Beuel-Mitte

Das Zentrum von Beuel liegt zwischen dem Rhein, der Bahnlinie im Osten, der Sankt Augustiner Straße im Westen und der Goetheallee im Süden. In diesem Bereich befinden zahlreiche historische Elemente.
Siedlungs- und Baugeschichte
Die Besiedlung beschränkte sich, da durch den Rhein geprägt, auf hochwasserfreie Zonen. Die ersten Siedlungen waren Rheindorf, Vilich, Beuel und Limperich und wurden zwischen dem 5. Und 7. Jahrhundert erbaut. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, während des Truchsessischen Krieges, wurde in Beuel eine Befestigungsanlage gebaut. Beuel war in dieser Zeit häufig Ausgangspunkt zur Eroberung Bonns von der Beueler Schanze aus. Nach 1713, dem Friedensvertrag von Utrecht wurden diese Befestigungen abgebaut. Auf dem ehemaligen Gelände der Beueler Schanze wurde das Mehlem‘sche Haus errichtet. Im 19. Jahrhundert wuchsen die einzelnen Siedlungen langsam zusammen. Östlich der Bahnlinie wurde ein Gewerbegebiet erschlossen. Zwischen der Friedrich-Breuer-Straße und der Hans-Böckler-Straße entstand eine durchgehende Bebauung. Auch im Bereich der St. Joseph-Kirche bis zur Johannesstraße wurde viel gebaut. Die Zahl der Bewohner stieg in diesem Zeitraum auf das Dreifache. Im Jahre 1892 wurde durch den Gemeinderat beschlossen die Orte Combahn und Beuel zusammenzulegen.
Haus Mehlem
Nachdem die erste Bebauung bei einem schweren Hochwasser 1784 zerstört wurde, errichtete man daraufhin eine große stattliche Villa, die noch heute existiert. Da die umliegende Bebauung niedriger war, beherrschte diese repräsentative, spätbarocke Villa der Familie Mehlem über 100 Jahre das Rheinpanorama von Beuel. Die Villa wurde 1785 für Franz Joseph Heinrich Mehlem errichtet. Er hatte das Amt des Brückenmeisters inne. Seine Aufgabe bestand darin den Betrieb der Fähre bzw. Gierponte zu leiten. Durch seine beiden Toreinfahrten lässt sich das Mehlem’sche Haus mit dem Fürstenberg’schen Palais am Münsterplatz (Hauptpost) vergleichen. Fester Bestandteil dieses Palais war ein rückwärtig angelegter Park. 1885 wurde die Villa in 5 Wohnungen unterteilt und mit einer zweigeschossigen Loggia ausgestattet. Zeitweilig wohnte hier auch August Wilhelm Andernach, der 1888 die Teerproduktionsanlage in der heutigen Maarstraße errichtete.
Von der Gierponte zur Rheinbrücke
1325 wurde von dem Kölner Erzbischof Heinrich von Virneberg 20 Fährschiffern das vererbliche Recht übertragen zwischen der Siegmündung und Dollendorf Personen befördern zu dürfen. Der Erzbischof und Kurfürst Max Heinrich von Bayern forderte im Jahre 1665 die Fährleute auf eine fliegende Brücke oder Gierponte zu errichten. Die erste Gierponte wurde aber erst mit der Belagerung der Stadt Bonn im Jahre 1673 in Betrieb genommen. 1676 wurde sie dann den Beueler Schiffern übereignet. Sie verkehrte zwischen der Josefstraße in Bonn und der Beueler Anlegestelle im Bereich des heutigen Kriegerdenkmals. 1895 wurde in Bonn beschlossen eine feste Rheinbrücke zu errichten.
Beueler Waschfrau
An der damaligen Rheinbrücke war an dem Brückenpfeiler zur Beueler Seite hin die Büste einer alten Frau aus Sandstein befestigt. Sie erinnerte an die Beueler Waschfrauen. Nach der Sprengung wurde die Skulptur geborgen und vier Jahre später, zum 125. Jährigen Bestehens der Beueler Weiberfastnacht am Rheinufer neben der Anlegestelle der Personenfähre, wieder aufgebaut. Die 75 cm hohe Sandsteinfigur wurde vom Bildhauser Brasche nach dem Entwurf des Berliner Bildhauers Bügelmann gefertigt. Eine Inschrift im Sockel erinnert an die große Zeit der Bleicher und Waschfrauen: „De Welt is e Lake, dat selvs de Beueler net wäsche könne“.
Katholische Pfarrkirche St. Joseph
Bei dieser Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Basilika in vier Jochen mit einem Querschiff und Polygonalchor. An der Front befindet sich der 70m hohe Turm in den im oberen Teil der Heilige Joseph angebracht ist. Nach langen Auseinandersetzungen mit der preußischen Regierung durfte am 15.08.1880 mit dem ersten Bauabschnitt (Chor, Querschiff und ein Joch des Langhauses) der Kirche begonnen werden. Sie ist auf einem Hügel (Bühel), der Beuel seinen Namen gab, errichtet worden. Die neugotische Kirche von St. Joseph war bis 1893, bis Beuel eine eigene Pfarrei bekam, die Filialkirche der Pfarrei St. Peter in Vilich. Der erste Gottesdienst fand zwei Jahre später statt. Am 18.08.1901 wurde der zweite Bauabschnitt mit den drei restlichen Joche des Langhauses begonnen. 1903 war die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt vollendet. Die Materialien für den Bau kamen aus der Umgebung. Beueler Feldbrandziegel, Verblendsteine aus Hangelar und Basaltsteine aus dem Oberkasseler Steinbruch.
Bröltalbahnhof
Unmittelbar in der Nähe der früheren Anlegestelle der Gierponte liegt der Bahnhof der ehemaligen Bröltalbahn. Sie war die älteste Schmalspurbahn Deutschlands. Der Bahnhof war der westlichste Endpunkt des Streckennetzes. Von hier aus wurde der transportierte Basaltstein auf Schiffe verladen. Das ehemalige Bahnhofsgebäude in der Rheinaustraße wurde 1891 als zweigeschossiger Fachwerkbau errichtet. 1906 wurde das Gebäude erweitert und eine Bahnsteigüberdachung mit Säulenkonstruktion aus Gußeisen gebaut. Nach Stillegung der Bahn im Jahre 1967, wurde das Gebäude als Bahnhofsgaststätte genutzt. Das „Bahnhöffje“ mit seiner Bahnsteigterrasse ist heute ein beliebter Treffpunkt.
Combahnstraße

Die Combahnstaße hat ihren Namen von damals eigenständigen Ort Combahn der im aus zwei Siedlungskernen entstand. Erstmals urkundlich im Jahre 1343 erwähnt. Einerseits bestand diese Siedlung aus dem Bereich des Bröltalbahnhofes, welches sich entlang des Rheins ausbreitete und andererseits im Bereich Rheinausstraße bis zur heutigen Friedrich-Breuer-Straße. Dieser Ortsteil des heutigen Beuels gehörte zum kurkölnischen Vilicher Ländchen. 1808 wurde Combahn und Beuel in einem Staat (Berg) vereint.
Beueler Bahnhof
Die Bahnhofanlage mit Bahnhofsgebäude im klassizistischem Stil wurde zwischen 1870 und 1880 zwischen den damals noch eigenständigen Ortschaften Beuel und Combahn errichtet. Die eingleisige Strecke führte vom Oberkasseler Trajekt bis Troisdorf und wurde nach nur wenigen Monaten Bauzeit am 26. Oktober 1870 fertig gestellt. Die Strecke wurde Anfangs nur für militärische Zwecke genutzt und im Februar 1871 für den übrigen Güterverkehr freigegeben. Die heute noch im original erhaltenen Bahnsteigüberdachungen aus verzierten Holzständerwerk stehen mittlerweile unter Denkmalschutz. 1883 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut. Um 1900 wurde der Bahnhof Beuel auch Ausgangspunkt für die Industriebahn Beuel-Großenbusch. Nach dem Bau der Rheinbrücke wurde im Jahr 1902 eine Straßenbahnverbindung zwischen dem Bahnhof Bonn und Beuel errichtet.
Versöhnungskirche
In der Zeit der Industrialisierung siedelten sich ab 1860 evangelische Familien in Beuel an. Durch die Hilfe des Gustav-Adolf-Vereins konnte die evangelische Gemeinde 1894 eine eigene Kirche nach den Plänen von Otto Penner an der Siegfried-Leopold-Straße in Beuel errichten. Der Backsteinbau wurde als Saalkirche mit einjochigem Vorbau errichtet. Seitlich des polygonalen Chores befindet sich ein Sakristeianbau. Im Jahre 1959 wurde ein Seitenschiff nach den Plänen von H.A. Rolffs angebaut. 1988 wurde auf der rückseitigen Empore eine 16-registrige Orgel mit einem aus 39 Glocken bestehenden Glockenspiel errichtet.
Beueler Synagoge
Vermutlich vor 1880 wurde in Beuel eine Synagoge im Bereich der heutigen Siegfried-Leopold-Straße und Friedrich-Friesen-Straße errichtet. 1903 wird in der alten Wilhelmstraße 78 anstelle der alten, eine neue Synagoge nach den Plänen des Baumeisters Johann Adam Rüppel errichtet. Diese Synagoge ist die einzige im Beueler Stadtbezierk. Sie wurde im wesentlichen als romanisierender Zentralbau mit hoher Mittelkuppel und kleinen Fassadentürmen errichtet. Das Gebäude wurde in der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 zerstört. 1962 wird durch den Stadtrat der damaligen Stadt Beuel eine Gedenkplatte dort angebracht und 1988 durch Neugestaltung des ehemaligen Synagogengrundstücks ein Gedenkzeichen mit den Ziegelsteinen der ehemaligen Synagoge errichtet.
Literatur
- Denkmalbehörde der Stadt Bonn: Denkmalpfade
- Carl Jakob Bachem: Beueler Chronik. 1989
- Dietrich Höroldt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Bonn - Band 3 - Bonn als kurkölnische Haupt- und Residenzstadt. 1597 - 1794, Bonn 1989