Zum Inhalt springen

Schwellenland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. April 2006 um 14:38 Uhr durch 194.97.163.56 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist. Deshalb wird ein solches Land begrifflich von den Entwicklungsländern getrennt. Der englischsprachige Begriff entstand in den 70ern und bezog sich ursprünglich auf die asiatischen Tigerstaaten. Gelegentlich wird ein solches Land auch als "take-off country" bezeichnet, da es die typischen Strukturmerkmale eines Entwicklungslandes überwunden hat und im Begriff ist, sich von dieser Gruppe abzuheben.

Ein Schwellenland ist auf dem Wege zur Industrialisierung, gemessen an wirtschaftlichen Entwicklungsindikatoren. In diesem Stadium ist ein Schwellenland durch einen weitgehenden Umbau der Wirtschaftsstrukturen gekennzeichnet, der von der Agrarwirtschaft zur Industrialisierung führt. Ein solcher Umbau ist meist nur mit Hilfe repressiver Staatsstrukturen und einem sehr tiefen Lohnniveau möglich. Deshalb sind Schwellenländer meist geprägt durch einen starken Gegensatz zwischen arm und reich und ist anfällig für politische Unruhen. Unterschiede zwischen konservativen Kräften und Parteien, die eine Modernisierung erreichen wollen, führen zu zusätzlichen Spannungen. Die sozialen Entwicklungsindikatoren (Alphabetisierungsrate, Säuglingssterblichkeit, Lebenserwartung, Entwicklung einer Zivilgesellschaft), sowie der Schutz der Umwelt hinken den wirtschaftlichen Fortschritten oft hinterher.

Ein Schwellenland kann in der Regel folgende Erfolge aufweisen:

Von verschiedenen Seiten (z.B.Weltbank, OECD, IWF, EG) wurden in den letzten Jahrzehnten Listen mit Schwellenländern erstellt. Eine verbindliche Liste der Schwellenländer gibt es jedoch nicht, ihre Zahl schwankt je nach Liste zwischen 10 und 30. Die Festlegung, ob ein Land ein Schwellenland ist, ist eine politische. Allgemeingültige, messbare und akzeptierte Normen fehlen. Die Weltbank und der Internationale Währungsfond (IWF) kategorisieren jeweils 10 Länder als Schwellenländer. Die OECD weist hingegen wesentlich mehr Länder als Schwellenländer aus. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und die Europäische Union unternahmen gemeinsam den Versuch auch soziale und politische Indikatoren zur Bestimmung von Schwellenländern durchzusetzen, wurden jedoch auf internationaler Ebene abgewiesen. Daraufhin zog das BMZ seine 30 Schwellenländer umfassende Liste, die u. a. auch Ecuador und Nicaragua enthielt, wieder zurück.

Vereinfacht kann man folgende Länder zu den Schwellenländer zählen: Volksrepublik China, einige südamerikanische Staaten, Brasilien, Indonesien, Mexiko, Malaysia, Thailand und Syrien.

Problematisch beim deutschen Begriff "Schwellenland" ist die Tatsache, dass niemand mit Gewissheit sagen kann, wo sich diese "Schwelle" befinden soll.

Siehe auch: Entwicklungsland, Tigerstaaten, Human Development Index

Literatur