Sipahi
Spahi (aus dem Persisch|Persischen]]: سپاهی, Sepâhi, Soldat) hießen im Osmanischen Reich die Inhaber von Militärlehen, den so genannten Timaren. Für ihre Ländereien hatten die Spahis als Berittene im Heer des Sultans zu dienen. Die Spahi-Abteilungen waren vom 14. bis zum 16. Jahrhundert eine Kerntruppe der osmanischen Armee.
Funktionsweise des Spahissystems
Spahis gab es seit Anfang des 14. Jahrhunderts. Die osmanischen Herrscher begannen ihre Krieger mit der Vergabe von eroberten Ländereien zu belohnen. Der Spahi erhielt ein relativ kleines Landgut, das er in der Anfangszeit zum Teil noch selbst bewirtschaftete. Andere Teile wurden von Bauern der unterworfenen Völker (Raja) für ihn bestellt.
Im Gegenzug waren die Spahis verpflichtet, für den Sultan in den Krieg zu ziehen, wann immer dieser sie dazu aufforderte. Ihre Ausrüstung und das Pferd mussten die Spahis selbst finanzieren. Je nach größe ihres Timars hatten sie zusätzlich bis zu sieben Hilfssoldaten (cebelis) zu stellen. Der Spahi musste seine Celebis ausrüsten, für den Kampf trainieren und in der Schlacht führen. Anfang des 16. Jahrhunderts bestand der kern des osmanischen Heeres aus etwa 40.000 Spahis und 60.000 Cebelis. Mit diesem System gelang es den Sultanen also viel größere Heere aufzustellen, als ihre christlichen Gegner.
Anders als im europäischen Lehnswesen durften die Spahis ihre Timare nicht vererben oder an Dritte weitergeen. Jedes Timar wurde direkt vom Sultan an den einzelnen Krieger ausgegeben und blieb dann in der Hand des jeweiligen Inhabers, der dafür die militärische Leistung zu erbringen hatte. Auf diese Weise konnte sich im Osmanischen Reich kein Lehnsadel entwickeln, der als Herrschaftsschicht mit eigenen Vasallen zwischen dem Sultan und dessen Kriegern stand.
Der Niedergang der Spahis
Der Verfall des Spahissystems hatte wirtschaftliche und militärische Gründe.
Standen im 16. Jahrhundert noch knapp 100.000 Mann (Spahis und Celebis) zur Verfügung, so waren es im 17. Jahrhundert nur noch 30.000. Der Bedeutungsgewinn der Infanterie und der Artillerie im europäischen Militärwesen des 16. Jahrhunderts machte die Reitertruppe der Spahis zunehmend ungeeignet. Die Sultane konzentrierten ihre Aufmerksamkeit daher auf die Janitscharen, die nunmehr den wichtigsten Teil des Heeres ausmachten. Außerdem hatte das Osmanische Reich den Zenit seiner Macht erreicht. Es wurden kaum noch neue Länder erobert, in denen sich Timare einrichten ließen. Ebenso fehlte die vorher oft erzielte große Beute, die einen wesentlichen Teil des Einkommens der Spahis ausgemacht hatte. Schließlich führten wirtschaftliche Krisen dazu, dass die Einkünfte aus den Timaren zurückgingen. Gleichzeitig aber stiegen die Kosten für die Ausrüstung (Feuerwaffen). Dementsprechend geringer wurden Neigung und Vermögen der Spahis, ihre Leistungen ordnungsgemäß zu erbringen. Die Qualität der Ausrüstung sank und viele Timar-Inhaber versuchten sich dem Heeresdienst zu entziehen, was ihnen auch gelang, weil Korruption und Misswirtschaft in der osmanischen Verwaltung zunahmen, wodurch die Kontrolle der Timar-Inhaber nicht mehr möglich war. Vor allem im 17. Jahrhundert verkauften oder verpachteten Spahis Teile ihres Timars an Großgrundbesitzer, ohne dass die Hohe Pforte dagegen einschritt. Andere wieder vererbten das Timar und oft "vergaßen" die Behörden dann, die militärischen Leistungen von den Erben einzufordern. Auf diese Weise verfiel das Spahi-System immer mehr.
Die Cebeli, früher Gefolgsleute der Spahis, wurden zu irregulären besoldeten Einheiten, die ihre früheren Herren allerdings niemals ersetzen konnten was Kampfkraft und Disziplin betrafen, allerdings trotzdem große Mengen an Soldgeldern verbrauchten.
Unter Selim III (1789 - 1807) gab es nur noch etwa 2000 Spahis.
Weblinks
- http://i-cias.com/e.o/sipahi.htm (english)
Literatur
- Klaus-Peter Matschke, Das Kreuz und der Halbmond, Artemis&Winkler Verlag, ISBN 3-538-07178-0