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Wettiner Triebwagen

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Wettiner Triebwagen waren kleine zweiachsige Motortriebwagen von Privatbahnen in Deutschland. Ihre Entwicklung machte sich notwendig, weil die seit 1924 auf vielen Nebenbahnen eingesetzten benzolmechanischen Triebwagn (z. B. DR 749) auf den kurzen Distanzen ihrer Einsatzstrecken nicht rentabel eingesetzt werden konnten.[1] Konstruiert wurden sie von der WUMAG in Görlitz, hergestellt vom selben Hersteller, Waggonbau Dessau und Lindner in Ammendorf. Ihren Namen erhielten die Triebwagen, weil der erste von ihnen den Personenverkehr auf der Kleinbahn Wallwitz-Wettin aufnahm. Als charakteristisches Merkmal besaßen die Fahrzeuge eine dieselmechanische Antriebsanlage mit einem Mylius-Getriebe. Bei ihrer Indienststellung hatten die Fahrzeuge keine Zug- und Stoßeinrichtung sondern nur eine Prallplatte an der Stirnseite,[2] erst später wurden zur Beförderung eines Beiwagens eine Zug- und Stoßeinrichtung leichter Bauart angebaut. Unterteilt wurden die Fahrzeuge in die Kleinen Wettiner mit drei Seitenwandfenster und 4,5m Achsstand bzw. in die Großen Wettiner mit vier Seitenwandfenster und 5,8 m Achsstand. Innerhalb der Lieferungen für die unterschiedlichen Privatbahngesellschaften gab es mehrere Unterscheidungsmerkmale wie Motorleistung, Sitzplatzzahl, Raddurchmesser, Geschwindigkeit und Innenraumgestaltung, die technisch nur in jedem einzelnen Fahrzeug behandelt werden kann.

Tabellarische Darstellung der Kleinen Wettiner-Triebwagen

Fahrzeugübersicht gebaute Kleine Wettiner
Bezeichnung Staatsbahn-Bezeichnung EDV-Bezeichnung Stückzahl Baujahr Ausmusterung Spurweite
Kleinbahn Wallwitz-Wettin T 1 VT 135 525 186 019-6 1 1934 1974 1.435 mm
Prettin-Annaburger Kleinbahn Nr. 5 VT 135 534 186 023-8 1 1934 1975 1.435 mm
Kleinbahn Schildau-Mockrehna Nr. 8 VT 135 535 186 024-6 1 1935 1973 1.435 mm
Kleinbahn Osterburg-Pretzier Nr. 4 VT 135 544 186 032-9 1 1935 1971 1.435 mm
Obereichsfelder Kleinbahn T 1 VT 135 547 186 034-5 1 1935 1972 1.435 mm
Kleinbahn Rennsteig–Frauenwald T 1 VT 135 550 186 036-0 1 1937 1973 1.435 mm

Außer den genannten Fahrzeugen erfolgte noch ein Großteil der Fahrzeuge auf Privatbahnen ohne spätere Übernahme durch die Staatsbahn

Konstruktive Merkmale der Kleinen Wettiner

Die Triebwagen gehörten zu einer Serie von Triebwagen für provinzialsächsische Kleinbahnen, von denen die WUMAG in Görlitz schon 1933 die Konstruktion erstellt hatte. Daraufhin wurden von der WUMAG, Waggonbau Dessau und Lindner mehrere Fahrzeuge für diese Kleinbahnen hergestellt.

Das Untergestell und das Kastengerippe, das außen mit 1,5 mm starkem Blech verkleidet war, bestanden aus elektrisch verschweißten Baustahlprofilen. Konstruiert waren die Fahrzeuge als Solofahrzeuge. Dafür besaßen sie anfangs keine Zug- und Stoßvorrichtung. Für den Beiwagenbetrieb wurden sie später mit leichter Zug- und Stoßeinrichtung versehen. Als Bremseinrichtung besaßen sie eine einlösige Bremse der Bauart Knorr, die für einen Beiwagenbetrieb vorgesehen war. Gebremst wurden die Achsen nur einseitig. Gesandet wurde die Antriebsachse mit Druckluft. Die Inneneinrichtung unterteilte sich in das Fahrgastabteil und die beiden Führerstände. Sie waren durch Trennwände und Drehtüren voneinander getrennt. Der Fußboden bestand aus Kiefernholz, der mit Linoleum belegt war. Über Klappen im Fußboden konnte die Maschinenanlage gewartet werden. Das Fahrzeug besaß 35 gepolsterte Sitzplätze mit Armlehnen, zur damaligen Zeit eine Verbesserung des Reisekomforts. Auf Grund der kurzen Streckenlänge wurde auf eine Toilette verzichtet.

Angetrieben wurden die Fahrzeuge von dem Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotor OM 67 von Mercedes-Benz. In den 1950er Jahren wurden die verschlissenen Originalmotoren durch Austauschmotoren aus dem Kombinat IFA ersetzt. Die Kraftübertragung erfolgte über das Mylius-Getriebe und ein Achswendegetriebe, das mit einer Drehmomentenstütze versehen war. Beheizt war das Fahrzeug über eine Warmwasserheizung, die so ausgelegt war, dass das Innere des Wagens bei −20 °C Außentemperatur auf +20 °C beheizt werden konnte.

Tabellarische Darstellung der Großen Wettiner-Triebwagen

Fahrzeugübersicht gebaute Große Wettiner
Bezeichnung Staatsbahn-Bezeichnung EDV-Bezeichnung Stückzahl Baujahr Ausmusterung Spurweite
Langensalzaer Kleinbahn T 15 VT 135.519 unbekannt 1 1937 unbekannt 1.435 mm
Delitzscher Kleinbahn Nr. 39 VT 135.531 unbekannt 1 1937 unbekannt 1.435 mm
Genthiner Eisenbahn Nr. 13 VT 135.540 unbekannt 1 1937 unbekannt 1.435 mm
Kleinbahn Wallwitz-Wettin T 2 VT 135.541 186 030-3 1 1939 1975 1.435 mm

Außer den genannten Fahrzeugen wurde noch eine Vielzahl von Fahrzeugen auf Nebenbahnen eingesetzt, die später nicht von der Staatsbahn übernommen wurden, z. B. der Bunzlauer Kleinbahn und der Isergebirgsbahn.

Konstruktive Merkmale der Großen Wettiner

Die Großen Wettiner sind im wesentlichen die vergrößerte Form des Kleinen Wettiners mit einem Achsstand von 5,8 m. Dadurch waren die Fahrzeuge auf den ersten Blick an den vier Seitenwandfenstern von ihrem kleinen Bruder zu unterscheiden.

Einsatz und Verbleib der Fahrzeuge

Die Einsatzstellen der Fahrzeuge siehe DR-Baureihe VT 135.5 Während der Zeit des 2. Weltkrieg wurden die Fahrzeuge auf ihren Stammstrecken weiter eingesetzt, sofern durch die Kontigentierung des Dieselkraftstoffes nicht Dampf-Ersatz-Züge gefahren werden mussten. Nach 1945 wurden viele Fahrzeuge als Inspektionsfahrzeuge bei den Bahnbetriebswerken, als persönliche Fahrzeuge von Präsidenten der Reichsbahndirektionen bzw. für den Werkverkehr als Pendelfahrten von Bahnstationen zu den Werken eingesetzt. Ihre Einsatzzeit endete in der Mitte der 1970er Jahre.

Ein historisches Fahrzeug von einem Wettiner Triebwagen ist nicht bekannt. Ein Triebwagen war 2010 noch im sehr desolaten Zustand im Ausbesserungswerk Česká Třebová vorhanden.[3][4] Ansonsten gibt es heute nur noch Fotos bzw. Modelle von den Fahrzeugen.[5]

Literatur

  • Dirk Endisch, Klein- und Privatbahnen im unteren Saaletal, Verlag Dirk Endisch, ISBN 978-3-936893-22-9
  • Michael Kurth Die Laura-Geschichte der Kleinbahn Rennsteig-Frauenwald, EK-Verlag Freiburg, 1996, ISBN 3-88255-425-8


Einzelnachweise

  1. Dirk Endisch, Klein- und Privatbahnen im unteren Saaletal, Verlag Dirk Endisch, ISBN 978-3-936893-22-9, Seite 74
  2. Siegfried Bufe Eisenbahnen in Schlesien, Bufe Fachverlag Egglham, ISBN 3-922138-37-3, Seite 191
  3. Foto von dem abgestellten M 140.401, fotografiert auf www.k-report.net
  4. Nahaufnahme von dem abgestellten M 140.401, fotografiert auf www.k-report.net
  5. Foto eines Kleinen Wettiners auf www.reichsbahntriebwagen.de