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Sebastian Haffner

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Sebastian Haffner, eigentlich Raimund Pretzel (* 27. Dezember 1907 in Berlin; † 2. Januar 1999 ebd.) war ein deutscher Publizist.

Leben

Geboren wurde Raimund Pretzel im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg als Sohn eines Schuldirektors. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte er Jura und trat anschließend in den Staatsdienst ein. Er verließ diesen aber bereits 1933 aus Protest gegen den nun an die Macht gekommenen Nationalsozialismus. Haffner emigrierte gemeinsam mit seiner jüdischen Verlobten 1938 nach London, um dort als Schriftsteller und Journalist zu arbeiten. Um seine in Deutschland verbliebene Familie nicht zu gefährden, legte er sich das Pseudonym Sebastian Haffner zu (Sebastian ist abgeleitet von Johann Sebastian Bach und Haffner von der Haffner-Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart).

Unter seinem Mentor David Astor schrieb Haffner für die Londoner Sonntagszeitung The Observer und stieg bis zum heimlichen Chefredakteur auf. Wegen Differenzen mit Astor, der inzwischen Herausgeber war, und der Londoner Redaktion über die Haltung zum geteilten Deutschland wurde er 1954 Deutschlandkorrespondent in Berlin, bis er die Zeitung am Tage des Mauerbaus endgültig verließ. Er schrieb für Die Welt bis 1962 und war danach bis 1975 Kolumnist beim Stern. Unter der Rubrik Monatslektüre schrieb Sebastian Haffner in der Zeitschrift konkret regelmäßig über Bücher, die gerade neu erschienen sind oder sonst irgendwie lesenswert waren. Haffner stand hinter den demonstrierenden Studenten der 68er-Bewegung: "Die demonstrierenden Studenten sind hundertprozentig im Recht...Ihr ganzes Verbrechen besteht in der Demonstration für ihre Meinung, die von der Meinung der Springer-Presse abweicht." Haffner war Dauergast der Radio- und TV-Sendung 'Internationalen Frühschoppen' von Werner Höfer. Außerdem hatte er eine eigene Fernsehkolumne beim SFB.

Einordnung

Haffner gilt als einer der erfolgreichsten Autoren historischer Literatur, die sich an ein breites Publikum richtet. Er war einer der bedeutendsten und umstrittensten deutschen Publizisten der Nachkriegszeit. Sein Lebensthema war Hitler und die (preußisch)-deutsche Geschichte. Er verstand es, komplizierte geschichtliche Zusammenhänge einem breiten Publikum verständlich zu machen und in scharfsinniger Analyse und unorthodoxer Fragestellung bekannten historischen Sachverhalten neue Perspektiven zu geben.

Auszeichnungen

Werke

Literatur

  • Ralf Beck: Der traurige Patriot. Sebastian Haffner und die deutsche Frage. Berlin: Be.bra-Wiss.-Verl. 2005. ISBN 3-937233-18-0
  • Rüdiger vom Bruch: Ungeschickte Größe? Sebastian Haffners Historisierung des Deutschen Reiches. In: Merkur. Stuttgart 42 (1988) S. 602-609.
  • Joachim Fest: Begegnungen. Über nahe und ferne Freunde. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 2004 ISBN 3-498-02088-9 (darin ein Portrait von Sebastian Haffner)
  • Sebastian Haffner, Jutta Krug u. Uwe Soukup: Als Engländer maskiert. Ein Gespräch mit Jutta Krug über das Exil. Stuttgart u.a.: Deutsche Verlags-Anstalt 2002. ISBN 3-423-34107-6
  • Daniel Kiecol: Haffner für Eilige. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2002. (= Aufbau-Taschenbücher; 1898) ISBN 3-7466-1898-3
  • Henning Köhler: Anmerkungen zu Haffner. Haffners posthumer Bestseller "Geschichte eines Deutschen" ist nicht historisch authentisch, in: FAZ, Nr. 189 v. 16. Aug. 2001, S. 7.
  • Winfried Martini: Anmerkungen zu Haffners "Anmerkungen zu Hitler". In: Epoche. Bad Reichenhall 1979, 7, S. 57-65.
  • Hans Mommsen: Jekyll & Hyde. Zu Sebastian Haffners früher Hitler-Deutung, in: Gerhard Albert Ritter/Peter Wende (Hg.): Rivalität und Partnerschaft. Studien zu den deutsch-britischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Anthony J. Nicholls, Paderborn et al. 1999, S. 285-296 (ISBN 3-506-72044-9).
  • Ulrich Schlie: "Geschichte Deutschlands als Teil privater Lebensgeschichte". Ein Rückblick auf die Haffner-Welle. In: Historische Zeitschrift. München u.a. 2004, 278, S. 399-415.
  • Uwe Soukup: Ich bin nun mal Deutscher. Sebastian Haffner. Eine Biographie. Berlin: Aufbau-Verl. 2001 (ISBN 3-351-02526-2).
  • Volker Ullrich: Das ungleiche Duell. Eine fulminante Entdeckung: Sebastian Haffners Erinnerungen "Geschichte eines Deutschen" aus dem Jahre 1939, in: Die Zeit Nr. 37 v. 7. Sept. 2000, S. 61.
  • Mark Weber: Sebastian Haffner rief 1942 zum Völkermord auf. "Stern"-Leitartikler wollte 500 000 Deutsche umbringen lassen. In: Deutschland in Geschichte und Gegenwart. Tübingen, 31 (1983), 2, S. 18-19.