Friedrich von Erckert

Friedrich von Erckert (* 30. Dezember 1869 in Bromberg/Westpreußen, † 16. März 1908 bei Seatsub, Brit. Betschuanaland) war ein deutscher Offizier der Garde und Kaiserlichen Schutztruppe. Wegen der ersten nennenswerten Einführung von Kamelen (richtig: Dromedare) in eine deutsche Militäreinheit gilt er als "Vater der Kamelreitertruppe.
Militärischer Werdegang
- 1882: Wechsel vom Gymnasium Freienwalde zum Kadettenhaus Wahlstatt in Niederschlesien
- 1886 – 1889: Hauptkadettenanstalt Großlichterfelde bei Berlin; gelegentliche Dienste am Hof als Page.
- 22. März 1889: Eintritt ins Heer als Sekondeleutnant im Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr.2 in Stettin.
- 18. August 1895 – 18. August 1897: Freistellung als Ausbildungsoffizier („Instructor“) zum Aufbau der chilenischen Armee nach preußischem Muster
- 18. Oktober 1897: Premierleutnant (Patent vom 27.1.1897) im Garde-Füsilier-Regiment in Berlin
- November 1899: nach Bewerbung Einberufung zur kaiserlichen Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika
- Mai 1900: Distriktchef, später Bezirkshauptmann von Omaruru
- 12. Dezember 1902: Rückkehr nach Deutschland und Dienst im Infanterie-Regiment 92 in Braunschweig
- 22. Mai 1904: Beförderung zum Hauptmann und Kompaniechef der 2. Kompanie 92
- November 1904: Nach Beginn des Herero-Kriegs freiwillige Meldung und Wiedereintritt in die Schutztruppe. Führer der 12. Kompanie im 2. Feldregiment (IV.Batallion), Teilnahme an diversen Gefechten des Herero- bzw. Hottentottenaufstands.
- April 1907: Kommandeur des Militärbezirkes Nord-Namaland.
- 1. Juni 1907: Vorlage der „Denkschrift über eine Unternehmung gegen Simon Kopper in die Kalahari“.
- Oktober 1907: Beginn der Ausbildung des Lehrpersonals für das Kamelreiten und der weiteren Vorbereitungen.
- 4. März 1908: Erckert beginnt mit dem Abmarsch. Beim Sturm auf das Lager der Hottentotten am 16. März fällt er durch einen Halsschuss als einer der ersten Deutschen und wird in der Wüste bestattet. Als man die Leiche später sucht, um sie auf dem Friedhof von Gochas bei Mariental in der Kalahari zu bestatten, findet man sie nicht mehr. Unter dem dortigen Grabstein ist deshalb ein leeres Grab.
"Der Zug des Hauptmann von Erckert"
Der mit großer militärischer Gründlichkeit vorbereite Feldzug gegen die "Simon-Kopper-Hottentotten" (heute Nama) mit tragischem Ausgang wurde literarisch von Hans Grimm in seinem Roman "Volk ohne Raum (1926)" aufgearbeitet. Hauptmann von Erckert bekommt den Auftrag die letzten aufständischen Hottentotten zu bekämpfen, die aus der Kalahari, vom britischen Gebiet aus, immer wieder deutsche Siedlungen und Posten angreifen. Um die Gegner in die Wüste verfolgen und schlagen zu können plant von Erckert seine Soldaten mit Kamelen auszustatten. Akribisch wird jede Kleinigkeit geplant und die Soldaten, die Pferde gewohnt sind, auf Kamelen ausgebildet. Der Zeitpunkt der Verfolgung wird in die Reifezeit der Wüstenmelonen gesetzt, die als Wasserreserve für Mensch und Tier wichtig sind.
Der betreffende Auszug erschien auch als eigenes Büchlein "Der Zug des Hauptmann von Erckert" (1932). Grimms Buch um den intellektuellen Militär, der in der Realität immer wieder bei engstirnigen Vorgesetzten aneckte, machte von Erckert schon in der Weimarer Republik bekannt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Friedrich von Erckert schließlich zum Vorbild einer Generation hochstilisiert und mißbraucht.
Friedrich von Erckert schrieb selbst unter Pseudonym Artikel für Zeitungen wie die „Zukunft“ und trug zum Buch „Mit der Schutztruppe durch Deutsch-Afrika“ bei, wo er unter dem Pseudonym "Simplex Africanus" schrieb.
Sein bekanntestes Zitat, ein Sinnspruch, entstammt seinem Tagebuch, was man bei dem Toten fand: "In erster Linie die größte Selbstachtung - Nichts Gemeines tun, Leib und Seele reinhalten - Sich stets beherrschen; selbstlos, heiter und mutig sein - Sich sagen, daß eine gerade, aufrechte Haltung auch die Äußerung einer geraden Seele ist - Sich an einfachen Dingen erfreuen, nichts Unmögliches verlangen, an ein erreichbares Ziel aber Geduld, Ausdauer, gesammelten Willen wenden - Bleibe nie im Schmutz. Auch der Beste kann gelegentlich hineingeraten, aber darin zu bleiben braucht niemand"
Literatur
Hans Schmiedel „Hauptmann Friedrich von Erckert in Deutschsüdwestafrika und seine Zeit“, Dortmund 1974
Ernst Anders „Hauptmann Friedrich von Erckert – Ein Lebensbild“, Militärwochenblatt 1910
Julius Ohlemann „Beim Kamelreiterkorps des Hauptmann von Erckert“ in „Auf weiter Fahrt“ Band VI, 1909
Gefechtsmeldung und Nachruf auf Friedrich von Erckert (ohne Autor) Südwestafrikanische Zeitung vom 25.03.1908
Zeitschrift „Die Woche“ „Die Expedition des Hauptmann von Erckert gegen Simon Copper“ , Juli 1908
Volker Lohse „1908 – Der Kalaharifeldzug der Kopper-Hottentotten“ in Zeitschrift „Damals“, 1989 Volker Lohse „Kalaharimarsch gegen die Hottentotten 6.-22.3.1908“ „Die Zinnfigur“, Heft 2/1974
W. Grunow „Entstehung und Einsatz des Kamelreiterkorps der kaiserlichen Schutztruppe für DSWA“, „Die Zinnfigur“ Heft 3/1974
Mitteilungsblatt des Traditionsverbandes ehem. Schutz- und Überseetruppen Nr. 6, 1958 „Zum 50.Jahrestag des Todes von Hauptmann Friedrich von Erckert“
Links
Familien-Website des Familienverbandes Erckert/von Erckert/Erkert http://www.erckert.de
"Der chilenische Orden des Hauptmann Friedrich von Erckert" von Arne Schöfert http://www.traditionsverband.de/magazin/erkert.html
Deutsches Kolonial-Lexikon "Friedrich von Erckert" http://www.stub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de/Bildprojekt/Lexikon/php/suche_db.php?suchname=Erckert