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Hörspiel und Medienkunst

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Hörspiel und Medienkunst ist eine Abteilung des Bayerischen Rundfunks. Sie ist aus der Hörspielabteilung hervorgegangen.

Geschichte

Anfang der 1990er Jahre begann die Hörspielabteilung medienübergreifende Projekte umzusetzen. Hörspiele wurden nicht nur in Gestalt abgeschlossener Produktionen ausgestrahlt, sondern bimedial konzipiert und live von der Bühne oder aus dem Studio gesendet. Erste bahnbrechende Beispiele waren 1994 das Hörspiel Apocalypse live von Andreas Ammer, FM Einheit, Ulrike Haage und die partizipative Studioperformance hexenring von Hartmut Geerken mit Famoudou Don Moye. Neue Impulse sollte die Gattung Hörspiel vor allem aus der Musik schöpfen, durch die Zusammenarbeit mit Musikern der Pop- und Jazz-Avantgarde.[1] Diese Entwicklung führte zu einer Erweiterung des Redaktionsnamens: zum Hörspiel kam als Wesentliches Element die Medienkunst hinzu, die elektronische, digitale, audiovisuelle und interaktive Kategorien und Prozesse umfasste.[2] Offiziell wurde die Abteilung „Hörspiel und Medienkunst“ als Nachfolgerin der Hörspielabteilung im Rahmen einer Organisationsänderung im Januar 1996 beim Bayerischen Rundfunk etabliert. Christoph Lindenmeyer wurde in Personalunion Leiter der neu eingerichtet Hauptabteilung Radiophone Produktionen und der nun umbenannten Abteilung „Hörspiel und Medienkunst“. Seit März 1996 ist Herbert Kapfer Leiter der Abteilung. Chefdramaturgin war von 1996 bis 2006 Barbara Schäfer, seit September 2007 ist es Katarina Agathos.

Projekte

intermedium – Festival

1999 initiierte der Bayerische Rundfunk das von Herbert Kapfer und der Redaktion Hörspiel und Medienkunst konzipierte Festival intermedium 1. Weitere Partner waren die Hörspielabteilungen der ARD, DeutschlandRadio und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. Das Festival fand im November 1999 in der Akademie der Künste (Berlin) statt und war mit zahlreichen Hörfunk-Sendungen verbunden. Das Thema war Leben, Kunst und Technik in der Informationsgesellschaft. Auslösende Idee für das Festival war die Zunahme ästhetischer und medialer Mischformen aus Performances, Live-Sendungen, musiktheaterinspirierten Aufführungen, Remix-Projekten, online-Präsentationen und interaktiven Versuchen. Das Festival verstand sich als Plattform, auf der intermediale Projekte der Sparten Hörspiel, Akustische Kunst, Klangkunst zur Diskussion gestellt und ausgestrahlt werden konnten.[3]
intermedium 2 fand im März 2002 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe statt.[4] Das 100 Stunden umfassende Programm wurde in Österreich, Deutschland und der Schweiz ausgestrahlt.

intermedium records

Das Label intermedium records wurde 2000 als Teil des intermedium-Konzepts gegründet. Seit Januar 2000 veröffentlicht intermedium records neue und historische Hörspiele, Hörstücke und Soundtracks. intermedium records wird von der Redaktion Hörspiel und Medienkunst herausgegeben und erscheint im belleville Verlag.[5]

Internet-Projekte

Mehrere Produktionen der Abteilung Hörspiel und Medienkunst sind als Online/Internet-Projekte konzipiert. Dazu gehören:

  • Die Quellen sprechen. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. Eine dokumentarische Höredition.[6]
    Die Webseite die-quellen-sprechen.de macht alle gelesenen Dokumente und die Gespräche mit Historikern und Zeitzeugen dauerhaft öffentlich zugänglich. Ergänzt durch Kurzbiografien, Manuskripte und erweitere Recherchemöglichkeiten.
  • Memory Loops. 300 Tonspuren zu Orten des NS-Terrors in München 1933–1945. Von Michaela Melián.[7]
  • FM Scenario. Die Stimme des Hörers / Listener’s Voice. Von Eran Schaerf.[8]

Hörspiel Pool

Seit Februar 2008 bietet die Redaktion Hörspiel und Medienkunst im Hörspiel Pool[9] Produktionen zum Hören und Herunterladen an. Es war dies das erste Hörspiel-Podcastangebot im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. An den Start ging der Hörspiel Pool mit Die Erfindung der Poesie von Raoul Schrott.

Hör!spiel!art.mix

Seit Juli 2003 gibt es die wöchentliche Sendereihe hör!spiel!art.mix im Programm Bayern2. In dieser moderierten Sendung am Freitagabend werden Hörspiele und Gespräche mit Studiogästen präsentiert Zu den Gästen gehören Autoren, Dramaturgen, Regisseure, Medientheoretiker, Musiker.

„Mit dem Titel haben wir uns an Ernst Jandls gute, alte Definition des Hörspiels erinnert: ‚Hör!Spiel! ist ein doppelter Imperativ‘. Das haben wir mit ‚art.mix‘ ergänzt.“

(Herbert Kapfer im Gespräch mit Agnieszka Lessmann und Frank Olbert).[10]

Mehrteilige Hörspielproduktionen (Auswahl)

Preise (Auswahl seit 1996)

Hörspielpreis der Kriegsblinden

Karl-Sczuka-Preis

  • 2008: übersetzungen/translations von Thomas Meinecke und David Moufang (Move D).
  • 2009: Séance Vocibus Avium von Wolfgang Müller.

Hörspiel des Jahres[19]

  • 2000: Dienstag von Helmut Krausser. Regie: Bernhard Jugel und Helmut Krausser. Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst.
  • 2001: Metropolis von Thea von Harbou/Fritz Lang. Hörspielfassung: Michael Farin. Regie: Bernhard Jugel, Komposition: Laar/Zeitbloom. Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst.
  • 2002: Die Stimme des Hörers von Eran Schaerf. Sprecher: Peter Veit. Produktion: BR–Hörspiel und Medienkunst /ZKM Karlsruhe/intermedium 2.
  • 2008: Speicher von Michaela Melián. Komposition: Michaela Melián/Carl Oesterhelt. Realisation: Michaela Melián Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit den Münchener Kammerspielen 2008.
  • 2010: Memory Loops – Tonspuren zu den Orten des NS-Terrors in München 1933–1945 von Michaela Melián. Realisation und Komposition: Michaela Melián. Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt München/Kulturreferat Freie Kunst im öffentlichen Raum.
  • 2012: Orphée Mécanique von Felix Kubin. Komposition und Realisation: Felix Kubin. Produktion: BR Hörspiel und Medienkunst 2006/2012.

Grimme Online Award

Deutscher Hörbuchpreis

Einzelnachweise

  1. Herbert Kapfer: Sounds like Hörspiel. Neue Impulse für eine alte Gattung. In: epd Kirche und Rundfunk. Informationsdienst für Hörfunk und Fernsehen. Nr. 74, 21. September 1991, S. 6–9.
  2. Bettina Anita Wodianka: Intermediale Spielräume im Hörspiel der Gegenwart. In: Axel Volmar, Jens Schröter (Hrsg.): Auditive Medienkulturen. Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung. transcript Verlag, Bielefeld 2013, S. 343.
  3. Herbert Kapfer: intermedium. Vom Sound zum Bild zum Diskurs usw. In: Andreas Stuhlmann (Hrsg.): Radio-Kultur und Hör-Kunst. Zwischen Avantgarde und Popularkultur 1923–2001. Koenigshausen & Neumann, Würzburg 2001, S. 312.
  4. intermedium 2.
  5. intermedium records
  6. Die Quellen sprechen
  7. Memory Loops
  8. FM Scenario
  9. BR Hörspiel Pool
  10. Deutschlandfunk
  11. BR Hörspiel Pool – Musil, Der Mann ohne Eigenschaften. Remix
  12. BR Hörspiel Pool – Weiss, Die Ästhetik des Widerstands
  13. BR Hörspiel Pool - Kafka, Der Process.
  14. BR Hörspiel Pool – Virginia Woolf, Orlando
  15. Kulturstiftung des Bundes, Erste Erde Epos
  16. BR Hörspiel Pool - Schrott, Erste Erde Epos
  17. BR Hörspiel Pool – Bulgakow, Meister und Margarita
  18. BR Hörspiel Pool – Sterne, Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman
  19. Hörspiel des Monats/Jahres