Maravi
in der englischen Version sind noch Informationen zu finden --Atamari 18:06, 12. Apr 2006 (CEST)
Das Königreich Maravi ist mehr eine vage Sage als ein erforschtes Objekt.
Es gibt kaum mehr als Notizen von David Livingstone auf seinen beiden Reisen in das Gebiet das unteren Sambesi. Portugiesische Berichte fehlen.
Ursprünglich soll sich der Sitz des Königs von Maravi etwas nördlich von Tete in Mosambik befunden haben. Genannt wird Manthimba. Der Königstitel soll "Kalonga" gewesen sein - "Karonga" muss falsch sein, da die Menschen im Süden Malawis kein "r" sprechen können. Als seine Blütezeit wird das 16. Jahrhundert genannt, also die Zeit vor der Ankunft der Portugiesen, mithin eine Zeit mit ausschließlich narativen Tradierungen, keinen schriftlichen. Genannt werden Königsnamen wie Mcepera Mwale, Mcocoma Phiri, Kampini Mbewe, Sosola Kalimakudzulu Phiri zu denen alle Daten und detaillierten Tradierungen fehlen, selbst aus dem 19. Jahrhundert. Das Gebiet von Maravi soll sich in seiner größten Ausdehnung von den Gebieten der Tumbuka und Tonga am unteren Shire bis zum Tal des Luangwa, zum Malawisee und dem Sambesi erstreckt haben. Ganz offensichtlich handelt es sich bei den Maravi um ein Bantuvolk. Es soll zum "Phiri-Matriachat" gehört haben - noch heute herrscht in Malawi Frauenerbrecht. Im 19. Jahrhundert sollen die Maravi durch die benachbarten Yao gefangen und in die Sklaverei abgeführt worden sein - was sehr unsicher ist, weil die arabischen Sklavenhändler nur bis zum 800 km entfernten Karonga am Nordende des Malawisees kamen.
Auf seiner ersten Reise 1859 findet Livingstone im Gebiet der Maravi Unterstützung und Nahrung, auf seiner zweiten 1865 nur leere Dörfer mit ausgebleichten Knochen, da eine zwei Jahre anhaltende Dürre in diesem Gebiet die Menschen verhungern ließ. Daraus lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen.
- Die Maravi müssen sehr isoliert gelebt haben, denn Livingstone berichtet weiter, dass kaum 200 km nördlich in Richtung Malawisee keine Dürre berichtet wurde und er dort das nötige Essen fand.
- Es bestanden offenbar keinerlei Handelskontakte in irgendeine Richtung, was für ein organisiertes Königreich ungewöhnlich ist und eher für isoliert lebende Dörfer spricht.
- Die Grenze zur semiariden Zone südlich des Sambesi in Mosambik muss in ihrem Verlauf für die Maravi unvorhergesehen geschwankt haben.
Es gibt Karten mit vage gestrichelten Grenzlinien. Aber bis heute ist völlig unbekannt, wie groß dies Königreich tatsächlich gewesen ist, wie weit es nach Norden reichte, wie viel Menschen in ihm gelebt haben. Fraglich ist auch, ob Livingstone wirklich "das" Königreich gefunden hat oder nur "Maravis", also Menschen mit einer bestimmten Zugehörigkeit, denn in Tete ist seit dem 17.Jh. eine portugiesische Garnision stationiert gewesen, die das Umland bis zum Malawisee erforschte. Kaum denkbar, dass die ein Königreich isoliert belassen hätten. Zudem ist der "Kulturaustausch" heute noch nachzuweisen anhand der Tatsache, dass die Zahlwörter der Landessprache dieser Gegend bis weit nach Malawi alle aus dem Portugiesischen entlehnt sind. Zu einem Königreich Maravi müsste es präzise portugiesische Aufzeichnungen geben, was nicht der Fall ist.
Am nächsten liegt die Annahme, dass das Königreich Maravi vor allem aus ideologischen Gründen einen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hat. Der Staat Malawi, der in seiner südliche Hälfte von Menschen derselben Stämme mit derselben Sprache bewohnt wird wie Mosambik und im Norden wie in Sambia, fehlt noch eine eigenständige Begründung seiner Geschichte und Existenz. Malawi leitet seinen Namen vom Königrreich Maravi ab. Ähnlichkeiten zwischen beiden sind kaum zufällig.