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Hans Axel von Fersen

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Hans Axel, Graf von Fersen (* 1755; † 1810) war ein schwedischer Staatsmann.

Er wurde zuhause, am Carolinum in Braunschweig und in Turin ausgebildet. 1779 trat er in den französischen Militärdienst ein (im Regiment Royal Bavière) und begleitete als Adjutant General Rochambeau nach Amerika. Er zeichnete sich während des Unabhängigkeitskriegs mit England aus, besonders bei der Belagerung Yorktowns 1781, und wurde 1785 zum colonel propriétaire des Regiments Royal-Sudois befördert. Der junge Adelige war von Anfang an ein Favorit des französischen Hofs, teils aus Erinnerung an die Hingabe seines Vaters an Frankreich, aber hauptsächlich wegen seiner eigenen Qualitäten. Die Königin Marie Antoinette war besonders war besonders vom Charme und Witz des le beau Fersen angetan, der die bemerkenswerte Schönheit in seiner Familie geerbt hatte.

Möglicherweise hätte Fersen den größten Teil seines Lebens in Versailles verbracht, wäre nicht ein Wink von seinem Souverän gekommen – der sich zu der Zeit in Pisa aufhielt – sich seinem Gefolge anzuschließen. Er begleitete Gustav III. auf seiner Italienreise und kehrte mit ihm 1784 nach Hause zurück. Als 1788 der Krieg mit Russland ausbrach, begleitete Fersen sein Regiment nach Finnland, aber im Herbst des gleichen Jahres wurde er nach Frankreich geschickt, wo sich der politische Horizont schon verfinsterte und sich die französische Revolution bereits ankündigte. Gustav brauchte einen Vertreter, der vollkommen im Vertrauen der französischen Königsfamilie stand, und zur gleichen Zeit fähig und verwegen genug war, um ihr in ihrer verzweifelten Notlage zu helfen. Da er das Vertrauen in seinen Botschafter, den Baron de Staël, verloren hatte, entschied er sich mit seinem üblichen Scharfsinn für Fersen, der Anfang 1790 seinen Posten einnahm. Noch vor Ende des Jahres musste er zugeben, dass die Lage der französischen Monarchie hoffnungslos war, solange der König und die Königin von Frankreich praktisch als Gefangene in ihrer eigenen Hauptstadt seien, auf Gedeih und Verderb einem unverantwortlichen Mob ausgeliefert. In der Flucht nach Varennes nahm er eine führende Rolle ein. Er tat die erforderlichen Geldmittel im letzten Moment auf. Er ordnete im Namen der Baronesse von Korff die Konstruktion der berühmten Kutsche für sechs Personen und parkte sie auf seinem Hotelhof in der Rue Matignon, damit ganz Paris sich an ihren Anblick gewöhne. Er war der Kutscher des Fiakers, der die Königsfamilie vom Carrousel zur Porte Saint-Martin fuhr. Und er begleitete sie nach Bondy, der ersten Etappe auf ihrer Reise.

Im August 1791 wurde Fersen nach Wien geschickt, um den Kaiser Leopold zu bewegen, eine neue Koalition gegen das revolutionäre Frankreich einzugehen; er kam aber bald zu dem Schluss, der der österreichische Hof nicht beabsichtigte, irgendetwas zu tun. Auf sein eigenes Ersuchen wurde er nach Brüssel versetzt, wo er der Königin von Frankreich nützlicher sein konnte. Im Februar 1792 begab er sich unter Todesgefahr abermals nach Paris, mit gefälschten Zeugnissen, die ihn als Generalbevollmächtigen Portugals auswiesen. Am 13. kam er an, und am gleichen Abend gelang es ihm, unbeobachtet mit der Königin zu reden. Am folgenden Tag war er von sechs Uhr abends bis sechs Uhr am nächsten Morgen bei der Königsfamilie und überzeugte sich davon, dass eine zweite Flucht technisch unmöglich war. Am Nachmittag des 21. glückte es ihm ein drittes Mal, das Tuilerienschloss zu besuchen, wo er bis Mitternacht blieb. Mit großen Schwierigkeiten gelang er am 27. wieder zurück nach Brüssel. Die gefährliche Expedition, ein imposantes Beispiel von Mut und Loyalität, hatte kein wesentliches Ergebnis. 1797 wurde Fersen als schwedischer Vertreter zum Rastatter Kongress geschickt, aber infolge eines Protests der französischen Regierung wurde ihm nicht erlaubt teilzunehmen.

Während der Regentschaft des Herzogs von Södermanland (1792-1796) war Fersen wie die anderen Leute Gustavs in Ungnade. Aber als Gustav IV. 1796 volljährig wurde, wurde er wieder mit offenen Armen bei Hof willkommen geheißen und in all seine Ämter und Würden wiedereingesetzt. 1801 wurde er zum Riksmarskalk ernannt. Beim Ausbruch des Kriegs gegen Napoleon begleitete Fersen Gustav IV. nach Deutschland, um ihm zu helfen, neue Alliierte zu gewinnen. Er hielt Gustav davon ab, in Preußen als Rache für die Weigerung des preußischen Königs, Krieg gegen Frankreich zu erklären, einzumarschieren. Während des Rests der Regierungszeit sank sein Einfluss auf den König deutlich, wenn er auch im allgemeinen ein Mitglied der Regierung war, solange der König abwesend war.

Fersen hielt sich von der 1809er Revolution (siehe Geschichte Schwedens) weitgehend fern. Seine Sympathien lagen ganz auf seiten des Prinzen Gustav, Sohn des unglücklichen Gustav IV., und man nahm allgemein an, dass er ihn als König wünschte. Als der neu gewählte Thronnachfolger, der beliebte Prinz Christian August von Augustenburg, plötzlich im März 1810 in Scania starb, ging das Gerücht um, dass er vergiftet worden sei, und dass Fersen und seine Schwester, die Gräfin Piper, Komplizen seien. Die Quelle dieser absurden und infamen Verleumdung ist nie entdeckt worden. Aber sie wurde von der anti-Gustavschen Presse eifrig aufgenommen, und der gängige Verdacht wurde insbesondere durch im Nya Posten erschienene Fabel "Die Füchse" angeheizt, die gegen die Fersens gerichtet war. Am 20. Juni 1810 wurde der Leichnam des Prinzen nach Stockholm überführt. Als Fersen in seiner offiziellen Eigenschaft als Riksmarskalk den Leichenzug in die Stadt anführte, erschienen dem Volk seine prächtigen Gewänder wie ein offener Hohn über den allgemeinen Kummer. Die Menschenmenge bekann zu murren, Steine zu werfen und "Mörder" zu schreien. Er nahm in einem Haus am Riddarhus-Platz Zuflucht, aber der Mob stürzte ihm nach, malträtierte ihn und riss seine Kleider in Stücke. Um das Volk zu beruhigen und das unglückliche Opfer zu retten, boten sich zwei Offiziere an, ihn zum Senatshaus zu begleiten und ihn dort unter Arrest zu setzen. Die Menge folgte ihm auf dem Weg und schlug ihn mit Stöcken und Schirmen. Kaum hatte er die Stufen zum Eingang bestiegen, schlug sie ihn nieder und trampelte ihn zu Tode. Diese schreckliche Greueltat, die mehr als eine Stunde dauerte, geschah im Beisein von zahlreichen Truppen, die nicht das geringste unternahmen, um den Riksmarskalk vor seinen Peinigern zu schützen.

Unter den Umständen muss man die Ansicht von Fersens Zeitgenossen, dem Baron Gustav Armfelt einnehmen: "Man ist geneigt zu sagen, dass die Regierung dem Volk ein Opfer geben wollte, um damit zu spielen; so wie man einem gereizten wilden Biest etwas vorwirft, um seine Aufmerksamkeit abzulenken". Je mehr ich das alles betrachte, desto sicherer bin ich, dass der Mob am wenigsten damit zu tun hatte... aber in Gottes Namen, wozu die Truppen? Wie konnte so etwas bei bei helllichtem Tage während eines Umzugs passieren, als Truppen und eine militärische Eskorte anwesend waren?". Die Verantwortung liegt sicherlich bei der Regierung Karls XIII., die anscheinend vorhatte, die Anhänger Gustavs durch die Beseitigung eines ihrer Hauptanführer einzuschüchtern. Da Armfelt rechtzeitig entkam, wurde Fersen das Opfer.