Zum Inhalt springen

Regiomontanus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. April 2006 um 23:16 Uhr durch 83.135.176.223 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Johannes Regiomontanus

Johannes Müller von Königsberg (auch kurz Hans Müller), latinisiert Regiomontanus (* 6. Juni 1436 in (Königsberg i.Bay.); † 6. Juli 1476 in Rom), war ein bedeutender Mathematiker, Astronom und Verleger des Spätmittelalters.

Lebenslauf

Mit elf Jahren begann Regiomontanus in Leipzig Astronomie und Mathematik zu studieren. 1450 wechselte er nach Wien (mit der damals bedeutendsten mathematisch-astronomischen Schule Mitteleuropas). Dort lernte er den Humanismus kennen; besonders prägte ihn Georg von Peuerbach. 1457 wurde er selbst Magister und lehrte Mathematik und Philologie. 1461 begab er sich mit Kardinal Basilius Bessarion nach Rom, wo ihm die (von Peuerbach begonnene) kritische Kommentierung des Almagest des Ptolemaios übertragen wurde. Diese Arbeit diente später Kopernikus und Galilei als Lehrbuch. Aufenthalte in Ferrara, Padua und Venedig folgten. Mit dem Werk „De triangulis omnimodis“ von 1464 begründete er die neuzeitliche Trigonometrie.

1467 begab er sich nach Ofen (Ungarn), wo ihn der Erzbischof von Gran mit der Erstellung astronomischer Tafeln beauftragte. Hier konstruierte er eigene Beobachtungsinstrumente; weiter erstellte er Sinus- und Tangententafeln (bis zu sieben Stellen Genauigkeit). Regiomontanus war auch als Astrologe tätig.

1471 zog er nach Nürnberg. Hier eröffnete er eine eigene Druckerei, in der er seine Tabellenwerke in bester Qualität herstellen wollte, ein Projekt, das sein früher Tod vereitelte. 1472 veröffentlichte er das Lehrbuch seines Lehrers Georg von Peuerbach Theoricae novae Planetarum. Auch errichtete er eine Sternwarte mit – in eigener Werkstatt gefertigten – Instrumenten, die hohe wissenschaftliche Ansprüche erfüllten. Nachdem er von Papst Sixtus IV. zur Mitarbeit an der anstehenden Kalenderreform eingeladen worden war, ging er 1475 nach Rom. Auf dem Weg konnte er noch die Veröffentlichung seines Calendariums (s. u.) in der Offizin von Erhard Ratdolt in Venedig in die Wege leiten (erschienen 1476). Bereits ein Jahr später (1476) starb er (wahrscheinlich an einer Seuche) im Alter von nur 40 Jahren. Seine astronomischen Beobachtungen wurden von seinem Schüler Bernard Walther über viele Jahre fortgesetzt.

Der latinisierte Name „Regiomontanus“ (für Königsberger) soll erstmals 1531 von Melanchthon verwendet worden sein.

Wirken

Gedenkplatte für Regiomontanus auf dem Campo Santo Teutonico in Rom

Regiomontanus gilt als bedeutendster Mathematiker (u. a. Begründer der modernen Trigonometrie) seiner Zeit und früher Reformator des Julianischen Kalenders.

1468 erschienen seine Tabellen für die Sonnendeklination (Tabula primi mobilis). Sein Calendarium für die Zeit von 1475 bis 1531 mit neu berechneten Positionsangaben von Sonne und Mond, einschließlich präzisen Zeitbestimmungstabellen, sowie die Ephemerides astronomicae ab anno 1475–1506 wurden für die Seefahrer seiner Zeit unverzichtbare Hilfsmittel – auch wegen der Zuverlässigkeit seiner Berechnungen und der Druckqualität. Seine Ephemeriden (Sterntafeln) haben durch die verbesserten Navigationsmöglichkeiten die Entdeckungsfahrten von Seefahrern wie Christoph Columbus oder Vasco da Gama erheblich erleichtert.

Regiomontanus war ein typischer Vertreter des Humanismus der Renaissance: Eigene Beobachtung und Vergleich mit den Ergebnissen der antiken Wissenschaft (Aristoteles) sollten nach seiner Ansicht die Astronomie erneuern und helfen, „die Wahrheit“ zu finden. Mit dieser Haltung wurde er neben Nikolaus von Kues der wesentliche Wegbereiter des kopernikanischen Weltbildes.

Die Genauigkeit seiner astronomischen Beobachtungen wurde erst von Tycho de Brahe übertroffen. Seine Beiträge zur Geometrie und Trigonometrie waren wegweisend.

Die Gregorianische Kalenderreform mit dem einmaligen Fortfall von zehn Kalendertagen und der Einführung einer Schaltjahr-Regelung erfolgte erst über 100 Jahre nach seinem Tod. Regiomontanus′ Nachlass an wissenschaftlichen Instrumenten wird heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg als Leihgabe der dortigen Stadtbibliothek aufbewahrt.

Die IAU benannte ihm zu Ehren einen Mondkrater. Die Nürnberger Volkssternwarte ist ebenso nach ihm benannt wie das Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. Auch trägt die astronomische Zeitschrift Regiomontanusbote seinen Namen.

Literatur

  • Klaus Hünig: Die Regiomontanus-Sonnenuhrentafel. Bausatz für eine funktionstüchtige Sonnenuhr nach Regiomontanus. SunWatch Verlag