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Mahdi-Aufstand

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Muhammad al-Mahdi

Der Mahdi-Aufstand war ein Aufstand im Sudan gegen die ägyptische Herschafft Ende des 19. Jahrhunderts der zur Bildung eines eigenen Staates führte.

Der Mahdi

Im östlichen Sudan am mittleren Nil, der ab 1821 unter die Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten gekommen war, erklärte sich 1881 Muhammad Ahmad aus Dongola zum Mahdi in der schiitischen Tradition des „verborgenen Imam“, der einst als Erlöser wiederkommen werde. Er stellte sich an die Spitze einer Aufstandsbewegung gegen die ägyptische Regierung. Die Wirren in Ägypten im Zuge der Urabi-Bewegung begünstigten die Ausbreitung seiner Bewegung. Die Mahdisten vernichteten am 3. November 1883 eine ägyptische Armee unter Hicks Pascha. Am 26. Januar 1885 eroberten sie Khartum, wobei der Gouverneur, der Brite Gordon Pascha, getötet wurde. Die britische Expedition zur Rettung Gordons unter General Wolseley erreichte die Stadt am 28. Januar 1885, zwei Tage nachdem diese gefallen war. Der Mahdi gründete am anderen Nilufer in Omdurman eine neue Hauptstadt, wo er am 12. Juni 1885 starb.

Ausdehnung des von den Mahdisten 1891 kontrollierten Gebietes in den heutigen Grenzen

Der Staat der Mahdisten

Seinem Nachfolger und engstem Vertrauten Abdallahi ibn Muhammad, mit dem Titel Kalif, gelang es, das gesamte Gebiet zwischen den Provinzen Darfur im Westen, Suakin im Osten (ohne die Stadt), Dungula im Norden und Bahr al-Ghazal im Süden zu unterwerfen.

Der Kalif schuf eine Fluss-Flottille aus Dampfschiffen, ein Manufaktursystem zur Waffenherstellung und ein Telegrafensystem im Sudan. Der wirtschaftliche Niedergang in Folge des Mahdi-Aufstandes konnte aber nicht gestoppt werden.

In dieser Zeit behauptete sich der deutsche Forscher Emin Pascha als Gouverneur der südlichsten Provinz des Sudan Äquatoria. Zur Rettung Emin Paschas wurden mehrere spektakuläre Expeditionen (u.a. durch Henry Morton Stanley) gestartet.

Bis zu dessen Flucht (1895) lebte der ehemalige Gouverneur der Provinz Darfur, der österreichische Abenteurer Slatin-Pascha als Sklave am Hof des Kalifen.

Kalif Abdullahi lehnte ein Bündnis-Angebot des äthiopischen Kaisers Johannes IV. gegen die Europäer ab und fiel sogar 1887 mit 60.000 Mann in Äthiopien ein. Im Gegenzug griffen die Äthiopier 1889 den Sudan an. In der Schlacht von Metemma (9. März 1889), in der der Kaiser fiel, wurden diese aber geschlagen. Trotzdem befürchteten die Briten eine Koalition zwischen Frankreich, Äthiopien und den Mahdisten. Dies war letztendlich auch ein Grund für die Zerschlagung des Mahdireiches durch die Briten.

Schlacht von Omdurman, Gemälde von Robert Kelley

Das Ende der Mahdibewegung

Seit seiner Ernennung zum Sirdar (1892) der ägyptischen Armee hatte Horatio Herbert Kitchener an der Vorbereitung der ägyptischen Armee zur Rückeroberung des Sudan gearbeitet. 1896 wurde schließlich ein britisch-ägyptisches Expeditionskorps unter Kitchener in Marsch gesetzt, das die Mahdisten am 2. September 1898 in der Schlacht von Omdurman besiegte. Im Anschluss wurden Omdurman und das vom Mahdi zerstörte Khartum besetzt, welches dann von Kitchener wiederaufgebaut wurde. Nach der Schlacht von Omdurman flohen die Mahdisten nach Süden. Hier kontrollierten sie bis 1899 das Gebiet von Dafur bis zur Grenze nach Äthiopien. Im Oktober 1899 entsandte Kitchener 8.000 Soldaten um Abdallahi ibn Muhammad endgültig zu vernichten. In der Schlacht von Umm Diwaykarat in der Provinz Kordofan wurde dieser getötet. Der einzige Anführer der Mahdisten der entkommen konnte war Osman Digna. Dieser wurde erst 1900 gefangen genommen und überlebte in ägyptischer Gefangenschaft bis 1926.

Das zurückeroberte Land wurde nicht an Ägypten zurückgegeben, sondern 1899 als anglo-ägyptisches Kondominium konstituiert mit Lord Kitchener als erstem Generalgouverneur.

Literatur

  • P, M. Holt: The Mahdist state in the Sudan, 2. A. London 1970.
  • A. Birken: Das Reich des Mahdi, Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Blatt B IX 23, Wiesbaden 1987.
  • A. Hodges: Kitchener, Vorhut-Verl., Berlin 1937
  • D. G. Chandler: OMDURMAN 1898, Reed Consumer Books Ltd. 1993