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Kreis Züllichau-Schwiebus

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Das Kreisgebiet 1905

Der Landkreis Züllichau-Schwiebus, bis 1939 Kreis Züllichau-Schwiebus, war ein preußischer Landkreis, der von 1816 bis 1945 in der Provinz Brandenburg bestand. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute im Wesentlichen zum Powiat Świebodziński in der Woiwodschaft Lebus in Polen.

Der Landkreis Züllichau-Schwiebus umfasste zuletzt die fünf Städte Bomst, Liebenau b. Schwiebus, Schwiebus, Unruhstadt und Züllichau sowie 89 weitere Gemeinden.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Der 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt gebildete, zunächst Kreis Züllichau genannte Kreis setzte sich aus zwei historischen Territorien zusammen:[1]

  • Die Südhälfte des neuen Kreises bildete der alte Züllichauer Kreis, der einer der in der nachmittelalterlichen Zeit in der Neumark entstandenen Kreise war.[2]
  • Die Nordhälfte des neuen Kreises bildete der bis 1816 zu Schlesien gehörende Schwiebusser Kreis.

Das Landratsamt war in der Stadt Züllichau. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts änderte sich die Bezeichnung des Kreises in Kreis Züllichau-Schwiebus.

Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Als nach dem Ersten Weltkrieg der größte Teil der Provinz Posen an Polen fiel, wurde am 27. Februar 1919 die Verwaltung des im Deutschen Reich verbliebenen Teils des Kreises Bomst auf den Landrat in Züllichau übertragen. Diese Aufgabe wurde in Personalunion bis 1938 fortgeführt.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Züllichau-Schwiebus entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Nach Auflösung des Kreises Bomst wurde am 1. Oktober 1938 der Kreis Züllichau-Schwiebus um die Städte Bomst und Unruhstadt sowie die Gemeinden Alt Hauland, Alt Obra Hauland, Altreben, Alt Tepperbuden, Bergvorwerk, Großdorf, Groß Posenbrück, Karge, Klein Posenbrück, Kleistdorf, Krammensee, Neu Hauland, Neu Tepperbuden, Reckenwalde, Unruhsau und Wolfsheide (Grenzm.) vergrößert. Seit dem 1. Januar 1939 wurde der Kreis entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung als Landkreis bezeichnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet unter polnische Verwaltung gestellt

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1816 28.624 [3]
1840 37.139 [4]
1871 49.689 [5]
1890 49.477 [6]
1900 48.728 [6]
1910 48.066 [6]
1925 50.969 [6]
1933 49.781 [6]
1939 58.205 [6]

Landräte

1816–1818 Ernst von Sommerfeldt
1818–1836 Hans von Schöning
1836–1837 Stüntzner (kommissarisch)
1837–1838 von Werdeck (kommissarisch)
1838–1851 Theodor von Brescius (1798–1871)
1851–1862 Petersdorff
1862–1878 Gustav von der Goltz
1878–1888 Benno Schneider
1888–9999 Granske (kommissarisch)
1888–1914 Wilhelm von der Beck (1855–1914)
1914–1933 Konrad von Monbart (1881–1945)
1933–9999 Anton Hauk (1886–1971) (kommissarisch)
1933–9999 Nethe (vertretungsweise)
1933–1935 Anton Hauk (1886–1971)
1935–1936 Karl Schröder (* 1897) (kommissarisch)
1936–1937 Heinz Müller-Hoppenworth (1907–1942) (kommissarisch)
1937–1940 Franz Clemens Schiffer (1896–1940)
1940–1942 Siegfried Kampf (vertretungsweise)
1942–1942 Otto Schläfke (kommissarisch)
1942–1943 von Baudisson (kommissarisch)
1943–1945 Wolfgang Winkler (1902–1945)

Kommunalverfassung

Die Landkreis Züllichau-Schwiebus gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Die Gemeinden des früheren Kreises Bomst blieben in ihrem bisherigen Polizeidistrikt Karge zusammengefasst.

Verkehr

Die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg unterbrach und veränderte auch im Kreis Züllichau=Schwiebus die alten, gewachsenen Verkehrsbeziehungen.

Das Eisenbahnzeitalter begann hier 1870, als die Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecken von Frankfurt an der Oder über Schwiebus >122.c< und von Guben über Züllichau >122.b< eröffnete, die sich in Bentschen Richtung Posen vereinigten. Dann ruhte der Bahnbau für 35 Jahre; erst 1905 eröffnete die Preußische Staatsbahn eine Verbindung von Züllichau über Unruhstadt nach Wollstein, dem Verwaltungssitz des Nachbarkreises Bomst >116.p<. Im Jahre 1909 berührte die Linie Topper–Meseritz die Nordspitze des Kreises bei Starpel >116.m<. Aus Richtung Glogau erreichte eine weitere Nebenbahn 1915 Züllichau und stellte ab 1919 von dort die Verbindung nach Schwiebus her >116.r<.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939.)

Städte und Gemeinden

Stand 1945

  • Alt Jaromierz, ab 1937 Alt Hauland
  • Alt Obra Hauland
  • Alt Tepperbuden
  • Birkholz
  • Blankensee-Goldbach
  • Blankfeld
  • Bomst, Stadt
  • Braunfelde
  • Buckow
  • Chwalim, ab 1937 Altreben
  • Dornau
  • Friedrichsfelde
  • Friedrichstabor
  • Friedrichswerder
  • Glauchow-Bork
  • Glogsen
  • Goltzen
  • Goltzen II
  • Gräditz
  • Groß Posemuckel, ab 1937 Posenbrück
  • Groß Schmöllen
  • Großdorf
  • Grunwald
  • Hammer
  • Harthe
  • Jehser
  • Jordan
  • Kalzig
  • Karge
  • Kay
  • Keltschen
  • Klein Dammer
  • Klein Heinersdorf
  • Klemzig
  • Klippendorf
  • Koppen
  • Kramzig, ab 1937 Krammensee
  • Krauschow
  • Krummendorf b. Züllichau
  • Kutschlau
  • Lang Heinersdorf
  • Langmeil
  • Lanken
  • Leimnitz
  • Liebenau b. Schwiebus, Stadt
  • Lugau
  • Merzdorf
  • Mittwalde
  • Mosau
  • Möstchen
  • Mühlbock
  • Muschten
  • Neu Jaromierz, ab 1937 Neu Hauland
  • Neu Kramzig, ab 1937 Kleistdorf
  • Neu Tepperbuden
  • Neudörfel
  • Neuhöfchen
  • Nickern
  • Niedewitz
  • Oblath
  • Oggerschütz
  • Oppelwitz
  • Ostritz
  • Padligar, ab 1937 Obraberg
  • Palzig
  • Rackau
  • Radewitsch, ab 1937 Früchtenau
  • Rentschen
  • Riegersdorf
  • Rietschütz
  • Rinnersdorf
  • Rissen
  • Sawische
  • Schmarse
  • Schönborn
  • Schönfeld
  • Schwiebus, Stadt
  • Seeläsgen
  • Skampe
  • Starpel
  • Steinbach
  • Stentsch
  • Trebschen
  • Tschicherzig, ab 1937 Odereck
  • Ulbersdorf
  • Unruhstadt, Stadt
  • Walmersdorf
  • Wilkau
  • Witten
  • Wolfsheide (Grenzm.)
  • Woynowo, ab 1934 Reckenwalde
  • Wutschdorf
  • Zion
  • Züllichau, Stadt

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

  • Adlig Krummendorf, 1938 zu Krummendorf
  • Bork, 1938 zu Trebschen
  • Friedrichshuld, 1901 zu Trebschen
  • Guhren, 1938 zu Kay
  • Langegasse, 1937 zu Züllichau

Namensänderungen

Während die Ortsnamen des ursprünglich dem Kreis Züllichau gehörigen Teils des Landkreises bis 1945 unverändert blieben, waren die Namen der Gemeinden, die 1938 aus dem aufgelösten Kreis Bomst hinzu kamen, bereits 1937 umbenannt worden, damit sie im Sinne der nationalsozialistischen Politik "deutscher" und weniger "slawisch" hießen.

Literatur

  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 237–253.
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 507–522.
  • Karl Friedrich von Klöden: Diplomatische Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, vom Jahre 1295–1323. Unmittelbar nach den Quellen dargestellt. Band 1, Berlin 1944, S. 295–296,
Commons: Kreis Züllichau-Schwiebus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • GenWiki mit Liste der deutschen Ortsnamen

Einzelnachweise

  1. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 103 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  2. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  4. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
  5. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  6. a b c d e f Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Landkreis Züllichau-Schwiebus. Abgerufen am 2. April 2016.