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Maria Cunitz

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Maria Cunitz (* 1604 in Wohlau/Schlesien; † 22.8.1664 in Pitschen/Schlesien) war die bedeutenste Astronomin der Neuzeit.

Leben

Maria Cunitz (auch Kunitz oder Cunitia) wurde 1604 (vermutlich am 29.Mai) als Tochter von Dr. med. u. phil. Heinrich Cunitz und Maria von Scholtz auf Reschmannsdorf geboren. 1607 siedelte die Familie nach Schweidnitz/Schlesien über, wo ihr Vater die Stelle eines Stadtarztes übernahm. Schon sehr früh wurde sie von ihrem Vater in Sprachen und Naturwissenschaften unterrichtet. Am 26.9.1623 heiratete sie den aus einem Bunzlauer Ratsgeschlecht stammenden Advokaten Daniel v. Gerstmann, der jedoch bereits wenig später an der Pest verstarb. Daraufhin setzte sie ihre Studien fort und interessierte sich dabei besonders für die Astronomie. Wenig später lernte sie den Arzt, Mathematiker und Astronom Elias Kraitschmayer kennen, der fortan ihr Lehrer wurde. Aufgrund der Gegenreformation muß die evangelische Familie Schweidnitz verlassen. Der Vater verstarb am 8.8.1629 in Liegnitz, sie heiratete Kraitschmayer und beide setzen sich in die Kleinstadt Pitschen ab. Um auch dort den Wirren des 30jährigen Krieges zu entgehen, fliehen sie weiter ins benachbarte Polen. Dort, im Kloster Olobok, hatten beide dann genügend Ruhe, um sich mit einem sehr umfangreichen Projekt zu beschäftigen. Maria war bei ihren Studien aufgefallen, daß die Berechnungstabellen des berühmten Astronomen Johannes Keppler nicht immer zweckmäßig zu nutzen waren. Sie fand verschiedene neue Methoden, um die Umlaufbahnen der Planeten leichter vorhersagen zu können. Ihre Arbeiten setzen sie in Pitschen fort, wo Elias Stadtarzt wurde. Im Jahr 1650 schließt sie ihr Werk 'Urania Propitia' ab. Auf über 500 Seiten, zweisprachig in deutsch und latein verfaßt, dokumentierte sie ihre langjährigen Forschungsarbeiten. Ihr Mann verstarb am 27.8.1661 und sie am 22.8.1664.

Ein kleiner Krater trägt auf dem Planeten Venus den Namen Maria Cunitia.

In seinem Buch 'Schlesiens Hoch- u. Wohlgelehrtes Frauen-Zimmer, nebst unterschiedenen Poetinnen [...]' schreibt 1727 Johann Kaspar Elberti über Maria: "Cunicia (Maria) oder Cunitzin, des berühmten Herrn Henrici Cunitii Tochter, [...]. Ein gelehrtes Weib, die gleichsam als eine Königin unter dem Schlesischen Frauenzimmer vervorleuchtet; redete 7 Sprachen/ Deutsch/ Italienisch/ Französisch/ Polnisch/ Latein/ Griechisch und Hebräisch, war in der Music wohl erfahren und konnte ein nettes Gemählde verfertigen. Dabey war sie der Astrologie sehr ergeben [...]; sie hatte in den Astronomischen Speculationibus ihr größtes Vergnügen [...]".

Werke

Urania Propitia Sive Tabulae Astronomicae mire faciles, vim hypothesium physicarum a Kepplero proditarum complexae; facillimo calculandi compendio, sine ulla Logarithmorum mentione, phaenomenis satisfacientes ... Das ist: Newe und Langgewünschete/ leichte Astronomische Tabelln/ durch derer vermittelung auff eine sonders behende Arth/ aller Planeten Bewegung/ nach der länge/ breite/ und andern Zufällen/ auff alle vergangene/ gegenwertige/ und künfftige Zeits-Puncten fürgestellet wird ..., Öls/Schlesien 1650.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie, Hrsg. von R. Freiherr von Liliencron und F. von Wegele, Leipzig 1875-1912, Bd. 4, S. 641.
  • Eberti, Johann Kasper: Schlesiens Hoch- u. Wohlgelehrtes Frauen-Zimmer, nebst unterschiedenen Poetinnen, so sich durch schöne und artige Poeseien bey der curieusen Welt bekandt. gemacht, Breslau 1727, S. 25-28.
  • Dorland, William: The Sum of Feminine Achievement, Boston 1917, S. 26 u.141.
  • Mozand, H.J. (John Zahm): Woman in science. New York, Appelton, 1913, Nachdruck in Cambridge: MIT Press, 1974, S. 170-171.
  • Arndt, Margarethe, Die Astronomin Maria Cunitz, in: Jahrbuch d. Schles. Friedrich Wilhelm Universität zu Breslau, Nr. 27, 1986, S. 87-97.
  • Guentherodt, Dr., Ingrid, Frühe Spuren von Maria Cunitia und Daniel Czepko in Schweidnitz 1623, in: Daphnis. Bd. 20(1991), S. 547-584.
  • Dies., Maria Cunitia: Urania propitia. Intendiertes, erwartetes und tatsächliches Lesepublikum einer Astronomin des 17. Jh., in: Daphnis Bd. 20/1991, S. 311- 353.
  • Dies., Cunitz, Merian, Leporin : d. Wagnis d. Erkenntnissuche; Kosmos, Tierwelt, Menschenwelt, in: Frauen in der Aufklärung : "... ihr werten Frauenzimmer, auf!", Iris Bubenik-Bauer, Ute Schalz-Laurenze (Hrsg.), Frankfurt/M., 1995, S. 173-193.
  • Eberhard-Metzger, Claudia, "Die Gestirne mit zwei Flügeln durchwandern", Uranias gelehrige Tochter Maria Cunitz, in: Sternenflug und Sonnenfeuer: drei Astronominnen und ihre Lebensgeschichte, Charlotte Kerner (Hrsg.), Weinheim 2004, S. 10-60.