Süleymancılar
Süleymancılar (etwa: „Anhänger Süleymans“) ist die Fremdbezeichnung einer islamischenaGemeinschaftus der Türkei.[1] Die Bezeichnung “Süleymancılar” bezieht sich auf den Begründer der Bewegung, den Religionsgelehrten Süleyman Hilmi Tunahan (1888–1959). Er war Gründer und ist spirituelle Leitfigur der Strömung.
Die Strömung selber lehnt aber die Bezeichnung "Süleymancilar" aus verschiedenen Gründen entschieden ab. Erstens wurde der Begriff in den 60er Jahren künstlich von Gruppierungen "erfunden" die der Strömung feindlich gesinnt waren. Zweitens ist die Strömung nicht etwas neues sondern folgt einer Jahrhunderte alten Sufie Tradition. Drittens ist die türkische Endung "ci" eine Endung die verschiedene Händler benennt; z.B. Balikci (Fischverkäufer) oder Ezcaneci (Apotheker) oder Ayakkabici (Schuhverkäufer). Die Strömung verkauft ja in dem Sinne nicht "Süleyman". Eine bessere Bezeichnung wäre "Süleymanli" was eine Endung ist die eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe kennzeichnet; z.B. "Fenerli" (Die Fenerbahce Sportclub Fans).Die Gemeinschaft oder Gemeinde (Süleyman Efendi Cemaati) entstand in den 1940er Jahren in Istanbul durch den Koranunterricht und die Predigten Tunahans. Insbesondere in den 1950er Jahren breitete sich die Gemeinde dank geänderter politischer Bedingungen rasch in andere Städte aus. Primäres Ziel Tunahans war die religiöse Unterweisung seiner Schüler als Gegengewicht zur Säkularisierung des Bildungswesens in der Türkei. Dabei entstanden Spannungen mit Absolventen von İmam-Hatip-Schulen, denen Tunahan zunächst ablehnend gegenüberstand, und mit der obersten Religionsbehörde Diyanet. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung „Süleymancı“. Nach Tunahans Tod folgte ihm sein Schwiegersohn Kemal Kacar als Führer der Gemeinde.
1966 gründeten Gemeindemitglieder eine Föderation, die sich die Einrichtung und Durchführung von Korankursen zum Ziel setzte, die „Kur’an Kursları Kurma, Koruma ve İdame Ettirme Dernekleri Federasyonu“. Als aufgrund geänderter Bestimmung dem Diyanet die Nutznießung der Kursräumlichkeiten der Gemeinde übertragen werden sollte, konzentrierte man sich fortan auf die Förderung der Ausbildung von Einzelpersonen an den İmam-Hatip-Schulen und Theologischen Fakultäten. 1980 entstand daraus in der Türkei der als Dachverband konzipierte Hilfsverein „Kurs ve Okul Talebelerine Yardım Dernekleri Federasyonu“. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1980 wurde führenden Gemeindemitgliedern der Prozess gemacht. So warf die Staatsanwaltschaft Antalya ihnen 1983 vor, sie hätten das Kalifat und eine Regierung entsprechend der Scharia gründen wollen und illegale Korankurse betrieben. Kemal Kacar und Ali Ak wurden dabei zu je zwei Jahren Haft verurteilt. Die Vereine wurden Verboten und ihr Vermögen beschlagnahmt. Ein Jahr später wurde das Urteil jedoch aufgehoben.[2]
Ab 1973 gründete die Gemeinde zunächst in Köln und dann in weiteren europäischen Ländern die Islamischen Kulturzentren. In Deutschland sind die Anhänger im Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) organisiert. In Deutschland sind die sogenannten Süleymancılar meist unauffällig und tragen ihre Lehre kaum nach außen. Sie betonen jedoch ihre sunnitische Rechtgläubigkeit und lehnen die Bezeichnung Süleymancılık als abwertend ab.
Nach 2000 wurde der Enkel Tunahans, Ahmet Denizolgun, Führer der Gemeinde.
Wahrnehmung
Der Staat betrachtete nicht kontrollierte religiöse Bewegungen als unpolitisch.[3] Neuerungen, reformistische Ströme sowie Wahabitische Lehren lehnten die Süleymancılar ab.[4]
Die Zeitung Milliyet beschrieb die Süleymancılar als legalistisch und modern. Ihre Vereine erfüllten die gesetzlichen Bestimmungen und die Männer kleideten sich modern und ließen auch keine Bärte stehen. Des Weiteren sei die Gemeinde diszipliniert und gebildet.[5]
Quelle
- Reşat Öngören: Süleyman Efendi Cemaati, in İslâm Ansiklopedisi
Einzelnachweise
- ↑ Gerdien Jonker: Eine Wellenlänge zu Gott. Der „Verband der Islamischen Kulturzentren“ in Europa. Bielefeld 2002, S. 76.
- ↑ Uğur Mumcu: Rabıta. Ankara 1987, S. 122 ff.
- ↑ Gerdien Jonker: Eine Wellenlänge zu Gott. Der „Verband der Islamischen Kulturzentren“ in Europa. Bielefeld 2002, S. 83.
- ↑ Büyük Larousse Sözlük ve Ansiklopedisi, Istanbul 1986, Bd. 21, S. 10912, s.v. Süleymancılık.
- ↑ Milliyet vom 17. Mai 1986: Türkiye'de Mezhep ve Tarikatlar.