Zum Inhalt springen

T-90

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. April 2006 um 16:17 Uhr durch 84.74.190.189 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der T-90 ist der derzeit modernste russische Kampfpanzer. Der von der russischen Firma Uralwagonsawod entwickelte Panzer wird von der russischen Armee neben dem T-80U eingesetzt. Indien verwendet diesen Panzer unter der Bezeichnung T-90S ebenfalls und produziert ihn in Lizenz.Datei:Http://tankt90.4t.com/t-90s200.jpg

Technik

Der T-90 ist eine Weiterentwicklung des T-72. Er weist eine verbesserte aktive und passive Panzerung und dadurch ein höheres Gewicht auf. Da er gleichzeitig eine geringere Motorleistung als der T-80 hat, ist seine Beweglichkeit und seine Beschleunigung geringer. Im Vergleich zu westlichen Modellen bleibt die Panzerung an vielen Stellen und gegen APFSDS-Geschosse jedoch sehr gering, was sich in seinem fast 20 Tonnen leichteren Gewicht bemerkbar macht. Er besitzt die typisch niedrige Silhouette russischer Panzer, was seine Trefferfläche deutlich reduziert und seine Überlebensfähigkeiten erhöht. Das Innenvolumen des Fahrzeug beträgt nur 11 m³ (vlg. Motorraum des Leopard 2 ist 7,3 m³ groß).

Später wurde, in der nach Indien exportierten Version, der 840-PS-Motor durch einen 1.000 PS starken ersetzt. Da der T-90 eine Weiterentwicklung des T-72 ist, ist das Laufwerk des T-90 zu dem des T-72 analog und besteht aus Drehstäben, die pro Fahrzeugseite in sechs Laufrädern enden.

Die 125 mm Glattrohrkanone im gegossenen Turm des Kampfpanzers ist voll stabilisiert. Das bedeutet, dass auch bei Drehungen des Fahrzeuges die Kanone weiter auf ihr Ziel gerichtet bleibt. Dies ist besonders für die Bekämpfung von Zielen aus der Bewegung heraus von großer Bedeutung.

Durch die Verwendung eines automatischen Lademechanismus kann beim T-90, wie bei allen Panzertypen seit dem T-64, auf den Ladeschützen verzichtet werden. Die praktische Kadenz liegt dadurch bei 10 Schuss/min. Im Vergleich dazu erreicht ein gut trainierter Ladeschütze, allerdings nur unter Idealbedingungen, Nachladezeiten von unter 5 sec. (+12 Schuss/min.) Weiterhin verfügt der T-90 über einen Laserentfernungsmessung (allerdings nur mit mangelhafter Erstechoverwertung) sowie Nachtsichteinrichtungen (Infrarot und Restlichtverstärker, Wärmebildgerät nicht vorhanden). Als Indien Interesse für den T-90 bekundete, ließ man den T-90 nacheinander gegen einen amerikanischen M1 Abrams, einen britischen Challenger 2 und gegen einen deutschen Leopard 2 A4 antreten. Das Ergebnis: Der M1A2 (Baujahr 1986) war dem T-90 (Baujahr 1993) ebenbürtig. Challenger 2 (Baujahr 1991) und Leopard 2 A4 (Baujahr 1985) waren dem T-90 jedoch unterlegen. Später unterlag er allerdings gegen den aktuellen Leopard 2 A6 (Baujahr 2001). Daraus schloss man, dass der T-90 mit einer gut ausgebildeten Besatzung fast jedem westlichen Kampfpanzer ebenbürtig oder sogar überlegen sein kann, dabei kostet T-90 nur einen Bruchteil eines westlichen Panzers. Zudem baute Indien zu diesem Zeitpunkt schon T-72s in Lizenz und eine Umrüstung der Produktionslinien auf T-90 stellte absolut kein Problem dar, da der T-90 im Wesentlichen nur ein weiterentwickelter T-72 ist

Technische Daten

  • Kampfgewicht: 46,5 - 50 t
  • Länge: 9,53 m (inkl. Rohr) / 6,86 m (Wanne)
  • Breite: 3,37 m
  • Höhe: 2,23 m
  • Motorleistung pro Tonne: 18 - 20 PS/t
  • Bodendruck: 0,938 kg/sq.cm
  • Volumen: 11,04 m3
  • Turmvolumen: 1,85 m3
  • Abwehrmaßnahmen:
  • Motoren:
    • 840 PS V-84MS Diesel oder 1000 PS V-84KD Turbodiesel oder 1000 PS V-85 Diesel
    • 1 kW AB-1-P28 Hilfsstromaggregat
  • angegebene Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h
  • Reichweite 550-650 km
  • Tauchtiefe: 1,8 m ohne Schnorchel, 5 m mit Schnorchel
  • Panzerung (frontal):
    • 850 - 880 mm gegen APFSDS (600 mm durch passive Panzerung + 300 mm durch Kontakt-5 (gegenüber HEAT geringerer Wert, da Reaktivpanzerung bei dieser Munitionsart wirkungsloser ist)
    • 1100 - 1300 mm gegen HEAT (600 mm durch passive Panzerung + 500 - 700 mm durch Kontakt-5)
    • (vgl. Leopard 2 A4 besitzt ca. 800 mm, Leopard 2 A5/A6 ca. 1500 mm)
  • Bewaffnung:
    • Hauptwaffe: 125 mm 2A46M-2 Glattrohrkanone
    • koaxiales Maschinengewehr: 7,62 mm PKT
    • Flugabwehrmaschinengewehr: 12,7 mm NSVT
    • Munition: 43 x 125 mm (davon 22 im Turm) / 2.000 x 7,62 mm / 300 x 12,7 mm
    • Nebelmittelwurf: 12 x 902B 82 mm mit 3D17 Rauchgranaten
    • Rakete: 9M119M Refleks-M (AT-11 Sniper-B), auch kompatibel mit älteren AT-8 (durch das Rohr abzufeuern)
  • Besatzung: 3

Kontakt-5 Reaktivpanzerung

Während die meisten Reaktivpanzerungen weltweit die Trägerfahrzeuge ihrem Konzept nach vor Hohlladungsgranaten schützen, ist Kontakt-5 in der Lage sowohl Hohlladungs- als auch Wuchtgeschossen zu widerstehen. Die etwa 70mm dicken Platten, die symmetrisch jeweils zu dritt an jeder Bordseite angebracht sind, können nachweislich die kinetische Energie eines APFSDS-Penetrators um etwa 38% senken. Eine weitere frontale Platte ist an der Stirnpanzerung angebracht. Die Platten bestehen aus kombinierten Stahl-, Keramik- und Sprengstoffschichten, die beim Aufschlag einer Hohlladungsgranate explodieren, wodurch das Geschoss unschädlich gemacht wird. Beim Auftreffen von APFSDS-Munition werden die Platten durch Krafteinwirkung aufeinander verschoben, sodass die kinetische Energie sich besser verteilt , was die Durchschlagsleistung deutlich mindert. Auch Tandemhohlladungen verlieren an Wirksamkeit. Da Kontakt-5 aus mehreren Schichten besteht, können mehrere Geschosse von einer Panzerplatte bekämpft werden, bis sie zerstört ist.

Aktive Abwehrmaßnahmen

Russische T-90 sind serienmäßig mit dem elektro-optischen Abwehrkomplex "Shtora" ausgestattet. Das System ist vierteilig: 2 IR-Scheinwerfer an der Turmvorderseite + Nebelkerzen + Laserwarnsensor + Computersystem und arbeitet vollautomatisch. Im Falle einer Flugkörperwarnung aktivieren sich die Lampen und senden zeitversetzt eine falsche Infrarotsignatur aus, was IR-gelenkte Raketen zu täuschen vermag. Bei einer Laseranpeilung werden die Nebelkerzen ausgelöst, wodurch das Fahrzeug in eine Wolke eingehüllt wird, was eine weitere Laserzielverfolgung unmöglich macht. Die Tests haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffers durch halbautomatische Leitsysteme um 3-4 faches reduziert wird, bezogen sowohl auf westliche Waffen wie HOT, TOW, MILAN, Trigat, Dragon, AGM-114 Hellfire und Copperhead als auch auf östliche wie AT-3, AT-5, AT-10 und AT-14.

Der Ladeautomat

Beim Ladeautomat handelt es sich um ein karusselartiges System, das 22 Geschosse und dazugehörende Treibladungen beliebigen Typs aufnehmen kann. Durch die Rotationsbewegung des Automats werden Geschoss und Kanone axial angeglichen und geladen. Eine Angleichung mit Ladevorgang dauert minimal 6,5 Sekunden und maximal 15 Sekunden, je nach Position der Granate. Das Karusell und die restliche Munition sind wie in meisten Kampfpanzern der Welt in der Wanne, dem bestgeschützen Bereich, installiert bzw. gelagert. Die Verwendung eines Lademechanismis entlastet die Besatzung erheblich, wobei auf einen Ladeschützen verzichtet wird. Beim Bedarf der Besatzung kann das Hauptgeschütz auch manuell geladen werden.

Lasergelenkte Flugkörper

Eine Besonderheit des T-90 ist die Fähigkeit lasergelenkte Raketen mit der Hauptkanone zu verschießen. Das Waffensystem,trägt den Namen 9M119M Refleks-M (AT-11 Sniper-B). Der eigentliche Flugkörper wird wie gewöhnliche Munition ins Rohr geladen, während das Zielobjekt mit der Laserzielvorrichtung anvisiert wird. Nach dem Abschuss zündet ein Feststoffmotor, während die Steueroberflächen entfaltet werden und die Lasermarkierung angepeilt wird. Die Reichweite des Waffensystems beträgt 5.000m, die Trefferwahrscheinlichkeit bei etwa 90%. Die 4,5 kg schwere Tandemhohlladung penetriert 700-750mm Panzerstahl und 650-700mm hinter einer reaktiven Panzerung. Auf Grund hoher Kosten des Komplexes wird AT-11 nur von elitären Panzereinheiten eingesetzt.

Siehe auch

Vorlage:Navigationsleiste Sowjetische und Russische Panzer