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Digitaler Rundfunk

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Mit digitalem Rundfunk bezeichnet man Rundfunk, welcher eine digitale Übertragungstechnik verwendet. Es gibt hierbei verschiedene (meist zueinander inkompatible) Verfahren. Für den Hörfunk sind diese unter Digitalradio erklärt.

Beim digitalen Fernsehen wird unterschieden zwischen:

  • Digital Video Broadcasting (DVB) ist der mittlerweile verbreitetste Standard für die digitale Fernsehübertragung. Man unterscheidet die (einander ähnlichen, aber mehr oder weniger inkompatiblen) Verfahren DVB-C (Kabelfernsehen), DVB-T ("terrestrisch", also über normale Fernsehantennen), DVB-S (Satellit) und DVB-H (auf Handys).
  • D2-MAC und HD-MAC waren hybride Analog-/Digital-Standards, die sich nicht durchgesetzt haben.
  • Digital_Multimedia_Broadcasting (DMB) ist ein in Deutschland entwickeltes Verfahren, das in Südkorea und China für die digitale Fernsehübertragung, insbesondere auf Mobiltelefone eingesetzt wird und auch in Europa erprobt und ggf. eingeführt werden soll. DMB basiert technisch auf dem bewährten DAB System, das um einige Video/Audio-Codecs erweitert wurde.
  • DVB-H ist ein europäischer Standard zur Übertragung von Multimedia-Diensten auf kleine, mobile Endgeräte wie Handys und PDAs. Zusammen mit einem Mobilfunk-Zugang können über IP Datacast interaktive Applikationen angeboten werden. DVB-H wird dieses Jahr in Italien, den USA und Finnland kommerziell eingeführt. DVB-H-Testnetze gibt es in 22 Ländern.


Analoger "switch-off"

Bis zum Jahr 2010 ist geplant, sämtliche analogen Rundfunkfrequenzen in Deutschland endgültig abzuschalten ("switch-off") und Rundfunk dann nur noch digital zu verbreiten. In der EU findet diese Umschaltung bis spätestens 2012 statt. (siehe Wikinews) [1] [2] [3]

In einigen Ballungsräumen und Großstädten wurde die Umstellung für das terrestrische Fernsehen (DVB-T) bereits vollzogen. Dabei gibt es keine Übergangszeit, in der analoge und digitale Übertragung parallel laufen (sog. simulcast), sondern an einem Stichtag wird der analoge Rundfunk abgeschalten und der digitale Rundfunk aufgeschalten. Hier ein DVB-T -Beispiel für Ostwestfalen [4], für Bayern [5], für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz [6]. Für alte analoge Fernsehempfangsgeräte ist dann ein digitaler Receiver (Set-Top-Box) nötig, der die digitalen Signale umwandelt. Viele neue Fernsehempfangsgeräte können das digitale Signal direkt empfangen. Von der Umstellung verspricht man sich eine grössere Übertragungskapazität, insbesondere bei der terrestrischen Übertragung (per Antenne), und geringere Kosten bei geringerer Störanfälligkeit.

Im Satellitenbereich (DVB-S) ist die Umstellung weltweit bereits vollzogen. Deutschland ist weltweit das letzte Land, das noch in großem Umfang parallel analoge Programme abstrahlt.

Beim Kabelfernsehen (DVB-C) ist die Umstellung in der Endphase.

Da EU-weit bis 2010 bzw. 2012 [7] alle Rundfunkaussendungen auf digitale Aussendungen umgestellt werden sollen und die analoge Aussendung somit eingestellt wird, betrifft dies auch die analogen Hörfunkprogramme (UKW, MW, LW, KW). Obwohl bereits Digital Radio (DAB) in Deutschland fast flächendeckend verfügbar ist, besteht wenig Interesse beim deutschen Verbraucher. Selbst in Fachmärkten werden immer noch vorrangig analoge Radiogeräte verkauft, sowie in Neufahrzeuge fast ausschließlich analoge Radiogeräte verbaut. Diese werden ab 2010 keinen Empfang mehr ermöglichen. Der vzbv empfiehlt deshalb beim Radioneukauf ein Radiogerät zu erwerben, dass sowohl analogen als auch digitalen Empfang ermöglicht. Als ein Grund gilt, dass nur wenige zusätzliche Radioprogramme in Deutschland digital über DAB verfügbar sind. Dabei gibt es derzeit etwa 120 DAB-Programme deutschlandweit [8]. Während DVB-T mit mehr als 20 TV-Programmen in Ballungsräumen als Alternative zum Kabel gilt, gibt es kaum einen Anreiz für digitales Radio. Erschwerend kommt hinzu, dass DAB gegenwärtig mit geringen Sendeleistungen und geringen Bitraten auch nur selten einen verbesserten Klang oder stabileren Empfang bietet. Die Sendeleistungen sollen sich zumindest in Kürze erhöhen. Die Bitraten werden von den Sendern aus Kostengründen bislang klein gehalten. In Großbritannien und Dänemark wurde die Umstellung von analog Hörfunk zu DAB schon nahezu vollzogen. Da die Technik bereits etwas veraltet ist, suchen wenige Länder neue Lösungen: Schweden und Finnland haben sich von DAB abgewendet und wollen die Entwicklung von DRM+, DVB-H und anderen Techniken abwarten. Dabei ist nicht zu erwarten, dass bis 2012 sich noch eine der technischen Nachfolger etablieren kann, zumal DAB zum europäischen Standard für Digitalradio erhoben wurde. Insgesamt wird DAB derzeit in mehr als 40 Ländern eingesetzt. 500 Millionen Menschen werden derzeit von DAB-Sendern erreicht [9]. Es wurden weltweit etwa 12 Millionen Empfänger verkauft.

Digitale Verbreitung

Für die digitale Verbreitung muss das Programmsignal zunächst digitalisiert und komprimiert werden. Anschließend werden mehrere digitale Programme für die Übertragung gebündelt (multiplexing). Die Datenbündel werden dann via Kabel, Satellit oder Antenne zum Empfänger gesendet. Dort wird das Signal durch das Empfangsgerät selbst oder die Set-Top-Box decodiert.

Quellen

  1. Pressemitteilung der EU-Kommission zur Abschaltung des analogen Rundfunks (Hörfunk und Fernsehen) in der EU bis Anfang 2012 bzw. bis Ende 2010
  2. heise.de: Abschaltung des analogen Rundfunks in Deutschland bis Ende 2010: "Die meisten EU-Mitgliedstaaten, die ein Datum für die Abschaltung des analogen Rundfunks festgelegt haben, hätten sich für 2010 entschieden, darunter auch Deutschland."
  3. heise.de 10.02.06: "Nach dem aktuellen Stand soll bis 2010 der Rundfunkempfang über Kabel, Antenne und Satellit komplett auf Digitaltechnik umgestellt werden."
  4. Umstellung von analogem Rundfunk auf digitalen Rundfunk am Beispiel Ostwestfalen für DVB-T. An einem Stichtag wird der analoge Rundfunk eingestellt und der digitale Rundfunk aufgeschalten. Dazu wird per Hubschrauber innerhalb weniger Stunden die alte analoge Sendeanlage durch eine neue digitale Sendeanlage ersetzt. Aus den Kommentaren zu diesem Artikel geht hervor, dass einige Betroffene von der Umstellung überrascht wurden. Die lokale Presse hatte sich dem Thema kaum gewidmet.
  5. Umschaltung des analogen Rundfunks auf digitalen Rundfunk am Beispiel DVB-T in Bayern: "Sender wie ProSieben, Sat.1 oder RTL kappen mit dem 30. Mai die analoge Übertragung via Antenne in ganz Bayern."
  6. "im Mai" 2006 wird "in den Großräumen Stuttgart, Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, der Vorderpfalz und Kaiserslautern (...) das analog-terrestrische Antennenfernsehen (...) auf digitale Qualität (DVB-T) umgestellt. (...) In Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und der Vorderpfalz findet der sogenannte "harte Umstieg" voraussichtlich am 17. Mai statt, dann werden die beiden Sender Königstuhl und Weinbiet nur noch digitale Programmsignale verbreiten. (...) Schrittweise wird nach dem "Umstieg in den Startinseln" der weitere Ausbau von DVB-T in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz folgen. Bis Ende 2008 soll der Umstieg nach den Vorstellungen von SWR und ZDF landesweit abgeschlossen sein."
  7. Pressemitteilung der EU-Kommission zur Abschaltung des analogen Rundfunks (Hörfunk und Fernsehen) in der EU bis Anfang 2012 bzw. bis Ende 2010
  8. digitalradio.de: Liste der DAB-Programme in Deutschland
  9. worlddab.org: Jahresbericht 2005: "DAB Digital Radio has become an internationally adopted standard that can be seen and heard in nearly 40 countries (...). Countries including India, China and South Africa, are testing DAB and developing consumer trials.More than 500 million people worldwide are within range of a DAB Digital Radio transmitter, and there are nearly 1000 services on air."