontakte Künstlerinnen der Fluxus-Bewegung wie Alison Knowles und Charlotte Moorman waren. Eine weitere Inspiration ging von der feministischen Performancekunst aus, deren Zentrum Downtorn New York war, wo viele Galerien und Spielstätten für Performancekunst und andere genreübergreifende Kunstformen entstanden. Monk trat zunächst als Tänzerin und Sängerin anderer Ensembles, dann zunehmend mit eigenen Choreografien und als Sängerin eigener Kompositionen in Off-Off-Theatern und Kirchen auf.[2] Bevor sie anfing wie in Trance mit ihrer Stimme zu experimentieren, lagen ihre Wurzelan als Sängerin und Komponistin in der Folk- und Rockmusik.[3]

1968 gründete sie unter dem Namen The House eine Theatergruppe, die interdisziplinäre Performances erarbeitete. Mit diesem Projekt übte Monk erheblichen Einfluss auf viele andere Künstler aus. So nennt z. B. Bruce Nauman Meredith Monk als eine der Künstlerinnen, die mit den stärksten Einfluss auf seine künstlerische Arbeit hatte.[4]

In den 1970er und 80er Jahren entwickelte sie die für sie charakterische Kunstform, in der sie Stimmen, minimalistische Musik, Theater, Film, Tanz, Ritual, mythische Elemente mit Avantvarde verband. Ihre Kompositionen klingen wie aus uralten Zeiten und modern zu gleich. 1978 stellte sie unter dem Namen „Meredith Monk and Vocal Ensemble“ eine neue Gruppe zusammen, zu der auch der Perkussionist Collin Walcott gehörte und die sich der Erforschung neuer und in ihrem Spektrum erweiterten Klängen widmete, häufig deutlich kontrastierend zu minimalistischen Instrumentalklängen. Eines der herausragenden Werke ist die „Dolmen Music“, erschienen 1981 bei Manfred Eichers Label ECM. Der Titel entstand, nachdem Monk mit ihren Ensemble-Mitgliedern 1977 die steinzeitliche Megalith-Anlage La Roche-aux-Fées in der Bretagne besucht hatte. In der konzertanten Aufführung des Stücks sitzen sich die Sängerinnen und Sänger wie in einem Steinkreis gegenüber.

In den 1980er Jahren drehte sie zwei Filme, Ellis Island (1981) und Book of Days. Ellis Island war ursprünglich ein Teil der Musiktheater-Performance Recent Ruins. Der Film kombiniert eine Dokumenation über Immigranten, die in Ellis Island ankommen, um in die USA zuwandern, mit einer Bühnperformance.

Angeregt von Alexandra David-Néels Reise-Erzählungen schrieb Monk 1991 Jahre eine Oper mit dem Titel „Atlas“, die in Houston Premiere hatte. Ihr erstes symphonisches Werk für Chor und Orchester mit dem Titel Possible Sky komponierte sie 2003. Ein weiteres Orchesterwerk ist „Stringsongs“, das sie 2004 für das Kronos Quartet geschrieben hat. Meredith Monk schuf seitdem weitere Kompositionsprojekte für unterschiedliche Ensembles. Ihre wurde verschiedentlich in Filmen verwandt, wie z. B. in „The Big Lebowski“ (Ethan und Joel Coen, 1998) sowie in Jean-Luc Godards „Nouvelle Vague“ (1990).

Anlässlich ihres 40. Bühnenjubiläums fand im November 2004 in New York ein vierstündiger Musikmarathon statt. Sie inspirierte mit ihrer Arbeit so unterschiedliche Künstler wir Merce Cunningham und Björk.[5] Zu ihrem siebzigsten Geburtstags schrieb Dietmar Darth in der FAZ 2012 über ihre Vokalkunst:

„Wie Hegels ganze Philosophie darin besteht, den Gedanken dabei zu begleiten, wie er sich denkt, ist Monks ganzer Gesang so etwas wie das Ausstellen einer Stimme, die sich selbst beim Singen staunend zu hören vermag...“[4]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • 1966: 16 Millimeter Earrings, für Stimme, Gitarre und Tonbänder
  • 1969: A Theater Cantata, für 85 Stimmen, Harfe und zwei Violinen
  • 1971: Vessel: An Opera Epic, für 75 Stimmen, elektr. Orgel, Hackbrett und Akkordeon
  • 1972: Education of the Girlchild, Solo-Oper
  • 1973: Paris, für Soloklavier
  • 1976: Songs from the Hill, für Solo-Stimme
  • 1979: Dolmen Music, für sechs Stimmen, Cello und Percussion
  • 1983: The Games, für 16 Stimmen, Synthesizer, Keyboards, Flämischen Dudelsack, Dudelsack, Chinesisches Horn und Rauschpfeife
  • 1984: Giant Panda, Chant II, für a Cappella-Chor
  • 1985: Book of Days, für 25 Stimmen, Synthesizer und Klavier
  • 1986: Acts from under and above Ellis Island, für zwei Klaviere
  • 1988: Parlour Games, für zwei Klaviere
  • 1994: Phantom Waltz, für zwei Klaviere
  • 1996: The Politics of Quiet, für zehn Stimmen, zwei Keyboards, Flügelhorn und Violine
  • 1997: Steppe Music, für Soloklavier
  • 1999: Klarinettenstudie #4, für Soloklarinette
  • 2003: Possible Sky, für Orchester und Stimmen
  • 2004: Stringsongs, für Streichquartett
  • 2006: Songs of Ascension, für Vokal-Ensemble und Streichquartett
  • 2008: Impermanence, Vokal-Ensemble, Piano, Violine, Percussion und Holzbläser

Diskographie

  • Key (Increase Records, 1971; Lovely Music, 1977 and 1995)
  • Our Lady of Late (Minona Records, 1973; wergo, 1986)
  • Songs from the Hill/Tablet (wergo, 1979)
  • Dolmen Music (ECM, 1981)
  • Turtle Dreams (ECM, 1983)
  • Do You Be (ECM, 1987)
  • Book of Days (ECM, 1990)
  • Facing North (ECM, 1992)
  • Atlas. An Opera in Three Parts (ECM, 1993)
  • Volcano Songs (ECM, 1997)
  • Mercy (ECM, 2002)
  • Impermanence (ECM, 2008)
  • Beginnings (Tzadik, 2009)
  • Songs of Ascension (ECM, 2011)
  • Piano Songs (ECM, 2014)

Literatur

  • Marie-Anne Kohl: Vokale Performancekunst als feministische Praxis. Meredith Monk und das künstlerische Kräftefeld in Downtown New York, 1964–1979, Transcript Verlag, Bielefeld 2015, ISBN ISBN 978-3-8376-3223-1 (teilweise einsehbar bei Google Books)

Filmdokumentation

Commons: Meredith Monk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marie-Anne Kohl, s. Literatur, ebd. S. 342
  2. Marie-Anne Kohl, s. Literatur, ebd. S. 166f
  3. A guide to Meredith Monk's music, The Guardian, 19. November 2012
  4. a b Dietmar Darth: Solistin im Chor der Widersprüche in FAZ vom 19. November 2012, Seite 30
  5. Meredith Monk Celebrates 50 Years of Work, The New York Times, 28. November 2014