Politische Bildung
Die politische Bildung hat ihre Wurzeln in der Politikwissenschaft und der Pädagogik. Das Ziel der politischen Bildung ist je nach der politischen Grundorientierung verschieden.
Ziele der politischen Bildung
In demokratischen Gesellschaften ist es das Ziel der politischen Bildung, systematisch die Kenntnisse über das demokratische System zu vermitteln um den Bürger zu autonomen und mündigen Staatsbürgern zu erziehen. Kurz gefasst: Demokratie lernen.
Ziel der politischen Bildung sollte es sein wertfrei Themen zu behandeln und zu vermitteln, aber dies entspricht nicht der Realität.
Für konservative Politiker bzw. Pädagogen ist das oberste Ziel die Aufrechterhaltung von Ordnung und Hierarchie durch die Staatsautorität. Es soll Verständnis für politische Zusammenhänge aufgezeigt werden – Institutionenkunde, Rechtsprinzipien – und die Staatsbürger sollen einen Gemeinsinn für ihre Umgebung (Gemeinde, Kreis, Land, BRD) entwickeln.
Für liberal-konservative Politiker bzw. Pädagogen ist das oberste Ziel die Wahrung der rechtsstaatlichen Verantwortlichkeiten. Wissen über die Gesellschaftsordnung und Wertebewusstsein sowie das Einüben von soziale Tugenden sind ihnen wichtig.
Für sozial-liberale Politiker bzw. Pädagogen ist das oberste Ziel, die vielfältige Konkurrenz um Stabilität und Effizienz zu erreichen. Politische Bildung soll Urteilsvermögen schärfen und eine kritische Loyalität zu allen gesellschaftlichen Akteuren und Institutionen schaffen sowie die Interessenwahrnehmung fördern.
Für demokratisch-sozialistische Politiker bzw. Pädagogen ist das oberste Ziel der Abbau von Herrschaft in allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Prioritäten liegen auf Herrschafts- und Ideologiekritik. Die Bürger sollen sich bewusst sein, dass sie kollektiv handeln müssen, um sich zu emanzipieren.
Für marxistische Politiker bzw. Pädagogen ist oder war das Ziel die revolutionäre Aufhebung der politisch-ökonomischen Grundstruktur des kapitalistischen Systems. Die Bürger sollen ein Klassenbewusstsein entwickeln. Für die Aufhebung der Ordnung ist es wichtig, solidarische Handlungsformen zu fördern.
Im so genannten „Beutelsbacher Konsens“ legte man in den 70er Jahren fest, was politische Bildung darf bzw. beachten muss. Die drei Grundsätze besagen zum einen, dass SchülerInnen nicht überwältigt werden dürfen. D.H., dass LehrerInnen nicht ihre Meinung den SchülerInnen aufnötigen dürfen. Zweitens muss etwas kontrovers während des Unterrichtes diskutiert werden, wenn es auch in der Öffentlichkeit kontrovers erscheint. Drittens muss politische Bildung die SchülerInnen in die Lage versetzten, die politische Situation und ihre eigene Position zu analysieren und daraus Konsequenzen zu ziehen.
Epochen der politischen Bildung in der BRD
Hier wird nicht auf undemokratische Epochen eingegangen wie z.B.: die staatsbürgerliche Erziehung des Kaiserreiches und der Weimarer Republik, die nationalsozialistische Erziehung oder die Staatsbürgerkunde der DDR.
1945-1949
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war die politische Bildung darauf ausgerichtet, die Deutschen zu entnazifizieren (Entnazifizierung, re-education-Umerziehung). Es ging darum, die Deutschen überhaupt zu demokratisieren. Der Alliierte Kontrollrat beschloss in seiner „Direktive 54“ vom 25.4.1947, dass die Schulen „die Entwicklung eines bürgerlichen Verantwortungsgefühls“ und „die Auffassung einer demokratischen Lebensweise“ fördern sollen.
1949-1964
Die Bundesländer erhielten die ausschließliche Zuständigkeit für die politische Bildung, taten sich aber schwer damit. Demokratie war fast ein Fremdwort. Anstöße kamen hier aus der Pädagogik.
1960-1970
Kennzeichen dieser Epoche war der Übergang von eher erziehungsphilosophischen Theorien zu didaktischen Konzeptionen der politischen Bildung. Anlass war eine kritische Wahrnehmung der Zustände in der BRD. Themen waren Sozialerziehung, staatsbürgerliche Erziehung und Gewissensbildung.
1970-1989
In dieser Phase wurde die politische Bildung stark von den Sozialwissenschaften beeinflusst und es begann eine Systematisierung didaktischer und methodischer Ansätze.
ab 1989
Herausforderung für die politische Bildung war insbesondere auch der wirtschaftliche und politische Zusammenbruch im Nordosten Deutschlands. In den damals neuen Bundesländern traten vor allem unter männlichen Jugendliche gewaltige Probleme auf.
heute
Auch auf den rasanten Wandel bei den neuen Technologie (PC, Internet, Handy) und der Globalisierung muss die politische Bildung reagieren.
Didaktische Ansätze
- Exemplarisches Lernen
- Konfliktdidaktik (Herrmann Giesecke)
- Schülerorientierung
- Handlungsorientierung
- Methodenorientiert (Peter Weinbrenner)
Methoden der politischen Bildung
- Gruppenarbeit
- Diskussionsformen
- Rollenspiele
- Simulationsspiel
- Fallmethode
- Zukunftswerkstatt Weblink zum Thema
- Projektmethode
- Projektwochen
- Fragebogenaktion
- Szenario-Technik [Weblink zum Thema
- Produktlinienanalyse [Weblink zum Thema
- Moderationstechnik [Weblink zum Thema
Alternative Ansätze
Didaktiker der politischen Bildung
- Kurt Fischer
- Wolfgang Hillingen
- Wolfgang Klafki
- Walter Gagl
- Winfried Schulz
- Herrmann Giesecke
- Bernhard Sutor
- Bernhard Claußen
- Peter Weinbrenner
Institutionen der politischen Bildung
- Bundeszentrale für politische Bildung (BPB)
- Kindergarten
- Schule
- Universität
- Volkshochschule
- Erwachsenenbildung
- Kirchliche Erwachsenenbildung
- Gewerkschaften
- Bundeswehr
- Parteinahe Stiftungen sind folgende:
Literatur
- Mickel/Zitzlaff (Hrsg.): Handbuch zur politischen Bildung, Bonn 1988, Bundeszentrale für politische Bildung, Band 264. (zu Bestellen bei der BPB)
Siehe auch:
Bildung, Unterricht, Demokratische Erziehung, Antirassistische Erziehung, Interkulturelle Erziehung, Empowerment
Weblinks
- [http://www.dvpb.de/ Deutsche Vereinigung für Politische Bildung
]
- Die Landeszentralen für politische Bildung: