Tabgatsch
Der turkvölkische Volksstamm der Tabgatschen (Eigenbezeichnung: Tabgaç) war einer der bedeutesten Stammesbünde, die nach dem Zusammenbruch des Hunnenreichees (216) in dessen Osten entstanden war.
Namensherkunft
Der Name "tabgaç" entstand aus der Verballhornung des alttürkischen Wortes tafgaç oder tamgaç. Die chinesischen Quellen bezeichneten dieses Volk als Toba oder T'o-pa und in byzantinischen erscheinen sie als Taugast.
Geschichte
Die Tabgatschen werden im allgemeinen als eine drei Untergruppen der mongolisch dominierten Sien-pi (T'o-pa, Yuwen und Mujung) bezeichnet. Sie ließen sich am Ende des 3. Jahrhundert im Norden von Shansi, bei Ta-t'ung nieder.
338 gründete Schamo Khan das Reich der Tabgatschen. Eine Hauptstadt ist für die Frühzeit nicht bekannt. Dieses Reich soll 119 verschiedene Stämme umfaßt haben, von denen ein Teil noch in nomadischer Tradition befunden hatte.
Den Aufstieg dieses Volkes begründete T'o-pa Kuei (386-409), indem er dem Mujung-clan der Hou Yen nacheinander sämtliche Städte wegnahm, seiner Horde eine feste Hauptstadt bei Ta-t'ung am Rand der Steppe zuwies und der Dynastie einen Namen gab: Die "Wei-Dynastie".
Dieses Reich erstreckte sich über Nord-China bzw. über den Osten der heutigen Provinzen Kansu und Qinghai. Ferner gehörte die Provinz Ningxia Hui bis zum Gelben Meer zu ihrem Machtbereich.
Die 20 Herrscher der Tabgatschen herrschten 170 Jahre über Nordchina.
- siehe auch den Artikel: Nördliche Wei
Doch mit dem stetigen Zuzug von Inlandschinesen in das Herrschaftsgebiet der Tabgatschen verändert sich die Situation: Die herrschende Klasse verarmt langsam und ab 530 begannen bürgerkriegsähnliche Zustände, die von den benachbarten Göktürken ausgenutzt werden.
Schließlich zerfiel das Reich in zwei Teilreiche, die untereinander verfeindet waren und von zwei Generälen geleitet wurden: Die Nördliche Qi-Dynastie (550-77) umfaßte den Osten des einstigen Wei-Reiches, während die Südliche Zhou-Dynastie (557-80) den Westen umfaßte.
Nach 580 ging das Reich der Tabgatschen unter und sein Gebietsstand wurde dem China der Sui-Dynastie einverleibt.
Die Herrschaftszeit der Tabgatschen wird im allgemeinen in drei Phasen eingeteilt:
- Die Zeit der Nördlichen Wei (385-532),
- die Zeit der Westlichen Wei (535-554) und
- die Zeit der Östlichen Wei (534-550).
Daher ist auch die Bezeichnung "Tuoba-Wei-Zeit" für die Zeitspanne der Tabgatschen üblich geworden.
Ein Teil von ihnen ging in der Folgezeit in den Göktürken auf.