Kraftwerk Schwarze Pumpe
Kraftwerk Schwarze Pumpe | |||
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Lage
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Koordinaten | 51° 32′ 10″ N, 14° 21′ 14″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Gewässer | Umgebungsgewässer und Grundwasser aus den naheliegenden Tagebauen | ||
Daten
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Typ | Wärmekraftwerk | ||
Primärenergie | Braunkohle | ||
Brennstoff | Braunkohle | ||
Leistung | 1600 MW | ||
Betreiber | Vattenfall Europe Generation AG | ||
Projektbeginn | 1992 | ||
Betriebsaufnahme | 1997 | ||
Turbine | viergehäusige Kondensationsturbine | ||
Kessel | 2 × 2420 Tonnen Dampf/h | ||
Feuerung | Braunkohlenstaub | ||
Stand | 19. Oktober 2009 |
Unter der Bezeichnung Kraftwerk Schwarze Pumpe wird heute ein 1993 bis 1998 errichtetes und von Vattenfall Europe betriebenes Braunkohle-Großkraftwerk, bestehend aus zwei Kraftwerksblöcken mit einer Leistung von je 800 MW, verstanden. Es befindet sich auf dem Areal des Industrieparks Schwarze Pumpe. Auf diesem Gelände gab es bereits seit 1955 mehrere, heute nicht mehr existierende Kraftwerke.
Gaskombinat Schwarze Pumpe (1955–1997)
Im Rahmen der Errichtung des VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe wurden auf dem Gelände des heutigen Industrieparks auch drei Kraftwerke mit der Bezeichnung Kraftwerk Schwarze Pumpe West, Mitte und Ost in Betrieb genommen. Der erste Kraftwerksblock lieferte ab 1959 Elektroenergie sowie Prozessdampf. Die Blockleistungen betrugen zwischen 25 und 100 MW. Mit dem Ende des Gaskombinats wurden zwischen 1990 und 1997 auch die zugehörigen Kraftwerke stillgelegt und abgerissen.
Vattenfall-Kraftwerk Schwarze Pumpe (ab 1992)
Das Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe wurde als Gemeinschaftskraftwerk von den damals noch eigenständigen Unternehmen VEAG und Energiewerke Schwarze Pumpe AG (ESPAG) geplant und gebaut. Der entsprechende Vertrag dazu wurde am 13. Februar 1992 unterzeichnet und im März desselben Jahres wurde der Planungsauftrag für einen Kraftwerksbau an Siemens erteilt.
Wichtige Eckdaten
Nach nur 13 Monaten, am 15. März 1993 erfolgte die offizielle Eröffnung der Baustelle „Neubaukraftwerk Schwarze Pumpe“. Am 20. April 1993 wurden die erforderlichen Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erteilt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. Oktober 1993 durch den damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe. Am 25. April 1994 wurde der 100.000 Kubikmeter Beton auf der Baustelle eingebracht. Am 30. September 1994 begann mit dem Setzen der ersten Kesselstütze am Block A die Ausrüstungsmontage. Das Kesselgerüst des Block A konnte noch im selben Jahr, am 23. Dezember 1995 fertiggestellt werden. Am 1. Januar 1995 übernahm die VEAG die Anteile am Kraftwerksbau von der Lausitzer Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LBV). Diese war aus der Verschmelzung von ESPAG und Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG) zur gemeinsamen LAUBAG und der anschließenden Spaltung in LAUBAG und LBV entstanden.
Während der Bauphase kam es am 25. März 1995 zu einer schweren Havarie. Von einem Montagekran lösten sich in 160 m Höhe 6 Gegengewichte und stürzten in die Tiefe. Bei diesem Zwischenfall entstanden Schäden sowohl am Kesselgerüst des Block A als auch an der Bodenplatte.
Am 29. August 1995 wurde Richtfest für die Kühltürme des Block A und B gefeiert. Am 28. Juni 1996 erfolgte bereits die Druckprobe am Dampferzeuger Block A, wobei eine von 60.000 Schweißnähten zu beanstanden war. Am 23. September 1996 wird der 420 Tonnen schwere Generatorständer des Block montiert. Die Druckprobe am Dampferzeuger Block B am 14. Dezember 1996 erfolgte ohne Beanstandungen. Am 16. April 1997 wurde der erste Kohlewaggon mit Rohbraunkohle aus dem Tagebau Welzow-Süd entladen. Am 19. April 1997 erfolgte am Dampferzeuger Block A das erste Zünden mit Ölfeuer, am 3. Mai das erstmalige Kohlefeuer bis hin zum 23. Mai, als um 20:01 Uhr die erste Netzschaltung des Block A durchgeführt wurde.
Am 1. Oktober 1997 übernahm das Neubaukraftwerk Schwarze Pumpe offiziell die Fernwärmeversorgung für die Stadt Spremberg, ab 14. Oktober 1997 erfolgte auch die Versorgung der Stadt Hoyerswerda mit Fernwärme. Ebenfalls am 1. Oktober 1997 erfolgte die erste Gipslieferung an die in unmittelbarer Nähe errichtete Gipsfabrik der Firma Knauf Gips.
Am 29. Oktober 1997 um 17:07 Uhr erfolgte dann auch am Block B die erste Netzschaltung. Der Block nahm am 15. Dezember 1997 seinen Dauerbetrieb auf. Am 15. Januar 1998 erreichte der Block B erstmals eine Leistung von 800 Megawatt und am 20. Januar 1998 das Neubaukraftwerk Schwarze Pumpe erstmals seine projektierte Leistung von 1600 Megawatt.
Am 3. Juni 1998 fand die offizielle Inbetriebnahme des Neubaukraftwerkes Schwarze Pumpe statt. Zu den Gästen gehörten der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl sowie der damalige brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe.
Am 25. August 1998 wurde das Neubaukraftwerk Schwarze Pumpe durch den Vorstand der VEAG an die Geschäftsleitung des Kraftwerkes Schwarze Pumpe übergeben. Erster Kraftwerksleiter war Dietrich Kirmse.
Geplant und gebaut wurde eine 2×800-Megawatt-Doppelblockanlage für den Grundlastbetrieb auf Basis von Rohbraunkohle. Die benötigte Rohbraunkohle wird aus dem benachbarten Tagebau Welzow-Süd bezogen.
Neben der Erzeugung von Elektroenergie gehört die Bereitstellung von Prozessdampf für Unternehmen im nahe gelegenen Industriepark Schwarze Pumpe sowie die Versorgung des Ortes Schwarze Pumpe und der Städte Spremberg und Hoyerswerda mit Fernwärme zu dessen wichtigsten Aufgaben. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe gehört mit seinen etwa 360 Arbeitnehmern zu einem der größten Arbeitgeber der Region.
Am 18. April 2016 wird bekannt, das Vattenfall seine gesamte Braunkohlensparte in der Lausitz an den tschechischen Konzern EPH verkauft..[1]
Ab dem 14. Mai 2016 blockierten Braunkohlegegner im Rahmen der Aktion Ende Gelände 2016 mehrere Bahnstrecken nach Schwarze Pumpe und drangen teilweise auf das Kraftwerksgelände vor.
Technische Daten


Brennstoff
- Rohbraunkohle
- Brennstoffverbrauch: 36 000 t/Tag
- Bruttoleistung: 1600 MW (2×800 MW)
- Wirkungsgrad: > 40 %
- Hersteller: Alstom
- Bauart: Zwangdurchlaufkessel
- Dampfleistung je Kessel: 2420 t/h
- Frischdampfdruck: 268 bar
- Frischdampftemperatur: 547 °C
- Zwischendampfdruck: 55 bar
- Zwischendampftemperatur: 565 °C
- Brennstoffmenge je Dampferzeuger: ca. 785 t/h
- Brennstoff für Zünd- und Stützfeuer: Heizöl EL
- 8 Mühlen je Dampferzeuger

- Hersteller: Siemens Power Generation
- Bauart: viergehäusige Entnahme-Kondensationsturbine
- Nenndrehzahl: 3000/min
- Hersteller: Siemens
- Nennspannung: 27kV
- Scheinleistung 1000 MVA
- pro Block 1 Naturzugnasskühlturm
- Wasserdurchsatz je Kühlturm: 65 600 m³/h
Rauchgasreinigung
- Entstaubung: Elektrofilter
- Entstickung: gestufte Luftfahrweise
- Entschwefelung: Kalksteinnasswäsche (Absorber)
Hilfsdampferzeuger
- Hersteller: BABCOCK
- Anzahl: 2
- Brennstoff: Heizöl EL
- Dampfleistung je Kessel: 100 t/h
- Dampfparameter: 17 bar/ 350 °C
Emissionen
Für den Betrieb des Kraftwerk Schwarze Pumpe gelten die Anforderungen der 13. und 17. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) für Grossfeuerungsanlagen (GFAVO). Als Emission gelten die beim Betrieb der Anlage ausgehenden Luftverunreinigungen. Alle Anforderungen zur Überwachung von Emissionen sind gesetzlich geregelt und werden ständig überwacht. Das installierte Emissionsüberwachungssystem, welches für beide Kraftwerksblöcke separat vorhanden ist, dient der Kontrolle der gas- und staubförmigen Emissionen während des Betriebes. Dabei werden die Konzentrationen von Staub, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Kohlenmonoxid erfasst und protokolliert. Zusätzlich wird der Schwefelaushaltungsgrad (SAG), welcher das Verhältnis des in der Rauchgasentschwefelungsanlage abgeschiedenen Schwefelgehalts zum Rohschwefelgehalt abbildet, erfasst und protokolliert. Als zusätzliche Bezugsgröße werden außerdem die Betriebsparameter Frischdampfmenge, Abgastemperatur sowie Sauerstoffgehalt im Abgas erfasst.
Um den optimalen Betrieb der Anlage, auch in Bezug zu den auftretenden Emissionen, beurteilen zu können, kann das Bedienpersonal jederzeit nahende Überschreitungen auf OM-Bildern erkennen und entsprechend reagieren. Als Hilfe dafür gelten angezeigte Mittelwerte und Trends. Für jede erfasste Emission gibt es dafür den aktuellen Momentanwert, Halbstundenmittelwert, einen Halbstundentrend einen Tagesmittelwert und einen Tagesmittelwerttrend. Der Halbstundenmittelwert ist dabei der Emissionsmittelwert zu jeder vollen und halben Stunde und wird aus gemessenen Minutenwerten gebildet. Der Tagesmittelwert wird dann wiederum aus allen klassierten Halbstundenwerten gebildet. Um einen Tagesmittelwert bilden zu können, müssen mindestens zwölf Halbstundenwerte verfügbar sein.
Die Emissionsgrenzwerte gelten als eingehalten, wenn alle Tagesmittelwerte kleiner als der Tagesgrenzwert und alle Halbstundenwerte kleiner als der Halbstundengrenzwert waren. Für den An- und Abfahrbetrieb der Dampferzeuger gelten gesonderte Bestimmungen.
Für den Betrieb der Hauptdampferzeuger gelten folgende Grenzwerte:
Komponente | Einheit | Tagesmittelwert | Halbstundenmittelwert |
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Staub1 | mg/Nm³ | 10 | 20 |
Schwefeldioxid1 | mg/Nm³ | 360 | 720 |
Stickstoffoxide1 | mg/Nm³ | 200 | 400 |
Kohlenmonoxid1 | mg/Nm³ | 229 | 458 |
Schwefelaushaltungsgrad | % | 96 | - |
Quecksilber | mg/m³ | 0,05 | 0,03 |
1 bezogen auf 6 % O2
Alle Werte bezogen auf trockenes Rauchgas im Normzustand.
Die Emissionen der Hilfsdampferzeuger des Kraftwerk Schwarze Pumpe, welche nur in kritischen Betriebszuständen der Hauptanlagen zum Einsatz kommen, werden nach einer Festlegung des Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (LUGV) ohne kontinuierliche Emissionsmesstechnik erfasst. Der Betrieb der Hilfsdampferzeuger ist dadurch auf 240 Stunden pro Jahr begrenzt.
Für den Betrieb der Hilfsdampferzeuger gelten folgende Emissionsgrenzwerte
Komponente | Einheit | Emissionsgrenzwert |
---|---|---|
Staub1 | mg/Nm³ | 50 |
Stickstoffoxide1 | mg/Nm³ | 150 |
Kohlenmonoxid1 | mg/Nm³ | 175 |
1 Alle Werte bezogen auf trockenes Rauchgas im Normzustand bei 3 % O2
Kraftwerkskritiker bemängeln am Kraftwerk Schwarze Pumpe die auftretenden Emissionen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber und Feinstaub, an dem Krebs erzeugende Substanzen (Blei, Cadmium, Nickel, PAK, Dioxine und Furane) haften könnten.[2]
Das Kraftwerk Schwarze Pumpe meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister "PRTR":
Luftschadstoff | PRTR 2007 | PRTR 2010 | PRTR 2011 | PRTR 2012 | PRTR 2013 |
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Kohlendioxid (CO2) | 12.400.000.000 kg | 11.200.000.000 kg | 11.900.000.000 kg | 12.600.000.000 kg | 11.400.000.000 kg |
Schwefeldioxide (als SOx/SO2) | 8.290.000 kg | 7.060.000 kg | 7.540.000 kg | 9.580.000 kg | 9.000.000 kg |
Stickstoffoxide (NOx/NO2) | 4.920.000 kg | 4.610.000 kg | 4.980.000 kg | 5.430.000 kg | 5.350.000 kg |
Kohlenmonoxid (CO) | 2.910.000 kg | 1.700.000 kg | 2.190.000 kg | 2.300.000 kg | 2.140.000 kg |
Feinstaub (PM10) | 169.000 kg | keine Angaben | 64.700 kg | 104.000 kg | 101.000 kg |
Distickstoffmonoxid (N2O) | 139.000 kg | 84.700 kg | 135.000 kg | 114.000 kg | 116.000 kg |
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl) | 70.400 kg | 17.800 kg | 77.800 kg | 184.000 kg | 195.000 kg |
Anorganische Fluorverbindungen (als HF) | keine Angaben | keine Angaben | 7.560 kg | keine Angaben | keine Angaben |
Kupfer und Verbindungen (als Cu) | 1.610 kg | 160 kg | 133 kg | 108 kg | keine Angaben |
Blei und Verbindungen (als Pb) | 309 kg | 369 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) | 255 kg | 243 kg | 271 kg | 228 kg | 194 kg |
Chrom und Verbindungen (als Cr) | 272 kg | 224 kg | keine Angaben | keine Angaben | keine Angaben |
Nickel und Verbindungen (als Ni) | 214 kg | keine Angaben | keine Angaben | 95,8 kg | keine Angaben |
Cadmium und Verbindungen (als Cd) | 26 kg | 62,9 kg | 39,9 kg | 83,8 kg | 43 kg |
Arsen und Verbindungen (als As) | keine Angaben | 35,8 kg | 78,5 kg | keine Angaben | keine Angaben |
Dioxine und Furane, toxische Equivalente (PCDD/PCDF) | keine Angaben | 0,00014 kg | 0,00015 kg | keine Angaben | keine Angaben |
Kraftwerksleiter
Amtszeit | Kraftwerksleiter |
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1995–Februar 2003 | Dietrich Kirmse |
März 2003–September 2005 | Norbert Schulz |
Oktober 2005–Dezember 2014 | Horst Poser |
Seit Januar 2015 | Oliver Stenzel |
Sonstiges
Der höchste Punkt des Kraftwerkes ist der Schornstein der Hilfskesselanlage in einer Höhe von 172 m über Grund. Dieser befindet sich auf dem östlichen Treppenturm. Auf den beiden Treppentürmen Ost und West des Dampferzeugergebäudes befinden sich geschützte, mit Glas verkleidete Ausblicke, von denen der östliche von Besuchern begangen werden kann.
Der Netzanschluss erfolgt über die Schaltanlage Graustein auf der 380-kV-Höchstspannungsebene in das Stromnetz des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission.[4][5]
Pilotanlage zur CO2-Abscheidung
Auf dem Gelände des Industrieparks Schwarze Pumpe war bis zum 15. Mai 2014, in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk Schwarze Pumpe, eine durch Vattenfall Europe errichtete Pilotanlage zur CO2-Abscheidung nach dem Oxyfuel-Verfahren in Betrieb.
Diese Pilotanlage hatte folgende Ziele:
- Erprobung der CO2-Abscheidung an einem braunkohlebefeuerten Kraftwerk nach dem Oxyfuel-Verfahren unter variablen Bedingungen
- Nachweis der Machbarkeit, der Sicherheit und der Effizienz dieses Verfahrens
- Auswertung der Forschungsergebnisse zur Erarbeitung der Aufgabenstellung einer CCS-Demonstrationsanlage


Das Prinzip der CO2-Abscheidung beruht darauf, dass bei der Kohleverbrennung entstehende Kohlendioxid zu verdichten und zu verflüssigen. Anschließend sollte es dann Unterirdisch verpresst und gespeichert werden und damit nicht zur globalen Erwärmung beitragen.
Am 29. Mai 2006 fand der Erste Spatenstich unter Teilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Matthias Platzeck, dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, statt. Am 12. Dezember 2007 fand die Kesseldruckprüfung der Versuchsanlage statt, bei der es keinerlei Beanstandungen gab. Ende März 2008 wurde sukzessiv mit dem Testbetrieb der Anlage begonnen. Die offizielle Inbetriebnahme der Anlage erfolgte am 9. September 2008 durch Matthias Platzeck und dem damaligen Präsident und CEO des Vattenfall Konzern Lars Josefsson. Noch im Jahr 2008 wurde die Anlage von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ zum „Ort im Land der Ideen“ gekürt.
Die Vattenfall-Pilotanlage wurde mit Braunkohlenstaub befeuert und verfügte über eine thermische Leistung von 30 MW. Der Bedarf an Braunkohlestaub lag dabei bei etwa 5,2 t/h, der Bedarf an Sauerstoff bei etwa 10 t/h. Bei voller Produktion wurden dabei ca. 9 t/h CO2 in flüssiger Form abgeschieden. Der CO2-Abscheidegrad lag dabei bei > 90 %. Die Pilotanlage erzeugte keinen Strom, sondern stellt indirekt bis max. 40 t/h Prozessdampf für die im Industriepark Schwarze Pumpe befindliche Brikettfabrik zur Verfügung. Dazu wurden auch vorhandene Leitungssysteme des Kraftwerk Schwarze Pumpe genutzt. Der Baupreis der Anlage betrug rund 80 Millionen Euro[6].
Für den Betrieb der Anlage waren 24 Arbeitnehmer als Bedienpersonal (Dreischichtbetrieb) und 10 Mitarbeiter des Technischen Service verantwortlich. Begleitet wurden sie dabei von 10 Mitarbeiter der internen Forschungsabteilung von Vattenfall sowie 16 externen Mitarbeitern von Forschungsabteilungen.
Während der knapp fünfjährigen Erprobungsphase mit etwa 19.200 Betriebsstunden, davon 11.760 h im Oxyfuelbetrieb wurden 10.650 Tonnen CO2 abgeschieden. Die CO2-Reinheit betrug dabei 99,7 %.
Im Mai 2011 erfolgte mittels Spezialfahrzeugen CO2-Lieferungen zum Speicherprojekt Ketzin, wo 1510 t CO2 in unterirdischen Lagerstätten verbracht wurden.
Während der Betriebsphase besuchten 12.000 Besucher aus 60 Ländern die Pilotanlage, darunter auch Studenten und Lehrkräfte aus 29 deutschen und 12 internationalen Hochschulen.[7]
Die letzte Auskopplung von Prozessdampf aus der Pilotanlage mit CO2-Abscheidung erfolgte am 15. Mai 2014. Seit dem 1. August 2014 gehörte die Pilotanlage zu „Vattenfall Europe Generation“. Am 16. August 2014 wurden die Leitungssysteme (Dampf,- und Kondensatleitungen) zwischen der Pilotanlage und dem Kraftwerk Schwarze Pumpe getrennt. Die offizielle Stilllegung erfolgte zum 1. September 2014.
Beteiligte Firmen
Für den Bau und den Betrieb dieser Forschungsanlage waren für die wichtigsten Komponenten folgende Firmen verantwortlich.
- Projektplanung - Vattenfall
- Bau - Ostsächsische Baugesellschaft mbH
- Leittechnik - Siemens, EMIS Electrics
- Kesseltechnik - Alstom
- Verbrennungstechnik - Hitachi, Doosan, Babcock Borsig Steinmüller
- Luftzerlegung/ CO2-Anlage - Linde AG
- Rauchgasreinigung/ CO2-Abscheidung - Air Products & Chemicals
- Rauchgaskondensation - TREMA Verfahrenstechnik GmbH
Großtechnische Anlage zur CO2-Abscheidung
Mit den in der Pilotanlage gewonnenen Ergebnissen und Erkenntnissen sollte im Kraftwerk Jänschwalde ein existierender Kraftwerkskessel mit einer thermischen Leistung von 640 MW (250 MW elektrisch) ab 2015 durch einen Neubau mit dem Oxyfuel-Verfahren ersetzt werden.[8] Aus dem European Energy Programme for Recovery wäre diese Anlage mit 180 Mio EUR gefördert worden.[9] Durch dieses Kraftwerk sollte die hier verwendete Technologie zur großtechnischen Serienreife geführt werden. Am 5. Dezember 2011 gab Vattenfalls Deutschlandchef Tuomo Hatakka in Cottbus den offiziellen Ausstieg für das CCS-Demoprojekt in Jänschwalde bekannt.[10] Die CCS-Versuchsanlage in Schwarze Pumpe war von diesem Ausstieg jedoch nicht betroffen und wurde weitergeführt.
Am 9. April 2014 wurde bekannt, dass Vattenfall die CCS-Pilotanlage stilllegt und komplett zurückbaut. Als Grund dafür werden die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland genannt. Gewonnenes Know-how soll nun von der kanadischen Firma SaskPower in Kanada weiter genutzt werden, mit der Vattenfall am 8. April 2014 einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnete.[11] Die Zusammenarbeit zwischen SaskPover und Vattenfall ist darin auf 5 Jahre festgeschrieben. SaskPower wird die in Schwarze Pumpe gewonnenen Erkenntnisse im Block 3 des Boundary Dam-Demonstrationskraftwerk in Estevan in der Provinz Saskatchewan einsetzen. Zu diesem Zweck wurde dort ein bestehender Kraftwerksblock zu einer 300 MW Clean-Coal-Anlage umgerüstet.
Sonstiges
Von Umweltschützern wurde die Anlage als „Feigenblatt“ des Energiekonzerns bezeichnet und als zu aufwändig kritisiert. Nach deren Meinung ließe sich mit dem gleichen Geld durch Investitionen in eine effektivere Energieerzeugung und -nutzung eine größere Wirkung zur Reduzierung der globalen Erwärmung erreichen.
Per Einstweiliger Verfügung durch das Landgericht Berlin vom 5. Dezember 2007 ist es Vattenfall Europe untersagt, die Oxyfuel-Pilotanlage am Standort Schwarze Pumpe weiterhin "die weltweit erste Pilotanlage für ein CO2-freies (Braunkohle)kraftwerk" und/oder "die weltweit erste Forschungsanlage für ein CO2-freies (Braunkohle)kraftwerk" zu nennen.[12] Zuwiderhandlungen dagegen werden mit Ordnungsgeld oder Ordnungshaft geahndet. Geklagt hatte ein Photovoltaikbetreiber aus Berlin.
Nach mündlicher Verhandlung vor dem Landgericht Berlin im März 2008 ist die Einstweilige Verfügung über die Verwendung des Begriffes „CO2-freies Kraftwerk“ in ihrer Verwendung erheblich eingeschränkt aber noch nicht aufgehoben worden. Vattenfall darf demnach den Begriff nur dann benutzen, wenn gleichzeitig erklärt wird, das es eben nicht zu einer 100-prozentigen Abscheidung des anfallenden Kohlendioxid aus dem Kraftwerksprozess kommt und dass das anfallende Kohlendioxid für den sicheren Transport und die anschließende Endlagerung noch nachbehandelt werden muss.[13]
Siehe auch
- Lausitzer Braunkohlerevier
- Braunkohle
- Kohlekraftwerk
- Liste deutscher Kraftwerke
- Liste von fossilen Kraftwerken in der Europäischen Union mit der höchsten Kohlenstoffdioxidemission
Einzelnachweise
- ↑ Vattenfall verkauft Braunkohle Geschäft an tschechische EPH In: SPIEGEL ONLINE 18. April 2016.
- ↑ Feinstaub-Quellen und verursachte Schäden, Umweltbundesamt (Dessau)
- ↑ PRTR - Europäisches Emissionsregister
- ↑ Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MiB) Archiviert vom am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
- ↑ Netzbelastung in der Regelzone. 50Hertz Transmission GmbH, abgerufen am 29. Juni 2012.
- ↑ Die Welt: Auf Schwarze Pumpe ruht die Hoffnung
- ↑ Infoblatt: Die CCS-Pilotanlage Schwarze Pumpe - 5 Jahre Forschung im Zeichen des Klimaschutzes, April 2014, Herausgeber: Lignite Mining & Generation
- ↑ Demonstration plant in Jänschwalde. Abgerufen am 30. Juni 2010 (englisch).
- ↑ CO2 Capture and Storage (CCS). Abgerufen am 30. Juni 2010 (englisch).
- ↑ Lausitzer Rundschau: Ausstieg oder Umweg zum CCS-Kraftwerk?
- ↑ Vattenfall setzt auf CCS-Kraftwerk in Kanada In: LR-Online, 9. April 2014
- ↑ Vattenfall: CSS-Kraftwerk nicht gleich CO2-frei
- ↑ Mitarbeiterzeitung "terravatt" der Vattenfall Europe AG Ausgabe April 2008, Rubrik: Antworten auf Leserpost