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Tristan und Isolde

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Moderne künstlerische Darstellung: Anna Costenoble, Tristan und Isolde, 1900.

Die Erzählung von Tristan und Isolde ist neben der vom Gral oder jener von König Artus und seiner Tafelrunde eine jener Quellen, aus denen die erzählende Literatur des europäischen Mittelalters in reichem Maße geschöpft hat. Zahlreiche Dichter unterschiedlicher Volksliteraturen -- besonders jener Frankreichs und Deutschlands -- haben ihr dichterisches Können an der Gestaltung dieses spannungsreichen Stoffes erprobt, der über die Jahrhunderte hin seine Produktivität immer wieder erneut unter Beweis gestellt hat.

Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren. Sicher ist, dass es bereits vor den schriftlichen Adaptionen eine weit zurückliegende keltische, mündliche Tradition gegeben hat, insbesondere in Cornwall. Dort hat man u.a. eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit der Inschrift "DRVSTANUS" gefunden. Verschiedene mittelalterliche Tristan-Erzählungen nehmen außerdem direkt auf dieses Gebiet Bezug.

Der Inhalt der Legende lässt sich -- verkürzt -- so zusammenfassen: Tristan, ein in jeder Hinsicht herausragender junger Mann, hat den Auftrag, die schöne Königstocher Isolde von Irland ihrem zukünftigen Ehemann Marc, dem König von Cornwall, zuzuführen. Während der Überfahrt nach Britannien trinken die beiden versehentlich von einem eigentlich für Isolde und Marc bestimmten Liebestrank. Tristan und Isolde verlieben sich sofort unsterblich ineinander. In der Folgezeit brechen die Liebenden alle gesellschaftlichen und religiösen Gesetze, ziehen Verderben auf sich selbst und die Menschen in ihrem Umfeld. Nach mehreren, immer unwahrscheinlicheren abenteuerlichen Verstrickungen erliegt das Liebespaar schließlich einer Täuschung, infolge derer zunächst Tristan und gleich darauf auch Isolde vor Kummer stirbt.

Die ältesten erhaltenen Verschriftlichungen des Stoffes sind in altfranzösischer Sprache abgefasst. Sie sind allesamt nur fragmentarisch überliefert. Unter ihnen ragen die im 12. Jh. entstandenen Romane von Béroul und von Thomas von England (einem Anglonormannen) besonders heraus. Der Tristan-Roman Chrétien de Troyes' (ebenfalls 12. Jh.) ist nicht erhalten, zeugt aber von der immensen Popularität der Legende.

Von Eilhart von Oberg stammt die erste deutsche Bearbeitung des Tristan-Stoffes. Sein Tristrant dürfte wohl Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Aus dem 12. Jahrhundert sind nur drei Pergament-Bruchstücke seines Textes erhalten. Drei aus dem 15. Jahrhundert stammende Papier-Handschriften, die vermutlich auf eine Bearbeitung des Textes aus dem 13. Jahrhundert zurückgehen, überliefern den vollständigen Text.

Auf der Version des Thomas von England schließlich fußt der "Tristan" des mittelhochdeutschen Dichters Gottfried von Straßburg (13. Jh.), dessen ebenfalls fragmentarisches Epos als 'klassische' Stoffrepräsentation des Mittelalters gilt.

Über das Mittelalter hinaus schufen zahlreiche weitere SchriftstellerInnen, bildende KünstlerInnen und KomponistInnen Tristan-und-Isolde-Bearbeitungen, etwa Hans Sachs (Tragödie, 1553), Richard Wagner (Tristan und Isolde, Oper, 1859) und Thomas Mann (Tristan, Novelle, 1901). Um 1400 ließen Franz und Nikolaus Vintler aus Bozen auf ihrem Schloss Runkelstein einen Teil des Sommerhauses mit Terraverde-Fresken zum Motiv von Tristan und Isolde ausmalen.


Literatur:

Zink, Michael (ed.) (1989): Tristan et Iseut. Les poèmes francais. La saga norroise. Textes originaux et intégraux présentés, traduits et commentés par Daniel Lacroix et Philippe Walter. Paris: Le livre de Poche [Lettres Gothiques] 4521. (--mit einer sehr guten Einführung und der skandinavischen Adaption des Tristan-Romans von Thomas von England aus dem 13. Jh., die die Legende komplett wiedergibt)

Der vollständige Text des Tristan-Epos' von Gottfired von Straßburg findet sich auf http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/13Jh/Gottfried/got_tr00.html