Seekühe
Seekühe | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sirenia | ||||||||||||
Illiger, 1811 | ||||||||||||
Familien | ||||||||||||
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Die Seekühe (Sirenia) bilden eine Ordnung pflanzenfressender Meeressäuger, die heute zu einer Gruppe von höheren Säugetieren gezählt werden, die ihren Ursprung in Afrika haben, den so genannten Afrotheria. Ihre nächsten Verwandten sind die Schliefer und die Elefanten.
Merkmale
Neben den Walen und den Robben sind Seekühe das dritte größere Taxon dauerhaft meeresbewohnender Säugetiere (Meeressäuger). Anders als die Robben können sie wegen ihrer schwächlichen Gliedmaßen nicht an Land gehen. Doch auch mit den Walen sind Seekühe nicht vergleichbar, da sie stets in Küstennähe oder gar im Süßwasser bleiben und sich oft in sehr flachem Wasser aufhalten.
Seekühe sind massige Tiere mit einem zylindrischen Körper. Ihre Vorderbeine sind zu Flossen umgewandelt. Die Hinterbeine sind gänzlich rückgebildet, nicht einmal im Skelett lassen sich Reste von ihnen finden. Eine Rückenflosse wie bei manchen Walen gibt es nicht, der Schwanz ist zu einer waagerechten Flosse geworden. Die Haut ist sehr dick und faltig. Ein Fellkleid haben Seekühe nicht.
Die Schnauze ist deutlich vom Kopf abgesetzt und stumpf. Sie ist von harten Tasthaaren umgeben. Die Nasenlöcher liegen auf der Oberseite der Schnauze. Verglichen mit dem Rumpf ist der Kopf verhältnismäßig groß, das Gehirn zählt aber im Vergleich zur Körpergröße zu den kleinsten, das man unter Säugetieren finden kann.
Die Bezahnung ist bei den einzelnen Seekuhgattungen sehr unterschiedlich. Oft sind die Schneidezähne rückgebildet. Die Eckzähne fehlen bei allen rezenten Arten ganz. Der vordere Teil des Gaumens ist mit Hornplatten ausgekleidet, die vermutlich beim Fressen helfen. Auch die kurze Zunge ist verhornt.
Lebensweise
Seekühe leben einzeln oder in kleinen Gruppen. Sie bewegen sich stets langsam und bedächtig. Ihre Nahrung ist ausschließlich pflanzlich und besteht aus Seegras und Algen. Die Lebenserwartung von Seekühen beträgt etwa 20 Jahre.
Evolution
Seekühe haben mit den Elefanten und Schliefern gemeinsame, landlebende Vorfahren. Erste bekannte seekuhartige Fossilien stammen aus dem frühen Eozän und sind etwa 50 Millionen Jahre alt. Es handelte sich um vierbeinige Pflanzenfresser, die sich noch an Land bewegen konnten, aber wahrscheinlich bereits hauptsächlich im flachen Wasser lebten. In den kommenden Jahrmillionen waren Seekühe sehr erfolgreich, wie zahllose Fossilienfunde belegen. Schon bald hatten sich die Hinterbeine zurückgebildet, dafür entwickelte sich eine horizontale Schwanzflosse.
Während des Eozäns bildeten sich die Seekuhfamilien der Prorastomidae (†), der Protosirenidae (†) und der Gabelschwanzseekühe. Die Rundschwanzseekühe entstanden je nach Lehrmeinung ebenfalls am Ende des Eozäns oder erst im Miozän. Von den beiden erstgenannten Familien findet sich bereits im Oligozän keine Spur mehr, so dass es seither nur noch die rezenten Familien der Gabel- und Rundschwanzssekühe gab. Im Miozän und Pliozän waren Seekühe sehr viel häufiger und artenreicher als heute. Vermutlich war der Klimawandel des Pleistozäns verantwortlich dafür, dass sie heute nur noch eine Restgruppe mit wenigen Arten sind.
Systematik
Innerhalb der Seekühe lassen sich zwei Familien unterscheiden:
- die Gabelschwanzseekühe (Dugongidae) umfassen heute nur noch eine lebende Art, den Dugong (Dugong dugong). Bis vor etwa 250 Jahren gab es noch eine weitere, heute aber ausgestorbene Art, Stellers Seekuh (Hydrodamalis gigas).
- die Rundschwanzseekühe (Trichechidae), auch Manatis genannt, umfassen drei Arten in einer Gattung, den Karibik-Manati (Trichechus manatus), den Fluss-Manati (Trichechus inunguis) und den afrikanischen Manati (Trichechus senegalensis).
Seekühe und Menschen
Im Englischen werden Seekühe sirens genannt, und auch im Deutschen gibt es das - allerdings selten verwendete - Synonym "Sirenen" für die Seekühe. Dies spielt auf die Sirenen der griechischen Mythologie an. Tatsächlich kann man Seekühe aus der Ferne für badende Menschen halten. Der Sirenengesang passt allerdings nicht zu den Seekühen. Christoph Kolumbus war zwar nicht der erste Mensch, der eine Seekuh zu Gesicht bekam, aber vielleicht der erste Mensch, der sie mit Sirenen verglich. In seinem Logbuch vermerkte er 1493, dass die Sirenen der Karibik weniger schön als bei Horaz seien. Ob die Griechen ihrerzeit wirklich Seekühe als Vorbilder für die sagenhaften Sirenen nahmen, ist heute reine Spekulation.
Alle vier lebenden Arten werden von der IUCN als gefährdet geführt. Eine weitere Art, die Stellersche Seekuh, ist bereits im 18. Jahrhundert vom Menschen ausgerottet worden. Die größte Gefahr erwächst Seekühen heute vor allem durch Sportboote, die den Tieren mit ihren Schrauben schwere Verletzungen beim Überfahren zufügen können. Eine weitere Bedrohung ist das Vordringen des Menschen in ihren Lebensraum, aufgrund ihres Stoffwechsels benötigen Seekühe zur Deckung ihres Energiebedarfs eine immense Menge an Wasserpflanzen und damit verbunden eine entsprechende Wasserqualität, die durch Erschliessung ihrer Rückzugsgebiete immer mehr abnimmt.