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Walt Disney

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Datei:Wernher von Braun(2).jpg
Walt Disney (l.) und Wernher von Braun
Datei:Statue Walt Disney and Micky Mouse Disneyland Paris may 2005.jpg
Statue in Eurodisney

Walter Elias Disney (kurz: Walt Disney) (* 5. Dezember 1901 in Chicago; † 15. Dezember 1966 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Filmproduzent. Er ist der Erfinder von Micky Maus und Co.

Leben

Walt Disney wurde am 5. Dezember 1901 in Chicago geboren, als Sohn eines Bauunternehmers kanadischer Herkunft. Seine Mutter stammte aus Ohio. Er wuchs mit seinen Eltern, seiner Schwester und drei Brüdern auf einer Farm in Missouri auf. Alle Kinder, auch das jüngste, mussten auf der Farm helfen, doch er interessierte sich schon immer für das Zeichnen und nahm mit 14 Jahren das erste Mal Kunstunterricht in Kansas City. Nachdem er im Ersten Weltkrieg Ambulanzfahrer bei der Armee in Frankreich gewesen war, begann er kurze Werbefilme zu zeichnen, zusammen mit Zeichenkünstler Ubbe „Ub“ Iwerks, der Walt später auch das Modell für die Micky Mouse zeichnete. Zusammen mit seinem Bruder Roy produzierte er eine Reihe von Kurzfilmen mit dem Titel Alice in Cartoonland. Schon dabei mischte er wie später bei Mary Poppins Trickfilm mit realen Schauspielern.

Nach Erfolgen mit den Alice-Filmen ging Disney 1923 nach Los Angeles. Zusammen mit Ub Iwerks als Art Director und seinem Bruder Roy, der sich um die finanziellen Aspekte der Produktionen kümmerte, begann er seine Ideen in Trickfilme umzusetzen. 1926 gab Disney die Zeichnerei auf und überließ Iwerks die Konzeption seiner Figuren. 1927 wurde Micky Maus (engl. Mickey Mouse) von Iwerks geschaffen, der Titel des ersten Micky-Filmes lautete Plane Crazy. Parallel dazu erschien Der Jazzsänger (The Jazz Singer), der erste kommerziell aufgeführte Tonfilm der Filmgeschichte, produziert von den Gebrüdern Warner. Dies ermutigte Walt Disney, dem Zeichentrickgenre neues Leben einzuhauchen und seine neuste Kreation mit einem Mal zur Weltsensation zu machen, indem er den gezeichneten Bildern Ton- und Musikeffekte hinzufügte. So feierte im November 1928 in New York Steamboat Willie, in dem auch Minnie Maus und Kater Karlo ihre erste Rolle spielten, Premiere. Parallel zur den Micky Maus-Filmen produzierte Disney die Silly Symphonies-Reihe, in der er bewusst neue Animationstechniken ausprobierte. So veröffentlichte er 1932 mit dem Trickfilm Blumen und Bäume (Flowers and Trees) den ersten Technicolor-Film mit natürlich wirkenden Farben. 1934 hatte Donald Duck in dem Silly Symphony-Film Die kluge kleine Henne seinen ersten Auftritt. In den folgenden Jahren entwickelte er sich schnell zu einem kratzbürstigen Gegenpart zu dem niedlichen und erfolgreichen Micky Maus und wurde letztendlich in seinen eigenen Filmen sogar populärer als Micky.

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Die beliebten Disney-Figuren (v.l.) Minnie Maus, Goofy, Micky Maus, Pluto, Donald Duck und Daisy Duck auf einem Dach in Disneyworld in Florida.

Die Filme Disneys wurden zuerst von der United Artists in die Kinos gebracht. Das Verleihunternehmen ließ den Filmemacher nach Differenzen aber zu RKO Pictures wechseln und konnte nicht mehr an den kommerziellen Erfolgen der folgenden Produktionen teilhaben.

Ein Großwerk gelang Disney 1937 mit der Zeichentrick-Verfilmung von Schneewittchen und die sieben Zwerge, der von der Filmakademie einen regulären Oscar sowie sieben Miniaturausgaben erhielt. Insgesamt waren 750 Künstler an der Erschaffung dieses Klassikers beteiligt. Im Anschluss an den großen Erfolg von Schneewittchen schuf Disney 1940 eine Zeichentrick-Version von Pinocchio.

Walt Disney stellt 1937 in einem Kino-Werbetrailer die sieben Zwerge vor.

Ein absolutes Novum war der ebenfalls 1940 erschienene Musikfilm Fantasia, der zu Werken Bachs, Beethovens, Tschaikowskis, Strawinskys unter anderem kleine Kurzgeschichten präsentiert. Dabei wurde nicht eine Geschichte vertont, sondern quasi umgekehrt, die Musik zeichnerisch in Bilder übersetzt. Neben den netten und niedlichen Geschichten (zum Beispiel ein urkomisches Ballett von Nilpferden und Krokodilen) erscheinen auch düstere oder sogar abstrakte Episoden. Sehr bekannt ist dabei diejenige, in der Micky den "Zauberlehrling" - vertont nach der bekannten Goethe-Ballade - spielt. Der Streifen unter der musikalischen Leitung von Leopold Stokowski war der erste Kinofilm, der mit einem Soundtrack in Stereo-Ton versehen war.

1941 folge Dumbo als vierter abendfüllender Zeichentrickfilm und 1942 schließlich Bambi nach Felix Salten, den Walt Disney selbst immer als seinen Lieblingsfilm bezeichnete. Diese ersten fünf Werke gelten bis heute als die größten Klassiker aus dem Hause Disney.

Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Disney zahlreiche Abenteuerfilme wie Die Schatzinsel nach Robert Louis Stevenson und 20.000 Meilen unter dem Meer nach Jules Verne. In den 1950er Jahren entstanden auch weitere abendfüllende Zeichentrickfilme, darunter Cinderella, Alice im Wunderland, Peter Pan und Dornröschen und der Prinz.

Als weltweit sehr erfolgreich erwiesen sich in dieser Zeit auch eine Reihe von Dokumentarfilmen. Bereits der erste davon, Seal Island (1948), gewann einen Oscar. Handelte es sich hierbei zunächst nur um Kurzfilme, wagte es Disney 1953 mit Die Wüste lebt (The Living Desert), auch einen abendfüllenden Dokumentarfilm in die Kinos zu bringen. Der Streifen war eine finanzielle und künstlerische Sensation, holte ebenfalls den Oscar und gab dem bis dahin unter kommerziellen Gesichtspunkten kaum beachteten Genre neuen Auftrieb. Weltweit kamen in den nächsten Jahren weitere Tier-Dokumentarfilme ins Kino. Die Disney-Studios selbst nannten ihre Dokumentarfilme über Tiere und Pflanzen „True Life Adventures“ („Abenteuer im Reiche der Natur“). Zu den bekanntesten gehören Wunder der Prärie (The Vanishing Prairie, 1954) und Geheimnisse der Steppe (The African Lion, 1955). Zusätzlich gab es auch noch „People and Places“, eine Dokumentarreihe über verschiedene Länder und deren Bewohner.

Um an mehr Geld für seine zahlreichen Pläne zu kommen, gehörte Walt Disney Anfang der 1950er Jahre zu den ersten Hollywood-Produzenten, die das aufkommende Fernsehen für sich zu nutzen wussten. Mit Fernsehshows wie Disneyland entwickelte sich Walt Disney als eine Art „Märchenonkel der Nation“ auch zu einem landesweit beliebten Fernsehmoderator. Sein Gesicht wurde nun erst recht bekannt, als er seine neusten Filme vorstellte, die Kunst der Animation erläuterte oder Filme und Serien anmoderierte. Seinen größten Serienhit landete Disney mit Davy Crockett, der Fess Parker zum Star machte und es auch ins Kino schaffte. Vorausschauend hatte Disney die meisten seiner Fernsehbeiträge in Farbe drehen lassen, auch wenn der damalige Stand der Technik nur eine Schwarzweiß-Ausstrahlung ermöglichte. Die Investitionen zahlten sich aber durch Kinoauswertungen und spätere Wiederholungen in Farbe aus.

Ungewöhnlich waren mehrere TV-Specials, die sich mit den Möglichkeiten der Raumfahrt beschäftigten. Dafür tat sich Disney mit dem Raumfahrtpionier Wernher von Braun zusammen, der die von Ward Kimball gestalteten Filme zusammen mit Disney und anderen auch moderierte. Mit dem deutschen Physiker und Populärwissenschaftler Heinz Haber schuf Disney das TV-Special Unser Freund das Atom, mit der ganz im Sinne der Regierung Eisenhower das Image der Kernenergie verbessert werden sollte.

Luftaufnahme von Disneyland in Anaheim aus dem Jahr 2004.

Am 17. Juli 1955 eröffnete Walt Disney seinen ersten Vergnügungspark (Disneyland) in Anaheim, wenige Kilometer südlich von Los Angeles. 1964 kaufte er das Gelände für den zweiten Park in Orlando, Florida, der noch besser als das erste Disneyland werden sollte. 1964 kam der erfolgreichste Disney-Spielfilm, das Musical Mary Poppins, heraus, das mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde. Der letzte Film, an dem Disney persönlich mitwirkte, war Das Dschungelbuch (The Jungle Book).

Am 15. Dezember 1966 starb Walt Disney unerwartet nach einer Operation an Lungenkrebs, und sein jüngerer Bruder Roy übernahm die Walt Disney Productions und die Weiterentwicklung des Parks, der 1971 zu Ehren seines "Erfinders" als „Walt Disney World“ eröffnet wurde. Es war nicht, wie oft angenommen, Walt Disney, der Onkel Dagobert und andere Mitglieder der Disney-Familie erfunden hat, sondern der „gute Zeichner“ Carl Barks. Aus seiner Zeichenfeder stammen auch viele weitere Einwohner Entenhausens.

Um Trickfilme realistischer wirken zu lassen, entwickelten Disneys Techniker den Multiplan-Kamera-Tisch, bei dem Zeichnungen von Hintergrund, Figur und Vordergrund auf getrennte, übereinanderliegende Ebenen gelegt und dann von oben fotografiert werden. Durch veränderte Abstände zwischen den Ebenen lassen sich so realistischere, räumlich wirkende Effekte realisieren.

Disney und das FBI

Walt Disney sah sich als Patriot und Antikommunist, ihm wurde eine enge Verbindung zum FBI vorgeworfen. Dabei soll er als Informant Berichte über kommunistisch aktive Mitarbeiter seines Konzerns an das FBI geliefert haben. Zu Zeiten McCarthys bedeutete dies für die in den Berichten genannten Personen, dass sie inhaftiert oder auf eine schwarze Liste gesetzt wurden. Inwieweit Disney bei seinen Berichten dabei unter Druck gesetzt wurde, ist umstritten. Sicher ist, dass er sich der Konsequenzen seiner Aussagen bewusst war.

Eine Gruppe von Filmemachern in Hollywood (The Hollywood Ten) verweigerte dem FBI Berichte dieser Art - und wurde inhaftiert.

Ehrungen und Auszeichnungen

Mit weit mehr als 800 verschiedenen Preisen und Auszeichnungen, die er zu Lebzeiten und postum, erhielt, ist Walt Disney sicherlich eine der am häufigsten ausgezeichneten Persönlichkeiten in der Geschichte der Menschheit. Die folgende Auflistung enthält eine kleine Auswahl daraus:

Film-Preise

Academy of Motion Picture Arts and Sciences

Im Laufe seines Lebens sowie postum hat Disney insgesamt 26 Oscars erhalten. Er ist damit der am häufigsten mit diesem Preis ausgezeichnete Filmschaffende. Zudem erhielt er weitere 37 Oscar-Nominierungen (auch dies ein Rekord), u.a. 1965 für den „Besten Film“ als Produzent von Mary Poppins (Mary Poppins, 1964).

Golden Globe Awards

  • 1948 – Spezialpreis für Bambi (Bambi, 1942) – u.a. für die Hindi-Version des Films
  • 1953 – Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk
  • 1954 – Spezialpreis für The Living Desert (Die Wüste lebt, 1953)
  • 1955 – Preis für Davy Crockett in der Disneyland-Serie
  • 1956 – Preis für Mickey Mouse Club

BAFTA Awards

Internationale Filmfestspiele von Cannes

  • 1946 – Bester Animationsfilm: Make Mine Music (1946)
  • 1953 – Spezialpreis der Jury für seine Beiträge zur Anerkennung des Festivals

David di Donatello

Directors Guild of America

  • 1955 – DGA Honorary Life Member Award

Goldene Leinwand

Laurel Awards

  • 1958 – Golden Laurel als Top-Produzent (2. Platz)
  • 1959 – Golden Laurel als Top-Produzent (3. Platz)
  • 1960 – Golden Laurel als Top-Produzent (2. Platz)
  • 1961 – Golden Laurel als Top-Produzent
  • 1962 – Golden Laurel als Top-Produzent
  • 1963 – Golden Laurel als Top-Produzent
  • 1964 – Golden Laurel als Top-Produzent
  • 1965 – Golden Laurel als Produzent
  • 1966 – Golden Laurel als Produzent
  • 1967 – Golden Laurel Spezial-Preis – postum für Disney, "dessen künstlerisches Genie und Liebe zum Leben frohe Familienunterhaltung zu einem Publikum auf der ganzen Welt brachte und fortfährt, jede neue Generation von Kinogängern zu erfreuen" ("whose artistic genius and love of life brought joyful family entertainment to audiences around the world and continue to delight each new generation of filmgoers")

Montréal World Film Festival

  • 1999 – Grand Prix Special des Amériques - postum, für Disneys außergewöhnliche Beiträge zur Filmkunst; die Auszeichnung nahm seine Tochter Diane Disney Miller entgegen

Motion Picture Screen Cartoonists Awards

New York Film Critics Circle Awards

Filmfestspiele von Venedig

Emmy Awards

  • 1954Operation Undersea (ABC) - Bestes Einzelprogramm des Jahres
  • 1954Disneyland (ABC) - Beste Varieté-Serie mit Musikeinlagen
  • 1955Disneyland (ABC) - Beste Action- oder Abenteuerserie
  • 1962-1963Walt Disney's Wonderful World of Color (NBC) – Herausragende Programmerrungenschaft auf dem Feld der Kinderprogramme

Annie Awards

  • 1975 – Winsor McCay Award - postum

Walk of Fame

Disney hat auf dem berühmten „Walk of Fame“ (Hollywood Boulevard) gleich zwei Sterne, einen für sein Filmschaffen und einen für seine Fernseharbeit.

Sonstige Ehrungen

Literatur

Biografien

Filmbücher und Studien

Siehe auch

Commons: Walt Disney – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien