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Cake Design

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Hochzeitstorte mit Rollfondant und essbarer Dekoration

Cake Design, auch Tortendesign, Tortenkunst und Design oder Gestaltung von Motivtorten genannt, bezeichnet die stark von Amerika und Großbritannien geprägte Kunst, Torten und Kuchen sowie Muffins kunstvoll zu verzieren oder ihnen eine besondere Form zu geben. Oftmals wird ein Kuchen für einen bestimmten Anlass, Ort oder ein bestimmtes Fest bzw. Event gestaltet. Solche Anlässe sind zum Beispiel Hochzeiten, Taufen, Geburtstage, Studienabschlüsse aber auch Firmenveranstaltungen. Die jeweiligen Kuchen werden dabei speziell geformt und modelliert, sowie mit einer essbaren Dekoration aus Rollfondant, Marzipan, Buttercreme, Blütenpaste, Schokolade, Modellierschokolade oder auch Royal Icing dekoriert.

Üblich sind inzwischen auch essbare Dekorationen aus Blütenpaste und sogenanntem Wafer Paper (dt. Esspapier), aus welchem unter anderem Blüten modelliert werden können.

Mittlerweile existieren auch eine Reihe von Wettbewerben für Cake Design.

Geschichte

Die Ursprünge des Cake Designs stammen aus Frankreich. Erstmalig wurde ein Rezept für Rollfondant im Werk Traité des Fardements et Confitures von Nostradamus im Jahr 1555 erwähnt.[1] Der Begriff Rollfondant wurde dabei erst später mit der britischen Bezeichnung rolled fondant[2] übernommen. Marzipan wurde bereits 1494 erfunden, aber erst ab dem 17. Jahrhundert in Form von Marzipandecken für Torten und Dekorationen verwandt. Parallel zur französischen Entwicklung von dekorierten Torten entdeckte auch Queen Elisabeth die Erste dekorierte Torten als Gestaltungselemente für Bankette und Empfänge.[2]

Es war demnach ein Gemisch aus Zucker, Tragant und Wasser. Es wurde dazu verwendet um bereits im Mittelalter lebensgroße essbare Dekorationen anzufertigen. Zur damaligen Zeit stellte Zucker ein Luxusgut dar, welches gerne von den Wohlhabenden und Adligen dazu benutzt wurde, um ihre Macht und Ihren Reichtum zur Schau zu stellen.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Rollfondant vor allem wegen seiner elastischen Eigenschaften und der porzellanartigen Textur nach dem Aushärten an der Luft geschätzt. Der Rollfondant wurde ähnlich wie später Porzellan zu Geschirr und Tassen geformt und anschließend getrocknet, und war doch dünner, zarter und weißer als all das zur damaligen Zeit verfügbare Porzellan. Konditoren nutzen es ebenfalls um daraus Dekorationen in Form von Früchten, aber auch Vögeln und anderen Tieren für die Tische bei Festen am Hof zu gestalten.

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts erschufen französische Patissiers gigantische Torten mit übermäßiger Dekoration aus Zucker in Form von Blumen, Skulpturen und mehr. Diese Torten dienten in erster Linie als Dekorationen auf den Banketttischen reicher Aristokraten. Nach wie vor waren sie Ausdruck von Macht und Reichtum und zeugten von einem imposanten Lebensstil. Teilweise waren diese Torten von solch gigantischen Ausmaßen, dass der jeweilige Hausherr zunächst die Türen entfernen lassen musste, um sie in den Festsaal zu bekommen. Oftmals war jedoch auch die dekadente Höhe der Torten die Ursache für Einstürze und Zusammenbrüche der Kunstwerke.

Cake Design und Hochzeitstorten

Auch wenn die ersten Hochzeitstorten mit Zuckerguss bereits im 17. Jahrhundert auftraten,[3][4] so war es doch die dreistöckige Hochzeitstorte von Queen Victoria und Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahre 1840, die Maßstäbe setzte und das Design von Hochzeitstorten bis heute prägt. Queen Victoria ist es auch zu verdanken, dass man fortan von Royal Icing statt Zuckerguss sprach.[5] In The Times wurde die üppige Dekoration damals bis ins kleinste Detail beschrieben: „Auf der zweiten Ebene, welche von zwei Sockeln unterstützt wurde, befand sich eine Skulptur von Britannia, welche zu dem Königspaar schaute und verfolgte, wie diese ihre Gelübde tauschten, während zu ihren Füßen ein Hund, als Symbol für Treue, und zwei Turteltauben, als Symbol für Reinheit und Unschuld, saßen. Überall auf der Torte verteilt saßen zudem Engel und Armor, inklusive einem welcher das glückliche Datum der Hochzeit auf einem Schild für die Ewigkeit festhielt.“[6]

Bei der Heirat von Prinz Edward Leopold 1882 bestanden dann alle drei Etagen aus Torte.[7] Einer der prächtigsten Kuchen aus der viktorianischen Ära war die Hochzeitstorte von Prinzessin Louise, der Tochter von Queen Victoria, im Jahr 1871. Dieser Kuchen war über 1,50 m hoch und wog 100 kg.[8][9]

Im selben Jahr wurde der Thermostat-Ofen erfunden. Dieser machte das Backen von Kuchen und Torten um einiges einfacher und populärer. Im Jahr 1888 wurde schließlich das Rezept für Rollfondant, so wie wir es heute kennen, entwickelt. In Frankreich verschwand diese Art des Cake Designs mit Rollfondant jedoch zu Gunsten von ausgiebigen Dekorationen aus Marzipan, Royal Icing und Zucker im 19. Jahrhundert.

Gespritzte Tortendekoration (piped Cake Decoration)

Torte mit gespritzter Dekoration

Vermutlich basierend auf einem Unfall entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Bordeaux die Methode, Torten mit Hilfe von Spritzbeutel und Spritztülle zu garnieren. Ein französischer Konditor bei Aubriot & Trottier schnitt versehentlich die Ecke einer mit Baisermasse gefüllten Papiertüte ab und schrieb damit seinen Namen auf die Arbeitsfläche.[10] Seitdem füllt man Spritzbeutel mit Royal Icing, Buttercreme oder auch Schokolade um Torten zu verzieren. Bestes Beispiel hierfür ist die bereits beschriebene Hochzeitstorte von Kronprinzessin Victoria aus dem Jahr 1858.

Schülb, ein berühmter französischer Konditor der damaligen Zeit, entwickelte die Technik weiter und erfand das heutige Stringwork, eine besondere Form von freihängenden Bändern und Schnüren aus Rocal Icing, sowie die Dekorationen in der Anmutung von Spitze. Die essbaren Dekorationen wurden dabei separat angefertigt und nachträglich an fertigen Kuchen bzw. Torten angebracht.

1982 entstanden komplett fertige und ausgehärtete Zuckerdekorationen, welche man erwerben kann, um Torten auf einfache Art zu dekorieren.

Modernes Cake Design

Modernes Cakedesign mit Rollfondant und Blütenpaste
Cakedesign mit Zuckerblüten (Blüten aus Blütenpaste)

1929 entwickelten die Gebrüder Wilton aus den Vereinigten Staaten ihre sogenannte Wilton Method,[11] um Kuchen zu dekorieren, und boten seitdem Kurse in Tortendekoration mit Rollfondant und Royal Icing an. Seitdem wurde die Kunst der Tortendekoration in England und den englischsprachigen Ländern perfektioniert und es entstand eine langjährige Tradition im Cake Design. Erst im Jahr 2000 wurde die Kunst des Tortendesign als Hobby wieder entdeckt und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit in Europa. Mittlerweile spricht man bei Torten aus bzw. mit Fondant auch von Motivtorten und das Cake Design hat viele Unterarten ausgebildet. Man unterscheidet Tortenmalerei, 3D-Torten, Zuckerblüten und ganz modern Torten mit Waverpaper (eine besondere Art Esspapier).

Einzelnachweise

  1. Nostradamus: Traité des Confitures. Editions Imago, Paris 2010. ISBN 978-2-84952-095-6.
  2. a b Toba Garrett: Professional cake decorating. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, New Jersey 2007. ISBN 978-0-471-70136-1.
  3. Hannah Glasse: The Art of Cookery made Plain and Easy. Applewood Books, London 1747 (Reprint 1998), ISBN 1557094624, S. 223.
  4. Elizabeth Raffald: The Experienced English Housekeeper. Gale ECCO 1786, ISBN 978-1140728610, S. 388.
  5. Carol Wilson: Wedding Cake: A Slice of History, auf der Webseite gastronomica.org, abgerufen am 26. April 2016.
  6. Royal Wedding Cake, abgerufen am 26. April 2016.
  7. Simon Charsley: Wedding Cakes and Cultural History. Routledge, London 1992. ISBN 978-0415026499, S. 176.
  8. Louises letztes Stück Hochzeitstorte steht zum Verkauf. In: Der Standard vom 16. April 2009, abgerufen am 22. Juni 2016.
  9. Nick Britten: Royal wedding cake from 1871 goes on sale. In: The Daily Telegraph, abgerufen am 24. April 2016.
  10. Denis Hauchard: Evolution de la Patisserie, abgerufen am 9. Juni 2016 (PDF).
  11. The Wilton-Method, auf der Webseite der Wilton Industries, abgerufen am 9. Juni 2016.