Aquamarin (Roman)

Aquamarin ist ein Jugendroman von Andreas Eschbach. Der Roman erschien 2015 im Arena Verlag. Die introvertierte 16-jährige Waise Saha Leeds, die im Jahr 2151 mit ihrer taubstummen Tante Mildred in Seahaven, der Hauptstadt der größten neotraditionalistischen Zone Australiens lebt, entdeckt durch Zufall, dass sie ein Mischwesen aus Mensch und Fisch ist.
Inhalt
Von mobbenden Mitschülern in ein Fischbecken gestoßen, droht Saha zu ertrinken. Pigrot Bonner, ein schmächtiger jüngerer Mitschüler, beobachtet und filmt die Situation und versucht, die bereits leblose Saha aus dem Becken zu ziehen. Unfähig ihren Körper selbst aus dem Wasser zu holen, setzt er mit einem im Laufe der Handlung als „Tafel“ bezeichneten Tablet-PC einen Notruf ab und kann Saha mit Hilfe des Hausmeisters Alvarez aus dem Wasser befreien. Saha erwacht nackt in einem Krankenzimmer der Schulambulanz. Bei der Untersuchung stellte der Schularzt Dr. Walsh fest, dass Saha jeweils links und rechts fünf symmetrische Schlitze hat, die sich von ihrem Rücken aus schräg verlaufend nach vorne unter ihre Brust ziehen. Aus einem Attest in der Schülerakte erfährt er, dass Saha sich diese als „Wunden“ bezeichneten Öffnungen als Baby zugezogen hat, als sie von einem Gartenpflegeroboter überfahren wurde. Da dieser Roboter über Klingen aus Kobalt-Stahl verfügte, verheilen diese Wunden praktisch nicht und müssen mit Sprühverband vor eindringenden Bakterien und Keimen sowie Wasser geschützt werden. Saha ist daher von sämtlichen Sportveranstaltungen der Schule befreit, was sie in der durch Wassersport geprägten Gemeinschaft der Schule zur Außenseiterin macht.
Durch den abgesetzten Notruf kommt heraus, dass es sich bei der verantwortlichen Mitschülerin um Carilja Thawte, die Tochter von James Thawte – dem wichtigsten Sponsor der Schule – handelt, dessen Familie die Stadt Seahaven mitbegründet hat. Jon Brenshaw, Sohn der zweitreichsten Familie der Stadt und bester Freitaucher der Schule sowie der Freund von Carilja, wird von der Schuldirektorin der unterlassenen Hilfeleistung beschuldigt, da er auf Cariljas Verlangen untätig blieb. Auf sein späteres Versöhnungsangebot geht Saha vorerst nicht ein, da Jon sich nicht eindeutig bei ihr entschuldigt. Dafür freundet sich Saha mit Pigrot an. Da sein Vater ein angesehener Professor für Neotraditionalistismus ist, verfügt er über eine große Bibliothek, die von den Beiden immer wieder zu Recherchezwecken aufgesucht wird. Pigrot fällt auf, dass Saha unmöglich überlebt haben könne, da sie länger als 15 Minuten unter Wasser war, jedoch nur bewusstlos wurde, aber nicht ertrank. Bei einem erneuten Gespräch mit Dr. Walsh teilt dieser ihr mit, dass er Nachforschungen angestellt und für die Theorie über die Verletzungen mit Kobalt-Stahl keine Hinweise gefunden habe. Er erzählt ihr von möglichen genetischen Manipulationen und möchte Saha eingehender untersuchen, was diese jedoch verunsichert ablehnt.
Zuhause entfernt Saha ihren Sprühverband und untersucht ihre „Wunden“ vor dem Spiegel, wobei sie die äußere Ähnlichkeit zu Kiemen erkennt, wie sie bei Fischen üblich sind. Nach Recherchen in Professor Bonners Bibliothek entschließt sich Saha, einem inneren Impuls folgend, im Meer zu überprüfen, ob die Öffnungen tatsächlich Kiemen sind. Zuerst im flachen Wasser lässt Saha ihren Mund voll Wasser laufen. Sie stellt fest, dass sie weiter atmen kann und spürt beim Tauchen, wie das Wasser sie durchflutet und durch die Kiemen wieder ausströmt. Der Grund für ihre Bewusstlosigkeit im Fischbecken der Schule war, dass ihre Kiemen zwar durch den Sprühverband zugeklebt waren, der Verband sich beim Sturz vom Becken aber soweit gelöst haben muss, dass es gereicht hat um am Leben zu bleiben. Saha taucht nun weiter ins offene Meer hinaus und stellt instinktiv fest, dass sie in ihrem Brustkorb Luftblasen erzeugen und im Mund sammeln kann, was ihr den Auftrieb erleichtert. Sie beschließt, ihr Geheimnis für sich zu bewahren und nie wieder ins Meer zu gehen. Da unerlaubte gentechnische Manipulationen in der neotraditionalistischen Zone verboten sind, drohte ihr und ihrer Tante Mildred die Verbannung, sollte sie entdeckt werden.
Durch den Zugang zur Bibliothek erhält Saha Zugriff auf Schriftklassen des 21. Jahrhunderts, womit sie die handgeschriebenen Tagebücher ihrer früh verstorbenen Mutter entziffern kann. Sie findet heraus, dass sie als Säugling Schwimmhäute zwischen den Fingern hatte, die ihr jedoch chirurgisch entfernt wurden. Über ihre Herkunft oder ihren Vater findet sie jedoch keine Informationen. Saha vertraut sich Pigrot an, der sie überredet, mit ihr zum Strand zu gehen und ihre Fähigkeiten zu demonstrieren. Sie tauchen zu einem nah gelegenen Schiffswrack und entdecken Taucher, die dort Netze befestigen. Da Saha und Pigrot nicht entdeckt werden wollen, tauchen sie zurück, werden aber von einer Mitschülerin überrascht, die sie auch an die Schuldirektorin verrät. Saha und ihre Tante werden von der Direktorin mit der Konsequenz konfrontiert, dass Sahas Sportattest nicht mehr anerkannt werde und sie sich deswegen einer ärztlichen Untersuchung bei Dr. Walsh unterziehen müsse. Tante Mildred fragt Saha, was sie mit einem Jungen am Strand gemacht habe, der zudem als Ort für Liebespaare bekannt ist, und warum Saha nicht auf ihre „Wunden“ Rücksicht nehme. Erbost konfrontiert Saha ihre Tante mit dem Verdacht, ein Genexperiment eines Wissenschaftlers zu sein, mit dem ihre Mutter vor Sahas Geburt zusammen war. Wenn Saha nun von Dr. Walsh untersucht würde, drohte ihnen die Verbannung aus der Zone.
Mit dieser Situation überfordert, sehnt sich Saha nach der beruhigenden Wirkung, die das Meer auf sie hat, und sie beschließt erneut tauchen zu gehen. Während sie wieder zum Schiffswrack taucht, wird sie von einem Riffhai angegriffen. Sie versucht zu fliehen, muss sich aber eingestehen, dass sie zu langsam ist. In dem Moment, als Saha den tödlichen Biss erwartet, schließt sie ihre Augen. Aber zu ihrer Überraschung hat der Hai die Flucht ergriffen und ein Mann mit speerähnlicher Waffe und Kiemen auf der Brust schwimmt auf Saha zu und lächelt sie an. Er fragt in Gebärdensprache, woher Saha komme, und als sie ihm erklärt, dass sie aus der Stadt über dem Wasser kommt, packt er Sahas Hand, kontrolliert ihre Schwimmhäute und ergreift panikartig die Flucht.
Zurück zuhause will Saha endlich wissen, was es mit ihrer Mutter auf sich hat. Tante Mildred holt eine Kiste mit handgeschriebenen Briefen von Sahas Mutter. In Diesen erfährt sie, dass Saha die Tochter von ihr und eines „Submariners“ ist, den sie beim Tauchen in Malaysia kennengelernt hat. Da dieser aber nicht länger als eine Stunde außerhalb des Meeres überleben könnte und sein Stamm weiterziehen würde, mussten sie sich wieder trennen. In einem anderen Brief schreibt Sahas Mutter von ihrer Schwangerschaft und ihren Ängsten, ob das Baby auch nur eine Stunde überlebensfähig wäre. Als Saha auf die Welt kam, und feststand, dass sie trotz ihrer Kiemen normal atmen konnte, besorgte sich ihre Mutter ein gefälschtes Attest, welches sie für die Einreise in die neotraditionalistische Zone benötigte und den Anschein eines normalen Babys wahrte, kurz bevor Sahas Mutter an einem Herzleiden verstarb. Währenddessen findet Pigrot heraus, dass erste Experimente mit Chimären bereits im 21. Jahrhundert erfolgreich waren und von einem koreanischen Professor gezüchtet wurden, um den Meeresboden zu bevölkern. Da diese Experimente jedoch verboten waren, hat er die Züchtung freigelassen, kurz bevor er entdeckt wurde und unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.
Bei dem jährlichen Gründungsfest der Stadt Seahaven werden traditionell Freitauchwettbewerbe durchgeführt. Als Jon Brenshaw bei seinem Tauchgang verunglückt und die Rettungsmannschaft wegen fehlender Sauerstoffflaschen keinen Rettungsvorgang starten können, entschließt sich Saha, nach unten zu tauchen und Jon zu retten. Da er jedoch in einem der Netze gefangen ist und Saha ihn nicht befreien kann, hat sie nur die Möglichkeit, ihn durch ihre Sauerstoffgewinnungstechnik so lange zu beatmen, bis die Rettungsmannschaft eintrifft. Aus Panik zu ertrinken, klammert sich Jon an Saha, selbst als die Rettungsmannschaft endlich eintrifft und nach oben bringt. Da nun Alle Sahas Kiemen sehen können, ist ihr Geheimnis enthüllt. Sie wird unter Hausarrest gestellt und soll vor ein Stadttribunal erscheinen, in dem – wie erwartet – über ihre Verbannung entschieden wird.
Saha wird in den kommenden Tagen von Ärzten und Professoren untersucht und dabei wird auch das patentierte Genom des koreanischen Professors entdeckt. Während der Anhörung wird Saha von Professor Bonner verteidigt. Durch sein Plädoyer erreicht er einen Aufschub des Urteils, da das Stadttribunal die Angelegenheit an den Zonenrat übergibt, der aber so bald nicht mehr tagt. Sahas Hausarrest wird aufgehoben.
Jon Brenshaw erscheint bei den Leeds und möchte sich bei Saha bedanken. Sie verlassen das Haus und gehen einige Schritte, als sie von zwei Männern überfallen werden. Sie können sich jedoch befreien und Dank Jons Bruder Steve, der wie zufällig mit seinem Auto erscheint, auch in die Brenshaw-Villa fliehen. Dort angekommen, bedankt sich Mutter Brenshaw für die Rettung ihres Sohnes, und erklärt, dass sie einer Geheimorganisation zum Schutze der „Submariner“ angehören und mit dem bevorstehenden Angriff auf Saha gerechnet hatten. Nur Jon trifft dieses Geheimnis unvorbereitet, da er vom Doppelleben seiner Familie bisher nichts wusste. Wie sich herausstellt, existiert diese Geheimorganisation schon seit Beginn der Genexperimente und sorgt auch immer dafür, dass die „Submariner“ Werkzeuge und Medikamente bekommen, obwohl es noch nicht gelungen ist, mit ihnen eine Konversation zu führen.
Wie sich herausstellt, steckt James Thawte hinter den Angriff auf Saha, da er neben der neotraditionalistischen Einstellung auch ein wirtschaftliches Interesse am Genozid der „Submariner“ hat, da er befürchtet, diese könnten ihm den Meeresgrund streitig machen, dessen wirtschaftliche Erschließung seine Firma über Jahre vorangetrieben hat. Da sich weiter herausstellt, dass James Thawte mittels der Netze, welche die Taucher im Schiffswrack ausgelegt haben und welches auch Jon Brenshaw beinahe zum Verhängnis wurde, den „Submariner“ aus Sahas Begegnung gefangen hält und an ihm Krankheitserreger testet, welche die Spezies ausrotten soll, beschließen Saha, Jon und Nora McKinney, eine weitere Mitarbeiterin der Organisation, mittels Jons Schlüssel, welchen er noch aus seiner Beziehung zu Carilja Thawte hat, für eine Befreiungsaktion in deren Haus einzubrechen, da man die Familie Thawte auswärts wähnt.
Im Haus findet die Gruppe den „Submariner“ in einem überdimensionalen Aquarium gefangen. Sie werden von James’ und Cariljas Rückkehr überrascht und bedrohen die Drei mit Waffengewalt. Saha bekommt die Gelegenheit, Carilja zu packen und in das Aquarium zu reißen. Während der „Submariner“ Carilja festhält, fordert Saha über Gebärdensprache Nora auf, James Thawte mitzuteilen, er solle die Polizei rufen, sonst würde sie Carilja ertrinken lassen. Thawte lässt auf das Aquarium schießen, jedoch prallen die Kugeln von dem Panzerglas ab. Auch das Abpumpen des Wasser würde zu lange dauern, um Carilja zu retten, also gibt er auf. Die Polizei befreit den „Submariner“ und nimmt Thawte fest. Er muss sich vor Gericht unter Anderem wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und Gewaltandrohung verantworten. Gleichzeitig verhängt das Zonentribunal gegen ihn und seine Familie eine Verbannung wegen gravierender Verletzungen der Prinzipien des Neotraditionalismus. Seine Firma muss er zurücklassen, die vorübergehende Führung übernimmt Vater Brenshaw.
Saha schließt sich als Mittlerin zwischen den Welten dem „Submariner“ an, deren Prophezeiung vorausgesagt wurde. Er verspricht, ihr bei der Suche nach ihrem Vater zu helfen.
Aufbau
Der Roman ist in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin geschrieben. Die Ereignisse erstrecken sich über den Zeitraum mehrerer Monate, beginnend mit der letzten Schulwoche im September 2151, und enden kurz vor Weihnachten desselben Jahres.
Ausgaben
Erschienen:
- Juni 2015 bei Arena, Würzburg. 408 Seiten, gebunden. ISBN 978-3-401-60022-2.
- Juli 2015 bei Arena, Würzburg, Hörbuch (6 CDs, gelesen von Maximiliane Häcke), Dateiformat: mp3, 436 Min.: 62 Tracks, ISBN 978-3-401-85149-5.