Grigori Jefimowitsch Rasputin
Grigori Jefimowitsch Rasputin (russisch Григо́рий Ефи́мович Распу́тин, wiss. Transliteration Grigorij Efimovič Rasputin; * 10. Januar 1869 in Pokrowskoje, Landkreis Tjumen; † 17. Dezember (alter russischer Kalender)/ 30. Dezember (neuer Kalender) 1916) war ein russischer Wanderprediger, dem Erfolge als Geistheiler nachgesagt werden.
Kurze Zusammenfassung des Artikels
Rasputin vor seiner St. Petersburger Zeit
Grigorij Jefimowitsch Rasputin wurde am 10. Januar 1869 alter russischer Zeitrechnung in dem sibirischen Dorf Prokowskoje bei Tobolsk am Rande des Urals geboren.

Seine Eltern, Jefim Jakowitsch und Anna Wasiljewna, waren Bauern und besaßen eigenes Land, mehrere Kühe und Pferde. Die Familie gehörte zu den eingesessenen Bauern des Dorfes mit einigem Vermögen und respektablem Ansehen.
Vom Jahr 1886 bis zum Jahr 1901 war Rasputin nur sporadisch zu Hause. 15 Jahre lang war er meist auf Pilgerreise. Bei seiner weitesten Pilgerreise wanderte er bis zum Berg Athos in Griechenland.
Ab 1901 betrachtete er seine religiöse Lehrzeit als beendet und kam in sein Heimatdorf zurück. Er plante, im familiären Bauernhof einen öffentlichen Gebetsraum einzurichten. Dies brachte ihm den dokumentierten Vorwurf der Sektenzugehörigkeit beim Bischof von Tobolsk ein. Auf dessen Anweisung hin durfte Rasputin seinen Gebetsraum nicht eröffnen.
Rasputin in St. Petersburg
Im Jahr 1905 fand in St. Petersburg eine große religiöse Veranstaltung statt, zu der auch Rasputin aus seiner Heimat in Sibirien wanderte, um von dem berühmtesten russischen Geistlichen, Johann von Kronstadt, zu lernen. Recht schnell war Rasputin, der unbekannte sibirische Pilger, in den höchsten Kirchenkreisen, besonders bei Johann von Kronstadt, dem Beichtvater des Zaren, hoch geachtet, was ihm den Zugang zu verschiedenen Kreisen der höheren Gesellschaft eröffnete.
Es gibt verschiedene Geschichten über den schnellen Aufstieg Rasputins von einem sibirischen Pilger in St. Petersburg zu einem Mitglied der obersten geistlichen Schicht Russlands. Dieser gesellschaftliche Aufstieg gelang Rasputin trotz der Tatsache, dass er kaum lesen und schreiben [1] konnte und keine anerkannte religiöse Ausbildung hatte.
Im Jahr 1907 erkrankte der Sohn des Zaren, Alexei, schwer. Alexei war Bluter und die Ärzte konnten die innere Blutung nicht unterbinden. Als der Zarin erklärt wurde, dass die medizinische Kunst am Ende sei und dass der Tod des Zarewitschs bald zu erwarten wäre, wurde Rasputin geholt, der bereits als Geistheiler in Petersburg bekannt war. Rasputin soll es gelungen sein, die Blutung innerhalb weniger Minuten zu beenden, und auch der sehr schmerzhafte Bluterguss der inneren Blutung soll schnell verschwunden sein.
Dies war die erste von mehreren angeblichen Gebetsheilungen Rasputins am Zarewitsch, welche ihn für den Zarewitsch unentbehrlich machten. Die letzte Gebetsheilung am Zarewitsch soll Rasputin in seinem Todesjahr 1916 vollbracht haben.
Rasputin wurde vieler Vergehen beschuldigt: Sektenzugehörigkeit, Alkoholmissbrauch, sexuelle Ausschweifungen (bis hin zu wilden Orgien während des Gottesdienstes der Sekte der Chlysten), während des ersten Weltkriegs dann auch politischer Einflussnahme und Geheimnisverrat an die Kriegsgegner.
Der Alkoholmissbrauch Rasputins begann nach dem ersten Attentat im Jahr 1910. Die weiteren Anschuldigungen waren weitgehend haltlos; sie wurden aber im russischen Parlament und in der Presse wie offensichtliche Tatsachen behandelt und der Zar wurde öffentlich aufgefordert, endlich zu handeln und Rasputin nach Sibirien zurückzuschicken.
Ab dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Rasputin, der den Krieg rigoros ablehnte, als Unglück Russlands und Spion für die Deutschen bezeichnet. Im November 1916 gab es in der Duma wegen des angeblichen Verräters und politischen Drahtziehers Rasputin tumultartige Szenen und auch der Zar wurde massiv angegriffen. Es wurden Zettel verteilt mit angeblichen Befehlen Rasputins an den Zaren. Ein Redner, der Fürst Lwow, forderte die Duma sogar auf, die Geschicke des Landes selbst in die Hand zu nehmen, da der Zar offensichtlich unfähig sei.
Daraufhin löste die Zarin die Dumasitzung per Regierungserlass auf. Das Parlament setzte dann die Sitzungen in Moskau fort, während im Hintergrund bereits die Planungen für den dann erfolgreichen Mordversuch an Rasputin begannen.
Bei Attentaten 1912 und 1914 wurde Rasputin schwer verletzt. Nach vielen weiteren gescheiterten Anschlägen wurde Rasputin dann am 17. Dezember 1916 ermordet. Der Haupttäter war Felix Jussupow, der Ehemann einer Nichte des Zaren, in dessen Palast der Mord auch stattfand. Die Mörder Rasputins wurden recht schnell gefunden; sie gingen jedoch weitgehend straffrei aus. Die Haupttäter wurden auf ihre Landgüter verbannt.
Rasputins Geistheilungen
Der Grund für die Berühmtheit des Bauern Rasputin aus dem sibirischen Ort Prokowskroje lag in seiner angeblichen Fähigkeit, den Zarewitsch, der ein Bluter war, immer wieder durch Gebet zu heilen, und zwar auch dann, wenn die Ärzte machtlos gegen eine Blutung waren.
Rasputin wurde bald nach seiner Ankunft in St. Petersburg berühmt als Geistheiler. Die erste Geistheilung des Zarewitschs durch Gebet soll Rasputin im Jahr 1907 vollbracht haben, nachdem die Ärzte, nach vergeblichem Bemühen die innere Blutung zu stoppen, den nahen Tod des Zarewitschs angekündigt hatten. Rasputin soll die Blutung innerhalb weniger Minuten gestoppt haben, und auch der äußerst schmerzhafte große Bluterguss verschwand sehr schnell.
Diese Heilungen sollen angeblich auch über Distanz hinweg erfolgt sein. So zum Beispiel im Jahr 1912, als der Zarewitsch nach einer sich über 8 Tage hinziehenden inneren Blutung bereits die Sterbesakramente erhalten hatte, und Rasputin den Zarewitsch von seiner Heimat in Sibirien aus innerhalb kurzer Zeit heilte. Der Zar hatte Rasputin zu dieser Zeit, wegen der steten Gerüchte über Rasputin und die Zarenfamilie, befohlen, St. Petersburg fern zu bleiben.
Diese Rasputin zugeordnete Fähigkeit der Geistheilung machte ihn für die Zarenfamilie unabkömmlich.
Rasputin und seine Gegner
Beschuldigungen der Gegner Rasputins
Rasputin wurde nicht nur von seinen Gegnern in der Politik, sondern auch von weiten Teilen der Presse des schwersten persönlichen Fehlverhaltens bezichtigt. Zeitweise wurden ganze Serien von Artikel über ihn in den Zeitungen geschrieben. Dieses Niederprasseln von Vorwürfen erfolgte nicht erst mit der Abwesenheit des Zaren von Petersburg während des Weltkrieges, sondern begann sehr schnell nach der ersten Geistheilung am Zarewitsch 1907. Es gab nur wenige Schandtaten, welche man Rasputin nicht zugetraut hätte.
Aber es gab zwischen der Zarenfamilie und der Öffentlichkeit auch ein gravierendes Problem. Die Bluterkrankheit des Zarewitschs war Staatsgeheimnis, und damit war es der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln, was dieser "ungebildete" Bauer Rasputin, dazu mit miserabelstem Leumund in der Petersburger Gesellschaft, im Palast des Zaren eigentlich zu suchen hatte. Rasputin betrat ihn deshalb auch nur selten, meist traf er sich mit der Zarin im Haus der Hofdame Anna Wyrubowa. Aber durch die ständige Beobachtung der Zarin und Rasputins waren auch diese Treffen im Haus der Anna Wyrubowa in der Öffentlichkeit bekannt und dann brodelte die Gerüchteküche über der Frage, was denn die Zarin bei einer Hofdame mit Rasputin zu besprechen habe. Die konservativen Zeitungen entrüsteten sich und die linken Zeitungen machten sich über die Zarin lustig.
Vor diesem Hintergrund der Geheimhaltung der Krankheit des Zarewitschs erschien auch das Verhalten der Zarin, welche Rasputin als Heiligen betrachtete, welcher ihr von Gott geschickt wurde, als recht bedenklich und einer Zarin unwürdig.
Aufgrund dieser permanenten Vorwürfe musste Rasputin St. Petersburg auf Anweisung des Zaren mehrmals verlassen und in sein Heimatdorf Prokowskoje zurückkehren. Wenn dann Rasputin aber wieder einmal seine "Unabkömmlichkeit" gezeigt hatte, sei es durch seine Heilkräfte oder nur durch einen Placeboeffekt, und wieder in St. Petersburg auftauchte, dann war die öffentliche Kritik massiv, ohne dass die Zarenfamilie dazu hätte Stellung beziehen können. So geschah auch das erste Attentat im Jahr 1910 kurz nach einer Rückkehr Rasputins aus seinem Heimatdorf.
Die Hauptvorwürfe lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Sektenzugehörigkeit
Im Russland der Zeit Rasputins wurde Sektenzugehörigkeit als schwere Verfehlung beurteilt, und immer wieder wurde Rasputin vorgeworfen, der Sekte der Chlysten anzugehören.
Dieser Vorwurf wurde bereits in seiner Heimat in Prokowskoje gegen ihn erhoben, und ganz offiziell beim zuständigen Bischof in Tjumen vorgebracht. Rasputins spätere Gegner in Petersburg stützten sich bereitwillig immer wieder auf diese Anschuldigungen.
Die Unterstellung der Zugehörigkeit zur Sekte der Chlysten war auch in der Hinsicht ein schwerer Vorwurf, als die Chlysten angeblich ihre Gottesdienste mit Sexorgien beschlossen. In Wirklichkeit war Rasputin nie in einer Sekte, allerdings hielt er auch nie viel vom vorgegebenen und stets wiederholten Ritus der orthodoxen Kirche. Seine Ansichten dazu beschrieb er folgendermaßen:
„Ich hatte in meiner Seele das Bedürfnis, etwas zu finden, das dem Menschen das wahre Heil bringen könnte. Ich suchte nach Beispielen bei unseren Popen, aber das alles genügte mir nicht. Nur Singen und lautes Beten wie einer, der regelmäßig Holz hackt – das konnte doch nicht alles sein.“
Alkoholexzesse
Bis zur Zeit des ersten Attentats trank Rasputin keinen Alkohol. Nach dem Anschlag von 1910 wurde der Alkohol für Rasputin immer mehr zu einem Problem, bis er sich in seinen beiden letzten Lebensjahren manchmal bis zur Besinnungslosigkeit betrank.
Im letzten Lebensjahr Rasputins wurden Rasputins Alkoholexzesse öfters von seinen Gegnern provoziert, um wieder einen Skandal mit Rasputin zu inszenieren. Es wird auch behauptet, dass bei vielen der Skandale Rasputin gar nicht anwesend war, sondern ein Doppelgänger, welcher als Provokateur von Rasputins Feinden bezahlt wurde. Es gibt ein Bild über diesen vermeintlichen „Rasputin“, bei welchem Rasputins Tochter Maria betonte, dies sei doch nicht ihr Vater gewesen.
Nach Aussagen seiner Tochter Maria wurde Alkohol für Rasputin zu einem Ventil vor dem Druck permanenter öffentlicher Anschuldigungen, insbesondere vor stets drohenden Attentaten. Seit dem ersten Attentat im Jahr 1910 war ein erneuter Anschlag gegen Rasputin stets nur eine Frage der Zeit.
Sexuelle Orgien
Die stets wiederkehrenden Beschuldigungen angeblich sexueller Ausschweifungen Rasputins sollen sich in der Realität anders dargestellt haben. Er wurde beschuldigt, im Kreise der Chlystischen Sekte wüste Sexorgien in derem speziellen Gottesdienst betrieben zu haben. Auch wurde immer wieder darüber „berichtet“, wie Rasputin in seinem Haus Frauen durch seine Suggestionskräfte gefügig mache, um sie anschließend reihenweise zu missbrauchen.
W. M. Rudniew, Leiter einer 1918 eingesetzten Untersuchungskommission der russischen Regierung, die alle Verdächtigungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfte und umfangreiches Material des russischen Staatssicherheitsdiensts zur Verfügung hatte, kam zu dem Ergebnis, dass Rasputin keinesfalls intime Beziehungen zu „Damen der Gesellschaft“ gehabt habe, bestenfalls zu Prostituierten und „einfachen Frauen“.
Es ist belegt, dass Rasputin spätestens ab der Zeit seines beginnenden Alkoholproblems nach den ersten Attentaten ab 1912 Prostituierte aufsuchte. Über intime Beziehungen Rasputins mit "einfachen Frauen" ist wenig konkretes bekannt, zumal Rasputins Tochter Maria feststellte, dass Rasputin in seiner eigenen Wohnung keine Beziehung zu einer Frau hatte.
Maria Rasputina schrieb, das Schlafzimmer ihres Vaters habe im Petersburger Haus neben dem Speiseraum gelegen, der gleichzeitig Aufenthaltsraum für Besucher war. Dort schlief er auf einer schmalen Pritsche. Maria Rasputina schrieb über die Petersburger Wohnung:
".. und doch soll der kleine Raum mit der Holzpritsche, nach Vaters Verleumdern zu urteilen, die furchtbare Lasterhöhle gewesen sein, wo er die armen kleinen Mädchen vergewaltigte, die Hilfe suchend zu ihm kamen ... So sei denn ein für allemal festgestellt, dass die ... Bacchanalien in unserem Haus niemals stattgefunden haben. Vater war ... ein kräftiger Mensch in seinen besten Jahren. Ständig von Anbeterinnen umschwärmt, wäre er kein Mann gewesen, wenn er nicht gelegentlich den Reizen dieser oder jener erlegen wäre. Aber nie und nimmer ist, dies kann ich mit Bestimmtheit versichern, etwas Derartiges bei uns zu Hause geschehen.“
In Prokowskoje, wenn er zu Hause war, schlief er getrennt von seiner Frau. Maria Rasputina schrieb: „Seit ihrer Operation verabscheute sie intime Beziehungen, und Vater, der ihr zufolge nie starke erotische Bedürfnisse an den Tag gelegt hatte, verlangte nichts ....".
Politische Einflussnahme
Der Vorwurf der politischen Einflussnahme wurde in den Jahren 1915 und 1916, also während des Krieges, erhoben. Zu dieser Zeit war der Zar die meiste Zeit an der Front und deshalb nicht in Petersburg anwesend.
Rasputin hatte in seinem Leben nie ein politisches Amt inne. Es war aber eine Tatsache, dass die Zarin Vorschläge von Rasputin meist dem Zaren weiterleitete, und es wurde behauptet, dass der Zar diese Vorschläge übernehmen würde. Dies war aber, wie die Zarenschwester Olga (siehe Detailartikel) berichtet, offenbar nicht der Fall. Der Zar wollte keine politischen Ratschläge von Rasputin, seine Vorschläge waren ihm lästig, und Rasputin akzeptierte die Autorität des Zaren, anders als die meisten seiner Kritiker, stets bedingungslos. Für Rasputin war der Zar der verantwortliche „Vater“ Russlands. Einen gewissen Einfluss hatte Rasputin aber bei Bischofsernennungen.
Es scheint, dass Rasputin selbst in seinem letzten Lebensjahr seinen Einfluss überschätzte. Zum Beispiel glaubte er, dass er den Krieg hätte verhindern können, wenn er nicht durch das Attentat von 1914 so schwer verletzt worden wäre - dabei hatte er aber auf die über Jahre laufenden Kriegsvorbereitung nicht den Schimmer irgendeines Einflusses.
Nach dem Mordanschlag im Juni 1914, schrieb Rasputin vom Krankenbett aus mehrere Telegramme an den Zaren, um ihn davon abzuhalten, in einen drohenden Krieg einzutreten. Sein entschiedenes Eintreten für den Frieden war zwar erfolglos, die Telgramme Rasputins sind aber erhalten geblieben und zeichnen durch ihren Schreibstil ein interessantes Bild von Rasputin.
Die Behauptung, Rasputin hätte wegen seiner Fähigkeiten zur Heilung des Zarewitschs beim Zar politischen Einfluss oder sonstiges eingefordert, ist nach Aussagen der Schwester des Zaren, Olga, falsch. Nach ihren Aussagen hat Rasputin beim Zaren nie etwas für sich erbeten und seine Hilfe beim Zarewitsch hat er nie an irgendwelche Bedingungen geknüpft. Die Unterstützung Rasputins durch den Zaren erstreckte sich im Wesentlichen auf die Mietzahlung für seine 5-Zimmer Wohnung.
Geheimnisverrat an den Kriegsgegner
Um den Geheimnisverrat Rasputins an den Deutschen Kriegsgegner rankten sich die wildesten Gerüchte.
Zusammen mit der Tatsache, dass die Zarin eine Deutsche war, wurde zum Beispiel behauptet, dass es eine Standleitung von Rasputin zum deutschen Kriegsgegner gäbe, durch welche die Deutschen täglich über die russischen Kriegsgeheimnisse informiert würden.
In Wirklichkeit hatte Rasputin kein politisches Amt, und auch die Zarin wurde nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel nach dem Mord an Rasputin) aktiv. Die politische Leitung lag ausschließlich beim Zaren und der Regierung. Es war allgemein klar, dass Rasputin in seinen beiden letzten Lebensjahren mittels Alkohol zum Ausplaudern von „Informationen“ aller Arten zu bringen war. Aber politische Geheimnisse kannte Rasputin nicht.
Es ist aber interessant zu sehen, wie der deutsche Geheimdienst Rasputin und die politische Umgebung Rasputins wie auch die des Zaren einstufte.
Weitere Vorwürfe
Des Weiteren wurde Rasputin vorgeworfen, ein Judenfreund zu sein. Es ist richtig, dass Rasputin die Hetze weiter Teile der russischen Führungsschicht gegen die Juden ablehnte. Er meinte, dass Juden und Christen den gleichen Gott hätten, und hatte kein Problem damit, dass sein Sekretär Aron Sinimowitsch ein Jude war.
Ein weiterer Vorwurf war Rasputins Ablehnung von Kriegen, also auch des 1914 begonnenen Weltkrieges, den er als schlimmes Verbrechen ansah, das zum Verderben Russlands führen würde. Rasputin schrieb von seinem Krankenlager aus Telegramme an den Zaren, welche erhalten sind, und in denen er in drastischter From vor dem Krieg warnte. Irgendeinen Einfluss auf diesen Krieg hatte Rasputin aber nicht.
Rasputin, der Außenseiter und Sündenbock
Rasputin wurde seit 1907 bis zu seinem Tod zum Furcht einflößenden personifizierten Bösen und in seinen beiden letzten Lebensjahren zum mächtigsten Mann Russlands hochstilisiert.

Rasputin war den etablierten politischen Kreisen im Weg. So sah er seinen Platz nicht in der etablierten Kirche und wurde deshalb von deren Vertretern abgelehnt. Die verschiedenen Zirkel der Aristokratie beobachteten den Emporkömmling Rasputin mit Ablehnung und Argwohn, meist auch mit Verachtung. Rasputin blieb für sie ein ungebildeter Bauer, welcher wieder nach Sibirien gehörte, der aber im Wirkungsbereich des Petersburger Adels nichts zu suchen hatte. Auch innerhalb des Romanowclans machte man sich Sorgen um den eigenen Einfluss. Linksgerichtete Kreise wiederum griffen Angriffe auf Rasputin gerne auf, um sich über die Zarenfamilie lustig zu machen.
Rasputin war und blieb ein unangepasster Bauer in sibirischer Bauerntracht, fast ohne Schulbildung und in vielem auch mit den sehr direkten Umgangsformen eines sibirischen Bauern. Darüber hinaus hatte er eine Beziehung zum Zarenhof. Er hatte Charisma und Selbstbewusstsein und dachte nicht daran, sich irgendjemandem außer der Zarenfamilie unterzuordnen. Damit wurde er immer mehr zum Sündenbock für alle etablierten Kräfte, die er störte, und die sich von ihm provoziert fühlten.

Es war aber auch eine absurde Situation. Wie schon erwähnt, wurde die Bluterkrankheit des Zarensohnes geheimgehalten, und so konnte die Petersburger Gesellschaft wirklich nicht verstehen, warum denn die stockkonservative Zarenfamilie im Falle Rasputins alle gesellschaftlichen Vorgaben ignorierte und die Nähe dieses Bauern suchte, der darüber hinaus auch noch ein komischer Kautz war. Noch unverständlicher wurde die Situation, als Rasputin ab 1912 ein Alkoholproblem bekam und sich in seinen letzten Lebensjahren öffentlich bis zur Besinnungslosigkeit betrank - was dann auch wieder in der Presse ausgeschlachtet wurde. Die Situation lud für Gerüchte aller Arten geradezu ein. Wenn dann Rasputin wieder einen seiner öffentlichen Ausfälle hatte und doch wieder nicht vom Hof entfernt wurde, so vermutete man wieder einen für normale Menschen nicht verständlichen obskuren und diabolischen Einfluss Rasputins auf die Zarenfamilie. Es wurde weithin angenommen, Rasputin hätte die Zarenfamilie willenlos gemacht und er hätte sie schlichtweg in der Hand. Da das Verhältnis der Zarin zu Rasputin, welchen die Zarin als den Beschützer ihres Sohnes als Heiligen verehrte, aufgrund der Geheimhaltung der Bluterkrankheit des Zarensohnes nicht vernünftig erklärt werden konnte, wurde auch über ein sexuelles Verhältnis Rasputins mit der Zarin gemunkelt, welches die Zarin Rasputin hörig mache, und welches Rasputin zu politischem Einfluss missbrauche. Auf diese Weise wurde Rasputin als der eigentliche Herrscher Russlands dargestellt.
Wenn die militärische Lage schlecht war, so waren nicht die Generäle schuld, sondern es wurde über "Geheimnisverrat von Rasputin" gesprochen. Wurde ein Minister wegen Unfähigkeit entlassen, so war es für ihn besser, sich als Kämpfer gegen die Umtriebe Rasputins darzustellen, als zu seinen Fehlern zu stehen. Rasputin war immer schuldig. Und so glaubten tatsächlich viele Verantwortliche, die Lage in Russland würde sich nach einer Ermordung Rasputins verbessern.
Die Realität sah anders aus. Nach Aussage der Schwester des Zaren, der Großherzogin Olga Alexandrowna Romanowa, identifizierten sich die russischen Bauern mit Rasputin. Er war am Zarenhof einer der ihren. Den Mord an Rasputin sahen die Bauern folgendermaßen: „Kaum kommt einer von uns in die Nähe des Zaren, gleich wird er von den Adligen ermordet.“ Der Zar und seine Umgebung verloren durch den Mord viel an Ansehen, verbessert hat sich durch den Mord an Rasputin für Russland aber nichts. Kein Problem wurde kleiner.
Die Attentate
Ab dem ersten Attentat auf Rasputin im Jahr 1910 wurden mehrfach Anschläge auf Rasputin geplant. In den Jahren 1912 und 1914 wurde Rasputin bei Attentaten schwer verletzt. Versuchte Attentate im Jahr 1913 kosteten dem darin verwickelten russischen Innenminister Alexei Chwostow das Amt. Das Attentat im Frühjahr 1916 überstand Rasputin noch, das Attentat im Dezember 1916 war dann erfolgreich.
Die Anschläge wurden nicht von normalen Kriminellen, Terroristen oder Umstürzlern inszeniert, sondern sie wurden von einflussreichen Persönlichkeiten, hohen Amtsträgern oder von Mitgliedern der Romanowfamilie organisiert, die für sich in Anspruch nahmen, durch diese Attentate Russland und dem Zaren zu dienen. Der Zar schützte also Rasputin durch den Sicherheitsdienst vor denen, die durch die Ermordung Rasputins dem Zaren "helfen" wollten. Der Hauptattentäter des Mordes im Jahr 1916 war Felix Jussupow, der Ehemann einer Nichte des Zaren.
Der Mord
Über den Mord an Rasputin ist in fast allen Büchern eine merkwürdige Geschichte nachzulesen. Sie basiert auf der Beschreibung der Tat durch den Attentäter Jussupow. Eine polizeiliche Untersuchung der Tat hat es nie gegeben, sie wurde vom Zaren untersagt. Die Beschreibung Jussupows ist allerdings weitgehend falsch, sie steht nicht im Einklang mit den Obduktionsergebnissen an Rasputin. Offensichtlich wollten die Mörder Rasputins ihre Tat als eine große vaterländische Tat erscheinen lassen.
Die Ermordung Rasputins mit ihrer Vorgeschichte wirft ein Licht auf die Situation in der höheren Petersburger Gesellschaft und der Familie der Romanows, unmittelbar vor dem Untergang des Zarenreichs.
Es war der Polizei bekannt, dass ein Attentatsversuch unmittelbar bevorstand. Von verschiedenen Seiten kamen Hinweise, und auch Rasputin selbst wurde am Tag des Attentats noch telefonisch gewarnt. Wie sich später zeigte, gab es neben den Attentätern auch noch eine ganze Gruppe von Mitwissern in der höheren Gesellschaft Petersburgs, darunter etliche Mitglieder des Romanowclans. Auch der britische Geheimdienst wusste genau Bescheid.
Es wurde Rasputin dringend empfohlen, sein Haus nicht mehr zu verlassen, und der Personenschutz für Rasputin wurde weiter verstärkt. Rasputin traute sich kaum noch aus dem Haus, nahm dann aber eine Einladung von Felix Jussupow an und wurde in dessen Palast ermordet. Felix Jussupow war der Ehemann einer Nichte des Zaren und einer der wenigen Menschen der höheren Gesellschaft Petersburgs, denen Rasputin noch vertraute.
Rasputins Ausstrahlung
Es gibt viele Beschreibungen von dem besonderen Charisma Rasputins. Ob bei Anhängern oder bei Gegnern, immer wieder wird von seiner besonderen Ausstrahlungskraft und seinen Suggestionskräften berichtet. Dies ist auch heute noch auf alten Photos nachvollziehbar. Dieses Charisma Rasputins war auch in der Hinsicht wichtig, dass es viel zu der Verteufelung Rasputins als des leibhaftigen Bösen beitrug. Es folgen Berichte einiger Zeitgenossen.
Der Sicherheitschef des Zarenpalasts schrieb als Stellungnahme zu Rasputin: "Rasputin ist ein begabter Bauer, unehrlich, intelligent und mit Suggestionskräften ausgestattet, die er auszuschöpfen versteht..."
Die Schauspielerin Vera Jurenewa erzählt: „(..) Dann gingen wir zu Rasputin. Das war ein phantastischer Mensch. Er wohnte gleich neben dem Restaurant „Wien“, in der Gorochowaja-Straße (...) Seine Augen saugten sich an mir fest, ich erinnere mich noch physisch an dieses Gefühl (...) Immer mehr Frauen kamen.
Munja lief mit dem Eifer einer Dienerin zur Tür, um zu öffnen. Dann sagte er zu ihr: „Schreib“. Und begann zu reden – über Sanftmut und die Seele. Ich versuchte es mir zu merken, schrieb es zu Hause sogar auf, aber es war nicht mehr das Richtige (...) Als er sprach, bekamen alle glühende Augen (...) Ich war wie berauscht.“
Keine besondere Ausstrahlung sah Zarenschwester Olga. Sie schrieb: "Ich glaube nicht, dass in seinem Wesen irgendetwas Unwiderstehliches war. Wenn überhaupt irgendetwas, dann fand ich ihn ziemlich primitiv. Seine Stimme war sehr rau und grob, und es war fast unmöglich, eine Unterhaltung mit ihm zu führen."
Rasputins Hellsichtigkeit
Über Rasputin wird eine besondere Form der Hellsichtigkeit berichtet. So sah er die Ermordung eines seiner stärksten Kritiker, des Premierministers Pjotr Stolypin, eine Woche vor dem Attentat auf Stolypin voraus. Rasputin erklärte bei Feierlichkeiten in Kiew, er habe Stolypin gesehen und sei erschaudert. Er habe über ihm den Tod gesehen. Nach dem Attentat setzte wieder eine Kampagne gegen Rasputin ein, aus seiner Vorhersage wurde geschlossen, dass Rasputin über das Attentat Bescheid gewusst haben musste.
Der Bereich „Hellsichtigkeit Rasputins“ ist weniger konkret als seine angebliche Fähigkeit zur Geistheilung durch Gebet. Die angebliche Hellsichtigkeit Rasputins war aber bereits zu seinen Lebzeiten ein umstrittenes Thema.
Rasputins Abschiedsbriefe
Rasputin schrieb etliche Wochen vor seiner Ermordung zwei Abschiedsbriefe. Er schrieb einen Brief an die Zarin und seine Familie und einen Brief an den Zaren.
Im Brief an den Zaren schrieb Rasputin, er selbst werde noch vor Weihnachten ermordet, seine letzte Stunde werde sehr bitter sein und, falls Adlige das Attentat verüben sollten, dann würde die ganze Sippe der Romanows innerhalb von 24 Monaten ausgerottet sein und es würde bald keine Adligen mehr in Russland geben.
Rasputin erahnte offenbar die folgenden Ereignisse, bis hin zu den Ereignissen nach der bolschewistischen Revolution. Andere Äußerungen von ihm wiederum klingen wirr und unverständlich.
Schlussbemerkung zu Grigori Rasputin
Als Schlussbemerkung soll noch einmal Rasputins Tochter Maria zitiert werden, die das Leben und Sterben ihres Vaters in St. Petersburg folgendermaßen beschrieb:
„Man hat Rasputin alle möglichen Beinamen zugelegt. Man schalt ihn einen <Pferdedieb>, den <Sohn eines Zuchthäuslers>, einen <Trunkenbold>, <dreckigen Muschik>, <Verräter>, <Spion>, <Mädchenschänder>, <Hypnotiseur>, einen <tollen Mönch> und einen <heiligen Teufel>. In Wirklichkeit war er nichts als ein Prügelknabe für andere, das wäre der einzige passende Spitzname gewesen.“ So schrieb die älteste Tochter Rasputins Maria in ihrem Buch „Mein Vater Rasputin“.
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Literatur
Über Rasputins Ermordung berichtet einer seiner Mörder:
- Felix Jussupoff: Rasputins Ende. Erinnerungen. Insel, Frankfurt 1990, ISBN 3-458-32982-X
Rasputins Leben, beziehungsweise die Legenden, die sie darum ranken, gaben vielen Autoren Stoff für Romane. Eine der bekanntesten ist sicherlich die von Günter Grass in seinem Roman Die Blechtrommel, in dem es über Rasputin heißt:
Rasputins Tod ging mir nach: man hat ihn mit vergifteter Torte, vergiftetem Wein vergiftet, dann, als er mehr von der Torte wollte, mit Pistolen erschossen, und als ihn das Blei in der Brust tanzlustig stimmte, gefesselt und in einem Eisloch der Newa versenkt.
Vor allem die Legende, dass Rasputin ein unglaublicher Liebhaber gewesen sei, veranlasste viele Autoren zu Spekulationen und Ausmalungen.
Verfilmungen
- Hellboy, USA 2004, (Regie) Guillermo del Toro
- Anastasia, USA 1997, (Regie) Don Bluth und Gary Goldman
- Rasputin, USA, 1996, (Regie) Uli Edel
- Rasputin - Orgien am Zarenhof Deutschland, 1983, (Regie) Ernst Hofbauer
- Agonia Rasputin, Gott und Satan, Agonie UdSSR, 1974-82, (Regie) Elem Klimow
- Ich tötete Rasputin, Frankreich/ Italien, 1966, (Regie) Robert Hossein
- Rasputin, der Dämon von Petersburg, Italien/ Frankreich, 1959, (Regie) Pierre Chenal
- Rasputin (1954), (Regie) Georges Combret
- Rasputin (1938), (Regie) Marcel L'Herbier
- Rasputin, der Dämon der Frauen D, (1932) (Regie) Adolf Trotz
Musik
Rasputin wurde 1978 von Boney M als "Lover of the Russian Queen" besungen. Samsas Traum (Alexander Kaschte) beschreibt ihn in dem Lied "Ein Foetus wie Du" (Tineoidea oder: Die Folgen einer Nacht, 2003) als den "leader of the russian queen".
Es gibt zwei Opern über Rasputin:
Einojuhani Rautavaara, Rasputin
Nikolaus Nabokov, 1903-1978, Der Tod des Grigorij Rasputin
Rasputin - das Musical von Michael Rapp und Ozzy Osbourne
Weblinks
- Vorlage:PND
- Berichte der Hofdame Anna Vyrubova
- Leo Trotzki - Die Geschichte der russischen Revolution
- Rasputin der Mediziner
- Homepage über Rasputin
- Das Ende Rasputins
Personendaten | |
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NAME | Rasputin, Grigori Jefimowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Grigorij Efimovič Rasputin (Transliteration), Григорий Ефимович Распутин (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Mönch und Wanderprophet |
GEBURTSDATUM | 1864, 1865, 1871 oder 1872 |
GEBURTSORT | Pokrowskoje, Landkreis Tjumen |
STERBEDATUM | 30. Dezember 1916 |
STERBEORT | Petrograd |