Gemeiner Schimpanse
Gemeiner Schimpanse | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pan troglodytes | ||||||||||||
(Blumenbach, 1775) |
Der Gemeine Schimpanse, auch Gewöhnlicher Schimpanse oder einfach nur Schimpanse genannt (Pan troglodytes), ist eine Primatenart aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae). Zusammen mit dem Bonobo (Zwergschimpansen) bildet er die Gattung der Schimpansen.
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet des Gemeinen Schimpansen erstreckt sich in einem breiten Gürtel durch das mittlere Afrika, es reicht von Guinea über die Demokratische Republik Kongo bis nach Uganda und Tansania. Die menschliche Besiedlung hat das Gebiet dieser Tiere in eine Vielzahl kleinerer Flecken zerteilt.
Kennzeichen
Der Gemeine Schimpanse wird stehend zwischen 1 Meter und 1,7 Metern groß, er ist wie alle anderen Menschenaffen schwanzlos. Das Fell ist schwarz oder dunkelbraun, das Gesicht unbehaart und je nach Alter und Herkunft fleischfarben bis schwarz. Die Arme sind lang, bei stehenden Tieren reichen sie bis über die Knie. Männchen sind mit einem Gewicht von 43 bis 60 kg deutlich schwerer als Weibchen (33 bis 45 kg), deutliche Geschlechtsunterschiede gibt es auch bei der Größe der Eckzähne, die bei Männchen größer sind.
Lebensweise
Gemeine Schimpansen sind relativ flexibel in Bezug auf ihren Lebensraum, sie kommen sowohl in Regenwäldern, in trockenen Savannen sowie im Bergland bis zu 3000 m Höhe vor. Die Tiere sind tagaktiv und verbringen die meiste Zeit in den Bäumen, wo sie ihre Nahrung zu sich nehmen. Größere Entfernungen legen sie auf dem Boden zurück, dabei bedienen sie sich eines vierfüßigen Knöchelgangs, das heißt sie stützen sich auf die zweiten Fingerglieder. Zur Nachtruhe fertigen sie ein Baumnest aus Zweigen und Laub an. Dieses Nest wird üblicherweise nur einmal verwendet.
Sie leben sehr gesellig in Gruppen von 15 bis 80 Tieren. Ihre Gruppenform wird als "fission-fusion" bezeichnet, das heißt, die Gruppe teilt sich immer wieder in kleinere Untergruppen (manchmal sogar Einzeltiere) auf - zum Beispiel bei der Nahrungssuche - und kommt wieder zusammen - insbesondere zur Nachtruhe. Starke und ältere Männchen führen und verteidigen die ganze Horde. Die Schimpansen zeichnen sich durch ein ausgeprägtes und facettenreiches Sozialverhalten aus. Gegenseitige Fellpflege ist ein Ausdruck sozialen Wohlgesonnenseins. Die Männchen etablieren untereinander eine ausgeprägte Rangstruktur. Dazu dienen verschiedene Rituale wie laute Schreie, Trommeln auf Baumstämmen, Kraftdemonstrationen - sie schütteln Äste oder werfen Steine, und demonstrativ schnelles Laufen oder Springen. Anderen Gruppen begegnen sie in der Regel aggressiv. Während die Männchen zeit ihres Lebens bei ihrer Gruppe bleiben, verlassen Weibchen ihre Geburtsgruppe in der Regel bei Erreichen der Geschlechtsreife.
Werkzeuggebrauch
Diese Tiere verwenden in der Natur eine Reihe von Werkzeugen. So führen sie Holzstöcke, die sie für diesen Zweck bearbeitet haben, in Termitenhügel ein, um die Insekten verzehren zu können. Manchmal schlagen sie mit Stöcken auch reife Früchte von Ästen oder verwenden sie zum Kampf mit Artgenossen oder Fressfeinden. Steine werden zum Aufbrechen von Nüssen verwendet. Obwohl sie Steine nicht bearbeiten, gibt es doch Beobachtungen, wie sie besonders gute Steine mit sich herumgetragen oder an sicheren Orten versteckt haben, um sie später erneut zu verwenden. Auch benutzen sie zerkaute Blätter als Schwämme und verwenden das damit aufgesogene Wasser zum Trinken oder zur Reinigung.
Nahrung
Gemeine Schimpansen sind Allesfresser, den Schwerpunkt ihrer Nahrung machen Pflanzen aus, vorwiegend Früchte, Nüsse und Blätter. Zusätzlich nehmen sie Insekten zu sich und jagen manchmal sogar kleine Wirbeltiere, darunter Paarhufer und andere Primaten wie Stummelaffen oder junge Paviane. Die Jagd auf diese Tiere ist ein Gemeinschaftswerk der älteren Männchen, die anschließend ihre Beute mit anderen Gruppenmitgliedern teilen.
Fortpflanzung
Im Gegensatz zu anderen Menschenaffen weisen die Weibchen der Gemeinen Schimpansen eine deutliche Regelschwellung auf. Nach einer Tragezeit von durchschnittlich 7½ Monaten bringt das Weibchen in der Regel ein Junges zur Welt, Zwillingsgeburten sollen etwas häufiger als beim Menschen sein. Das Geburtsgewicht der Neugeborenen beträgt rund 1,9 kg. In den ersten sechs Lebensmonaten klammert sich das Jungtier am Fell der Mutter fest, später reitet es auf ihr. Die Entwöhnung erfolgt erst nach 3,5 bis 4,5 Jahren, doch bleibt das Jungtier meist noch eine längere Zeit (bis zu zehn Jahre) bei der Mutter. Ein Weibchen bekommt nur alle fünf bis sechs Jahre Nachwuchs, es sei denn das Jungtier stirbt früher. Die Pubertät tritt im Alter von rund sieben Jahren ein, dennoch erfolgt die erste Fortpflanzung meist einige Jahre später: bei Weibchen mit 13 bis 14 Jahren und bei Männchen mit 15 bis 16 Jahren. Die Menopause der Weibchen tritt mit rund 40 Jahren ein. Die Lebenserwartung der Gemeinen Schimpansen kann bis zu 60 Jahre betragen.
Gemeine Schimpansen und Menschen
Die Schimpansen sind die nächsten Verwandten der Menschen im Tierreich. Diese Verwandtschaft hat unser Verhältnis zu diesen Tieren deutlich mitbestimmt. Eine ausdrucksstarke Mimik und oft verblüffend menschenähnliche Verhaltenweisen machen den Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) zur beliebtesten und bekanntesten aller Menschenaffenarten. Im Tiergarten, Zirkus, auf Postern oder in Fernsehsendungen sind diese Tiere vielfach zu sehen. Manchmal werden Gemeine Schimpansen auch als Haustiere gehalten, am bekanntesten war "Bubbles", der Affe Michael Jacksons. Unter dem Aspekt des Tierschutzes sind Schimpansen als Haustiere abzulenen, da eine artgerechte Haltung nicht möglich ist.
In Forschung und Wissenschaft spielen diese Tiere eine wichtige Rolle. In den 1960er- und 1970er-Jahren gelang es dem jungen Psychologen Roger Fouts, mehreren Schimpansen Begriffe der Gebärdensprache der Gehörlosen (American Sign Language, ASL) beizubringen, so dass jeder ASL-Kenner mit diesen Tieren gleichsam sprachlich kommunizieren konnte; durch diverse Illustriertenberichte bekannt wurde seinerzeit auch in Deutschland vor allem die Schimpansin Washoe.
Als menschenähnlichste aller Tiere werden Schimpansen oft für ethisch kontrovers diskutierte Tierversuche verwendet, um Medikamente oder Kosmetika zu testen. Ein Genom-Projekt für Schimpansen wurde initiiert, um genaue Vergleiche zwischen Menschen und diesen Tieren ziehen zu können. Ein weiterer wichtiger Forschungsbereich ist die Intelligenz- und Lernforschung: mehreren Tieren wurde eine Gebärdensprache oder die Kommunikation mit Symbolkärtchen beigebracht, oder es wird ihre Fähigkeit untersucht, knifflige Probleme zu lösen (beispielsweise eine Frucht aus einem verschlossenen Behälter herauszuholen).
In freier Natur gelten Gemeine Schimpansen als bedroht. Ihre Anzahl ist von zwei Mio. im Jahr 1960 auf weniger als 200.000 Tiere gesunken. Die Gründe liegen in der Zerstörung ihres Lebensraums sowie in der Jagd auf diese Tiere. Die Gründe für die Bejagung sind zum ersten ihr Fleisch, zum zweiten die Tatsache, dass sie Plantagen und Felder verwüsten und zum dritten die Suche nach Haustieren.
Literatur
- Jane Goodall: Wilde Schimpansen. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3499188384
- Roger Fouts: Stephen Tukel Mills. Unsere nächsten Verwandten. Von Schimpansen lernen, was es heißt, ein Mensch zu sein. Limes Verlag, München 1998, Droemer Knaur, München 2002. ISBN 3809030139, ISBN 3426774208