Gott
Unter Gott versteht man entweder allgemein ein (meist) unsterbliches, übernatürliches und mit großer Macht ausgestattetes Wesen (im Polytheismus), oder im besonderen ein einziges höchstes personales Wesen (im Monotheismus), das zugleich als der unendliche Grund allen Seins verstanden wird.
Der gemeinschaftliche Glaube an die Existenz eines oder mehrerer Götter wird als Religion bezeichnet. Davon unterscheiden sich die Verneinung der Existenz eines Gottes (Atheismus, Brights) und die Unentschiedenheit bezüglich dieser Frage (Agnostizismus).
Die polytheistische Vorstellung von Göttern zeigt sich insbesondere in den alten Mythologien der Antike und in vielen Religionen des afrikanischen und asiatischen Raumes. Die monotheistische Gotteserkenntnis wird dagegen insbesondere von Judentum, Christentum und Islam vertreten.
Diese Einordnung kann noch verfeinert werden in
- Theismus ist der Glaube an einen persönlichen Gott, der die Welt erschaffen hat, sie erhält und lenkt,
- Deismus ist der Glaube, dass Gott zwar Schöpfer der Welt sei, sich aber seit der Schöpfung nicht mehr in das Geschehen der Welt eingreift und sich nicht mehr offenbart.
- Agnostizismus ist der Glaube, der behauptet, dass die Existenz Gottes nicht bewiesen oder widerlegt werden kann und sich deshalb jedes Urteils enthält und
- Pantheismus ist der Glaube, für den das Universum der (unpersönliche) Gott ist.
- Theokratismus ist der Glaube, dass Gott Herrscher aber nicht Schöpfer des Universums ist. Vgl. Religion, Theologie.
Historisch fand in vielen Kulturkreisen eine Entwicklung vom Polytheismus zum Monotheismus statt. Im Abendland begann mit der Aufklärung ein Trend der Säkularisierung, der im 19. Jahrhundert in Nietzsches Ausspruch "Gott ist tot" in einem Extrem gipfelte.
Vorstellungen im Juden- und Christentum
Das hebräische Wort 'El , dass wahrscheinlich "Mächtiger", oder "Starker" bedeutet, wird in der Bibel neben dem Wort Jahwe in der Pluralform ("Elohim") in Bezug auf den Allmächtigen, und im Singular auf andere Götter und sogar auf Menschen gebraucht. Oftmals wird der Begriff jedoch für ein "höchstes Wesen" verwendet.
"Theos", das griechische Wort für Gott, entstammt wohl dem Verb "theo", platzieren. "Theos" ist demnach wörtlich ein Platzierer, ein Unterordner. Im Neuen Testament kommt es daher auf den Kontext an, um zu erkennen, wer damit gemeint ist. Jesus als Herrscher auf dem Thron wird Gott genannt (Heb. 1:8) und Paulus (Ap. 28:6), als durch ihn ein Wunder gewirkt wurde. Auch der eigene Körper kann ein Gott sein (Phil. 3:19). Jesus wird "einziggezeugter Gott" (Joh. 1:18) genannt. Sein Vater ist aber der Gott aller (Eph. 4:6, 1. Kor. 8:4).
Dem jüdischen und christlichen Gott werden (wie auch dem Gott des Islam und der Baha'i) die Attribute Macht (Omnipotenz), Wissen (Allwissenheit), Güte, Ewigkeit, Unveränderlichkeit und Unendlichkeit zugeschrieben.
Der jüdische und christliche Gott trägt den Eigennamen Jahwe (bzw. Jehova), der - alter jüdischer Praxis folgend - auch in modernen Bibeln oft durch den Titel "HERR" ersetzt ist. Ausserdem werden einige weitere Namen und Namenszusätze für Jahwe verwendet. Unter anderem Zebaoth (auch Sabaoth, Herr der Heerschaaren).
Jesus Christus wird im Neuen Testament als "Sohn Gottes" bezeichnet. Die Evangelien berichten, dass er diesen Titel auch für sich selbst beansprucht hat. Die christliche Reflexion führte zur Lehre von der Dreieinigkeit Gottes: Der eine Gott ist Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist; der Sohn hat Menschenschicksal bis zum Tod am Kreuz geteilt (Menschwerdung Gottes) und nimmt durch den Geist alle, die unter der Macht des Todes stehen und ihm vertrauen, in die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott auf.
Kritische Sicht des jüdischen und christlichen Gottes
Solange es Religion gibt, gibt es kritische Äußerungen zu ihr. Die unterschiedlichen Philosophien und Glaubensarten die sich mit der Kritik am Gottesbild auseinandersetzen, werden unter der Religionskritik behandelt.
Aus der Perspektive der Aufklärung lässt sich die Natur Gottes auch als die Glaubensbewegung erkennen, die ihn jeweils anbetet. Er ist insoweit die Manifestation des transzendenten (über die Wahrnehmung des Einzelnen und des Gegenwärtigen hinausreichenden) Wesens der "kulturellen Masse" und ihres gemeinschaftlichen Sinngefüges (vergleiche: Gesetz; Weltbild; Sitte; Gruppengefühlsordnung; oftmals verbunden mit dem Anspruch auf Universalität und absoluter Wahrheit).
Aus der Sicht einiger Religionswissenschaftler und Atheisten steht das Verhalten Jahwehs teilweise im Gegensatz zu seinen Eigenschaften: Das Alte Testament berichtet von Situationen, in denen Gott Bruder- und Kindermord, und in Kriegen Völkermord angeordnet hat. Diese Kritik setzt selbst ein ethisches Gottesbild voraus.
In der Religionswissenschaft wird der Jahwe-Glaubens manchmal auf externe Quellen zurückgeführt: als Wurzeln bezeichnet werden u.a. Babylon (Inanna; heutiger Irak, die Heimat Abrahams), Ägypten (die Heimat des Mose), Persien (starker Dualismus Gott - Teufel, Ahura Mazda - Ahriman), phönizisch (El, Baal (hebr. ba-al zevuv "Herr der Fliegen"), und schließlich Kanaan (Fruchtbarkeitsgottheiten Aschera/Astarte/Ashtaroth und Dagon, sowie Moloch/Melech hebr. "Herr", der Kinderopfer fordert). Konservative Theologen bestreiten eine solche Abhängigkeit und das Alte Testament bezeugt eine kritische Auseinandersetzung mit und Absetzung von diesen Gottheiten.
Für Gläubige und Atheisten stellt sich die essentielle Frage, warum ein allmächtiger Gott Leiden und Unglück auf der Welt nicht verhindert. Dieses Theodizee-Problem beschäftigt seit Jahrhunderten die Theologen und gilt als ein Hauptargument der Atheisten. (siehe Leibniz)
Wie auch gegen andere religiöse Phänomene oder allgemein den Glauben an übersinnliche Wesen oder Gegebenheiten, wird auch gegen den monotheistischen Gottesglauben religionskritisch eingewendet, es handele sich dabei um bloße Projektion.
Wortverwendung im allgemeinen Sprachgebrauch
Das Wort Gott findet im deutschen Sprachgebrauch auch ausserhalb der Religion Verwendung, z.B. in Ausrufen wie "Oh Gott!", "Gott sei Dank!", "Um Gottes Willen!" oder Grussformeln wie "Grüss Gott!". Im Niederländischen findet es gar Verwendung in Schimpfwörtern.
Des weiteren gibt es einen tschechischen Schlagersänger mit dem Namen Karel Gott.
== Siehe auch: == Gottesbeweis, Natürliche Theologie, Judentum, Liste ägyptischer Götter, Meister Eckhart, Mythologie, Griechische Mythologie.
Literatur
- Die Bibel: das Buch über den Gott des Alten und des neuen Testaments. (Mit Selbstoffenbarungen)
- Mary Baker-Eddy: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. ISBN 0879521465
- Jack Miles: Gott, eine Biographie [über den Gott des Alten Testamentes]. Das Alte Testament als eine Literaturschöpfung der Menschheit; ein Gott, der mit einer großen Verwandlungsfähigkeit in Erscheinung tritt. ISBN 3423307110
- W. Evans-Wentz und Chögyam Trungpa: "The Tibetan Book of the Dead" ISBN 0877736758
- Cramer, Wolfgang: Gottesbeweise und ihre Kritik – Prüfung ihrer Beweiskraft, Frankfurt am Main 1967 ISBN 3525774109
- Campbell Joseph: Die Masken Gottes, 4 Bde. – neuere Erkenntnisse aus Archäologie, Ethnologie und Anthropologie ISBN 3-423-59034-3
Weblinks
- Katholische Glaubensinformation zum Thema "Gott"
- Informationen der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Leben und Glauben
- "Wer ist Gott" - Informationen zum Schöpfergott der Zeugen Jehovas
- Glaubensportal von 'Christian Science Board of Directors' (engl.)
Contra Gottesglaube:
- Einsichten und Thesen aufgeklärter Christen
- An welchen Gott kann man als kritischer und naturwissenschaftlich geprägter Mensch noch glauben ?