Marc Dutroux
Marc Dutroux (* 6. November 1956 im Brüsseler Stadtteil Ixelles (Belgien)). Drei Brüder (Pol, Serge, Johan) und eine Schwester (Valerie). Die Eltern Jeannine und Victor Dutroux waren beide von Beruf Lehrer.
Strafrechtliche Biographie
Verurteilung wegen Vergewaltigung
1989 wurde der dreifache Familienvater wegen der Vergewaltigung von fünf Minderjährigen zu einer Haftstrafe von 13 Jahren verurteilt, kam aber wegen guter Führung nach drei Jahren frei.
Ermittlungen wegen Mordes, Kindesentführung und Kindesmissbrauchs
Am 15. August 1996 befreiten belgische Polizeibeamte zwei Mädchen aus einem Kellerverlies des arbeitslosen Elektrikers Marc Dutroux. Die 14 und 12 Jahre alten Mädchen wurden nach ihrer Entführung in der nur 2,15 Meter langen und 1 Meter breiten Zelle wie Tiere gehalten und mehrfach sexuell missbraucht. Nach der Befreiung der beiden Kinder kamen weitere Fälle ans Tageslicht: zwei Wochen nach seiner Verhaftung führte Dutroux die Fahnder zu den verwesten Leichen vier weiterer Mädchen. Die Leichen von Mélissa (8), Julie (8) sowie Eefje (19) und An (17) waren in verschiedenen Gärten verscharrt.
Laut Obduktionsbericht verhungerten die beiden erst achtjährigen Mädchen kurz nach der Durchsuchung. Dutroux selbst schob die Schuld für die mangelnde Versorgung der Gefangenen auf seine Frau Michelle Martin, die, während er für einen Autodiebstahl drei Monate im Zuchthaus verbrachte, die Pflege der Kinder gewährleisten sollte. Nach seiner Freilassung war ein Mädchen bereits tot. Nach Dutrouxs Aussage starb das andere in seinen Armen.
Die nächsten Opfer waren die 17 Jahre alte An sowie die 19-jährige Eefje. Dutroux sperrte die beiden in ein Zimmer im ersten Stock seines Hauses, da im Keller vermutlich noch die Leichen von Julie und Mélissa lagen. Fluchtversuche scheiterten. Beide wurden mehrfach vergewaltigt. Lediglich die letzten Entführungsopfer, Laetitia und Sabine, überlebten die Tortur.
Nach seiner Festnahme behauptete Dutroux, er selbst sei nur eine Art Handlanger gewesen. Die Mädchen seien nicht nur für ihn allein bestimmt gewesen, sondern auch für andere Personen, die teilweise "höchste Protektion von ganz oben" genössen.
Pannenserie
Bei den Ermittlungen gab es immer wieder Pannen. So lag den Ermittlern schon einen Monat nach der Entführung von Mélissa und Julie ein Bericht vor, in dem ein Informant behauptete, Marc Dutroux hätte ihm Geld geboten, damit er aus einer Schule junge Mädchen entführe. Dafür wurden ihm 150.000 Franc in Aussicht gestellt. Ferner baue Dutroux im Keller eines seiner drei Häuser Zellen. Trotz dieses Berichts und der Vorstrafe des Beschuldigten wurde das Anwesen Dutrouxs erst Monate später ohne Ergebnis durchsucht. Die neu eingezogene, frisch verputzte Wand fiel den Ermittlern in dem ansonsten heruntergekommenen Haus ebensowenig auf wie deutlich zu hörende Kinderschreie. Hinter dieser Wand befanden sich zum Zeitpunkt der Durchsuchung Mélissa und Julie.
Im April 1998 dann die nächste schwerwiegende Panne: In einem Gerichtsgebäude entriss Dutroux einem seiner Bewacher die Dienstwaffe und floh. Nachdem Tausende Beamte fast vier Stunden im Großeinsatz waren, fanden Spürhunde den Kindervergewaltiger in einem Waldstück. Als Reaktion auf diese Vorfälle traten Innenminister Johan Vande Lanotte, Justizminister Stefaan de Clerck sowie Polizeichef Willy Deridder von ihren Ämtern zurück. Einem Beamten sagte Dutroux kurz nach der Festnahme: "Ich bin glücklich, wenn ich das Chaos sehe, in das ich Belgien gestürzt habe".
Der Prozess
Der Prozess gegen Marc Dutroux begann am 1. März 2004 mit der Auswahl der Geschworenen. Bis heute sammelten sich knapp 400.000 Seiten in den Akten des Falles an. Neben Dutroux selbst sind auch seine Frau, Michelle Martin, sowie seine Komplizen Michel Lelièvre und Michel Nihoul angeklagt.
Eventuelle Verstrickungen
Während der Ermittlungszeit bis zum Prozeßbeginn verstarben 27 Zeugen teilweise durch Selbstmord, Unfall oder auf unerklärliche Art und Weise. Zum Beispiel wurde der ermittelnde Polizist Simon Poncelet nachts auf der Wache erschossen. Die Bekannte seines Komplizen fand man erhängt. Ein Verdächtiger starb, als er gegen ein Haus fuhr. Eine Sozialarbeiterin starb bei einem Autounfall, nachdem sie Todesdrohungen bekommen hatte. Der Schrotthändler Bruno Tagliaferro wollte gegen Dutroux aussagen, wurde aber vergiftet. Seine Frau verbrannte im Bett. Sex-Club-Besitzer Poiro, ein Bekannter Nihouls, wurde erschossen. Eine Frau, die über Dutroux aussagen wollte, wurde erwürgt aufgefunden. Der Staatsanwalt Hubert Massa beging Selbstmord.
Viele Bürger wurden mit der Zeit dem Staat gegenüber misstrauisch. Sie glauben, dass die Reichen und Mächtigen des Landes gedeckt werden, während der Staat, Justiz und Polizei die Normalbürger sie nicht zu schützen wissen.