Zum Inhalt springen

Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2016 um 21:32 Uhr durch Cyve (Diskussion | Beiträge) (erg.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Bei dem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg wurden am 18. Juli 2016 gegen 21:15 Uhr in der Regionalbahn (RB) 58130 vier Personen schwer verletzt, einer fünften Person wurden außerhalb des Zuges Verletzungen zugefügt.[1][2] 14 Reisende erlitten bei der Tat einen Schock. Der Täter wurde nach kurzer Verfolgung von einem Spezialeinsatzkommando erschossen.[3][4]

Tathergang

Der Angreifer hatte eine Axt und ein Messer bei sich, mit denen er auf der Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg Mitreisende angriff.[5] Auf dem Handy-Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeichnet wurde, sei der Ausruf „Allahu akbar“ „deutlich zu verstehen“, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt.[6] Ein Reisender betätigte bei Würzburg-Heidingsfeld die Notbremse, der Täter floh aus dem Zug.[5] Anschließend schlug er einer Passantin, die mit ihrem Hund spazieren ging, mit der Axt zwei Mal ins Gesicht.[7] Er wurde von einem zufällig in der Nähe anwesenden Spezialeinsatzkommando aus Nürnberg einige hundert Meter nach seinem Ausstieg aus dem Zug in den Mainauen verfolgt.[8] Als er mit den Tatwaffen Polizeibeamte angriff, wurde er erschossen.[9]

Inzwischen hat das Bayerische Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen.[3] Die Ermittler seien bislang der Überzeugung, dass die beiden Polizisten in Notwehr geschossen hätten, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. Nach Aussage der beiden Polizeibeamten, die den Täter erschossen, habe der Angreifer drei bis vier Armlängen Abstand gehabt, als er aus dem Gestrüpp aufgetaucht sei. Der Täter sei sehr schnell mit erhobener Axt auf die Beamten zugegangen, die sich nur noch mit der Schussabgabe gegen den Angriff hätten wehren können.[6]

Opfer

Bei den vier Opfern im Zug handelt es sich um Touristen aus Hongkong,[10] eine Familie und den Freund der Tochter, berichtete die Hongkonger Zeitung South China Morning Post.[11] Demnach wurden ein 62-jähriger und ein 31-jähriger Mann lebensgefährlich verletzt, die Ehefrau und die Tochter des 62-jährigen erlitten ebenfalls schwere Verletzungen.[12]

Nachdem der Täter den Zug verlassen hatte, griff er die oben erwähnte Passantin an.[7]

Täter

Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann handelte es sich bei dem Angreifer um einen 17-jährigen Afghanen.[5] Er sei ein Asylbewerber aus Ochsenfurt gewesen,[13] der im Juni 2015 nach Deutschland gelangt sei.[14] Zwei Wochen vor der Tat sei er aus einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu einer Pflegefamilie gezogen.[15] Laut den Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration absolvierte der Täter ein Praktikum mit der Aussicht auf eine Lehrstelle.[16] Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus und prüft einen islamistischen Hintergrund.[13] Bei der Durchsuchung des Zimmers des Täters fand die Polizei eine handgemalte Flagge (das Schwarze Banner) der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).[15]

Die Staatsanwaltschaft erklärte auf einer Pressekonferenz in Würzburg am 19. Juli 2016, die Tat sei „wohl politisch motiviert“.[17] Der zuständige Oberstaatsanwalt gab an, der Täter habe „mit Vernichtungswillen“ gehandelt und habe sich an „Ungläubigen“ rächen wollen.[6]

Am Tag nach der Tat beanspruchte der IS über seine Agentur Amaq die Täterschaft für sich.[18] Die Erklärung war fast wortgleich mit der nach dem Anschlag in Nizza eine Woche zuvor.[19] In einem von Amaq veröffentlichten Bekennervideo stößt eine Person, die als der Angreifer vorgestellt und als „Soldat des Kalifats“ bezeichnet wird, Drohungen aus und kündigt eine Operation in Deutschland an.[6] Ein Sprecher von Innenminister Herrmann gab bekannt: „Der Mann auf dem Video ist der Täter von Würzburg.“[20]

Einzelnachweise

  1. Bei Würzburg: Vier Schwerverletzte bei Axt-Angriff in Regionalzug. Deutschlandfunk, 19. Juli 2016.
  2. B5 aktuell vom 19. Juli 2016
  3. a b Gemeinsame Presseerklärung des PP Unterfranken und der Staatsanwaltschaft Würzburg. 19. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  4. Amoklauf in Zug bei Würzburg: Täter erschossen. In: nordbayern.de. 18. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  5. a b c Bei Würzburg: Mann attackiert Zugreisende mit Axt - drei Schwerverletzte. Spiegel Online, 19. Juli 2016, abgerufen am 19. Juni 2016.
  6. a b c d IS veröffentlicht angebliches Bekennervideo. FAZ.net, 19. Juli 2016.
  7. a b Axt-Attacke im Regionalzug: Riaz A. erfuhr vom Tod eines Freundes in Afghanistan. Welt Online, 19. Juli 2016.
  8. Olaf Przybilla Würzburg: Bei Würzburg: Angriff in Regionalzug - Innenminister: handgemalte IS-Flagge bei Täter gefunden. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 19. Juli 2016]).
  9. ARD-Nachtmagazin vom 19. Juli 2016.
  10. Bei Würzburg: Mann attackiert Zugreisende mit Axt - vier Schwerverletzte. In: Spiegel Online. 19. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  11. Opfer der Attacke im Regionalzug kommen aus Hongkong. Zeit Online, 19. Juli 2016.
  12. Clifford Lo, Phila Siu, Stuart Lau: Two Hongkongers critically hurt in German axe attack by Afghan refugee who kept Islamic State flag at home. In: South China Morning Post. 19. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  13. a b Drei Schwerverletzte bei Attacke in Zug nahe Würzburg. Welt Online, 18. Juli 2016.
  14. Newstime vom 19. Juli 2016
  15. a b Würzburg: Ermittler finden handgemalte IS-Flagge bei Zug-Angreifer. Spiegel Online, 19. Juli 2016.
  16. Axt-Angreifer absolvierte Praktikum in Bäckerei. Abgerufen am 19. Juli 2016.
  17. Przybilla, Klasen, Galaktionow, Munzinger, Widmann, Peters: Staatsanwalt: Angriff von Würzburg "wohl politisch motiviert". In: Süddeutsche Zeitung. 19. Juli 2016, abgerufen am 19. Juli 2016.
  18. IS bezichtigt sich des Angriffs in Regionalzug. FAZ.net, 19. Juli 2016.
  19. SPIEGEL ONLINE, Hamburg Germany: Zug-Attacke: IS beansprucht Angriff bei Würzburg für sich. In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 19. Juli 2016.
  20. Ermittler halten IS-Video des Zug-Attentäters für echt'. FAZ.net, 19. Juli 2016.

Koordinaten: 49° 45′ 22″ N, 9° 58′ 14,2″ O