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Kartäuser

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[[bild:Kartäuser_wappen.png Wappen des Kartäuserordens]]
Wappen des Kartäuserordens
Wahlspruch: Stat crux dum volvitur orbis.
(Das Kreuz steht fest, während alle Welt taumelt.)
Ordensvater: Hl. Bruno von Köln
Verbreitung: 24 Kartausen in Europa und Amerika
Mitgliederzahl: ca. 400 Mönche
ca. 75 Nonnen
Ordensakronym: OCart
Homepage: http://www.chartreux.org

Die Kartäuser sind ein katholischer Halb-Eremiten-Orden, der auf den Heiligen Bruno von Köln zurückgeht.

Geschichte

1084 zog sich der Heilige Bruno mit sechs Gefährten in eine einsame Gebirgsgegend bei Grenoble in Frankreich zurück. Das Land wurde ihnen vom Hl. Hugo, dem damaligen Bischof von Grenoble, zur Verfügung gestellt. Sie bauten Hütten, die für ein Kloster notwendigen Gemeinschaftsräume und natürlich eine Kirche. Alle Räume wurden durch einen Kreuzgang verbunden. Bald schlossen sich ihnen weitere Männer an, die Gemeinschaft wuchs und die Grande Chartreuse, die Große Kartause, das Mutterkloster des Kartäuserordens, entstand. Bruno selbst schrieb keine Ordensregel. Die Lebensweise der ersten Einsiedler sollte einfach von allen weitern übernommen werden. Erst nachdem sich auch in anderen Ländern Männer der Lebensweise des Heiligen Bruno anschlossen, mussten die Lebensgewohnheiten der Kartäuser schriftlich niedergelegt werden. Das tat 1127 der Hl. Guigo, fünfter Prior der Großen Kartause. 1170 wurde die Gemeinschaft vom Papst als Orden anerkannt. Z. Zt. zählen die Kartäuser 19 Männerklöster mit fast 400 Mönchen und 5 Frauenklöster mit etwa 75 Nonnen in Europa und Amerika. In Planung ist die Gründung einer Kartause in Korea. Im deutschsprachigen Raum gibt es ein Männerkloster der Kartäuser, die Kartause Marienau, in Bad Wurzach, Baden-Württemberg.

Arten der Mönche

Die Kartäuser unterscheiden drei Arten von Mönchen: die Priester- oder Chormönche (Patres), die Brüdermönche oder Konversen (Fratres conversi) und die Donaten.

Patres

Die Patres leben in um den Kreuzgang herum gebauten kleinen Häuschen mit Garten. Die Häuschen bestehen aus vier Räumen: Beim Bereten der Zelle gelangt der Pater zunächst in einen Vorraum, der das Häuschen mit dem Kreuzgang verbindet. Dieser Raum heißt Ava Maria, ein Raum, in dem der Pater beim Betreten und Verlassen des Häuschens ein Ave Maria betet. Der Hauptraum ist das sog. Cubiculum mit einem Arbeitstisch, einem Tisch zum Essen, einem kleinen Oratorium, einem Kleiderschrank einem Bett und einem Ofen. Geheizt werden die Häuschen über einen Holzofen, für den der Pater das Holz selber hackt. Der Kartäuser schläft auf einem Strohbett. Die Nasszellen der Kartäuser haben traditionell nur kaltes Wasser. Auch ein Handwerksraum gehört zum Häuschen, in dem der Pater das Holz für seinen Ofen hackt und seiner Handarbeit nachgeht. Die Häuschen sind traditionell zweigeschossig, werden aber bei modernen Gründungen auch eingeschossig gebaut.

Der Tag eines Patrers beginnt um 23:40 Uhr. Nach etwa 4-stündigem Schlaf steht er dann das erste Mal auf und beginnt das Offizium, das bei den Kartäusern noch aus acht Gebetszeiten (Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet) besteht. Gebetet wird sowohl das kanonische Offizium wie auch das Marienoffizium, teilweise allein in der Zelle, teilweise zusammen mit den anderen Mönchen in der Kapelle. Gegen 02:30 Uhr ist das Nachtoffizium, das aus Matutin und Laudes besteht und von allen gemeinsam in der Kapelle gebetet wird, beendet und der Pater legt sich zu einem zweiten etwa 4-stündigen Schlaf ins Bett. Um 06:40 Uhr steht er zum zweiten Mal auf. Dann steht ein weiterer Teil des Offiziums sowie Betrachtungszeit an. Um 08:00 Uhr versammeln sich alle Patres in der Kapelle zur 20-minütigen Anbetung und anschließender Konventmesse. Danach feiert jeder Patres in kleinen Kapelle eine Stillmesse für sich, ggf. mit einem Novizen als Ministrant. Im weiteren Verlauf des Tages wechseln sich Gebet (insgesamt etwa 8 Stunden), Studium und Handarbeit (Ikonenmalerei, Buchbinderei o. ä.) ab. Nachtruhe ist spätestens um 20:00 Uhr. Die Patres essen außer am Sonntag, an dem das Mittagessen gemeinsam im Refektorium stattfindet, allein. Frühstück gibt es bei den Kartäusern traditionell nicht, nur Mittag- und Abendessen. Im Winterhalbjahr, von Kreuzerhöhung bis Karsamstag, gibt es nur Mittags eine warme Mahlzeit und abends etwas Brot und ein Getränk. Eine gemeinsame Rekreation gibt es nur sonntags. Wöchentlich findet ein gemeinsamer etwa vierstündiger Spaziergang (spatiamentum) der Patres statt.

Brüdermönche

Die Brüdermönche leben getrennt von den Patres in einem eigenen Gebäude. Anderes als die Patres haben die Brüder keine eigenes Haus, sondern nur ein Zimmer, das sie tagsüber verlassen, um in den Werkstätten (Obedienzen) zu arbeiten. Hauptsächlich die Brüder sorgen durch ihre handwerklilchen Tätigkeiten für den Unterhalt der Kartausen, beispielsweise durch die Herstellung des berühmten Kartäuserlikörs. Damit die Brüder ihre Aufgaben erfüllen können, gelten für sie abgeschwächte Klausurregeln.

Donaten

Die Donaten haben den gleichen Aufgabenbereich wie die Brüder. Sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, dass sie sich nicht mit Gelübten an den Orden binden, sondern mit ihm einen Donationsvertrag abschließen, entweder auf ewig oder jeweils für drei Jahre. Im Kloster selbst leben die Donaten in persönlicher Armut, jedoch können sie außerhalb des Klosters eigenen Besitz haben und frei über diesen verfügen. In der Gestaltung ihres Tagesablaufes sind sie freier als die Brüder. Am nächtlichen Offizium müssen sie beispielsweise nicht teilnehmen.

Kartäuserinnen

Seit 1145 gibt es auch Kartäuserinnen. Zunächst unterschied sich ihre Lebensform von der der Mönche, da sie nicht so sehr einsiedlerisch war. So lebten die Nonnen nicht in eigenen Häuschen, sondern in abgetrennten Zimmern. Das Essen nahmen sie täglich gemeinsam ein. Erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Leben der Kartäusernonnen dem der Mönche weitgehend angepasst. Kartäuserinnen erhalten auf Wunsch die Jungfrauenweihe. Die Chrononnen (das sind die Nonnen deren Lebensweise der der Pater|Patres]] entspricht) werden auch zu Diakoninnen geweiht, sodass sie in der Messe das Evangelium verkünden können. Das ist eine Besonderheit im Eigenrecht der Kartäuser. Die Diakonenweihe wurde in der Weltkirche für Frauen auf dem Konzil von Nizäa abgeschafft.

Organisation

Oberstes Organ des Kartäuserordens ist das Generalkapitel, das alle zwei Jahre in der Großen Kartause abgehalten wird und aus den Prioren der einzelnen Häuser besteht. Dies ist gewissermaßen die Legislative des Ordens. Von ihr wird ein Greminum, das sog. Definitorium, gewählt, das aus acht Mönchen besteht und gewissermaßen die Exekutive darstellt. Während des Generalkapitels sollen alle wichtigen Angelegenheiten des Ordens geregelt werden. In der Zeit wzischen zwei Generalkapiteln wird der Orden vom Prior der Großen Kartause, dem Reverendus Pater geleitet, der, obwohl er dem ganzen Orden vorsteht, nur von den Patres der Großen Kartause gewählt wird. Als Oberer eines Einsiedlerordens unterliegt er besonders strengen Klausurregeln und verlässt während seiner Amtszeit die Große Kartuase nie. So ist es für ihn unmöglich, beispielsweise zum Heiligen Stuhl nach Rom zu reisen und den Orden dort zu vertreten. Dies übernimmt stattdessen ein dazu besonders beauftragter Pater.

Die einzelnen Kartausen werden von einem Prior geleitet, der von den Patres des jeweiligen Hauses auf zwei Jahre gewählt wird. Der Stellvertreter des Priors ist der Vikar. Ein Prokurator ist für die Finanzen zuständig. Der Novizenmeister (Magister) ist für die Ausbildung der Pater-Novizen zuständig. Die Ausbildung der Brüder- und Donatennovizen übernimmt normalerweise der Vikar.

Zur Erhaltung der klösterlichen Disziplin wird jede Kartause alle zwei Jahre von zwei Prioren anderer Kartausen visitiert. Bei einer dieser Visitationen wurde beispielsweise der bis dahin wöchentlich vor der Kartause Marienau stattfindende kleine Klostermarkt, auf dem hauptsächliche landwirtschaftliche Produkte aus dem Kloster an die umliegende Bevölkerung verkauft wurden, abgeschafft, da er als mit dem Einsiedlerleben nicht vereinbar galt.

Der bekannte Spruch Papst Innoznez XI. Cartusia numquam reformata, quia numquam deformata (Die Kartause wurde nie reformiert, da sie nie deformiert wurde) weist auf die Treue der Kartäuser zu ihren Ursprüngen hin. Jedoch hat auch der Kartäuserorden im Laufe der Zeit Veränderungen in seinen Regeln erfahren. So musste beispielsweise 1917 die bis dahin vorgeschriebene Beichte beim Prior in Angleichung an das Kirchenrecht abgeschafft werden. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden zu Beginn der 1970er Jahre die "Erneuerten Statuten des Kartäuserordens" abgefasst. Diese wurden zuletzt 1983 und nochmals 1987 in einigen Punkten geändert.

Spiritualität

Grundlage der Spiritualität der Kartäuser ist ein Leben in der Erwartung der Wiederkunft Christi. Zurückgezogen in der Einsamkeit sorgen sie sich nur, Christus zu gefallen und ein Leben nach dem Evangelium in der Nachfolge Christi zu führen. Ihr Spiritualität lässt sich in dem Satz zusammenfassen: "Zum Lob der Herrlichkeit Gottes hat Christus, das Wort des Vaters, durch den Heiligen Geist von An­fang an Menschen auserwählt, um sie in die Einsamkeit zu führen und in inniger Liebe mit sich zu vereinigen." (Statuten 1,1).

Charakteristisch für die Kartäuser ist ihr Stillschweigen, ihre Einsamkeit und ihr Verbleiben in der Zelle. Das Leben der Kartäuser ist hauptsächlich dem Gebet geweiht. Sie beten für die Kirche und das Heil der ganzen Welt. Entsprechend ihrer Lebensweise haben sie eine eigene Liturgie, die ihrer Lebensart angepasst ist. Die Einsamkeit der Kartäuser bedeutet Trennung von der Welt, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie auf jedes Apostolat verzichten. Sie haben keinen direkten Zugang zu Medien. Nur der Prior liest täglich die Zeitung und informiert die Mönche über wichtige Ereignisse. Besucher, außer Angehörigen der Kommunitätsmitglieder und Interessenten, sind nicht zugelassen. Die Kartäuser sind Vegetarier. Strikte Fastenzeiten bestimmen ihr Leben, so wird beispielsweise jeden Freitag bei Wasser und Brot gefastet. Alle Kartausen sind Maria geweiht, die auch oberste Patronin des Ordens ist. Zweiter Ordenspatron ist der Hl. Johannes der Täufer.

Literatur

  • Elisabeth Strakosch (Hrsg.), Die Wolke des Nichtwissens. Ein anonymes englisches Werk des 14. Jahrhunderts, Einsiedeln 1958
  • Gerardo Posada, Der heilige Bruno. Vater der Kartäuser, Köln 1987 ISBN 3-879-091579