Alice im Wunderland
Alice im Wunderland (englisch: Alice's Adventures in Wonderland) ist ein Kinderbuch des britischen Mathematikers und Schriftstellers Charles Lutwidge Dodgson, besser unter seinem künstlerischen Pseudonym Lewis Carroll bekannt.
Die fiktionale Welt, in der Alice im Wunderland angesiedelt ist, spielt in so unnachahmlicher Weise mit Logik, dass sich die Erzählung unter Mathematikern und Vorschulkindern gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Sie enthält zahlreiche satirische Anspielungen, nicht nur auf persönliche Freunde Carrolls, sondern auch auf die Schullektionen, die Kinder im England jener Zeit auswendig können mussten. Meist werden die Geschichte und ihre Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln (englisch: Through the Looking-Glass and What Alice Found There) als eine Einheit angesehen.
Inhaltsangabe
Die Titelheldin Alice wird während eines langweiligen Picknicks mit ihrer Schwester auf ein weißes Kaninchen aufmerksam, dem sie schließlich in dessen Kaninchenhöhle folgt. Dabei landet sie in einer traumartigen Unterwelt, die vor Paradoxa und Absurditäten nur so strotzt. Bei dem Versuch, dem Kaninchen zu folgen, passieren ihr zahlreiche Missgeschicke. So begegnet sie einer Gruppe winziger Tiere, die in einem Meer von Alices Tränen gestrandet sind, wird im Kaninchenbau gefangen, trifft auf einen Säugling, der sich plötzlich in ein Schwein verwandelt und eine Katze, die verschwindet, bis nur noch ihr Grinsen sichtbar ist. Neben einer unendlichen Teeparty kommt auch noch ein Croquet-Spiel mit vermenschlichten Spielkarten vor, bevor die Geschichte damit endet, dass der Herz-Bube wegen Diebstahls vor Gericht gestellt wird und Alice unter einem Baum bei ihrer Schwester Celia aufwacht.
Werkgeschichte

Das Buch wurde zuerst am 4. Juli 1865 veröffentlicht. Es ist inspiriert durch eine Bootsfahrt auf der Themse genau drei Jahre zuvor, auf der Carroll den drei Schwestern Lorina Charlotte, Alice Pleasance (siehe Bild) und Edith Liddell eine Geschichte erzählte, die er erst unter dem Namen Alice's Adventures Under Ground und dann nach Erweiterungen als Alice's Adventures in Wonderland niederschrieb. Carroll war sich zunächst unschlüssig, ob er sein Werk publizieren sollte. Er gab es in dieser Situation seinem Freund George MacDonald, der es seinen Kindern vorlas. Sein Sohn Greville war so begeistert, dass er wünschte, es gäbe 60 000 Bände davon. Diese Begeisterung genügte, um Carroll selbst zu überzeugen.
Nur zweiundzwanzig Exemplare der ersten Edition von 1865 haben sich bis heute erhalten, davon befinden sich fünf in Privathand und siebzehn in öffentlichen Bibliotheken. Im Jahre 1998 wurde eine Erstausgabe für 1.500.000 US-Dollar versteigert und wurde damit zum teuersten Kinderbuch aller Zeiten.
In dem Buch The Annotated Alice (erweiterte Fassung: All About Alice) des amerikanischen Schriftstellers Martin Gardner sind die zahlreichen Anspielungen des Werkes näher erläutert.
Filmadaptionen
Die Geschichte wurde bisher 22 mal verfilmt:
- 1903 - Alice in Wonderland (1903) als Kinofilm von Cecil Hepworth
- 1915 - Alice in Wonderland (Non Pareil) als Kinofilm von W. W. Young
- 1931 - Alice in Wonderland 1931 als Kinofilm von Bud Pollard, der erste Alice Film der kein Stummfilm war
- 1933 - Alice in wonderland
- 1948 - Alice in Wonderland 1948 als Kinofilm von Dallas Bower
- 1951 - Alice im Wunderland (Alice in wonderland) als Disney-Trickfilm
- 1955 - Alice in Wonderland 1955 als Fernsehfilm von Maurice Evans
- 1965 - Alice in Wonderland 1965 als Fernsehfilm von Dennis Potter
- 1966 - WHAT'S A NICE KID LIKE YOU, DOIN' IN A PLACE LIKE THIS? als Trickfilm von Alex Lovy
- 1966 - Alice in Wonderland 1966 als Fernsehfilm von Jonathan Miller
- 1966 - ALICE THROUGH THE LOOKING GLASS als Fernsehmusical von Alan Handley
- 1972 - Alice's Adventures In Wonderland als Muscial von Willian Stirling
- 1982/83 - Alice In Wonderland 1982/83 als Musical von Kirk Browning
- 1982 - Alice in Wonderland 1982 als Theaterstück von John Driver
- 19?? - Alice in Wonderland in Paris, als Trickfilm
- 1985 - Alice in wonderland
- 1988 - Neco z Alenky als Fernsehfiln von Jan Svankmajer
- 1999 - ALICE IN WONDERLAND 1999 als Fernsehfilm von Nick Willing
- 1999 - Alice im Wunderland (1999) als Fernsehfilm von John Henderson
- 2000 - ALICE UNDERGROUND als Fernsehfilm von Robert E. Lee
- 2004 - Alice's Misadventures in Wonderland als Fernsehfilm von Robert Rugan
Einflüsse
Der Roman hat seit seinem Erscheinen im Jahre 1865 neben Carrolls eigener Fortsetzung „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“ (1871) zahlreiche Fortsetzungen und Parodien nach sich gezogen oder Autoren bei der Wahl ihres Titels beeinflusst, wobei die Adaptionen, von Medienwahl bis Umsetzung, oft sehr eigene Wege gingen.
Selbst in die Medizin ist der Name des Romans eingegangen: Das Alice-im-Wunderland-Syndrom bezeichnet eine Erkrankung, bei der Patienten sich selbst oder ihre Umgebung in veränderter Weise, oft verkleinert oder vergrößert, wahrnehmen.
Im folgenden werden einige der Einflüsse von Carrolls Erzählung in Auswahl vorgestellt; eine ausführlichere Liste findet sich im Artikel Alice-Werke.
Literatur
Douglas Adams spielt im zweiten Roman seiner Anhalter-Serie (Das Restaurant am Ende des Universums) auf eine Szene in 'Alice hinter den Spiegeln' an. Dort behauptet Alice gegenüber der weißen Königin, es sei unmöglich, die Zeit rückwärts zu durchlaufen. Die weiße Königin antwortet, dass Unmögliches zu glauben nur eine Frage der Übung sei. Sie selbst habe in jungen Jahren teilweise bis zu sechs unmögliche Dinge schon vor dem Frühstück geglaubt. Im 'Restaurant'-Roman werden sechs Dinge aufgezählt, wieso das Restaurant am Ende des Universums unmöglich sei. Dann folgt der Werbespruch von Milliways: 'Wenn Du heute morgen schon sechs unmögliche Dinge getan hast, warum dann nicht als siebentes zum Frühstück ins Milliways, das Restaurant am Ende des Universums?'
Auch James Joyce bezieht sich in seinem Werk Finnegans Wake auf Alice im Wunderland.
Eine weitere Anspielung findet sich im Roman "Tot" von Stephen King, dem dritten Band des "Turm-Zyklusses". Dort wird der Junge Jake, ein Begleiter der Hauptfigur Roland, in der sterbenden Stadt Lud von einem Verrückten entführt. Dieser zerrt ihn durch Labyrinthgänge aus Müll und Schutt in die Unterwelt der Stadt. Schließlich landet Jake vor dem Chef der Unterweltlichen, dem sogenannten Tick-Tock-Mann, der einen Faible für Uhren hegt. Ähnlich wie der Jabberwocky ist dieser Tick-Tock-Mann hochgefährlich und spricht in seltsamen Worten zu Jake. Für ihn hängt sein Überleben davon ab, dass er errät, was diese Worte bedeuten sollen, bzw. was er sagen soll, damit es so aussieht, als ob er verstanden hätte. Jake hat im Gegensatz zu Alice hier keinen Gehilfen. Der finale Ausbruch aus dieser Stadt und die Rückkehr in die Freiheit gelingen dann schließlich auch erst in einer Art Prozess, einem Rätselspiel zwischen einem intelligenten Computer und Rolands Schar, das letztere für sich entscheiden können.
Film
Mehrere Anspielungen auf die Abenteuer von Alice finden sich im Science-Fiction-Film The Matrix. Auch in Weekend von Jean-Luc Godard tauchen Figuren aus Carrolls Buch auf.
Musik
Die amerikanische Rockband Jefferson Airplane hatte 1968 einen Hit mit dem Lied White Rabbit (Album Surrealistic Pillow), das die Geschichte von Alice vor einem hypnotischen Bolero-Rhythmus "psychedelisch" interpretiert.
Gwen Stefani, Sängerin der Gruppe No Doubt, spielt in ihrem Video What You Waiting For? auf Alice im Wunderland an, unter anderem mit Tic-Tac, einer Riesen-Gwen in einem Haus, Gwen als Königin mit davor tanzenden Flamingos, etc.
Samsas Traum, Auf der LP "Tineoidea - oder die Folgen einer Nacht - Eine Gothic Oper in Blut Moll" wird in dem Stück "Ein Foetus wie Du . Komm' auf mein Begräbnis, Baby" auf Alice und auf den Pädophilie-Streit um Lewis Carroll angespielt.
Kunst
Sigmar Polke, einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Postmoderne, veröffentlichte 1971 ein Bild mit dem Titel Alice im Wunderland (Mischtechnik auf Dekostoff), in welchem er eine der Originalillustrationen verarbeitete.
Manga
Im japanischen Pendant zum Comic veröffentlichte die Zeichnerin Kaori Yuki den Manga Angel Sanctuary, in dem der Erzdämon Belial/Mad Hatter auftritt, der an den verrückten Hutmacher angelehnt ist. In einem weiteren God Child spielt der Name des Protagonisten Cain C. Hargreaves auf den späteren Namen Alice Liddels an. Dazu kommen zahlreiche Geschichten, zum Beispiel in Jack the Ripper, wo ein Mädchen namens Alice sich zusammen mit Cain gegen den mordenden weißen Hasen wehren muss. Die Zeichnerin stellte als Abschlussarbeit an der Kunsthochschule einen Alice im Wunderland-Kalender her.
Das japanische Zeichnerteam 'CLAMP' hat ein an 'Alice im Wunderland' angelehntes Artbook namens 'Miyuki-chan in Wonderland' veröffentlicht.
Computerspiele
Im Spiel American McGee's Alice übernimmt der Spieler die Rolle von Alice, die sich durch ihr Wunderland kämpfen muss, das sich nach dem Tod ihrer Eltern in eine Horrorvision des ursprünglichen Wunderlands verändert hat. Auch im PC/PS-Spiel „Kingdom-Hearts“ von Squaresoft muss sich der Spieler auf dem Wunderland-Planeten beweisen. Daneben nimmt auch das Text-/Graphikadventure „Wonderland“ von Magnetic Scrolls aus dem Jahre 1990 das Buch als Vorlage.
Literatur
- Christian Enzensberger: Der Aufruhr der Regeln, Nachwort zu: Alice im Wunderland, mit den Illustrationen von John Tenniel, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1963 (TB mit den Ill.: ISBN 3-458-31742-2)
- Martin Gardner: Alles über Alice. Europa Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3203759500