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Heroin

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Strukturformel
Strukturformel von Heroin
Allgemeines
Name Heroin
Andere Namen Diacetylmorphin
Summenformel C21H23NO5
CAS-Nummer 561-27-3
Kurzbeschreibung farbloser kristalliner Feststoff
Eigenschaften
Molmasse 369,42 g/mol
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 173 °C
Siedepunkt 273°C bei 1600 Pa
Dampfdruck 1,012.10-7Pa (25 °C)
Löslichkeit 0,2g/l in Wasser, 0,6g/l in Ethanol
Sicherheitshinweise
Gefahrensymbole
Datei:Gefahrensymbol T.png T+ Sehr giftig
R- und S-Sätze

R: 26/27/28
S: 22-36/37/39-45

 

Das Heroin (griech. weibliches Kunstwort ηρωίνη – vergleiche Heros – „der Held“, chemisch Diacetylmorphin) ist ein halbsynthetisches, stark analgetisches, suchterzeugendes Opioid.

Geschichte

Die Geschichte des Konsums von betäubenden oder anregend-euphorisierenden Opiaten (u.a. auch als Heilmittel) reicht bis ca. 3000 v. Chr. in das alte Ägypten zurück und führt bis in die Neuzeit zu den Opiumhöhlen von China. Auf die schmerzstillende, beruhigende aber antagonistisch auch anregende Wirkung von Opiaten wurden Pharmazeuten und Chemiker bereits Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts aufmerksam und versuchten ein chemisches Äquivalent zu dem Naturstoffextrakt Opium zu finden und ein Heilmittel zu entwickeln, das schnell herzustellen war und entsprechend auch vermarktet werden konnte.

Heroin wurde 1874 vom Briten C.R.A. Wright erstmalig synthetisiert. 23 Jahre danach, am 21. August 1897, wurde es von Felix Hoffmann in den Labors der Firma Bayer erneut synthetisiert. Hoffmann entwickelte 11 Tage zuvor Aspirin, doch nach den 1898 erfolgten pharmakologische Versuchen zur Wirksamkeit des Heroins am Menschen gab Bayer Heroin den Vorzug, da man sich über die Nebenwirkungen Aspirins sorgen machte. In den Studien fühlten sich Probanden nach Einnahme des Medikaments oft ‚heroisch' und so wurde am 16. Mai 1898 beim Kaiserlichen Patentamt der Markenname „Heroin" eingereicht. Weitere Registrierungen in anderen Ländern folgten.

Datei:BayerHeroin2.png
englischsprachige Werbeanzeige für Aspirin, Heroin, Lycetol, Salophen u.a.

Im selben Jahr begann die kommerzielle Großproduktion durch die Firma Bayer, bald auch durch andere Pharmafirmen. Der Stoff war ja schon länger bekannt, so konnten für ihn keine Patentrechte erworben werden.

Heroin wurde als oral einzunehmendes Schmerz- und Hustenmittel vermarktet und als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die Entzugssymptome des Morphins und Opiums propagiert, bis 1904 erkannt wurde, dass Heroin, genau wie Morphin, zur schnellen Gewöhnung und Abhängigkeit führt. Es wurde von der Ärzteschaft sowie von den Patienten überaus positiv aufgenommen. Es wurde in Dutzenden von Ländern verkauft und Probepackungen wurden an Ärzte verteilt, die es bald nahezu als Allheilmittel einsetzten. Zwar warnten einige Ärzte vor Nebenwirkungen und Abhängigkeit, diese blieben jedoch in der Minderheit. Das lag einerseits an der aggressiven Vermarktung durch Bayer, andererseits daran, dass die orale Darreichungsform zu einer sehr viel langsameren und geringer dosierten Aufnahme des Stoffes führte, wodurch starke Rauschzustände und Abhängigkeit in der Regel ausblieben.

Zur Droge entwickelte sich Heroin ab ca. 1910 vor allem in den USA, wo Morphin- und Opiumsucht weit verbreitet waren. Als bekannt wurde, dass gerauchtes oder intravenös gespritztes Heroin eine stärkere Wirkung hatte, stiegen viele Abhängige auf die leicht erhältliche Substanz um. Die Zahl der Heroinabhängigen explodierte, was bald zu staatlichen Gegenmaßnahmen führte – Heroin fiel nach und nach auf der ganzen Welt in Ungnade. 1931 stellte Bayer die Produktion ein und entfernte Heroin aus seiner Produktpalette. Stattdessen konzentrierte sich die Firma auf ihre zweite, bahnbrechende Entdeckung: das Aspirin, mit dem Heroin ironischerweise bis heute teilweise gestreckt wird. In Deutschland wurde Heroin noch bis 1958 verkauft.

Rechtsstatus

Der Besitz, die Herstellung und der Handel mit Heroin (ohne eine entsprechende staatliche Erlaubnis) ist in Deutschland durch das Betäubungsmittelgesetz (gelistet in Anlage 1) unter Strafe gestellt. Lange Zeit wurde es weltweit als Droge ausschließlich illegal konsumiert. In Pilotstudien in Deutschland wird seit 2002 eine medizinisch überwachte Abgabe an Abhängige getestet (siehe Abschnitt 8).

Chemie

Der IUPAC-Name ist ((5R,6S)-4,5-Epoxy-17-methylmorphin-7-en-3,6-diyl)-diacetat. Summenformel: C21H23NO5.

Herstellung

Heroin wird halbsynthetisch hergestellt. Ausgangssubstanz ist dabei das per Extraktion aus dem Rohopium des Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnene Morphin, dieses wird an den beiden Hydroxyl-Gruppen (di-)acetyliert mittels Essigsäureanhydrid (Acetanhydrid) oder Essigsäurechlorid.

Pharmakologie

Die Hauptmetabolisierungsroute des Heroins ist:

Heroin --> 6-MAM --> Morphin

Heroin wird im Körper rasch, mit einer Plasmahalbwertszeit von 3 Minuten, zu 6-Monoacetylmorphin (6-MAM) deacetyliert. Dieses wird weiter zu Morphin durchhydrolisiert (Halbwertszeit ca. 20 Minuten). Etwa 10% des Morphins werden in die ebenfalls aktiven Metaboliten (Morphin-6-Glucuronid und Morphin-6-Sulfat) umgewandelt. Es gibt daneben inaktive Metaboliten, wie das 3-MAM.

Die Bioverfügbarkeit ist abhängig von der Konsumform.
Heroin ist deutlich stärker lipophil (d.h. fettlöslich) als Morphium und gelangt daher rasch ins Gehirn, was zu einer starken Anflutung an den Wirkrezeptoren führt; daher löst eine intravenöse Heroininjektion einen spontanen „Kick” (auch „Flash” genannt) aus.

Heroin selbst wirkt nur als Prodrug; d.h. es bindet selbst nicht an die Opioidrezeptoren, es sind vielmehr die aktiven Metaboliten, welche für die Wirkung verantwortlich sind. Besonders das 6-MAM hat eine hohe intrinsische Aktivität (Efficacy) am µ-Opioidrezeptor.

Intravenös injiziert ist Heroin nur kurzzeitig im Blutplasma nachweisbar.

Die Dosen, die ein Heroinabhängiger zu sich nimmt, überschreiten aber meist das 100 bis 1000fache der ursprünglich therapeutischen Dosis der Substanz. Für einen nicht an Opiate gewöhnten Menschen sind diese Mengen in der Regel tödlich.

Die 3 bis 6 Mal stärkere Wirkung des Heroins im Gegensatz zum Morphium lässt sich dadurch erklären, dass das Heroin (und das primäre Stoffwechselprodukt Monoacetylmorphin) aufgrund der besseren Fettlöslichkeit die Blut-Hirn-Schranke an den Rezeptoren leichter durchdringen kann als das Morphin. Die Wirkung von Heroin hält bis zu 8 Stunden an. Opioide wie das Heroinsubstitut Methadon besitzen eine Halbwertszeit von bis zu 24 Stunden. Die Dosistoleranz steigt mit zunehmendem Konsum, deshalb spritzen bzw. „konsumieren” Abhängige in einem täglichen Kontinuum nach, um ein organisches Gleichgewicht zu erzielen („ready state”) und Entzugserscheinungen zu verhindern. Morphin kann nach oraler oder rektaler Verabreichung als 6-MAM im Blut nachgewiesen werden, Heroin läßt sich im Blut bis zu 24 Stunden nachweisen. Metabolische Rückstände 1- 4 Tage im Urin und mehrere Monate in den Haaren (hierzu siehe auch Toxikologie)


Toxikologie

In forensischen Erfassungstests, sogenannten Screening tests (Screening dt. Überprüfung), können die metabolischen Rückstände chemischer Substanzen verschiedenster Analgetika (z.B. Paracetamol), Barbiturate und Opiate wie Heroin toxikologisch im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Hierfür wird in der klinischen Chemie bei Verdacht auf Intoxikation mit Medikamenten und Drogen das Screening eines Serums aus Blut, Speichel, Sperma, Heparinplasma oder Urin verwendet.

Chemisch standardisiert können halbsynthetische Opiate wie Heroin jedoch nur über Urinausscheidungen nachgewiesen werden, da das Diacetyl-Morphin Heroin vom Organismus relativ schnell zu Morphin metabolisiert wird. Verfälscht werden kann der Urintest überdies durch opiatähnliche Substanzen gleicher Struktur bzw. Wirkung wie beispielsweise das Codein, welches in handelsüblichen Schmerzmitteln oder in Antitussiva (z.B. Hustensäften) vorkommt. Insofern muß ein positives toxikologisches Ergebnis nicht unbedingt auf einen Heroinmißbrauch schließen lassen. Der Urintest erfaßt indes nur reine Opiate und Amphetamine; vollsynthetische Opiat-Substitute wie beispielsweise Methadon werden hierbei jedoch nicht erfaßt.

Antidote und Opioidantagonisten

Bei einer opiat- bzw. heroinbedingten Toxikose werden Opioidantagonisten bzw. Antidote eingesetzt. In Deutschland wird häufig Naloxon-Hydrochlorid (z.B. Narcanti® / Neonatal) verwendet, welches die Aufnahme des Opiats an den Opiodrezeptoren blockiert. Problematisch ist hier die weitaus kürzere Halbwertszeit gegenüber dem Opiat. Diese Antagonisten wirken zur kurzzeitig und heben außerdem die analgetische (schmerzstillende) Wirkung des Heroins auf, was sofort zu heftigsten Entzugssyndromen (z.B. Schweißausbrüche, Schmerzen und Spasmen bis hin zum Kreislaufkollaps) führen kann. Opiat(Heroin)antagonisten dürfen aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Kontrolle verabreicht werden. Dies gilt in besonderem Maße für Substituierte (Pharmazie) mit dem halbsynthetischen Opioid Buprenorphin (z.B. Subutex), welches eine persönlich disponierte und dosisabhängige Halbwertszeit von bis zu 48 Stunden haben kann.

siehe auch:

Wirkung

Heroin ist euphorisierend, schmerzlindernd und zugleich schlaffördernd. Es wirkt je nach Applikationsform mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden und ist für die inneren Organe nicht toxisch. Weitere Wirkungen auf den Körper sind die emetische (gr. Emesis = Brechreiz) und atemdepressive Wirkung sowie eine mögliche Obstipation. (Der Wirkstoff wurde um die Jahrhundertwede als Mittel gegen Diarrhoe eingesetzt). Bei einer Überdosierung gefährlich ist eine Atemdepression, die unbehandelt zur Apnoe (Atemstillstand) und zum Tode führen kann (der sogenannte „goldene Schuss”). Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden Opiatantagonisten (z.B. Naloxon) eingesetzt. Zur Linderung der Entzugserscheinungen bei Heroinentzug unter klinischer Aufsicht oder in der Substitution werden heutzutage z.B. das vollsynthetisch hergestellte Opioid Methadon oder bei weniger ausgeprägten Suchtmustern das halbsynthetische Opioid Buprenorphin (z.B. Subutex®/Essex Pharma) eingesetzt, welche aber ebenfalls abhängig machen. Codein (bewährt als Zusatz von Medikamenten gegen Husten und grippalen Infekten in geringer Dosierung) findet darüber hinaus in der heutigen Praxis nur noch wenig Anwendung.

Preisentwicklungen

In der Drogenszene wird Heroin meist „H“ (engl., sprich ‚Äitsch’), „Schore“, „Braunes“, „Brown Sugar“, „White Light” oder schlicht „Dope“ oder „Gift“ genannt. Der Schwarzmarktpreis für 0,1 Gramm Heroin liegt seit dem Jahr 2005 in der deutschen Drogenszene bei etwa 15 Euro. Dieser Preis ist jedoch starken Schwankungen unterworfen; Zum Beispiel bewegte sich der Grammpreis in der Frankfurter Drogenszene innerhalb weniger Jahre zwischen 25 und über 75 Euro, wobei zu beachten ist, dass bei Straßenheroin der jeweilige „Reinheitsgehalt“ üblicherweise zwischen 5 und 25% liegt, der Preis für ein Gramm hochreines Heroin (Reinheitsgrad 90%) also um ein Vielfaches höher ist. Etwa 1985 hätte man in der Schweiz auf dem Schwarzmarkt für 1.0 Gramm Heroin 700 Schweizer Franken und mehr bezahlt. Wegen des weltweiten Überangebots ist der Preis der Droge in der Schweiz auf unter 45 Franken pro Gramm gefallen (Stand Februar 2006). Die Preise für legales Reinst-Heroin liegen bei wenigen Euro pro Gramm.

Konsumformen

Heroin in Form von Pulver und als Pillen

Es gibt verschiedene Konsumformen, die aber alle mit Risiken verbunden sind. In diesem Abschnitt werden die Konsumformen vorgestellt und die Risiken werden erläutert. Eins haben aber alle Konsumformen gemein: Sie machen alle, ohne Ausnahme, süchtig.

Intravenöser Konsum

Der intravenöse Konsum ist wohl die bekannteste Konsumform. Da Heroin nicht in Wasser löslich ist, braucht es einen Zusatzstoff, um es flüssig zu halten. Das Heroin wird also mit einer Säure (Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft) und Wasser gemischt. Zitronensaft ist besonders gefährlich, da hier kleinste Partikel in die Blutbahn gelangen bzw. weil es zu einer schwerwiegenden Infektion mit einem Pilz kommen kann. Die Säure bewirkt beim Aufkochen die für die intravenöse Injektion notwendige dauerhafte Verflüssigung des Heroins.

Wenngleich der intravenöse Konsum von Heroin für viele Junkies (Drogenjargon von engl. „Junk” = Müll, Ramsch) die scheinbar wirtschaftlichste Möglichkeit darstellt, ihr „High” zu bekommen oder um die Entzugserscheinungen zu lindern, steigt bei dieser Konsumform die körperliche Toleranz gegenüber Heroin am schnellsten.

Risiken des intravenösen Konsums

  • Da die Qualität des im Drogenhandel befindlichen Heroins stark schwankt, kann es sehr leicht zu einer Überdosierung kommen, die zu Tod durch Atemstillstand oder Ersticken (am eigenen Erbrochenen) führen kann.
  • Zittern als Entzugserscheinung führt zu einer erhöhten Verletzungsgefahr bei der Selbstinjektion.
  • Durch häufige intravenöse Injektionen bilden sich oft Hämatome und Vernarbungen, die eine Thrombose (Venenverschluss) verursachen können.
  • Aufgrund mangelnder Hygiene können sich Abszesse bilden.
  • Die Benutzung derselben Kanüle durch mehrere Personen birgt das Risiko einer Infektion mit HIV/AIDS und sonstigen durch das Blut übertragbaren Krankheiten (z.B. Hepatitis).
  • Durch die Substanzen in gestrecktem Heroin kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.

„Sniefen”

Beim „Sniefen“ wird das Heroin zu feinem Pulver zermahlen und durch die Nase mit einem z.B. gerolltem Geldschein eingezogen, wodurch es auf die Nasenschleimhaut gelangt. Dort geht es umgehend in die Blutbahn über und entfaltet seine Wirkung.

Risiken des „Sniefens”

  • Wird Heroin über einen längeren Zeitraum direkt auf die Nasenschleimhaut aufgebracht, trocknen die Schleimhäute aus und können reißen. Die Folge ist eine Neigung zu Nasenbluten.
  • Da die Nasenschleimhaut zu den Teilen des menschlichen Körpers gehören, die nach einer toxischen Schädigung nicht regenerierbar sind, können die Nasenscheidewände bei extremen Konsum über die Nase Löcher bekommen.
  • Ähnlich wie beim übermäßigen Kokain- oder Speedkonsum können auch die Zähne geschädigt werden und sogar ausfallen (drogenbedingte Parodontitis).
  • Die Gefahr einer Überdosierung ist beim Sniefen ebenso wie beim Fixen gegeben.

Inhalation

Das Rauchen des Heroins (Slangbegriffe: „Chasing the Dragon”, „den Drachen jagen”, „ein Blech rauchen” bzw. „chineesen”) ist eine Konsumform, bei der das Heroin auf einem Stück Alufolie verdampft wird. Dieser Dampf wird mithilfe eines Aluröhrchens inhaliert. Zwar ist diese Konsumform bei oberflächlichem inhalieren vergleichsweise ineffektiv, doch kann hier Dosis bzw. die Wirkung einigermaßen eingeschätzt werden, wordurch die Wahrscheinlichkeit einer Überdosierung etwas sinkt.

Risiken der Inhalation

  • Gerauchtes Heroin kann zu erhöhtem Speichelfluss führen, der bei fortgesetztem Schlucken zu Übelkeit und Erbrechen führt.
  • Da das Heroin in der Lunge zum Teil wieder fest wird, verkleben die Lungenbläschen. Folgeerscheinungen können u.a. Lungenemphyseme oder Ersticken sein.
  • Wird das Heroin zu stark oder zu lange an einer Stelle erhitzt, kann es sich entzünden, was zu Verbrennungen an Händen, Gesicht und an den Mundschleimhäuten führen kann . (In der Praxis nicht relevant)

Mischkonsum

Der Konsum mehrerer Drogen gleichzeitig kann zu Wechselwirkungen führen, die die Wirkung von Heroin verstärken. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum mit Kokain und mit Benzodiazepine wie z. B. Flunitrazepam oder Diazepam.

Eine Mischung aus Heroin und Kokain wird umgangssprachlich „Cocktail” oder „Speedball” genannt. Hierbei verstärken sich die Wirkung der beiden Drogen gegenseitig. Die Gefahr einer Überdosierung ist dabei besonders hoch.

Werden mit Heroin auch Benzodiazepine eingenommen besteht die Gefahr eines Atemstillstandes. Beide Stoffe wirken muskelentspannend und das betrifft auch die Lunge. Daher ist von einem Mischkonsum dieser beiden Stoffe dringendst abzuraten.

Gefahren

Abhängigkeit

Heroin ist aufgrund der für viele Konsumenten überwältigenden psychischen Wirkung eine Droge mit hohem Suchtpotenzial. Sicheres Symptom sind die körperlichen Entzugserscheinungen, die je nach individueller Konstellation nach Wochen und Monaten häufigen Konsums eintreten. Bei gelegentlichem Genußkonsum eines Opioids können also geringe Dosen weiterhin wirksam sein und müssen nicht deutlich gesteigert werden [1].

Zudem hat die Art des Konsums großen Einfluß auf die körperliche Abhängigkeit. Oft versetzen Konsumenten ihren gesamten Besitz, um die Sucht zu finanzieren, was meist mit einem sozialen Abstieg verbunden ist. Die Süchtigen sind dann manchmal nicht in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen, werden obdachlos, auch weil sie es nicht mehr schaffen, ihren Verpflichtungen (Ämtergänge, etc.) nachzukommen. Auf der anderen Seite gibt es auch eine nicht bekannte Zahl von Heroinabhängigen (über die z.B. in der niedrigschwelligen Drogenhilfe immer wieder berichtet wird), die ihrer Arbeit geregelt nachgehen und ihrem Umfeld ihre Abhängigkeit „erfolgreich“ verheimlichen können. Heroinsucht muss also nicht notwendigerweise mit dem sozialen Abstieg einhergehen.

Gesundheitliche Gefahren durch den Konsum

Besonders wenn Heroin mit anderen Drogen wie Alkohol, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln zusammen konsumiert wird, besteht das Risiko des Atemstillstandes.

Häufige Todesursache ist Atemstillstand durch Überdosierung, laut Angaben des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit in 85% der Todesfälle durch unbeabsichtigte, 12% durch Überdosierung in suizidaler Absicht. Heroin taucht auf dem illegalen Markt in Konzentrationen von etwa 5 bis 20% Base auf. Dosisschwankungen stellen eine besondere Gefahr dar. Auch kommt es häufig zu Todesfällen, wenn nach längerer Abstinenz nach einem Entzug die gleiche Dosis gespritzt wird, die vor dem Entzug konsumiert wurde (so genannter „Goldener Schuss“). Höchste Lebensgefahr besteht darüber hinaus bei ungestrecktem, sogenanntem „Thai-H“, das teilweise eine Konzentration von bis zu 80% enthält und gleichzeit extrem fett- und wasserlöslich ist. Diese Substanz ist in Pulverform aufgrund ihres Reinheitsgrades nicht mehr grau-bräunlich sondern schneeweiß. Auf dem illegalen Markt gehandelt kann es durch Verwechslung zu unfreiwilligen letalen Überdosierungen selbst bei Schwerstabhängigen führen.

Auch sehr gefährlich ist der Konsum zusammen mit anderen Drogen, wie Benzodiazepinen (Valium, Rohypnol), Barbituraten und Alkohol. Alkohol kehrt die Wirkung vieler beruhigender Medikamente oft ins Gegenteil um (=paradoxe Wirkung). Wird nach kombiniertem Konsum dieser Substanzen Heroin konsumiert, so hat das oft tödliche Folgen. Viele vermeintliche Herointote sterben wegen der Wechselwirkungen mehrerer Substanzen.

Die in den meisten Staaten illegale Substanz wird häufig von den Händlern mit anderen Substanzen vermischt, um den Gewinn zu steigern. Nach Untersuchungen des BKAs fanden sich im Jahre 2003 in 3858 Proben Koffein (99,4%), Paracetamol (94%) und Griseofulvin (4,6%). Von den Zusätzen waren Lactose (3,6%), Mannit (2,3%) und Saccharose (1,3%) am häufigsten enthalten. Zudem treten schlichte Verunreinigungen, z.B. durch Straßendreck auf, die bei einer Injektion besonders gesundheitsschädlich sind. In Einzelfällen tauchen auch mit z.T. tödlichen Giftstoffen (z. B. Strychnin, feingemahlenes Glas) vermischtes Heroin auf.

Modellversuch zur heroingestützten Behandlung

Der Bund hat in Kooperation mit mehreren Bundesländern und den Städten Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Bonn, Hannover, München und Karlsruhe ein Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung ins Leben gerufen. Im März 2002 lief das Projekt in Bonn an, die anderen Städte folgten nach und nach. Die Klienten werden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine bekommt ein Jahr lang Methadon zur Oraleinnahme und kann, als Anreiz, nach dem Jahr zur Heroingruppe wechseln. Die andere Gruppe bekommt zwei Jahre lang pharmakologisch reines Heroin (Diacethylmorphin) zur Injektion, welches sie unter medizinischer Aufsicht und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen bis zu dreimal täglich in einer extra dafür eröffneten Heroinambulanz konsumieren. Diese beiden Gruppen sind wiederum in jeweils zwei aufgeteilt worden. die einen werden von so genannten Case-Managern und die anderen von Drogenberatern (Psychoedukation) betreut. Insgesamt nehmen 1.120 Klienten an dem Projekt teil. Die Trennung in Experimentalgruppe (Heroin) und Kontrollgruppe (Methadon) ist bei einer klinischen Arzneimittelprüfung, die für die mögliche Zulassung von Heroin als Medikament Voraussetzung ist, erforderlich. Die Wirkung der medikamentösen Therapie bei der Experimentalgruppe wird mit der Wirkung eines als Standardtherapie eingesetzten Medikaments bei der Kontrollgruppe verglichen um festzustellen, ob das neue Medikament den vorhandenen überlegen ist.

Das Projekt war ursprünglich auf zwei bzw. drei Jahre angelegt (zwei Jahre Studie und ein Jahr Auswertung der Studie), wurde aber im August 2004 bis 2006 verlängert, da man die Patienten nicht wieder auf die Straße setzen wollte, aber erst 2006 über die Zulassung von Heroin als Medikament entschieden werden kann. In manchen Ländern, wie z.B. Großbritannien ist Heroin verschreibungsfähig und wird von Ärzten meistens an Heroinsüchtige verschrieben. In der Schweiz wurde die Heroinabgabe per Volksabstimmung angenommen und ist heute zu einem wichtigem Instrument der Schadensminderung (harm reduction) geworden.In den Niederlanden liefen schon ähnliche Versuche einer heroingestützten Behandlung, die sehr positive Ergebnisse erzielten.

Literatur

  • Michael de Ridder: Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge. Frankfurt/Main, New York: Campus, 2000. ISBN 3-593-36464-6
  • Herbert Elias: Der Heroinrausch. Fünfunddreißig Interviews zur Pharmakopsychologie von Diacetylmorphin. 2001. ISBN 3-86135-221-4
  • Lutz Klein: Heroinsucht, Ursachenforschung und Therapie. Biographische Interviews mit Heroinabhängigen. Campus Forschung Bd.755. 1997. ISBN 3-593-35828-X
  • Andre Seidenberg, Ueli Honegger: Methadon, Heroin und andere Opioide. Medizinisches Manual für die ambulante opioidgestützte Behandlung. 1998. ISBN 3-456-82908-6
  • Hans-Georg Behr: Weltmacht Droge. Das Geschäft mit der Sucht. Pabel/Moewig, Rastatt 1985. ISBN 3-430-11293-1
  • Christiane F. : Wir Kinder vom Bahnhof Zoo Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann u. Horst Rieck., 1. Aufl., Hamburg, Gruner und Jahr, 1978, ISBN 3-570-02391-5

Quellen

[1] Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien

Siehe auch

  • Ibogain (Substanz, die als Entzughilfe genutzt wird)
  • 18-MC (vom Ibogain abgeleitete Forschungssubstanz mit Craving- und Entzugs-lindernder Wirkung)
  • UROD (Entzugsmethode)
Wiktionary: Heroin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen